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Energie & Management > Studien - McKinsey schlägt wirtschaftlicheren Energiewendepfad vor
Quelle: Shutterstock / Jevanto Productions
Studien

McKinsey schlägt wirtschaftlicheren Energiewendepfad vor

Mit einem abgewandelten Energiewendepfad ließen sich die deutschen Klimaschutzziele leichter und wirtschaftlicher umsetzen, zeigt McKinsey in einer eigen initiierten Studie.
Bis 2030 soll der Ausstoß von Treibhausgasen um 65 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 sinken, bis 2045 soll schließlich gar kein CO2 mehr ausgestoßen werden − diesem Ziel hat sich Deutschland durch sein Klimaschutzgesetz verschrieben. 

Den durch diese Ziele bedingte „fundamentale Umbau des deutschen Energiesystems“ gilt es, so fordert es das Beratungshaus McKinsey, zu gesamtwirtschaftlich optimalen Kosten zu bewerkstelligen. Die Autoren schlagen in ihrer Studie eine Weiterentwicklung des politisch eingeschlagenen Energiewendepfads vor, der die Systemkosten für den Umbau des Stromsystems bis 2035 senken könnte − und dies bei Einhaltung der Emissionsminderungsziele.

Die Unternehmensberater skizzieren einen Pfad, der im Vergleich zum gegenwärtigen Planungsstand der Politik, von einem geringeren Ausbau der Erneuerbaren ausgeht. Entgegen der politisch für 2035 anvisierten 506.000 MW gehen sie von einem Ausbau der Erneuerbaren auf 350.000 MW aus. Den Schwerpunkt legen die Autoren dagegen auf den Bau moderner, wasserstofftauglicher Gaskraftwerke. Deren Kapazität sollte insbesondere im Süden Deutschlands, wo der Strombedarf besonders hoch ist, bis 2035 auf 50.000 MW ausgebaut werden − statt auf 9.000 MW.
 
Studie „Zukunftspfad Stromversorgung - Perspektiven zur Erhöhung der Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit der Energiewende in Deutschland bis 2035“
(zum Öffnen bitte auf das PDF klicken)
Quelle: McKinsey & Company

Gesellschaftliche Akzeptanz von vornherein einbeziehen

„Als positiven Effekt würden weniger aufwändige und kostenintensive Stromleitungen benötigt, weil mehr Energie dort erzeugt würde, wo sie benötigt wird, und bestehende Netz genutzt werden könnten“, ist in dem Papier des Beratungshauses zu lesen. Da der skizzierte Energiewendepfad stärker darauf abziele, die bestehende Infrastruktur zu nutzen, anstatt sie neu aufzubauen, sei er zudem „leichter umsetzbar“, schreiben die Autoren in ihrer Zusammenfassung der Ergebnisse.

Als Beispiel hierfür führen sie die favorisierten Gaskraftwerke an: Diese ließen sich − anders als neue Windkraftanlagen oder Strommasten − an bereits bestehenden Kraftwerksstandorten errichten. Die gesellschaftliche Akzeptanz für den Bau eines Kraftwerks auf bereits zuvor genutzten Kraftwerksflächen wäre höher, da neue Windkraftanlagen und Stromleitungen erfahrungsgemäß häufiger auf Widerstand stoßen. Letzteres habe die Umsetzung der Ausbaupläne bislang unnötig verzögert und verteuert. 

Die Autoren heben die drei wesentliche Vorteile ihres Ansatzes hervor: 
  • Höhere Wirtschaftlichkeit: McKinsey zufolge seien die Investitionskosten in ihrem vorgeschlagenen Pfad um etwa 20 Prozent geringer, was etwa einer Einsparung von 150 Milliarden Euro entspräche. Für die Endkunden würde der abgewandelte Energiepfad eine Stabilisierung der Strompreise bei etwa 42 bis 44 Cent/kWh bedeuten. Das sei laut der Autoren über 10 Prozent weniger als bei der Umsetzung der aktuellen Pläne. Letztere prognostizierten einen Anstieg der Strompreise auf 47 bis 49 Cent/kWh.
  • Vergleichbare Nachhaltigkeit: Zwar sei der gegenüber den aktuellen Plänen der Bundesregierung anvisierte CO2-Ausstoß in 2035 zunächst etwas höher (29 versus 24 Megatonnen). Dies ließe sich jedoch mit Wasserstoff als Energieträger und mithilfe von Technologien wie die Abscheidung und Speicherung von CO2 (Carbon Capture and Storage, CCS) wieder reduzieren. Auf dieses Weise könnte auch bei dem von McKinsey vorgeschlagenen Pfad eine Emissionsreduzierung von 90 Prozent gegenüber 2022 erreicht werden und der Emissionsanteil des Energiesektors von aktuell 37 Prozent auf 8 bis 10 Prozent des deutschen Emissionsziels im Jahr 2035 reduziert werden.
  • Verbesserte Versorgungssicherheit: Die Autoren gehen davon aus, dass sich durch ihre vorgeschlagenen Maßnahmen bei Dunkelflauten in Wintermonaten und zu Spitzenlastzeiten der deutschlandweite Strombedarf vollständig mithilfe inländischer Erzeugungskapazität decken lässt. Der eingeschlagene Energiewendepfad der Bundesregierung gehe dagegen davon aus, 2035 auf bis zu 30.000 MW Kapazität aus dem Ausland angewiesen zu sein.
Die 72-seitige Studie „Zukunftspfad Stromversorgung - Perspektiven zur Erhöhung der Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit der Energiewende in Deutschland bis 2035“ stellt McKinsey auf ihrer Internetseite zum Download bereit. Die Unternehmensberatung betont, die Studie auf eigene Initiative erstell zu haben, sprich ohne Auftraggeber und Bezahlung.

Dienstag, 23.01.2024, 12:42 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Studien - McKinsey schlägt wirtschaftlicheren Energiewendepfad vor
Quelle: Shutterstock / Jevanto Productions
Studien
McKinsey schlägt wirtschaftlicheren Energiewendepfad vor
Mit einem abgewandelten Energiewendepfad ließen sich die deutschen Klimaschutzziele leichter und wirtschaftlicher umsetzen, zeigt McKinsey in einer eigen initiierten Studie.
Bis 2030 soll der Ausstoß von Treibhausgasen um 65 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 sinken, bis 2045 soll schließlich gar kein CO2 mehr ausgestoßen werden − diesem Ziel hat sich Deutschland durch sein Klimaschutzgesetz verschrieben. 

Den durch diese Ziele bedingte „fundamentale Umbau des deutschen Energiesystems“ gilt es, so fordert es das Beratungshaus McKinsey, zu gesamtwirtschaftlich optimalen Kosten zu bewerkstelligen. Die Autoren schlagen in ihrer Studie eine Weiterentwicklung des politisch eingeschlagenen Energiewendepfads vor, der die Systemkosten für den Umbau des Stromsystems bis 2035 senken könnte − und dies bei Einhaltung der Emissionsminderungsziele.

Die Unternehmensberater skizzieren einen Pfad, der im Vergleich zum gegenwärtigen Planungsstand der Politik, von einem geringeren Ausbau der Erneuerbaren ausgeht. Entgegen der politisch für 2035 anvisierten 506.000 MW gehen sie von einem Ausbau der Erneuerbaren auf 350.000 MW aus. Den Schwerpunkt legen die Autoren dagegen auf den Bau moderner, wasserstofftauglicher Gaskraftwerke. Deren Kapazität sollte insbesondere im Süden Deutschlands, wo der Strombedarf besonders hoch ist, bis 2035 auf 50.000 MW ausgebaut werden − statt auf 9.000 MW.
 
Studie „Zukunftspfad Stromversorgung - Perspektiven zur Erhöhung der Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit der Energiewende in Deutschland bis 2035“
(zum Öffnen bitte auf das PDF klicken)
Quelle: McKinsey & Company

Gesellschaftliche Akzeptanz von vornherein einbeziehen

„Als positiven Effekt würden weniger aufwändige und kostenintensive Stromleitungen benötigt, weil mehr Energie dort erzeugt würde, wo sie benötigt wird, und bestehende Netz genutzt werden könnten“, ist in dem Papier des Beratungshauses zu lesen. Da der skizzierte Energiewendepfad stärker darauf abziele, die bestehende Infrastruktur zu nutzen, anstatt sie neu aufzubauen, sei er zudem „leichter umsetzbar“, schreiben die Autoren in ihrer Zusammenfassung der Ergebnisse.

Als Beispiel hierfür führen sie die favorisierten Gaskraftwerke an: Diese ließen sich − anders als neue Windkraftanlagen oder Strommasten − an bereits bestehenden Kraftwerksstandorten errichten. Die gesellschaftliche Akzeptanz für den Bau eines Kraftwerks auf bereits zuvor genutzten Kraftwerksflächen wäre höher, da neue Windkraftanlagen und Stromleitungen erfahrungsgemäß häufiger auf Widerstand stoßen. Letzteres habe die Umsetzung der Ausbaupläne bislang unnötig verzögert und verteuert. 

Die Autoren heben die drei wesentliche Vorteile ihres Ansatzes hervor: 
  • Höhere Wirtschaftlichkeit: McKinsey zufolge seien die Investitionskosten in ihrem vorgeschlagenen Pfad um etwa 20 Prozent geringer, was etwa einer Einsparung von 150 Milliarden Euro entspräche. Für die Endkunden würde der abgewandelte Energiepfad eine Stabilisierung der Strompreise bei etwa 42 bis 44 Cent/kWh bedeuten. Das sei laut der Autoren über 10 Prozent weniger als bei der Umsetzung der aktuellen Pläne. Letztere prognostizierten einen Anstieg der Strompreise auf 47 bis 49 Cent/kWh.
  • Vergleichbare Nachhaltigkeit: Zwar sei der gegenüber den aktuellen Plänen der Bundesregierung anvisierte CO2-Ausstoß in 2035 zunächst etwas höher (29 versus 24 Megatonnen). Dies ließe sich jedoch mit Wasserstoff als Energieträger und mithilfe von Technologien wie die Abscheidung und Speicherung von CO2 (Carbon Capture and Storage, CCS) wieder reduzieren. Auf dieses Weise könnte auch bei dem von McKinsey vorgeschlagenen Pfad eine Emissionsreduzierung von 90 Prozent gegenüber 2022 erreicht werden und der Emissionsanteil des Energiesektors von aktuell 37 Prozent auf 8 bis 10 Prozent des deutschen Emissionsziels im Jahr 2035 reduziert werden.
  • Verbesserte Versorgungssicherheit: Die Autoren gehen davon aus, dass sich durch ihre vorgeschlagenen Maßnahmen bei Dunkelflauten in Wintermonaten und zu Spitzenlastzeiten der deutschlandweite Strombedarf vollständig mithilfe inländischer Erzeugungskapazität decken lässt. Der eingeschlagene Energiewendepfad der Bundesregierung gehe dagegen davon aus, 2035 auf bis zu 30.000 MW Kapazität aus dem Ausland angewiesen zu sein.
Die 72-seitige Studie „Zukunftspfad Stromversorgung - Perspektiven zur Erhöhung der Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit der Energiewende in Deutschland bis 2035“ stellt McKinsey auf ihrer Internetseite zum Download bereit. Die Unternehmensberatung betont, die Studie auf eigene Initiative erstell zu haben, sprich ohne Auftraggeber und Bezahlung.

Dienstag, 23.01.2024, 12:42 Uhr
Davina Spohn

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