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Energie & Management > Studien - Energiewende ginge 150 Milliarden Euro billiger
E&M/S.Harmsen
Studien

Energiewende ginge 150 Milliarden Euro billiger

Das Forum „Energie Cross Medial“ diskutiert Wege zur Energiewende als Basis einer stabilen deutschen Wirtschaft. McKinsey schlägt in einer Studie deutlich geringere Investitionen vor.
In Berlin trifft sich bis 6. März das Forum „Energie Cross Medial“. Dort stellte Alexander Weiss, Senior Partner, Global Leader Electric Power and Natural Gas Practice, am 5. März eine Studie von McKinsey vor. Für den Zukunftspfad einer klimaneutralen Stromversorgung betrügen die Investitionskosten bis 2030 etwa 700 bis 830 Milliarden Euro, sagte Weiss. Diese Kosten würden für den Ausbau Erneuerbarer-Energie-Anlagen (EEA) und der Netze veranschlagt. Dies entspreche den Schätzungen nach den offiziellen Regierungsplänen aus Osterpaket und Netzentwicklungsplan (NEP) Strom.

Die deutsche Spitzenlast soll laut den Plänen von aktuell 170.000 MW auf 480.000 MW überbaut werden, um die Stromversorgung zu jeder Zeit zu sichern, erläuterte Weiss. Damit steige der Strompreis für Haushalte von aktuell rund 35 Cent/kWh auf mindestens 47 bis 49 Ct/kWh brutto, prognostizierte die McKinsey-Studie. Da im aktuellen System der Börsenstrompreis zu Zeiten mit viel Wind und Sonne in den negativen Bereich sinkt, müssten entweder andere Finanzierungswege gefunden werden - wie Direktlieferverträge (PPA) oder Differenzverträge (CfD) - oder die staatlichen Zuschüsse über 20 Jahre hinaus verlängert werden.

Mehr Backup Kapazitäten sparen Ausbau

Die Ziele ließen sich aber auch preiswerter erreichen, sagte Weiss. Mit mehr Back-up in Form von Batterien und wasserstofffähigen Gaskraftwerken in Süddeutschland könnte weniger Zubau von EEA nötig sein und der bisher geplante Netzausbau genügen. Die Gaskraftwerke würden voraussichtlich nur rund 11 Prozent der Zeit eingesetzt werden. Auch elektrische Speicher, die mehr als einige Stunden eingesetzt werden, würden sich nicht über den Börsenpreis refinanzieren, fürchtet Weiss.

Laut Osterpaket käme es nach Berechnungen von McKinsey nur in 133 Stunden im Jahr zu Situationen, in denen Deutschland sich nicht allein mit Strom versorgen kann und importieren müsste.

Die Netzkosten liegen in dem Szenario aus der Studie um 18 Prozent unter den von der Bundesnetzagentur geschätzten. Mit den geringeren Kosten für den Ausbau der erneuerbaren Energieanlagen könnten demnach 150 Milliarden Euro eingespart werden. Bei steigenden Stromkosten könnte natürlich die Nachfrage sinken, gab Weiß zu bedenken. Der Haushaltsstrompreis würde dann nur auf 42 bis 44 Ct/kWh steigen.

Professor fordert neuen Rahmen für den Etat

Mit der Finanzierung der Energiewende beschäftigte sich auch Professor Justus Haucap, Direktor des Düsseldorf Institute for Competition Economics. Er sagte, dass ein hoher Preis auf das Klimagas CO2 im Prinzip der richtige Weg sei, um Anreize zu setzen, weniger auszustoßen. Allerdings fehlt der soziale Ausgleich in Form eines Klimageldes, bemängelte Haucap. Außerdem sorge die internationale Vielfalt der CO2-Preise dafür, dass nicht weltweit gleichmäßig daran gearbeitet wird, fossile Energieträger abzulösen.
 
Professor Justus Haucap bei seinem Vortrag auf der Energie Cross Medial
Quelle: E&M / Susanne Harmsen

Es genüge nicht, alle Probleme „mit Geld zuzuschmeißen“, sagte Haucap. Stattdessen müssten strukturelle Probleme angegangen werden, die vor allem in der Infrastruktur begründet lägen. Das seien die hohen Energiepreise ebenso wie zu lange Ausbauzeiten für Energienetze. Er sieht die Gefahr, dass Produktion in Weltregionen verlagert wird, wo sie auch aus Energiesicht billiger ist. Der Trend sei bereits zu erkennen, dass die energieintensive Industrie viel weniger in neue Anlagen in Deutschland investiere.

Die Industrie sei zwar nicht der alleinige Wachstumsmotor, räumte Haucap ein. Doch auch andere Wirtschaftszweige litten unter hohen Steuern, Industrie-Energiepreisen, fehlenden Fachkräften und maroden Verkehrswegen. Er bezeichnete es als problematisch, dass aktuell nötige Investitionen nicht erfolgten, weil sie erst nach der Legislaturperiode heute handelnder Politiker Erfolge zeitigen würden. „Es genügt nicht, die Schuldenbremse zu lockern“, mahnte er. Stattdessen müsse auch der Bundeshaushalt dahingehend reformiert werden, dass Zukunftsinvestitionen möglich würden, sagte Haucap.

Dienstag, 5.03.2024, 11:36 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Studien - Energiewende ginge 150 Milliarden Euro billiger
E&M/S.Harmsen
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Energiewende ginge 150 Milliarden Euro billiger
Das Forum „Energie Cross Medial“ diskutiert Wege zur Energiewende als Basis einer stabilen deutschen Wirtschaft. McKinsey schlägt in einer Studie deutlich geringere Investitionen vor.
In Berlin trifft sich bis 6. März das Forum „Energie Cross Medial“. Dort stellte Alexander Weiss, Senior Partner, Global Leader Electric Power and Natural Gas Practice, am 5. März eine Studie von McKinsey vor. Für den Zukunftspfad einer klimaneutralen Stromversorgung betrügen die Investitionskosten bis 2030 etwa 700 bis 830 Milliarden Euro, sagte Weiss. Diese Kosten würden für den Ausbau Erneuerbarer-Energie-Anlagen (EEA) und der Netze veranschlagt. Dies entspreche den Schätzungen nach den offiziellen Regierungsplänen aus Osterpaket und Netzentwicklungsplan (NEP) Strom.

Die deutsche Spitzenlast soll laut den Plänen von aktuell 170.000 MW auf 480.000 MW überbaut werden, um die Stromversorgung zu jeder Zeit zu sichern, erläuterte Weiss. Damit steige der Strompreis für Haushalte von aktuell rund 35 Cent/kWh auf mindestens 47 bis 49 Ct/kWh brutto, prognostizierte die McKinsey-Studie. Da im aktuellen System der Börsenstrompreis zu Zeiten mit viel Wind und Sonne in den negativen Bereich sinkt, müssten entweder andere Finanzierungswege gefunden werden - wie Direktlieferverträge (PPA) oder Differenzverträge (CfD) - oder die staatlichen Zuschüsse über 20 Jahre hinaus verlängert werden.

Mehr Backup Kapazitäten sparen Ausbau

Die Ziele ließen sich aber auch preiswerter erreichen, sagte Weiss. Mit mehr Back-up in Form von Batterien und wasserstofffähigen Gaskraftwerken in Süddeutschland könnte weniger Zubau von EEA nötig sein und der bisher geplante Netzausbau genügen. Die Gaskraftwerke würden voraussichtlich nur rund 11 Prozent der Zeit eingesetzt werden. Auch elektrische Speicher, die mehr als einige Stunden eingesetzt werden, würden sich nicht über den Börsenpreis refinanzieren, fürchtet Weiss.

Laut Osterpaket käme es nach Berechnungen von McKinsey nur in 133 Stunden im Jahr zu Situationen, in denen Deutschland sich nicht allein mit Strom versorgen kann und importieren müsste.

Die Netzkosten liegen in dem Szenario aus der Studie um 18 Prozent unter den von der Bundesnetzagentur geschätzten. Mit den geringeren Kosten für den Ausbau der erneuerbaren Energieanlagen könnten demnach 150 Milliarden Euro eingespart werden. Bei steigenden Stromkosten könnte natürlich die Nachfrage sinken, gab Weiß zu bedenken. Der Haushaltsstrompreis würde dann nur auf 42 bis 44 Ct/kWh steigen.

Professor fordert neuen Rahmen für den Etat

Mit der Finanzierung der Energiewende beschäftigte sich auch Professor Justus Haucap, Direktor des Düsseldorf Institute for Competition Economics. Er sagte, dass ein hoher Preis auf das Klimagas CO2 im Prinzip der richtige Weg sei, um Anreize zu setzen, weniger auszustoßen. Allerdings fehlt der soziale Ausgleich in Form eines Klimageldes, bemängelte Haucap. Außerdem sorge die internationale Vielfalt der CO2-Preise dafür, dass nicht weltweit gleichmäßig daran gearbeitet wird, fossile Energieträger abzulösen.
 
Professor Justus Haucap bei seinem Vortrag auf der Energie Cross Medial
Quelle: E&M / Susanne Harmsen

Es genüge nicht, alle Probleme „mit Geld zuzuschmeißen“, sagte Haucap. Stattdessen müssten strukturelle Probleme angegangen werden, die vor allem in der Infrastruktur begründet lägen. Das seien die hohen Energiepreise ebenso wie zu lange Ausbauzeiten für Energienetze. Er sieht die Gefahr, dass Produktion in Weltregionen verlagert wird, wo sie auch aus Energiesicht billiger ist. Der Trend sei bereits zu erkennen, dass die energieintensive Industrie viel weniger in neue Anlagen in Deutschland investiere.

Die Industrie sei zwar nicht der alleinige Wachstumsmotor, räumte Haucap ein. Doch auch andere Wirtschaftszweige litten unter hohen Steuern, Industrie-Energiepreisen, fehlenden Fachkräften und maroden Verkehrswegen. Er bezeichnete es als problematisch, dass aktuell nötige Investitionen nicht erfolgten, weil sie erst nach der Legislaturperiode heute handelnder Politiker Erfolge zeitigen würden. „Es genügt nicht, die Schuldenbremse zu lockern“, mahnte er. Stattdessen müsse auch der Bundeshaushalt dahingehend reformiert werden, dass Zukunftsinvestitionen möglich würden, sagte Haucap.

Dienstag, 5.03.2024, 11:36 Uhr
Susanne Harmsen

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