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Energie & Management > Stromnetz - Habeck offen für überirdische Stromautobahnen
Quelle: Fotolia / Gina Sanders
Stromnetz

Habeck offen für überirdische Stromautobahnen

Die Energiewende ist nach Ansicht von Wirtschaftsminister Robert Habeck im Plan. Unter einer Bedingung sei mit ihm auch ein kostensparendes Umplanen der Stromautobahnen machbar.
Trotz aller Schwierigkeiten und Proteste sieht Wirtschaftsminister Robert Habeck den Ausbau von Ökostrom aus Wind und Sonne im Plan. „Wenn wir in dem Tempo weitermachen, dann haben wir es geschafft“, sagte der Grünen-Politiker am 27. Februar im brandenburgischen Cottbus. „Wir biegen jetzt ein auf die Zielerreichungspfade.“

Bis 2030 sollen nach Plänen der Bundesregierung 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen kommen. Derzeit ist es gut die Hälfte. Dafür werden nicht nur Solar- und Windparks ausgebaut, sondern auch die Stromnetze. Zugleich braucht es neue Kraftwerke für den Fall, dass der Wind nicht weht oder die Sonne nicht scheint. Sie sollen erst mit Erdgas betrieben werden und später mit Wasserstoff. Ziel ist, dass Deutschland ab 2045 keine zusätzlichen Treibhausgase mehr in die Atmosphäre bläst. 

Habeck wurde bei einer Konferenz des Energieverbands BDEW in Cottbus von einigen wütenden Demonstranten mit einem Hup- und Pfeifkonzert und Rücktrittsforderungen empfangen. Auch die Opposition hatte zuletzt Zweifel geäußert, ob die Energiewende - also der Umstieg von Gas, Kohle und Öl auf erneuerbare Energien - funktionieren kann und schnell genug geht. 

Habeck betonte hingegen: „Es ist lösbar, es ist überschaubar.“ Windräder seien heute um den Faktor sechs bis sieben leistungsstärker als alte. Deshalb gelte: 10.000 Windräder müssten raus und 10.000 neue Anlagen rein. „Machbar ist das natürlich.“ 

Habeck zeigte sich offen, große Überlandleitungen für Strom doch überirdisch zu bauen statt, wie geplant, in der Erde zu verlegen. Das würde aus Sicht der Netzbetreiber zweistellige Milliardenbeträge sparen. „Es darf aber nicht zu Verzögerungen führen“, forderte der Minister. „Das muss ratzfatz gehen.“ Werde dazu nicht binnen weniger Wochen ein Konsens der Ministerpräsidenten und der Bundesregierung erreicht, solle man nicht umplanen. 

Stefan Kapferer, Chef des Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertz, sagte, bei der Beschleunigung des Ausbaus sei extrem viel passiert. Grundsätzlich gelte: „Wir sind ja auch bei der Energiewende viel weiter, als das in der öffentlichen Wahrnehmung der Fall ist. Wir werden irgendwo zerrieben zwischen AfD und Apokalypse. Und das ist schlecht. Wir müssen, glaube ich, die positiven Dinge in den Vordergrund stellen.“ 

Kommunen warnen wegen Wärmeplanung 

Für die Wärmewende forderten die kommunalen Versorger und der Städte- und Gemeindebund auf der Konferenz finanzielle Unterstützung des Bundes. Sie warnten Bauministerin Klara Geywitz (SPD) davor, die Kommunen bei der Wärmeplanung zu überfordern. 

Nach dem neuen Wärmeplanungsgesetz sollen Großstädte bis Ende Juni 2026, kleinere Städte und Gemeinden mit weniger als 100.000 Einwohnern bis Ende Juni 2028 Wärmepläne erstellen (wir berichteten). Der Bund unterstützt die Kommunen dabei mit 500 Millionen Euro. 

Es seien vor allem die Kommunen, die 80 bis 90 Prozent der Gesetze ausführten, sagte Andre Berghegger, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. Sie bräuchten Hilfe, etwa für Planungen. Überforderung erzeuge Frust und koste Akzeptanz. 

Sorge um Debattenkultur 

Habeck äußerte große Bedenken wegen der Debattenkultur in Deutschland. Statt einander wegzubrüllen, müsse man miteinander reden und auch zuhören. Wenn keine Kompromisse mehr möglich seien, zerstöre das die Demokratie, sagte Habeck. „Vor den ganzen Energiefragen steht die gesellschaftliche Energie, und die muss sich auch erneuern.“

Die Konferenz fand in der Lausitz statt, die wegen des Abschieds von der Braunkohle von der Energiewende besonders betroffen ist. Der geplante Kohleausstieg - vorgesehen für 2038 und nach dem Willen der Ampel-Koalition wünschenswert schon 2030 - war auf den ersten Podien aber kein Thema. Vielmehr ging es fast nur noch um erneuerbare Energien, Netze und Wasserstoff-Projekte.

Dienstag, 27.02.2024, 17:59 Uhr
dpa
Energie & Management > Stromnetz - Habeck offen für überirdische Stromautobahnen
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Stromnetz
Habeck offen für überirdische Stromautobahnen
Die Energiewende ist nach Ansicht von Wirtschaftsminister Robert Habeck im Plan. Unter einer Bedingung sei mit ihm auch ein kostensparendes Umplanen der Stromautobahnen machbar.
Trotz aller Schwierigkeiten und Proteste sieht Wirtschaftsminister Robert Habeck den Ausbau von Ökostrom aus Wind und Sonne im Plan. „Wenn wir in dem Tempo weitermachen, dann haben wir es geschafft“, sagte der Grünen-Politiker am 27. Februar im brandenburgischen Cottbus. „Wir biegen jetzt ein auf die Zielerreichungspfade.“

Bis 2030 sollen nach Plänen der Bundesregierung 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen kommen. Derzeit ist es gut die Hälfte. Dafür werden nicht nur Solar- und Windparks ausgebaut, sondern auch die Stromnetze. Zugleich braucht es neue Kraftwerke für den Fall, dass der Wind nicht weht oder die Sonne nicht scheint. Sie sollen erst mit Erdgas betrieben werden und später mit Wasserstoff. Ziel ist, dass Deutschland ab 2045 keine zusätzlichen Treibhausgase mehr in die Atmosphäre bläst. 

Habeck wurde bei einer Konferenz des Energieverbands BDEW in Cottbus von einigen wütenden Demonstranten mit einem Hup- und Pfeifkonzert und Rücktrittsforderungen empfangen. Auch die Opposition hatte zuletzt Zweifel geäußert, ob die Energiewende - also der Umstieg von Gas, Kohle und Öl auf erneuerbare Energien - funktionieren kann und schnell genug geht. 

Habeck betonte hingegen: „Es ist lösbar, es ist überschaubar.“ Windräder seien heute um den Faktor sechs bis sieben leistungsstärker als alte. Deshalb gelte: 10.000 Windräder müssten raus und 10.000 neue Anlagen rein. „Machbar ist das natürlich.“ 

Habeck zeigte sich offen, große Überlandleitungen für Strom doch überirdisch zu bauen statt, wie geplant, in der Erde zu verlegen. Das würde aus Sicht der Netzbetreiber zweistellige Milliardenbeträge sparen. „Es darf aber nicht zu Verzögerungen führen“, forderte der Minister. „Das muss ratzfatz gehen.“ Werde dazu nicht binnen weniger Wochen ein Konsens der Ministerpräsidenten und der Bundesregierung erreicht, solle man nicht umplanen. 

Stefan Kapferer, Chef des Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertz, sagte, bei der Beschleunigung des Ausbaus sei extrem viel passiert. Grundsätzlich gelte: „Wir sind ja auch bei der Energiewende viel weiter, als das in der öffentlichen Wahrnehmung der Fall ist. Wir werden irgendwo zerrieben zwischen AfD und Apokalypse. Und das ist schlecht. Wir müssen, glaube ich, die positiven Dinge in den Vordergrund stellen.“ 

Kommunen warnen wegen Wärmeplanung 

Für die Wärmewende forderten die kommunalen Versorger und der Städte- und Gemeindebund auf der Konferenz finanzielle Unterstützung des Bundes. Sie warnten Bauministerin Klara Geywitz (SPD) davor, die Kommunen bei der Wärmeplanung zu überfordern. 

Nach dem neuen Wärmeplanungsgesetz sollen Großstädte bis Ende Juni 2026, kleinere Städte und Gemeinden mit weniger als 100.000 Einwohnern bis Ende Juni 2028 Wärmepläne erstellen (wir berichteten). Der Bund unterstützt die Kommunen dabei mit 500 Millionen Euro. 

Es seien vor allem die Kommunen, die 80 bis 90 Prozent der Gesetze ausführten, sagte Andre Berghegger, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. Sie bräuchten Hilfe, etwa für Planungen. Überforderung erzeuge Frust und koste Akzeptanz. 

Sorge um Debattenkultur 

Habeck äußerte große Bedenken wegen der Debattenkultur in Deutschland. Statt einander wegzubrüllen, müsse man miteinander reden und auch zuhören. Wenn keine Kompromisse mehr möglich seien, zerstöre das die Demokratie, sagte Habeck. „Vor den ganzen Energiefragen steht die gesellschaftliche Energie, und die muss sich auch erneuern.“

Die Konferenz fand in der Lausitz statt, die wegen des Abschieds von der Braunkohle von der Energiewende besonders betroffen ist. Der geplante Kohleausstieg - vorgesehen für 2038 und nach dem Willen der Ampel-Koalition wünschenswert schon 2030 - war auf den ersten Podien aber kein Thema. Vielmehr ging es fast nur noch um erneuerbare Energien, Netze und Wasserstoff-Projekte.

Dienstag, 27.02.2024, 17:59 Uhr
dpa

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