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Energie & Management > Stromnetz - FNN: Abhängigkeiten bei Wechselrichtern vermeiden
Quelle: Shutterstock
Stromnetz

FNN: Abhängigkeiten bei Wechselrichtern vermeiden

Das Forum Netztechnik / Netzbetrieb im VDE erarbeitet die technischen Anforderungen für Leistungselektronik, die künftig Systemdienstleistungen sicherstellen soll.
In Kürze will das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) seine „Roadmap Systemstabilität“ vorstellen. Diese soll aufzeigen, wie die Transformation des Energiesystems angesichts der vielfältigen Herausforderungen in einem sicheren Rahmen ablaufen kann. Bei einem Pressgespräch des Forums Netztechnik / Netzbetrieb im Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE/FNN) wurde deutlich:
  • Diese Systemstabilität muss in einem größeren Zusammenhang gedacht werden.
  • Und Verbrauch, Erzeugung sowie das Netz als einzelne Komponenten des Gesamtsystems müssen aufeinander abgestimmt sein.
Deshalb sieht laut Joachim Kabs, Geschäftsführer der Bayernwerk Netz und Vorstandsvorsitzender des VDE/FNN, auch drei Aktionsschwerpunkte für das Forum: Zum einen dürfe der Systemumbau hin zur Klimaneutralität die Versorgungssicherheit nicht gefährden. Die Fähigkeiten von Großkraftwerken müssten auf die neuen Betriebsmittel übertragen werden, wobei der bisherige Zubau der erneuerbaren Energien in einem stabilen System erfolgt sei, betonte Kabs.

Zum anderen wolle die Branche den Netzbetrieb nachhaltig und klimaschonend organisieren. Dafür seien allerdings zahlreiche Schnittstellen zu den anderen Sektoren zu beachten, denn schließlich gehe es um die Transformation des Gesamtsystems mit den Bereichen Elektrizität, Wärme und Mobilität.
 
Prosumer werden zu Flexsumern
 
Der dritte Schwerpunkt bezieht sich auf die Kunden. „Wir wollen die Energiewende zum Kunden bringen“, betonte Kabs. Die Verbraucher seien bereit, einen aktiven Beitrag zu leisten. Dies bedeute aber, dass unzählige Anlagen an das Netz angeschlossen werden. Entsprechend groß sei die Herausforderung, das Netz weiter stabil zu halten.

Im Hinblick auf die kürzlich veröffentlichten Festlegungen der Bundesnetzagentur zur Integration steuerbarer Verbrauchseinrichtungen ins Stromnetz (wir berichteten) betonte Kabs, wie wichtig es sei, ein Bewusstsein zu schaffen, dass die Energiewende nicht nur eine Erzeugungs- und Verbrauchswende ist, sondern ganz wesentlich auch vom Netz abhängt – und zwar von allen Spannungsebenen. Deshalb sei es auch so wichtig, dass Netzbetreiber aus Stabilitätsgründen eingreifen können. Niemand solle seiner Freiheit, Anlagen zu betreiben, beraubt werden, stellte er klar. Aber der FNN-Vorstandsvorsitzende macht auch deutlich, dass die Netzstabilität nicht verhandelbar ist.

Zur Partizipation der Kunden an der Energiewende gehört nicht nur die Stromerzeugung mit der heimischen Photovoltaik-Anlage. Auch die Bereitstellung von Flexibilität ist eine zunehmende Funktion, mit der – Kabs nannte sie Flexsumer – die zu Prosumern gewordenen Verbraucher an der Transformation des Energiesystems mitwirken können.

Es müsse allerdings sichergestellt sein, dass nicht die falschen Anreize gesetzt werden, die dann beispielsweise zu einer erhöhten Gleichzeitigkeit des Verbrauchs führen. Die Grundvoraussetzung für die aktive Teilhabe der Flexsumer an der Systemtransformation brachte Kabs auf den Punkt: „Es muss für uns als Netzbetreiber handhabbar sein.“ Angesichts der schieren Menge potenzieller Akteure eine enorme Herausforderung.

Ersatz von rotierenden Massen
 
Bei der von Kabs erwähnten Übertragung von Fähigkeiten der Großkraftwerke auf andere Betriebsmittel, um auch künftig unabdingbare Systemdienstleistungen wie die Momentanreserve verfügbar zu haben, spielen Wechselrichter eine wesentliche Rolle. Der stellvertretende FNN-Vorstandsvorsitzende Dirk Biermann, im Hauptberuf Geschäftsführer des Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertz, wies darauf hin, dass PV-Anlagen, Speicher oder andere Elemente im Netz keine rotierenden Massen haben, die dafür sorgen, dass Strom mit der „richtigen“ Frequenz eingespeist wird. Künftig müssen beispielsweise „netzbildende Wechselrichter“ diese Aufgabe erfüllen.
 
„Das ist aber nicht trivial. Dieser Aufgabe stellen wir uns, und dieser Aufgabe stellt sich die Industrie“, so Biermann. Aber hier sei noch Entwicklungsarbeit zu leisten. Dafür definiere VDE/FNN als Regelsetzer die technischen Anforderungen, betonte er. Am Ende müsse sichergestellt werden, dass nur Wechselrichter zum Einsatz kommen, die diesen Anforderungen auch entsprechen, ergänzte FNN-Geschäftsführerin Heike Kerber.

Die Industrie müsse befähigt werden, solche Wechselrichter zu liefern, sagte Biermann mit Blick auf die Hersteller in Deutschland und in der EU. Sich von außereuropäischen, etwa chinesischen Herstellern abhängig zu machen, sei keine Lösung. Diese gelte es zu vermeiden. Aber das sei in erster Linie ein politisches Thema.

Donnerstag, 30.11.2023, 17:25 Uhr
Fritz Wilhelm
Energie & Management > Stromnetz - FNN: Abhängigkeiten bei Wechselrichtern vermeiden
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FNN: Abhängigkeiten bei Wechselrichtern vermeiden
Das Forum Netztechnik / Netzbetrieb im VDE erarbeitet die technischen Anforderungen für Leistungselektronik, die künftig Systemdienstleistungen sicherstellen soll.
In Kürze will das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) seine „Roadmap Systemstabilität“ vorstellen. Diese soll aufzeigen, wie die Transformation des Energiesystems angesichts der vielfältigen Herausforderungen in einem sicheren Rahmen ablaufen kann. Bei einem Pressgespräch des Forums Netztechnik / Netzbetrieb im Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE/FNN) wurde deutlich:
  • Diese Systemstabilität muss in einem größeren Zusammenhang gedacht werden.
  • Und Verbrauch, Erzeugung sowie das Netz als einzelne Komponenten des Gesamtsystems müssen aufeinander abgestimmt sein.
Deshalb sieht laut Joachim Kabs, Geschäftsführer der Bayernwerk Netz und Vorstandsvorsitzender des VDE/FNN, auch drei Aktionsschwerpunkte für das Forum: Zum einen dürfe der Systemumbau hin zur Klimaneutralität die Versorgungssicherheit nicht gefährden. Die Fähigkeiten von Großkraftwerken müssten auf die neuen Betriebsmittel übertragen werden, wobei der bisherige Zubau der erneuerbaren Energien in einem stabilen System erfolgt sei, betonte Kabs.

Zum anderen wolle die Branche den Netzbetrieb nachhaltig und klimaschonend organisieren. Dafür seien allerdings zahlreiche Schnittstellen zu den anderen Sektoren zu beachten, denn schließlich gehe es um die Transformation des Gesamtsystems mit den Bereichen Elektrizität, Wärme und Mobilität.
 
Prosumer werden zu Flexsumern
 
Der dritte Schwerpunkt bezieht sich auf die Kunden. „Wir wollen die Energiewende zum Kunden bringen“, betonte Kabs. Die Verbraucher seien bereit, einen aktiven Beitrag zu leisten. Dies bedeute aber, dass unzählige Anlagen an das Netz angeschlossen werden. Entsprechend groß sei die Herausforderung, das Netz weiter stabil zu halten.

Im Hinblick auf die kürzlich veröffentlichten Festlegungen der Bundesnetzagentur zur Integration steuerbarer Verbrauchseinrichtungen ins Stromnetz (wir berichteten) betonte Kabs, wie wichtig es sei, ein Bewusstsein zu schaffen, dass die Energiewende nicht nur eine Erzeugungs- und Verbrauchswende ist, sondern ganz wesentlich auch vom Netz abhängt – und zwar von allen Spannungsebenen. Deshalb sei es auch so wichtig, dass Netzbetreiber aus Stabilitätsgründen eingreifen können. Niemand solle seiner Freiheit, Anlagen zu betreiben, beraubt werden, stellte er klar. Aber der FNN-Vorstandsvorsitzende macht auch deutlich, dass die Netzstabilität nicht verhandelbar ist.

Zur Partizipation der Kunden an der Energiewende gehört nicht nur die Stromerzeugung mit der heimischen Photovoltaik-Anlage. Auch die Bereitstellung von Flexibilität ist eine zunehmende Funktion, mit der – Kabs nannte sie Flexsumer – die zu Prosumern gewordenen Verbraucher an der Transformation des Energiesystems mitwirken können.

Es müsse allerdings sichergestellt sein, dass nicht die falschen Anreize gesetzt werden, die dann beispielsweise zu einer erhöhten Gleichzeitigkeit des Verbrauchs führen. Die Grundvoraussetzung für die aktive Teilhabe der Flexsumer an der Systemtransformation brachte Kabs auf den Punkt: „Es muss für uns als Netzbetreiber handhabbar sein.“ Angesichts der schieren Menge potenzieller Akteure eine enorme Herausforderung.

Ersatz von rotierenden Massen
 
Bei der von Kabs erwähnten Übertragung von Fähigkeiten der Großkraftwerke auf andere Betriebsmittel, um auch künftig unabdingbare Systemdienstleistungen wie die Momentanreserve verfügbar zu haben, spielen Wechselrichter eine wesentliche Rolle. Der stellvertretende FNN-Vorstandsvorsitzende Dirk Biermann, im Hauptberuf Geschäftsführer des Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertz, wies darauf hin, dass PV-Anlagen, Speicher oder andere Elemente im Netz keine rotierenden Massen haben, die dafür sorgen, dass Strom mit der „richtigen“ Frequenz eingespeist wird. Künftig müssen beispielsweise „netzbildende Wechselrichter“ diese Aufgabe erfüllen.
 
„Das ist aber nicht trivial. Dieser Aufgabe stellen wir uns, und dieser Aufgabe stellt sich die Industrie“, so Biermann. Aber hier sei noch Entwicklungsarbeit zu leisten. Dafür definiere VDE/FNN als Regelsetzer die technischen Anforderungen, betonte er. Am Ende müsse sichergestellt werden, dass nur Wechselrichter zum Einsatz kommen, die diesen Anforderungen auch entsprechen, ergänzte FNN-Geschäftsführerin Heike Kerber.

Die Industrie müsse befähigt werden, solche Wechselrichter zu liefern, sagte Biermann mit Blick auf die Hersteller in Deutschland und in der EU. Sich von außereuropäischen, etwa chinesischen Herstellern abhängig zu machen, sei keine Lösung. Diese gelte es zu vermeiden. Aber das sei in erster Linie ein politisches Thema.

Donnerstag, 30.11.2023, 17:25 Uhr
Fritz Wilhelm

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