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Energie & Management > Studien - Bayerische Wirtschaft gegen Teilung der Strompreiszone
Quelle: Fotolia / Minerva Studio
Studien

Bayerische Wirtschaft gegen Teilung der Strompreiszone

Eine Aufteilung Deutschlands in zwei Strompreiszonen würde negative wirtschaftliche Folgen haben. Das hat Prognos für die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) ermittelt.
Die Beratungsfirma Prognos hat am 27. Februar Vorschläge für ein Stromsystem in Zeiten der Energiewende gemacht. Auftraggeber war die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW). Aktuell wird im Norden Deutschlands mehr erneuerbarer Strom erzeugt als benötigt, der Verbrauch ist allerdings im Süden am höchsten. Da dazwischen Netzengpässe liegen, erwägt die EU eine Aufteilung Deutschlands in verschiedene Strompreiszonen. Damit würde Strom im Süden teurer. Dieser Idee widerspricht die Prognos-Studie unter der „Voraussetzung, dass der Netzausbau zügig vorangetrieben wird“.

Neben höheren Strompreisen bremst eine Aufteilung der deutschen Preiszone demnach die Planungssicherheit bei Unternehmen und die Liquidität des deutschen Strommarktes aus. Aktuell bekommen Stromerzeuger in ganz Deutschland zur selben Zeit denselben Preis. Allerdings lässt er sich nicht immer zu den Verbrauchern transportieren. Dann müssen im Norden Anlagen abgeregelt werden gegen Entschädigung und im Süden zusätzlich Kraftwerke angefahren werden. Diese sogenannten Redispatchkosten betragen schon jetzt über 1 Milliarde Euro jährlich und werden von den Stromverbrauchern über die Netzentgelte getragen.

Durch eine geografische Aufteilung des Marktes könnten Kraftwerksbetreiber auch zum Bau von Erneuerbare-Energien-Anlagen im Süden und Westen bewegt werden, so Prognos weiter. „Bei genauer Analyse eines Strompreiszonen-Splits zeigt sich schnell, dass negative Auswirkungen überwiegen“, bewertete VBW-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Die Berater von Prognos sprechen sich für neue Anreize beim Bau von Gaskraftwerken aus. Diese seien notwendig, um den Ausstieg aus der Kohle zu bewältigen, heißt es in der Studie.

Gaskraftwerke im Süden fördern

Besonders Kraftwerke, die mit Wasserstoff betrieben werden, könnten in Zeiten von wenig Wind und Sonne wegen ihrer Flexibilität eine bedeutende Rolle spielen.
Dieser Forderung schließt sich die VBW an. Besonders Kraftwerke, die mit Wasserstoff betrieben werden könnten („H2-ready“), seien für die sichere Stromversorgung dringend nötig. „Können Wind und Sonne nicht genug Energie erzeugen, müssen flexible Gaskraftwerke unsere Stromversorgung sichern“, bekräftigte Brossardt.

Da sich Back-up-Gaskraftwerke nicht wirtschaftlich betreiben ließen und der Ausbau deshalb lahme, fordert der Verband, die Betreiber für die Bereitstellung der Kapazitäten zu bezahlen. Damit der Bau attraktiv wird, schlägt die VBW einen selektiven Kapazitätsmechanismus vor. Dieser entlohne einerseits die Betreiber für ihren erzeugten Strom, andererseits erhielten sie Geld für ihre Funktion als Versicherer, weil sie Kapazitäten bereitstellen, die einspringen könnten.

Brossardt erläuterte: „Eine alleinige Finanzierung der Kraftwerke über den Strommarkt würde zu einem starken Anstieg der Strompreise führen, und die jährlichen Mehrkosten lägen bei bis zu 7,6 Milliarden Euro.“ Der Anreiz für neue Gaskraftwerke würde dagegen nur etwa 1 Milliarde Euro kosten, schätzt die VBW.

Neuerungen im Strommarkt nötig

Neben dem Kapazitätsmechanismus zur Finanzierung neuer Gaskraftwerke brauche es weitere Neuerungen am Strommarkt. Die Verstromung von Wasserstoff drohe zukünftig die Strompreise spürbar zu erhöhen. „Nach unseren Berechnungen könnte so im Jahr 2035 der durchschnittliche Strompreis von 6,8 Ct/kWh auf 11,1 Ct/kWh steigen“, so die VBW.

„Für ein stabiles Strompreisniveau muss ein Instrument eingeführt werden, dass die Preisdifferenz am Strommarkt zwischen Wasserstoff und Erdgas ausgleicht“, forderte Brossardt daher. Das würde jährlich rund 5 Milliarden Euro kosten. „Ohne Regulierung könnten sich die Mehrkosten am Strommarkt aber auf etwa 37 Milliarden Euro pro Jahr belaufen“, mahnte Brossardt.

Die VBW hält zudem die weitere Förderung des Ausbaus erneuerbarer Energien für notwendig und sinnvoll. Mit Differenzverträgen (CfD) könnten Betreiber solcher Anlagen einerseits einen festgeschriebenen Erlös für erzeugten Strom erhalten. Andererseits würden über die Erlösgrenze hinausgehende Einnahmen an den Staat fließen. „Damit wird der Fortschritt hin zur klimaneutralen Energieversorgung vorangetrieben, und Verbraucher könnten in Zeiten extrem hoher Preise am Strommarkt entlastet werden“, so Brossardt.

Die VBW-Studie zum Strommarktdesign steht im Internet bereit. 

Dienstag, 27.02.2024, 12:25 Uhr
Susanne Harmsen
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Studien
Bayerische Wirtschaft gegen Teilung der Strompreiszone
Eine Aufteilung Deutschlands in zwei Strompreiszonen würde negative wirtschaftliche Folgen haben. Das hat Prognos für die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) ermittelt.
Die Beratungsfirma Prognos hat am 27. Februar Vorschläge für ein Stromsystem in Zeiten der Energiewende gemacht. Auftraggeber war die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW). Aktuell wird im Norden Deutschlands mehr erneuerbarer Strom erzeugt als benötigt, der Verbrauch ist allerdings im Süden am höchsten. Da dazwischen Netzengpässe liegen, erwägt die EU eine Aufteilung Deutschlands in verschiedene Strompreiszonen. Damit würde Strom im Süden teurer. Dieser Idee widerspricht die Prognos-Studie unter der „Voraussetzung, dass der Netzausbau zügig vorangetrieben wird“.

Neben höheren Strompreisen bremst eine Aufteilung der deutschen Preiszone demnach die Planungssicherheit bei Unternehmen und die Liquidität des deutschen Strommarktes aus. Aktuell bekommen Stromerzeuger in ganz Deutschland zur selben Zeit denselben Preis. Allerdings lässt er sich nicht immer zu den Verbrauchern transportieren. Dann müssen im Norden Anlagen abgeregelt werden gegen Entschädigung und im Süden zusätzlich Kraftwerke angefahren werden. Diese sogenannten Redispatchkosten betragen schon jetzt über 1 Milliarde Euro jährlich und werden von den Stromverbrauchern über die Netzentgelte getragen.

Durch eine geografische Aufteilung des Marktes könnten Kraftwerksbetreiber auch zum Bau von Erneuerbare-Energien-Anlagen im Süden und Westen bewegt werden, so Prognos weiter. „Bei genauer Analyse eines Strompreiszonen-Splits zeigt sich schnell, dass negative Auswirkungen überwiegen“, bewertete VBW-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Die Berater von Prognos sprechen sich für neue Anreize beim Bau von Gaskraftwerken aus. Diese seien notwendig, um den Ausstieg aus der Kohle zu bewältigen, heißt es in der Studie.

Gaskraftwerke im Süden fördern

Besonders Kraftwerke, die mit Wasserstoff betrieben werden, könnten in Zeiten von wenig Wind und Sonne wegen ihrer Flexibilität eine bedeutende Rolle spielen.
Dieser Forderung schließt sich die VBW an. Besonders Kraftwerke, die mit Wasserstoff betrieben werden könnten („H2-ready“), seien für die sichere Stromversorgung dringend nötig. „Können Wind und Sonne nicht genug Energie erzeugen, müssen flexible Gaskraftwerke unsere Stromversorgung sichern“, bekräftigte Brossardt.

Da sich Back-up-Gaskraftwerke nicht wirtschaftlich betreiben ließen und der Ausbau deshalb lahme, fordert der Verband, die Betreiber für die Bereitstellung der Kapazitäten zu bezahlen. Damit der Bau attraktiv wird, schlägt die VBW einen selektiven Kapazitätsmechanismus vor. Dieser entlohne einerseits die Betreiber für ihren erzeugten Strom, andererseits erhielten sie Geld für ihre Funktion als Versicherer, weil sie Kapazitäten bereitstellen, die einspringen könnten.

Brossardt erläuterte: „Eine alleinige Finanzierung der Kraftwerke über den Strommarkt würde zu einem starken Anstieg der Strompreise führen, und die jährlichen Mehrkosten lägen bei bis zu 7,6 Milliarden Euro.“ Der Anreiz für neue Gaskraftwerke würde dagegen nur etwa 1 Milliarde Euro kosten, schätzt die VBW.

Neuerungen im Strommarkt nötig

Neben dem Kapazitätsmechanismus zur Finanzierung neuer Gaskraftwerke brauche es weitere Neuerungen am Strommarkt. Die Verstromung von Wasserstoff drohe zukünftig die Strompreise spürbar zu erhöhen. „Nach unseren Berechnungen könnte so im Jahr 2035 der durchschnittliche Strompreis von 6,8 Ct/kWh auf 11,1 Ct/kWh steigen“, so die VBW.

„Für ein stabiles Strompreisniveau muss ein Instrument eingeführt werden, dass die Preisdifferenz am Strommarkt zwischen Wasserstoff und Erdgas ausgleicht“, forderte Brossardt daher. Das würde jährlich rund 5 Milliarden Euro kosten. „Ohne Regulierung könnten sich die Mehrkosten am Strommarkt aber auf etwa 37 Milliarden Euro pro Jahr belaufen“, mahnte Brossardt.

Die VBW hält zudem die weitere Förderung des Ausbaus erneuerbarer Energien für notwendig und sinnvoll. Mit Differenzverträgen (CfD) könnten Betreiber solcher Anlagen einerseits einen festgeschriebenen Erlös für erzeugten Strom erhalten. Andererseits würden über die Erlösgrenze hinausgehende Einnahmen an den Staat fließen. „Damit wird der Fortschritt hin zur klimaneutralen Energieversorgung vorangetrieben, und Verbraucher könnten in Zeiten extrem hoher Preise am Strommarkt entlastet werden“, so Brossardt.

Die VBW-Studie zum Strommarktdesign steht im Internet bereit. 

Dienstag, 27.02.2024, 12:25 Uhr
Susanne Harmsen

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