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Energie & Management > Sonderheft: Stark Im Wind - Konzentrierte Wartung
Quelle: Abo Wind
Sonderheft: Stark Im Wind

Konzentrierte Wartung

Im schrumpfenden Windmarkt hat auch bei O&M ein Konzentrationsprozess stattgefunden. Jetzt stehen die Zeichen auf Ausbau. Kehrt sich der Prozess um? E&M hat Einschätzungen eingeholt.
Windenergieanlagen müssen an Land und auf See zum Standort transportiert, errichtet, verkabelt, gewartet, zertifiziert werden, es müssen Verschleißkomponenten repariert oder gewechselt werden. Das ist das Feld von Operations and Maintenance (O&M). Wartung und Instandsetzung. In Deutschland steht diese Wertschöpfungsstufe wieder auf Wachstum, seit dessen Ausbauziele besonders ehrgeizig sind (Verdopplung onshore auf 115.000 MW bis 2030 und mehr als eine Vervierfachung offshore auf 40.000 MW) und da hier die technischen Nachrüstanforderungen besonders streng sind (Redispatch 2.0, bedarfsabhängige Nachtkennzeichnung).

Um den O&M-Markt ringen die Windturbinenhersteller (OEM), Windparkprojektierer, Betriebsführer (Operators) und unabhängige Serviceunternehmen (ISP).
Allein im Offshore-Segment entfiel 2022 von 21.400 Beschäftigten (Vollzeitäquivalenten) in den meisten Bundesländern grob jeder achte auf O&M, so eine Studie von Windresearch. Von einem Konzentrationsprozess ist die Rede: Große Auftraggeber kaufen O&M-Unternehmen auf und auch unter den ISP gibt es Übernahmen, Fusionen und strategische Kooperationen. Erst recht während des vorangegangenen „Fadenrisses“ in der deutschen Windindustrie, als Firmen den Windmarkt verließen, verschwanden oder sich zusammenschlossen.

Jetzt müsste sich der Konsolidierungsprozess ins Gegenteil gedreht haben. Oder?
E&M hat Verbände, Projektentwickler, Betriebsführer und O&M-Unternehmen dazu befragt. Die Antwort ist fast einhellig: Die Konzentration geht weiter. Oder schritt bis vor Kurzem fort. Nur dem VDMA Power Systems liegen diesbezüglich „keine Einschätzungen vor“, so eine Sprecherin. Vielmehr benennen in dem Fachverband zusammengeschlossene Hersteller und Lieferanten von Anlagen den Fachkräftemangel als „erhebliches“ Problem.

Was nur die Windkraft auf See angeht, beobachtet wiederum der Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore aus Auftraggeber- und Wettbewerbersicht „unterschiedliche Tendenzen“. BWO-Geschäftsführer Stefan Thimm erklärt weiter: „Eine davon ist in der Tat eine Konzentration.“ Sie ergebe sich aus der Nachfrage von Betreibern nach Servicekräften mit Erfahrung. Daran mangele es. Thimm fordert daher eine Aus- und Weiterbildungsoffensive − von der Branche, aber auch von der Politik. Der Bund hat diese zwar schon angekündigt, allerdings nicht speziell für die Erneuerbaren.
 
Stefan Thimm (Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore): „Wir beobachten unterschiedliche Tendenzen. Eine davon ist in der Tat eine Konzentration“
Quelle: BWO

Für den Bremerhavener Windindustrieverband Wab, der seinen Schwerpunkt ebenfalls offshore hat, ist eine O&M-Konzentration „verstärkt wahrnehmbar“, erklärt Wab-Geschäftsführerin Heike Winkler, wenngleich es diese „grundsätzlich schon immer“ gegeben habe. Winkler begründet die Entwicklung damit, dass nur finanzstarke Service- und Wartungsunternehmen große, lang laufende O&M-Kampagnen auf See vorfinanziert, versichert und personell umgesetzt bekommen. Damit meint sie beispielsweise Vollwartungsverträge oder Großkomponententauschkampagnen, die große Schiffe und eine langfristige Lagerhaltung bedingen. „Für kleinere Unternehmen kommen dann Teilaufträge infrage oder die Rolle des Unterauftragnehmers“, so Winkler. Oder sie dringen so erstmals in den O&M-Markt vor.
 
Heike Winkler (Wab): „Die großen Aufträge können nur von einigen wenigen großen Anbietern realisiert werden“
Quelle: Wab/Buchholz

Auch durch Übernahmen gewachsen ist der mutmaßliche On- und Offshore-Weltmarktführer unter den herstellerunabhängigen ISP, die Deutsche Windtechnik AG aus Bremen. Prokurist Hendrik Böschen spricht allerdings davon, dass eine „intensive Konsolidierung des Servicemarktes vor einigen Jahren“ eher zum Stillstand gekommen sei. Böschen beobachtet, dass größere Windparkbetreiber aufgrund verschiedener Hersteller und Anlagengenerationen „an Grenzen stoßen, wenn sie testweise O&M-Auftragsvolumen zulasten von ISP ins eigene Haus holen. Diese Lage sei eine „gute Chance“ für die Deutsche Windtechnik mit ihrer Multi-Brand-Strategie.

Der PNE-Konzern aus Cuxhaven, ein ebenfalls auf See wie an Land aktiver O&M-Wettbewerber, kommt zu einem ähnlichen Schluss: Einkaufstouren von Energieversorgern (EVU) oder großen konzernunabhängigen Stromerzeugern (IPP) hätten die Zahl der unabhängigen Serviceanbieter, der ISP also, reduziert, erklärt Carsten Kühne, Leiter Vertrieb der PNE-Tochter Energy Consult. Windparkbetreiber konzentrierten sich aber auf ihren eigenen Bestand. Damit bedienen sie, so kann man weiterdenken, keine anderen Turbinentypen.

Dies werde in Deutschland besonders onshore deutlich, und zwar bei den Windrädern, die nach 20 Jahren aus der Förderung gefallen sind (Ü20-Anlagen). Kühne: „Hier fehlt es mittlerweile an ausreichenden Wettbewerbern, da die großen Hersteller ihren Fokus auf die mit dem Neuanlagenverkauf einhergehenden Serviceverträge legen. Beim Weiterbetrieb bieten sie weitestgehend nur noch Basisverträge an.“ Full-Service-Verträge für Ü20 sind selten geworden.
In den jüngsten 24 Monaten seien aber auch neue ISP in den Markt gestoßen, sodass „mittelfristig wieder hinreichend Wettbewerb vorhanden sein sollte“, so Kühne.
 
Carsten Kühne (Energy Consult): „Die Reduzierung des Wettbewerbs ist aus Kostensicht kritisch zu sehen“
Quelle: PNE AG

Auch der Wiesbadener Erneuerbaren-Projektierer Abo Wind, der ebenfalls im Windparkbetrieb und in O&M tätig ist, allerdings ausschließlich an Land, bestätigt die Konzentration. Markus Nass, Abteilungsleiter Vertrieb und Geschäftsentwicklung Service, führt dies darauf zurück, dass sowohl die zunehmende Zahl an Windparks als auch der steigende präventive Wartungsbedarf eine breite geografische und technologische Abdeckung erfordern. Damit gerieten kleine und mittelgroße ISP unter Druck, sich auf bestimmte Leistungen zu fokussieren oder irgendwie gemeinsame Sache zu machen.
Abo Wind profitiere von der O&M-Marktkonsolidierung in Deutschland, indem sie von 24 Standorten aus fast alle Anlagentypen bediene. 2021 hatte Abo Wind von der VSB-Gruppe deren Instandhaltungssparte für Windräder mit damals 21 Standorten übernommen und damit ihr O&M-Geschäftsfeld auf einen Schlag verdoppelt.
 
Markus Nass (Abo Wind): „Wir sehen deutliche Bewegungen hin zu einer Konsolidierung des Marktes“
Quelle: Abo Wind

Die Baywa Re aus München, die vom grünen Energiehandel über die Projektierung zu einem der großen europaweiten Serviceunternehmen für Erneuerbare an Land expandiert ist, sieht für sich ebenfalls Wachstumschancen. Laut Dominik Fröhler, Geschäftsführer der Baywa Re Operation Services GmbH, werden „viele“ kleinere Betriebsführer und deren Partner- oder Subunternehmen von strengeren EU-Vorgaben zur IT-Sicherheit kritischer Infrastruktur (Kritis) erfasst, die sie nicht mehr allein umsetzen können. Baywa Re dagegen ist mit seinem Informationssicherheitsmanagementsystem (ISMS) seit Jahren zertifiziert. Man sei offen für neue Kooperationen, erklärt Fröhler. 
 
Dominik Fröhler (Baywa Re Operation Services): „Partnerunternehmen könnten unser Portfolio gut ergänzen“
Quelle: Baywa Re


 

Freitag, 22.09.2023, 09:00 Uhr
Georg Eble
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Quelle: Abo Wind
Sonderheft: Stark Im Wind
Konzentrierte Wartung
Im schrumpfenden Windmarkt hat auch bei O&M ein Konzentrationsprozess stattgefunden. Jetzt stehen die Zeichen auf Ausbau. Kehrt sich der Prozess um? E&M hat Einschätzungen eingeholt.
Windenergieanlagen müssen an Land und auf See zum Standort transportiert, errichtet, verkabelt, gewartet, zertifiziert werden, es müssen Verschleißkomponenten repariert oder gewechselt werden. Das ist das Feld von Operations and Maintenance (O&M). Wartung und Instandsetzung. In Deutschland steht diese Wertschöpfungsstufe wieder auf Wachstum, seit dessen Ausbauziele besonders ehrgeizig sind (Verdopplung onshore auf 115.000 MW bis 2030 und mehr als eine Vervierfachung offshore auf 40.000 MW) und da hier die technischen Nachrüstanforderungen besonders streng sind (Redispatch 2.0, bedarfsabhängige Nachtkennzeichnung).

Um den O&M-Markt ringen die Windturbinenhersteller (OEM), Windparkprojektierer, Betriebsführer (Operators) und unabhängige Serviceunternehmen (ISP).
Allein im Offshore-Segment entfiel 2022 von 21.400 Beschäftigten (Vollzeitäquivalenten) in den meisten Bundesländern grob jeder achte auf O&M, so eine Studie von Windresearch. Von einem Konzentrationsprozess ist die Rede: Große Auftraggeber kaufen O&M-Unternehmen auf und auch unter den ISP gibt es Übernahmen, Fusionen und strategische Kooperationen. Erst recht während des vorangegangenen „Fadenrisses“ in der deutschen Windindustrie, als Firmen den Windmarkt verließen, verschwanden oder sich zusammenschlossen.

Jetzt müsste sich der Konsolidierungsprozess ins Gegenteil gedreht haben. Oder?
E&M hat Verbände, Projektentwickler, Betriebsführer und O&M-Unternehmen dazu befragt. Die Antwort ist fast einhellig: Die Konzentration geht weiter. Oder schritt bis vor Kurzem fort. Nur dem VDMA Power Systems liegen diesbezüglich „keine Einschätzungen vor“, so eine Sprecherin. Vielmehr benennen in dem Fachverband zusammengeschlossene Hersteller und Lieferanten von Anlagen den Fachkräftemangel als „erhebliches“ Problem.

Was nur die Windkraft auf See angeht, beobachtet wiederum der Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore aus Auftraggeber- und Wettbewerbersicht „unterschiedliche Tendenzen“. BWO-Geschäftsführer Stefan Thimm erklärt weiter: „Eine davon ist in der Tat eine Konzentration.“ Sie ergebe sich aus der Nachfrage von Betreibern nach Servicekräften mit Erfahrung. Daran mangele es. Thimm fordert daher eine Aus- und Weiterbildungsoffensive − von der Branche, aber auch von der Politik. Der Bund hat diese zwar schon angekündigt, allerdings nicht speziell für die Erneuerbaren.
 
Stefan Thimm (Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore): „Wir beobachten unterschiedliche Tendenzen. Eine davon ist in der Tat eine Konzentration“
Quelle: BWO

Für den Bremerhavener Windindustrieverband Wab, der seinen Schwerpunkt ebenfalls offshore hat, ist eine O&M-Konzentration „verstärkt wahrnehmbar“, erklärt Wab-Geschäftsführerin Heike Winkler, wenngleich es diese „grundsätzlich schon immer“ gegeben habe. Winkler begründet die Entwicklung damit, dass nur finanzstarke Service- und Wartungsunternehmen große, lang laufende O&M-Kampagnen auf See vorfinanziert, versichert und personell umgesetzt bekommen. Damit meint sie beispielsweise Vollwartungsverträge oder Großkomponententauschkampagnen, die große Schiffe und eine langfristige Lagerhaltung bedingen. „Für kleinere Unternehmen kommen dann Teilaufträge infrage oder die Rolle des Unterauftragnehmers“, so Winkler. Oder sie dringen so erstmals in den O&M-Markt vor.
 
Heike Winkler (Wab): „Die großen Aufträge können nur von einigen wenigen großen Anbietern realisiert werden“
Quelle: Wab/Buchholz

Auch durch Übernahmen gewachsen ist der mutmaßliche On- und Offshore-Weltmarktführer unter den herstellerunabhängigen ISP, die Deutsche Windtechnik AG aus Bremen. Prokurist Hendrik Böschen spricht allerdings davon, dass eine „intensive Konsolidierung des Servicemarktes vor einigen Jahren“ eher zum Stillstand gekommen sei. Böschen beobachtet, dass größere Windparkbetreiber aufgrund verschiedener Hersteller und Anlagengenerationen „an Grenzen stoßen, wenn sie testweise O&M-Auftragsvolumen zulasten von ISP ins eigene Haus holen. Diese Lage sei eine „gute Chance“ für die Deutsche Windtechnik mit ihrer Multi-Brand-Strategie.

Der PNE-Konzern aus Cuxhaven, ein ebenfalls auf See wie an Land aktiver O&M-Wettbewerber, kommt zu einem ähnlichen Schluss: Einkaufstouren von Energieversorgern (EVU) oder großen konzernunabhängigen Stromerzeugern (IPP) hätten die Zahl der unabhängigen Serviceanbieter, der ISP also, reduziert, erklärt Carsten Kühne, Leiter Vertrieb der PNE-Tochter Energy Consult. Windparkbetreiber konzentrierten sich aber auf ihren eigenen Bestand. Damit bedienen sie, so kann man weiterdenken, keine anderen Turbinentypen.

Dies werde in Deutschland besonders onshore deutlich, und zwar bei den Windrädern, die nach 20 Jahren aus der Förderung gefallen sind (Ü20-Anlagen). Kühne: „Hier fehlt es mittlerweile an ausreichenden Wettbewerbern, da die großen Hersteller ihren Fokus auf die mit dem Neuanlagenverkauf einhergehenden Serviceverträge legen. Beim Weiterbetrieb bieten sie weitestgehend nur noch Basisverträge an.“ Full-Service-Verträge für Ü20 sind selten geworden.
In den jüngsten 24 Monaten seien aber auch neue ISP in den Markt gestoßen, sodass „mittelfristig wieder hinreichend Wettbewerb vorhanden sein sollte“, so Kühne.
 
Carsten Kühne (Energy Consult): „Die Reduzierung des Wettbewerbs ist aus Kostensicht kritisch zu sehen“
Quelle: PNE AG

Auch der Wiesbadener Erneuerbaren-Projektierer Abo Wind, der ebenfalls im Windparkbetrieb und in O&M tätig ist, allerdings ausschließlich an Land, bestätigt die Konzentration. Markus Nass, Abteilungsleiter Vertrieb und Geschäftsentwicklung Service, führt dies darauf zurück, dass sowohl die zunehmende Zahl an Windparks als auch der steigende präventive Wartungsbedarf eine breite geografische und technologische Abdeckung erfordern. Damit gerieten kleine und mittelgroße ISP unter Druck, sich auf bestimmte Leistungen zu fokussieren oder irgendwie gemeinsame Sache zu machen.
Abo Wind profitiere von der O&M-Marktkonsolidierung in Deutschland, indem sie von 24 Standorten aus fast alle Anlagentypen bediene. 2021 hatte Abo Wind von der VSB-Gruppe deren Instandhaltungssparte für Windräder mit damals 21 Standorten übernommen und damit ihr O&M-Geschäftsfeld auf einen Schlag verdoppelt.
 
Markus Nass (Abo Wind): „Wir sehen deutliche Bewegungen hin zu einer Konsolidierung des Marktes“
Quelle: Abo Wind

Die Baywa Re aus München, die vom grünen Energiehandel über die Projektierung zu einem der großen europaweiten Serviceunternehmen für Erneuerbare an Land expandiert ist, sieht für sich ebenfalls Wachstumschancen. Laut Dominik Fröhler, Geschäftsführer der Baywa Re Operation Services GmbH, werden „viele“ kleinere Betriebsführer und deren Partner- oder Subunternehmen von strengeren EU-Vorgaben zur IT-Sicherheit kritischer Infrastruktur (Kritis) erfasst, die sie nicht mehr allein umsetzen können. Baywa Re dagegen ist mit seinem Informationssicherheitsmanagementsystem (ISMS) seit Jahren zertifiziert. Man sei offen für neue Kooperationen, erklärt Fröhler. 
 
Dominik Fröhler (Baywa Re Operation Services): „Partnerunternehmen könnten unser Portfolio gut ergänzen“
Quelle: Baywa Re


 

Freitag, 22.09.2023, 09:00 Uhr
Georg Eble

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