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Energie & Management > Gas - Europa bleibt Schlüsselmarkt für russisches LNG
Quelle: Shutterstock / Wojciech Wrzesien
Gas

Europa bleibt Schlüsselmarkt für russisches LNG

Schiffe mit russischem LNG an Bord legen vorzugsweise in europäischen Häfen an. Daher stiegen die europäischen LNG-Importe aus Russland im ersten Quartal. In Asien dagegen sanken sie.
Wie die russische Wirtschaftszeitung Kommersant im April berichtete, hat Russland im ersten Quartal nach Angaben des Marktdatenanalysten Kpler insgesamt 8,7 Millionen Tonnen LNG und somit 4,3 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum exportiert. Das Gros davon entfiel ungeachtet der politischen Eiszeit auf Länder der EU. Sie importierten knapp 5 Millionen Tonnen LNG, was einem Anstieg von 4 Prozent auf Jahresbasis entspricht.

Nach Asien verschiffte Russland mit 3,16 Millionen Tonnen dagegen 7 Prozent weniger LNG. Größte Abnehmer waren Japan mit 1,67 Millionen Tonnen und China mit 0,78 Millionen Tonnen.

Frankreich bezog 1,6 Millionen Tonnen, Spanien 1 Million Tonnen und Belgien 1,6 Millionen Tonnen LNG aus Russland. In der EU waren diese Länder wie im letzten Jahr die größten Kunden innerhalb der EU.

Transportkosten und US-Sanktionen wirken

„Aufgrund der unterschiedlichen Logistikkosten ist die Belieferung des europäischen Marktes unter den aktuellen Bedingungen für russische Hersteller rentabler“, erklärte Iwan Timonin, Projektmanager bei Implementa, laut russischen Nachrichtenagenturen am 9. April. Die europäischen Länder seien aktuell der Schlüsselmarkt für russisches Flüssigerdgas.

Gleichzeitig geht Timonin davon aus, dass der Anteil asiatischer Empfängerländer an russischen LNG-Lieferungen mittelfristig deutlich zunimmt. Besonders Lieferungen nach China vom Werk Arctic LNG 2 auf der nordsibirischen Halbinsel Gydan dürften dazu beitragen. Die erste Produktionslinie verflüssigt seit Dezember 2023 Gas. Doch die erste angekündigte Seefracht im ersten Quartal dieses Jahres ist ausgeblieben.
 
 
Das Unternehmen Novatek kümmere sich um dieses Problem und führe dementsprechende Verhandlungen, hatte der russische Vizepremier Alexander Novak Ende März auf einer Pressekonferenz russischen Medien zufolge erklärt. Infolge der jüngsten Sanktionen der USA seit Februar hängen in Südkorea LNG-Spezialtanker der Eisklasse Arc 7 fest. Auch die Swesda-Werft an der russischen Ostküste lieferte an Novatek noch keinen derartigen Spezialtanker aus.

Murmansk LNG nimmt Fahrt auf

Russische Finanzanalysten von BCS Investmentwelt erklärten zu den Tanker-Engpässen im April, dass Novatek seinem dritten Großprojekt Murmansk LNG den Vorzug geben und bei Arctic LNG 2 statt drei nur zwei Produktionslinien bauen könne. Drei Linien sind nahe dem Bauzentrum Belokamenka für große LNG-Frachten mit einer Gesamtkapazität von 20,4 Millionen Tonnen LNG im Jahr geplant.

Der Standort Murmansk im Grenzgebiet zu Norwegen bietet gegenüber den weiter östlich gelegenen sibirischen LNG-Werken auf Jamal und Gydan den Vorteil, dass es mit Überschuss-Strom vom nahe gelegenen Kernkraftwerk Kola versorgt wird und daher keine Turbinenimporte benötigt. Den Anschluss hatten Novatek und der russische Stromnetzbetreiber im September 2023 vertraglich vereinbart.

Auch Kapazität und Streckenverlauf für die Zubringer-Gasleitung von Wolchow nach Murmansk und Belokamenka stehen inzwischen fest. Die russische Regierung verabschiedete im März eigens dazu einen Beschluss. Die 1.300 Kilometer lange Pipeline soll im Jahr 41,2 Milliarden Kubikmeter Gas transportieren können, wovon 30 Milliarden Kubikmeter für die Gasverflüssigung und der Rest zur Gasversorgung von Nordkarelien und der Region Murmansk auf der Halbinsel Kola vorgesehen sind.

Novatek will die Gasleitung laut jüngsten Medienberichten bis 2028 fertigstellen und sie dann dem russischen Gaskonzern Gazprom übereignen. Um die Baukosten abzudecken, ist hier die Rede davon, dass Novatek für seine Gastransporte über das Netz von Gazprom Abschläge erhalten soll. Für den LNG-Abtransport vom künftigen Werk Murmansk LNG sind keine LNG-Tanker Arc 7 nötig, weil die Kola-Bucht ganzjährig eisfrei und schiffbar ist. Der Schiffsverkehr ist demzufolge mit üblichen LNG-Tankern machbar, auch wenn diese wegen großer Nachfrage aktuell ebenso Mangelware sind.

LNG von Jamal-Halbinsel bleibt in Europa

Dass in diesem Jahr über die Nordmeer-Route, wie von Nowak in Aussicht gestellt, tatsächlich mehr LNG-Seefracht auf Asien Kurs nimmt, ist angesichts der Tanker-Engpässe fraglich. Laut Kommersant partizipierten russische Lieferanten im März nicht am rasanten Anstieg der LNG-Importe in Asien.

Doch Gazproms LNG-Werk auf der Pazifikinsel Sachalin, das den asiatischen Markt bedient, steigerte im März nur die Lieferungen nach Japan um 28 Prozent auf 0,57 Millionen Tonnen. Im Vergleich zum Vorjahr lieferte nach Südkorea um 60 Prozent und China um 25 Prozent weniger. Nach Indien und Thailand verschiffte es im März gar kein LNG. Bei der Belieferung des asiatischen Marktes zeigte Jamal LNG zudem keine starke Dynamik. Fast das gesamte Jamal-LNG-Gas verbleibe in Europa, erklärte Viktor Katona vom maritimen Informationsdienst Kpler.

Donnerstag, 18.04.2024, 12:19 Uhr
Josephine Bollinger-Kanne
Energie & Management > Gas - Europa bleibt Schlüsselmarkt für russisches LNG
Quelle: Shutterstock / Wojciech Wrzesien
Gas
Europa bleibt Schlüsselmarkt für russisches LNG
Schiffe mit russischem LNG an Bord legen vorzugsweise in europäischen Häfen an. Daher stiegen die europäischen LNG-Importe aus Russland im ersten Quartal. In Asien dagegen sanken sie.
Wie die russische Wirtschaftszeitung Kommersant im April berichtete, hat Russland im ersten Quartal nach Angaben des Marktdatenanalysten Kpler insgesamt 8,7 Millionen Tonnen LNG und somit 4,3 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum exportiert. Das Gros davon entfiel ungeachtet der politischen Eiszeit auf Länder der EU. Sie importierten knapp 5 Millionen Tonnen LNG, was einem Anstieg von 4 Prozent auf Jahresbasis entspricht.

Nach Asien verschiffte Russland mit 3,16 Millionen Tonnen dagegen 7 Prozent weniger LNG. Größte Abnehmer waren Japan mit 1,67 Millionen Tonnen und China mit 0,78 Millionen Tonnen.

Frankreich bezog 1,6 Millionen Tonnen, Spanien 1 Million Tonnen und Belgien 1,6 Millionen Tonnen LNG aus Russland. In der EU waren diese Länder wie im letzten Jahr die größten Kunden innerhalb der EU.

Transportkosten und US-Sanktionen wirken

„Aufgrund der unterschiedlichen Logistikkosten ist die Belieferung des europäischen Marktes unter den aktuellen Bedingungen für russische Hersteller rentabler“, erklärte Iwan Timonin, Projektmanager bei Implementa, laut russischen Nachrichtenagenturen am 9. April. Die europäischen Länder seien aktuell der Schlüsselmarkt für russisches Flüssigerdgas.

Gleichzeitig geht Timonin davon aus, dass der Anteil asiatischer Empfängerländer an russischen LNG-Lieferungen mittelfristig deutlich zunimmt. Besonders Lieferungen nach China vom Werk Arctic LNG 2 auf der nordsibirischen Halbinsel Gydan dürften dazu beitragen. Die erste Produktionslinie verflüssigt seit Dezember 2023 Gas. Doch die erste angekündigte Seefracht im ersten Quartal dieses Jahres ist ausgeblieben.
 
 
Das Unternehmen Novatek kümmere sich um dieses Problem und führe dementsprechende Verhandlungen, hatte der russische Vizepremier Alexander Novak Ende März auf einer Pressekonferenz russischen Medien zufolge erklärt. Infolge der jüngsten Sanktionen der USA seit Februar hängen in Südkorea LNG-Spezialtanker der Eisklasse Arc 7 fest. Auch die Swesda-Werft an der russischen Ostküste lieferte an Novatek noch keinen derartigen Spezialtanker aus.

Murmansk LNG nimmt Fahrt auf

Russische Finanzanalysten von BCS Investmentwelt erklärten zu den Tanker-Engpässen im April, dass Novatek seinem dritten Großprojekt Murmansk LNG den Vorzug geben und bei Arctic LNG 2 statt drei nur zwei Produktionslinien bauen könne. Drei Linien sind nahe dem Bauzentrum Belokamenka für große LNG-Frachten mit einer Gesamtkapazität von 20,4 Millionen Tonnen LNG im Jahr geplant.

Der Standort Murmansk im Grenzgebiet zu Norwegen bietet gegenüber den weiter östlich gelegenen sibirischen LNG-Werken auf Jamal und Gydan den Vorteil, dass es mit Überschuss-Strom vom nahe gelegenen Kernkraftwerk Kola versorgt wird und daher keine Turbinenimporte benötigt. Den Anschluss hatten Novatek und der russische Stromnetzbetreiber im September 2023 vertraglich vereinbart.

Auch Kapazität und Streckenverlauf für die Zubringer-Gasleitung von Wolchow nach Murmansk und Belokamenka stehen inzwischen fest. Die russische Regierung verabschiedete im März eigens dazu einen Beschluss. Die 1.300 Kilometer lange Pipeline soll im Jahr 41,2 Milliarden Kubikmeter Gas transportieren können, wovon 30 Milliarden Kubikmeter für die Gasverflüssigung und der Rest zur Gasversorgung von Nordkarelien und der Region Murmansk auf der Halbinsel Kola vorgesehen sind.

Novatek will die Gasleitung laut jüngsten Medienberichten bis 2028 fertigstellen und sie dann dem russischen Gaskonzern Gazprom übereignen. Um die Baukosten abzudecken, ist hier die Rede davon, dass Novatek für seine Gastransporte über das Netz von Gazprom Abschläge erhalten soll. Für den LNG-Abtransport vom künftigen Werk Murmansk LNG sind keine LNG-Tanker Arc 7 nötig, weil die Kola-Bucht ganzjährig eisfrei und schiffbar ist. Der Schiffsverkehr ist demzufolge mit üblichen LNG-Tankern machbar, auch wenn diese wegen großer Nachfrage aktuell ebenso Mangelware sind.

LNG von Jamal-Halbinsel bleibt in Europa

Dass in diesem Jahr über die Nordmeer-Route, wie von Nowak in Aussicht gestellt, tatsächlich mehr LNG-Seefracht auf Asien Kurs nimmt, ist angesichts der Tanker-Engpässe fraglich. Laut Kommersant partizipierten russische Lieferanten im März nicht am rasanten Anstieg der LNG-Importe in Asien.

Doch Gazproms LNG-Werk auf der Pazifikinsel Sachalin, das den asiatischen Markt bedient, steigerte im März nur die Lieferungen nach Japan um 28 Prozent auf 0,57 Millionen Tonnen. Im Vergleich zum Vorjahr lieferte nach Südkorea um 60 Prozent und China um 25 Prozent weniger. Nach Indien und Thailand verschiffte es im März gar kein LNG. Bei der Belieferung des asiatischen Marktes zeigte Jamal LNG zudem keine starke Dynamik. Fast das gesamte Jamal-LNG-Gas verbleibe in Europa, erklärte Viktor Katona vom maritimen Informationsdienst Kpler.

Donnerstag, 18.04.2024, 12:19 Uhr
Josephine Bollinger-Kanne

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