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Energie & Management > Erdgas - LNG-Terminal Mukran auf Rügen vor endgültiger Genehmigung
Ist seit 3. April Geschichte: Der Shuttle-Verkehr zur Neptune in Lubmin. Quelle: Deutsche Regas
Erdgas

LNG-Terminal Mukran auf Rügen vor endgültiger Genehmigung

Das im Probebetrieb laufende LNG-Terminal „Deutsche Ostsee“ in Mukran wird in diesen Tagen die finale Genehmigung erhalten. Der Shuttle-Verkehr zur „Neptune“ in Lubmin ist eingestellt.
Ein erster großer Tag für die Deutsche Regas, die das Flüssigerdgas-Terminal in Mukran auf der Ostseeinsel Rügen als privates Unternehmen betreibt, war der 24. Februar. Da gab es – nach endlosen Protesten, Streitereien und juristischen Auseinandersetzung − grünes Licht von den Landesbehörden in Mecklenburg-Vorpommern zum Start des Probebetriebes.

Im Januar war ohne größere Verzögerung die 50 Kilometer lange Ostseeanbindungsleitung (OAL) durch den Fernleitungsnetzbetreiber Gascade fertiggestellt worden. Sie verbindet die LNG-Anlage auf Rügen mit dem deutschen Fernleitungsnetz in Lubmin. Hier war bis Ende August 2022 noch russisches Erdgas über die Nordstream-1-Pipeline angekommen.

Jetzt sind die Entwürfe für die wasserrechtliche und immissionsschutzrechtliche Erlaubnis veröffentlicht worden. Das bedeutet, dass die Erteilung derselben unmittelbar bevorsteht. Unter anderem geht es dabei um die Einleitung von Abwasser in Form von „temperaturverändertem Seewasser“. Auf dem Regasifizierungsschiff „Energos Power“ wird das von Tankern angelieferte verflüssigte Erdgas durch Erwärmen regasifiziert und in die OAL eingespeist. Dazu wird Seewasser genutzt.
 
Die Energos-Power erreicht Rügen
Quelle: Deutsche Regas / Christian Morgenstern

In den kommenden Monaten gesellt sich noch die „Neptune“ als zweite FSRU-Einheit (Floating Storage and Regasification Unit) dazu. Sie wird von ihrem jetzigen Standort in Lubmin abgezogen und ebenfalls im Industriehafen Mukran Platz finden. Beide Einheiten sollen im Regelbetrieb eine jährliche Einspeisung von 13,4 Milliarden Kubikmeter Erdgas ermöglichen.

Hintergrund des Platzwechsels der „Neptune“ ist der geringe Tiefgang in Lubmin. Dadurch konnten die großen LNG-Tanker nicht direkt andocken, sondern mussten das Flüssigerdgas an tieferen Stellen an kleine Shuttle-Schiffe übergeben, die es zur FSRU brachten. Seit dem 3. April ist dieses Verfahren Geschichte: Nachdem sie mit der „Seapeak Hispania“ den letzten LNG-Tanker entladen haben, stellen die drei Pendelschiffe ihren Betrieb ein, teilte die Deutsche Regas mit.

Aufsichtsratsvorsitzender Prof. Stephan Knabe erklärte dazu: „Wir beginnen heute damit, unsere Regasifizierungskapazitäten vollständig nach Mukran zu verlegen und uns in Lubmin vollkommen auf das Thema Wasserstoff zu konzentrieren – ein richtungsweisender Schritt in unserer noch jungen Unternehmensgeschichte.“ Wie berichtet, will die Deutsche Regas am bisherigen Terminalstandort große Elektrolysekapazitäten errichten.

Shuttle-Verkehr zur „Neptune“ beendet, Umzug steht bevor

Bis zu ihrer endgültigen Verlegung wird die „Neptune“, so heißt es seitens der Regas weiter, noch an Bord befindliches LNG regasifizieren und in die Fernleitungsinfrastruktur Eugal/NEL einspeisen. Danach steht ein vorübergehender Aufenthalt in einer europäischen Werft für Umrüstungsarbeiten an. Die Verlegung nach Mukran soll Anfang des Sommers erfolgen. Während des Betriebs der LNG-Terminals in Lubmin hat die Regas nach eigenen Angaben 480 Ship-to-Ship Transfers ohne Zwischenfälle durchgeführt und damit zur Versorgung von rund 1,3 Millionen Haushalten beigetragen.

Sowohl die Gemeinde Binz auf Rügen als auch die Deutsche Umwelthilfe, die von Anfang an versucht haben, das Vorhaben mit diversen rechtlichen Schritten zu verhindern und damit jedes Mal gescheitert sind, haben im Fall einer Genehmigung des Regelbetriebs erneut Klagen angekündigt. Die Gegner des Projektes führen immer wieder Gefahren für die Umwelt und negative Auswirkungen auf den Tourismus an. Auch sprechen sie davon, dass damit Überkapazitäten geschaffen würden.

In der Politik und bei den Genehmigungsbehörden wird das ganz anders gesehen. Sie argumentieren, dass gerade der Standort Mukran mit seiner schon erwähnten hervorragenden Anbindung ans Fernleitungsnetz für die Versorgung von Ostdeutschland und Süddeutschland besonders wichtig ist. Auch könne es bei den Terminals auch mal Ausfälle geben, sodass Reservekapazitäten bereitstehen müssten.
 
Visualisierung des festen LNG-Terminals in Stade
Quelle: HEH

Weitere LNG-Projekte

Zu den bestehenden schwimmenden LNG-Terminals in Wilhelmshaven, Lubmin und Brunsbüttel, die seit dem Winter 2022 in Betrieb sind, sollen neben Mukran noch zwei weitere dazukommen: In Stade ist ein FSRU im Testbetrieb stationiert, in Wilhelmshaven ist Platz für eine zweite Einheit geschaffen worden. In Stade, Wilhelmshaven und Brunsbüttel sind bis 2027 feste Terminals mit Lagertanks geplant, die kostengünstiger arbeiten können als schwimmende Einheiten. Letztere sollen dann abgezogen werden.

Das Konsortium Hanseatic Energy Hub (HEH) hatte erst kürzlich die finale Investitionsentscheidung für das stationäre Terminal in Stade bekannt gegeben. Eine Milliarde Euro sollen in den Bau investiert werden. Die Kapazität der Anlage wird mit 13,3 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr angegeben.

Mittwoch, 3.04.2024, 16:21 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Erdgas - LNG-Terminal Mukran auf Rügen vor endgültiger Genehmigung
Ist seit 3. April Geschichte: Der Shuttle-Verkehr zur Neptune in Lubmin. Quelle: Deutsche Regas
Erdgas
LNG-Terminal Mukran auf Rügen vor endgültiger Genehmigung
Das im Probebetrieb laufende LNG-Terminal „Deutsche Ostsee“ in Mukran wird in diesen Tagen die finale Genehmigung erhalten. Der Shuttle-Verkehr zur „Neptune“ in Lubmin ist eingestellt.
Ein erster großer Tag für die Deutsche Regas, die das Flüssigerdgas-Terminal in Mukran auf der Ostseeinsel Rügen als privates Unternehmen betreibt, war der 24. Februar. Da gab es – nach endlosen Protesten, Streitereien und juristischen Auseinandersetzung − grünes Licht von den Landesbehörden in Mecklenburg-Vorpommern zum Start des Probebetriebes.

Im Januar war ohne größere Verzögerung die 50 Kilometer lange Ostseeanbindungsleitung (OAL) durch den Fernleitungsnetzbetreiber Gascade fertiggestellt worden. Sie verbindet die LNG-Anlage auf Rügen mit dem deutschen Fernleitungsnetz in Lubmin. Hier war bis Ende August 2022 noch russisches Erdgas über die Nordstream-1-Pipeline angekommen.

Jetzt sind die Entwürfe für die wasserrechtliche und immissionsschutzrechtliche Erlaubnis veröffentlicht worden. Das bedeutet, dass die Erteilung derselben unmittelbar bevorsteht. Unter anderem geht es dabei um die Einleitung von Abwasser in Form von „temperaturverändertem Seewasser“. Auf dem Regasifizierungsschiff „Energos Power“ wird das von Tankern angelieferte verflüssigte Erdgas durch Erwärmen regasifiziert und in die OAL eingespeist. Dazu wird Seewasser genutzt.
 
Die Energos-Power erreicht Rügen
Quelle: Deutsche Regas / Christian Morgenstern

In den kommenden Monaten gesellt sich noch die „Neptune“ als zweite FSRU-Einheit (Floating Storage and Regasification Unit) dazu. Sie wird von ihrem jetzigen Standort in Lubmin abgezogen und ebenfalls im Industriehafen Mukran Platz finden. Beide Einheiten sollen im Regelbetrieb eine jährliche Einspeisung von 13,4 Milliarden Kubikmeter Erdgas ermöglichen.

Hintergrund des Platzwechsels der „Neptune“ ist der geringe Tiefgang in Lubmin. Dadurch konnten die großen LNG-Tanker nicht direkt andocken, sondern mussten das Flüssigerdgas an tieferen Stellen an kleine Shuttle-Schiffe übergeben, die es zur FSRU brachten. Seit dem 3. April ist dieses Verfahren Geschichte: Nachdem sie mit der „Seapeak Hispania“ den letzten LNG-Tanker entladen haben, stellen die drei Pendelschiffe ihren Betrieb ein, teilte die Deutsche Regas mit.

Aufsichtsratsvorsitzender Prof. Stephan Knabe erklärte dazu: „Wir beginnen heute damit, unsere Regasifizierungskapazitäten vollständig nach Mukran zu verlegen und uns in Lubmin vollkommen auf das Thema Wasserstoff zu konzentrieren – ein richtungsweisender Schritt in unserer noch jungen Unternehmensgeschichte.“ Wie berichtet, will die Deutsche Regas am bisherigen Terminalstandort große Elektrolysekapazitäten errichten.

Shuttle-Verkehr zur „Neptune“ beendet, Umzug steht bevor

Bis zu ihrer endgültigen Verlegung wird die „Neptune“, so heißt es seitens der Regas weiter, noch an Bord befindliches LNG regasifizieren und in die Fernleitungsinfrastruktur Eugal/NEL einspeisen. Danach steht ein vorübergehender Aufenthalt in einer europäischen Werft für Umrüstungsarbeiten an. Die Verlegung nach Mukran soll Anfang des Sommers erfolgen. Während des Betriebs der LNG-Terminals in Lubmin hat die Regas nach eigenen Angaben 480 Ship-to-Ship Transfers ohne Zwischenfälle durchgeführt und damit zur Versorgung von rund 1,3 Millionen Haushalten beigetragen.

Sowohl die Gemeinde Binz auf Rügen als auch die Deutsche Umwelthilfe, die von Anfang an versucht haben, das Vorhaben mit diversen rechtlichen Schritten zu verhindern und damit jedes Mal gescheitert sind, haben im Fall einer Genehmigung des Regelbetriebs erneut Klagen angekündigt. Die Gegner des Projektes führen immer wieder Gefahren für die Umwelt und negative Auswirkungen auf den Tourismus an. Auch sprechen sie davon, dass damit Überkapazitäten geschaffen würden.

In der Politik und bei den Genehmigungsbehörden wird das ganz anders gesehen. Sie argumentieren, dass gerade der Standort Mukran mit seiner schon erwähnten hervorragenden Anbindung ans Fernleitungsnetz für die Versorgung von Ostdeutschland und Süddeutschland besonders wichtig ist. Auch könne es bei den Terminals auch mal Ausfälle geben, sodass Reservekapazitäten bereitstehen müssten.
 
Visualisierung des festen LNG-Terminals in Stade
Quelle: HEH

Weitere LNG-Projekte

Zu den bestehenden schwimmenden LNG-Terminals in Wilhelmshaven, Lubmin und Brunsbüttel, die seit dem Winter 2022 in Betrieb sind, sollen neben Mukran noch zwei weitere dazukommen: In Stade ist ein FSRU im Testbetrieb stationiert, in Wilhelmshaven ist Platz für eine zweite Einheit geschaffen worden. In Stade, Wilhelmshaven und Brunsbüttel sind bis 2027 feste Terminals mit Lagertanks geplant, die kostengünstiger arbeiten können als schwimmende Einheiten. Letztere sollen dann abgezogen werden.

Das Konsortium Hanseatic Energy Hub (HEH) hatte erst kürzlich die finale Investitionsentscheidung für das stationäre Terminal in Stade bekannt gegeben. Eine Milliarde Euro sollen in den Bau investiert werden. Die Kapazität der Anlage wird mit 13,3 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr angegeben.

Mittwoch, 3.04.2024, 16:21 Uhr
Günter Drewnitzky

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