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Energie & Management > F&E - Europa könnte erster klimaneutraler Kontinent werden
Quelle: Pixabay / Piro
F&E

Europa könnte erster klimaneutraler Kontinent werden

Bereits jetzt seien alle Technologien verfügbar, um Europa bis 2040 unabhängig von fossilen Ressourcen werden zu lassen, heißt es in einer Studie. Handeln müsse man dafür jetzt.
Nicht 2050 wie in den EU-Klimazielen, nicht 2040, sondern bereits 2030 könnte Europa seinen Strombedarf eigenständig aus erneuerbaren Quellen decken. Und schon zehn Jahre später könnte der gesamte europäische Energieverbrauch fossilfrei gedeckt werden. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „European Power Sovereignty through Renewables by 2030“, die das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) koordiniert und in Zuammenarbeit mit sechs weiteren Instituten im Auftrag der Investmentgesellschaft Aquila erstellt hat. Die Aquila Group entwickelt und betreibt Photovoltaik-, Wind- und Wasserkraftwerke sowie Batteriespeicheranlagen.

Bereits jetzt seien alle notwendigen Technologien verfügbar, um bis 2040 ein vollständig erneuerbares Energiesystem zu erreichen, heißt es in der Studie. Der Großteil des Angebotszuwachses werde dabei voraussichtlich aus neuen beziehungsweise erweiterten Wind- und Solarparks stammen. Das Potenzial für Wind- und Solarenergie beziffert die Studie mit etwa 200 Billionen kWh im Jahr.

Selbst wenn man konkurrierende Flächennutzungen berücksichtige, würde die tatsächlich verfügbare Fläche noch immer noch ausreichen, um jährlich etwa 15 Billionen kWh Strom zu erzeugen, was in etwa dem europäischen Energiebedarf im Jahr 2021 entspreche.

Würden die bestehenden Dächer in Europa mit Solarmodulen bestückt, könnten damit rund 4 Milliarden kWh Strom jährlich erzeugt werden. So könne der Elektrizitätsbedarf der EU-27 im Jahr 2030 gedeckt werden.

Wasserkraft sei eine der besten Möglichkeiten, Energie zu speichern und die Netze zu stabilisieren. Zwar seien die zusätzlich noch verfügbaren Kapazitäten gering, diese sollten aber entwickelt werden.

Großes Potenzial sehen die Forscher in der Geothermie: Sie könne ein Viertel der europäischen Bevölkerung mit Wärme versorgen. Derzeit belaufe sich die installierte Kapazität in Europa aber gerade einmal auf 3.000 MWth.

Auch Wasserstoff werde an Bedeutung gewinnen, um fossile Brennstoffe dort zu ersetzen, wo Elektrifizierung nicht möglich sei – beispielsweise in Flugzeugen, Schiffen und für Backup-Lösungen. Holz hingegen solle für eine groß angelegte Energietransformation keine Rolle spielen, so die Forscher. Es sei zu wertvoll, notwendig als Baustoff und zur Erhaltung der Biodiversität.

140 Milliarden jährlich

Entscheidend sei nun, so heißt es in der Studie, der Zeitraum bis 2030. Bis dahin müsse das höchste relative Wachstum bei erneuerbarer Energieerzeugung gelingen. So müsse im Vergleich zu 2019
  • die Erzeugung aus Onshore-Wind um den Faktor acht auf 2,9 Billionen kWh,
  • die PV-Erzeugung um den Faktor sechs auf 750 Milliarden kWh und
  • die Offshore-Winderzeugung um den Faktor vier auf 250 Milliarden kWh steigen.
Nach 2030 werde sich das Wachstum zwar relativ verlangsamen, müsse aber immer noch deutlich zunehmen. In diesem Zeitraum
  • solle sich die Jahresproduktion von Solarstrom auf 2,1 Billionen kWh verdreifachen
  • und die Offshore-Erzeugung auf 870 Milliarden kWh verdreifachen,
  • während die Onshore-Windkraft nur um 36 Prozent auf 4 Billionen kWh zunehmen müsse.
Dementsprechend sei es wichtig, jetzt zu investieren. Bis 2030 müssten die europäischen Länder jährlich etwa 140 Milliarden Euro für den Ausbau von Windkraft und Photovoltaik aufwenden. Im dann beginnenden Jahrzehnt sinke das Volumen auf durchschnittlich 100 Milliarden pro Jahr.

"Die Politik muss in den sauren Apfel beißen"

Der politische Rahmen dafür sei daher baldmöglichst zu schaffen. „Europa kann nur erfolgreich sein, wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie die nationalen Ziele und Strategien aufeinander abgestimmt werden und ein integriertes, auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette eng vernetztes europäisches Energiesystem geschaffen wird“, so die Forschenden. Dabei müsse durch die Gesetzgebung und durch Anreizsysteme die öffentliche Unterstützung gestärkt und dem Ausbau Erneuerbarer Vorrang eingeräumt werden.

„Die Politik muss in den sauren Apfel beißen“, heißt es in der Zusammenfassung der Studie. „Jetzt ist sie gefordert. Wenn Energieinvestitionen in den nächsten Monaten und Jahren fehlgeleitet werden, besteht ein erhebliches Risiko, dass der grüne Wandel der Welt zu mehr Konflikten führen und mehr Leid verursachen wird.“

Neben dem PIK an der Erstellung der Studie beteiligt waren Bauhaus Earth, Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE), Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Internationales Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA), Forschungszentrum für atmosphärische Physik und Klimatologie sowie die Technische Universität Berlin.

Die Zusammenfassung der Studie ist auf den Internetseiten von Aquila verfügbar.

Donnerstag, 5.10.2023, 15:05 Uhr
Katia Meyer-Tien
Energie & Management > F&E - Europa könnte erster klimaneutraler Kontinent werden
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F&E
Europa könnte erster klimaneutraler Kontinent werden
Bereits jetzt seien alle Technologien verfügbar, um Europa bis 2040 unabhängig von fossilen Ressourcen werden zu lassen, heißt es in einer Studie. Handeln müsse man dafür jetzt.
Nicht 2050 wie in den EU-Klimazielen, nicht 2040, sondern bereits 2030 könnte Europa seinen Strombedarf eigenständig aus erneuerbaren Quellen decken. Und schon zehn Jahre später könnte der gesamte europäische Energieverbrauch fossilfrei gedeckt werden. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „European Power Sovereignty through Renewables by 2030“, die das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) koordiniert und in Zuammenarbeit mit sechs weiteren Instituten im Auftrag der Investmentgesellschaft Aquila erstellt hat. Die Aquila Group entwickelt und betreibt Photovoltaik-, Wind- und Wasserkraftwerke sowie Batteriespeicheranlagen.

Bereits jetzt seien alle notwendigen Technologien verfügbar, um bis 2040 ein vollständig erneuerbares Energiesystem zu erreichen, heißt es in der Studie. Der Großteil des Angebotszuwachses werde dabei voraussichtlich aus neuen beziehungsweise erweiterten Wind- und Solarparks stammen. Das Potenzial für Wind- und Solarenergie beziffert die Studie mit etwa 200 Billionen kWh im Jahr.

Selbst wenn man konkurrierende Flächennutzungen berücksichtige, würde die tatsächlich verfügbare Fläche noch immer noch ausreichen, um jährlich etwa 15 Billionen kWh Strom zu erzeugen, was in etwa dem europäischen Energiebedarf im Jahr 2021 entspreche.

Würden die bestehenden Dächer in Europa mit Solarmodulen bestückt, könnten damit rund 4 Milliarden kWh Strom jährlich erzeugt werden. So könne der Elektrizitätsbedarf der EU-27 im Jahr 2030 gedeckt werden.

Wasserkraft sei eine der besten Möglichkeiten, Energie zu speichern und die Netze zu stabilisieren. Zwar seien die zusätzlich noch verfügbaren Kapazitäten gering, diese sollten aber entwickelt werden.

Großes Potenzial sehen die Forscher in der Geothermie: Sie könne ein Viertel der europäischen Bevölkerung mit Wärme versorgen. Derzeit belaufe sich die installierte Kapazität in Europa aber gerade einmal auf 3.000 MWth.

Auch Wasserstoff werde an Bedeutung gewinnen, um fossile Brennstoffe dort zu ersetzen, wo Elektrifizierung nicht möglich sei – beispielsweise in Flugzeugen, Schiffen und für Backup-Lösungen. Holz hingegen solle für eine groß angelegte Energietransformation keine Rolle spielen, so die Forscher. Es sei zu wertvoll, notwendig als Baustoff und zur Erhaltung der Biodiversität.

140 Milliarden jährlich

Entscheidend sei nun, so heißt es in der Studie, der Zeitraum bis 2030. Bis dahin müsse das höchste relative Wachstum bei erneuerbarer Energieerzeugung gelingen. So müsse im Vergleich zu 2019
  • die Erzeugung aus Onshore-Wind um den Faktor acht auf 2,9 Billionen kWh,
  • die PV-Erzeugung um den Faktor sechs auf 750 Milliarden kWh und
  • die Offshore-Winderzeugung um den Faktor vier auf 250 Milliarden kWh steigen.
Nach 2030 werde sich das Wachstum zwar relativ verlangsamen, müsse aber immer noch deutlich zunehmen. In diesem Zeitraum
  • solle sich die Jahresproduktion von Solarstrom auf 2,1 Billionen kWh verdreifachen
  • und die Offshore-Erzeugung auf 870 Milliarden kWh verdreifachen,
  • während die Onshore-Windkraft nur um 36 Prozent auf 4 Billionen kWh zunehmen müsse.
Dementsprechend sei es wichtig, jetzt zu investieren. Bis 2030 müssten die europäischen Länder jährlich etwa 140 Milliarden Euro für den Ausbau von Windkraft und Photovoltaik aufwenden. Im dann beginnenden Jahrzehnt sinke das Volumen auf durchschnittlich 100 Milliarden pro Jahr.

"Die Politik muss in den sauren Apfel beißen"

Der politische Rahmen dafür sei daher baldmöglichst zu schaffen. „Europa kann nur erfolgreich sein, wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie die nationalen Ziele und Strategien aufeinander abgestimmt werden und ein integriertes, auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette eng vernetztes europäisches Energiesystem geschaffen wird“, so die Forschenden. Dabei müsse durch die Gesetzgebung und durch Anreizsysteme die öffentliche Unterstützung gestärkt und dem Ausbau Erneuerbarer Vorrang eingeräumt werden.

„Die Politik muss in den sauren Apfel beißen“, heißt es in der Zusammenfassung der Studie. „Jetzt ist sie gefordert. Wenn Energieinvestitionen in den nächsten Monaten und Jahren fehlgeleitet werden, besteht ein erhebliches Risiko, dass der grüne Wandel der Welt zu mehr Konflikten führen und mehr Leid verursachen wird.“

Neben dem PIK an der Erstellung der Studie beteiligt waren Bauhaus Earth, Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE), Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Internationales Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA), Forschungszentrum für atmosphärische Physik und Klimatologie sowie die Technische Universität Berlin.

Die Zusammenfassung der Studie ist auf den Internetseiten von Aquila verfügbar.

Donnerstag, 5.10.2023, 15:05 Uhr
Katia Meyer-Tien

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