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Energie & Management > Veranstaltung - Netzekongress fordert angemessene Finanzierung für den Ausbau
Treffpunkt Netze 2023 Quelle: BDEW
Veranstaltung

Netzekongress fordert angemessene Finanzierung für den Ausbau

Die Transformation der Strom- und Gasnetze für die Energiewende erfordere hohe Investitionen, die refinanzierbar werden müssten, lautete eine Forderung auf dem BDEW-Netzkongress 2023.
In Berlin findet vom 11. bis 12. Oktober der Kongress „Treffpunkt Netze 2023“ des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) statt. „Wir brauchen einen klaren Fokus auf Themen, die Netzbetrieb und Netzausbau voranbringen“, forderte Andrees Gentzsch, Mitglied der BDEW-Hauptgeschäftsführung, zum Auftakt. Die Netze seien die Grundlage, um die Energiewende umzusetzen. „Daher ist es entscheidend, dass die Branche diese Herausforderungen gemeinsam mit Politik und Bundesnetzagentur angeht“, so Gentzsch.

Hunderttausende von dezentralen Erzeugungsanlagen und neuen Verbrauchseinrichtungen würden in den nächsten Jahren ans Netz gehen und der Transportbedarf nehme weiter zu. Neu käme für den Hochlauf des Wasserstoffs in Deutschland ein Wasserstoffnetz hinzu. „Die Netzbetreiber benötigen in Zeiten eines sich stetig ändernden Finanzierungsumfelds dringend einen verlässlichen Ordnungsrahmen“, forderte Gentzsch von der Politik. Die Branche investiere massiv in den Aus- und Umbau der Netze.

Bis 2030 wollen die Übertragungsnetzbetreiber 126 Milliarden Euro investieren. Hinzu kommen gut 50 Milliarden Euro bei den Verteilnetzbetreibern und weitere 25 Milliarden Euro zum Aufbau des Wasserstoffkernnetzes, umriss Geentzsch. Das Stromnetz werde bis 2045 etwa doppelt so viel leisten müssen wie heute. Zusätzliches Personal sei nötig und die Beschaffungskosten für Materialien stiegen derzeit enorm. „Mit einer Haltung, bei der ,Schmalhans Küchenmeister‘ ist, werden wir die Herausforderungen nicht meistern“, mahnte der BDEW-Vertreter. Netzausbau und Netzbetrieb müssten wirtschaftlich sein.

Engpässe behindern den Netzausbau

Der Eigenkapital-Zinssatz müsse schnell und pragmatisch wettbewerbsfähig gemacht werden und die enorm steigenden Aufwände der Netzbetreiber müssen auch innerhalb der Regulierungsperiode regulatorisch anerkannt werden, forderte Geentzsch. „Wichtig ist dabei: Wir brauchen keine zusätzliche Bürokratie, die die Netzbetreiber von ihren Kernaufgaben, dem Netzausbau und dem sicheren Netzbetrieb, abhält“, schloss er.

Der Kongress steht unter dem Motto „Zusammenwachsen“, weil die Netze aller Ebenen für die Energiewende benötigt werden. Aus Sicht des Übertragungsnetzes nannte Stephan Kapferer, CEO von 50 Hertz, fünf „Bottlenecks“. Der erste Engpass der Genehmigungen scheine beseitigt, er erwartet 2024 bis 2025 die Erteilung einer Vielzahl von Genehmigungen. Der zweite Engpass seien die Fachkräfte, die zur Umsetzung benötigt werden.

Drittes Bottleneck seien die benötigten Materialien und Anlagen. Bis 2031 seien Konverter- und Kabelproduzenten in Europa bereits ausgebucht und die Nachbarländern fingen ihren Ausbau erst an. Zum vierten Engpass werde die Beschaffung von Kapital, weil international über fünf Prozent Verzinsung zu bekommen seien. „Eine Gleichbehandlung von Neu- und Bestandsanlagen beim Eigenkapitalzins kostet pro Haushalt und Monat durchschnittlich 50 Cent, so viel muss die Energiewende wert sein“, appellierte Kapferer.

Daraus ergibt sich aus seiner Sicht der 5. Engpass, die Akzeptanz. Es müsse zwischen Sichtbarkeit von Stromkabeln und Bezahlbarkeit abgewogen werden. Für den neuen Netzentwicklungsplan (NEP) seien erneut Gleichstromerdkabel eingeplant, was 16 bis 20 Milliarden Euro teurer werde als Freileitungen. Hier sei zu überlegen, wie viel wirklich sinnvoll wäre. „Wir werden das knappe Gut der öffentlichen Ressourcen und die Akzeptanz wegen der Bezahlbarkeit der Energiewende mit der Politik besprechen“, versprach Kapferer. Zugleich müssten mehr Hersteller auf den Markt, damit mehr Wettbewerb die Kosten für Stromassets reduziert, forderte Kapferer.
 
Die Diskussionsrunde während des BDEW-Netze-Kongresses 2023
Quelle: E&M/S.Harmsen

Kölner Erfahrungen mit dem Netzausbau

Susanne Fabry, Arbeitsdirektorin der Rheinenergie in Köln, benannte „Finanzierung, Flächen und Fachkräfte“ als die wichtigsten Herausforderungen ihrer Arbeit. Es sei geplant, die Länge der Fernwärmeleitungen zu verdoppeln, was zu großen Behinderungen im Straßenverkehr führen werde. Bis 2045 müssten auch Gasaußendruckkabel im Strombereich ersetzt werden. Hinzu kämen neue Elektroleitungen im Innenstadtbereich. Und einen Platz für ein zusätzliches Umspannwerk zu finden, sei in der engen Bebauung herausfordernd. Außerdem gelte in Köln: „Wenn der (Karnevals-)Zug kommt, muss jede Baustelle wieder zu sein“, erläuterte Fabry.
 

Seit der Energiepreiskrise wollten viele Kölner Unternehmen statt Erdgas mehr Strom nutzen, für den aber bisher kein Netz da sei. Von 2.700 Mitarbeitenden heute müssten 600 neu eingestellt und ausgebildet werden. Dafür seien die Ausbildungskapazitäten verdoppelt worden. Fabry erinnerte: „Es dauert aber drei Jahre, neue Leute auszubilden und weitere drei Jahre, bis sie voll einsatzfähig sind.“ Die Politik solle mehr auf die Kompetenz der Energieversorger setzen, diese Probleme zu lösen und nicht zu viel von oben regeln wollen, forderten die drei Experten.

Mittwoch, 11.10.2023, 11:18 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Veranstaltung - Netzekongress fordert angemessene Finanzierung für den Ausbau
Treffpunkt Netze 2023 Quelle: BDEW
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Netzekongress fordert angemessene Finanzierung für den Ausbau
Die Transformation der Strom- und Gasnetze für die Energiewende erfordere hohe Investitionen, die refinanzierbar werden müssten, lautete eine Forderung auf dem BDEW-Netzkongress 2023.
In Berlin findet vom 11. bis 12. Oktober der Kongress „Treffpunkt Netze 2023“ des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) statt. „Wir brauchen einen klaren Fokus auf Themen, die Netzbetrieb und Netzausbau voranbringen“, forderte Andrees Gentzsch, Mitglied der BDEW-Hauptgeschäftsführung, zum Auftakt. Die Netze seien die Grundlage, um die Energiewende umzusetzen. „Daher ist es entscheidend, dass die Branche diese Herausforderungen gemeinsam mit Politik und Bundesnetzagentur angeht“, so Gentzsch.

Hunderttausende von dezentralen Erzeugungsanlagen und neuen Verbrauchseinrichtungen würden in den nächsten Jahren ans Netz gehen und der Transportbedarf nehme weiter zu. Neu käme für den Hochlauf des Wasserstoffs in Deutschland ein Wasserstoffnetz hinzu. „Die Netzbetreiber benötigen in Zeiten eines sich stetig ändernden Finanzierungsumfelds dringend einen verlässlichen Ordnungsrahmen“, forderte Gentzsch von der Politik. Die Branche investiere massiv in den Aus- und Umbau der Netze.

Bis 2030 wollen die Übertragungsnetzbetreiber 126 Milliarden Euro investieren. Hinzu kommen gut 50 Milliarden Euro bei den Verteilnetzbetreibern und weitere 25 Milliarden Euro zum Aufbau des Wasserstoffkernnetzes, umriss Geentzsch. Das Stromnetz werde bis 2045 etwa doppelt so viel leisten müssen wie heute. Zusätzliches Personal sei nötig und die Beschaffungskosten für Materialien stiegen derzeit enorm. „Mit einer Haltung, bei der ,Schmalhans Küchenmeister‘ ist, werden wir die Herausforderungen nicht meistern“, mahnte der BDEW-Vertreter. Netzausbau und Netzbetrieb müssten wirtschaftlich sein.

Engpässe behindern den Netzausbau

Der Eigenkapital-Zinssatz müsse schnell und pragmatisch wettbewerbsfähig gemacht werden und die enorm steigenden Aufwände der Netzbetreiber müssen auch innerhalb der Regulierungsperiode regulatorisch anerkannt werden, forderte Geentzsch. „Wichtig ist dabei: Wir brauchen keine zusätzliche Bürokratie, die die Netzbetreiber von ihren Kernaufgaben, dem Netzausbau und dem sicheren Netzbetrieb, abhält“, schloss er.

Der Kongress steht unter dem Motto „Zusammenwachsen“, weil die Netze aller Ebenen für die Energiewende benötigt werden. Aus Sicht des Übertragungsnetzes nannte Stephan Kapferer, CEO von 50 Hertz, fünf „Bottlenecks“. Der erste Engpass der Genehmigungen scheine beseitigt, er erwartet 2024 bis 2025 die Erteilung einer Vielzahl von Genehmigungen. Der zweite Engpass seien die Fachkräfte, die zur Umsetzung benötigt werden.

Drittes Bottleneck seien die benötigten Materialien und Anlagen. Bis 2031 seien Konverter- und Kabelproduzenten in Europa bereits ausgebucht und die Nachbarländern fingen ihren Ausbau erst an. Zum vierten Engpass werde die Beschaffung von Kapital, weil international über fünf Prozent Verzinsung zu bekommen seien. „Eine Gleichbehandlung von Neu- und Bestandsanlagen beim Eigenkapitalzins kostet pro Haushalt und Monat durchschnittlich 50 Cent, so viel muss die Energiewende wert sein“, appellierte Kapferer.

Daraus ergibt sich aus seiner Sicht der 5. Engpass, die Akzeptanz. Es müsse zwischen Sichtbarkeit von Stromkabeln und Bezahlbarkeit abgewogen werden. Für den neuen Netzentwicklungsplan (NEP) seien erneut Gleichstromerdkabel eingeplant, was 16 bis 20 Milliarden Euro teurer werde als Freileitungen. Hier sei zu überlegen, wie viel wirklich sinnvoll wäre. „Wir werden das knappe Gut der öffentlichen Ressourcen und die Akzeptanz wegen der Bezahlbarkeit der Energiewende mit der Politik besprechen“, versprach Kapferer. Zugleich müssten mehr Hersteller auf den Markt, damit mehr Wettbewerb die Kosten für Stromassets reduziert, forderte Kapferer.
 
Die Diskussionsrunde während des BDEW-Netze-Kongresses 2023
Quelle: E&M/S.Harmsen

Kölner Erfahrungen mit dem Netzausbau

Susanne Fabry, Arbeitsdirektorin der Rheinenergie in Köln, benannte „Finanzierung, Flächen und Fachkräfte“ als die wichtigsten Herausforderungen ihrer Arbeit. Es sei geplant, die Länge der Fernwärmeleitungen zu verdoppeln, was zu großen Behinderungen im Straßenverkehr führen werde. Bis 2045 müssten auch Gasaußendruckkabel im Strombereich ersetzt werden. Hinzu kämen neue Elektroleitungen im Innenstadtbereich. Und einen Platz für ein zusätzliches Umspannwerk zu finden, sei in der engen Bebauung herausfordernd. Außerdem gelte in Köln: „Wenn der (Karnevals-)Zug kommt, muss jede Baustelle wieder zu sein“, erläuterte Fabry.
 

Seit der Energiepreiskrise wollten viele Kölner Unternehmen statt Erdgas mehr Strom nutzen, für den aber bisher kein Netz da sei. Von 2.700 Mitarbeitenden heute müssten 600 neu eingestellt und ausgebildet werden. Dafür seien die Ausbildungskapazitäten verdoppelt worden. Fabry erinnerte: „Es dauert aber drei Jahre, neue Leute auszubilden und weitere drei Jahre, bis sie voll einsatzfähig sind.“ Die Politik solle mehr auf die Kompetenz der Energieversorger setzen, diese Probleme zu lösen und nicht zu viel von oben regeln wollen, forderten die drei Experten.

Mittwoch, 11.10.2023, 11:18 Uhr
Susanne Harmsen

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