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Energie & Management > Wirtschaft - Energieverbrauch fällt 2023 auf Rekordtief
Quelle: Pixabay / Horst Koenemund
Wirtschaft

Energieverbrauch fällt 2023 auf Rekordtief

Laut einer Prognose der AG Energiebilanzen fällt der Energieverbrauch in Deutschland in diesem Jahr auf ein Rekordtief seit 1990, vor allem wegen der schrumpfenden Wirtschaftsleistung.
Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen hat am 2. November ihre Prognose des deutschen Verbrauchs bekannt gegeben. Demnach sinkt der Energiebedarf im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozent. Gemessen an 1990, dem Jahr der deutschen Einheit, sinkt er voraussichtlich sogar um 28 Prozent. 2023 werde der Energieverbrauch demnach nur etwa 3.000 Milliarden kWh betragen. 2022 wurden in Deutschland laut Bundesnetzagentur 484 Milliarden kWh Strom und 847 Milliarden kWh Erdgas verbraucht.

Leider sei dies nicht durch höhere Effizienz verursacht, sondern durch die zurückgehende wirtschaftlichen Leistung „in der Größenordnung von 0,5 Prozent“, so die AG Energiebilanzen. Vor allem die energieintensiven Industriezweige verzeichneten Produktionsrückgänge, was spürbare Auswirkungen auf den Energieverbrauch habe. Nach Berechnungen der AG dürfte von der gesamten prozentualen Verbrauchsminderung etwa ein Fünftel der relativ warmen Witterung zuzuschreiben sein.

Ein dritter verbrauchssenkender Effekt ergebe sich aus dem Energiepreisniveau. Zwar seien die Einfuhrpreise für die wichtigsten Importenergien im Jahresverlauf deutlich gesunken. „Die Preise liegen dennoch weiterhin deutlich über dem Niveau von 2021“, so die Analyse. Die AG geht davon aus, dass die anhaltend hohen Preise sowohl für Einsparungen sorgten, als auch zur Kürzung energieintensiver Produktionen führten.

Einen verbrauchssteigernden Effekt habe hingegen die demographische Entwicklung. Der migrationsbedingte Zuzug von 1,35 Millionen Menschen habe zu einem Anstieg des Energieverbrauchs in einer Größenordnung von etwa 56 Milliarden kWh geführt. Die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff) sieht die Ergebnisse der AG Energiebilanzen mit Sorge. „Wir befinden uns in einem gefährlichen Teufelskreis“, sagte Vorstand Christian Noll. Der Rückgang an Investitionen treffe auch notwendige Effizienzmaßnahmen in Anlagen, Gebäude und Infrastruktur.
 
 
Politik soll Effizienzanreize setzen

Wie nie zuvor sei jetzt eine schnelle Steigerung der Wirtschaftsleistung pro verbrauchter Kilowattstunde, der sogenannten Energieproduktivität, durch höhere Energieeffizienz notwendig, forderte Noll. „Ein sinkender Energieverbrauch ist für den Klimaschutz wünschenswert, aber nicht auf Kosten der Wirtschaftsleistung“, warnte er. Der Klimaschutz gerate in eine Sackgasse, weil die Sanierungsrate unter ein Prozent im Jahr gesunken sei.

Die Politik müsse nun schnell reagieren und beispielsweise die Gebäudesanierung voranbringen, die derzeit auf EU-Ebene in Form von Mindesteffizienzstandards für die energetisch schlechtesten Gebäude verhandelt werde. Im Bereich der Industrie sei die Investitionsprämie aus dem Wachstumschancengesetz ein guter Anfang. „Mit einer Entfesselung der brachliegenden Energieeffizienzpotenziale von 400 Milliarden Kilowattstunden allein in der Wirtschaft könnten wir eine Win-Win-Win-Situation erleben“, sagte Noll.
 
Verschiebungen im deutschen Energiemix 2023, Vorjahreszahlen in Klammern -
Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken
Quelle: AG Energiebilanzen

Positiv für den Klimaschutz sei, dass die energiebedingten CO2-Emissionen nach Schätzung der AG Energiebilanzen in den ersten drei Quartalen des Jahres 2023 um rund 11 Prozent sanken. Dies entspricht einer Reduktion in der Größenordnung von 55 Millionen Tonnen CO2. Für das Gesamtjahr 2023 rechnet die AG mit einer Abnahme der energiebedingten CO2-Emissionen um 10,7 Prozent. Der Reduktionsbeitrag könnte eine Höhe von etwa 65 Millionen Tonnen erreichen.

Der Rückgang des inländischen Energieverbrauchs in den ersten sechs Monaten des dieses Jahres um mehr als 7 Prozent sowie unterschiedliche Verbrauchsentwicklungen bei den einzelnen Energieträgern haben zu Änderungen im Energieträgermix geführt. Die Erneuerbaren und das Mineralöl erhöhten ihre Anteile. Bei Stein- und Braunkohle sowie dem Erdgas kam es dagegen infolge der deutlich über dem Gesamtrückgang liegenden Verbrauchsminderungen zu Anteilsrückgängen.

Die Prognose des Energieverbrauchs 2023 hat die AG Energiebilanzen auf seiner Internetseite veröffentlicht.

Donnerstag, 2.11.2023, 15:41 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Wirtschaft - Energieverbrauch fällt 2023 auf Rekordtief
Quelle: Pixabay / Horst Koenemund
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Energieverbrauch fällt 2023 auf Rekordtief
Laut einer Prognose der AG Energiebilanzen fällt der Energieverbrauch in Deutschland in diesem Jahr auf ein Rekordtief seit 1990, vor allem wegen der schrumpfenden Wirtschaftsleistung.
Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen hat am 2. November ihre Prognose des deutschen Verbrauchs bekannt gegeben. Demnach sinkt der Energiebedarf im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozent. Gemessen an 1990, dem Jahr der deutschen Einheit, sinkt er voraussichtlich sogar um 28 Prozent. 2023 werde der Energieverbrauch demnach nur etwa 3.000 Milliarden kWh betragen. 2022 wurden in Deutschland laut Bundesnetzagentur 484 Milliarden kWh Strom und 847 Milliarden kWh Erdgas verbraucht.

Leider sei dies nicht durch höhere Effizienz verursacht, sondern durch die zurückgehende wirtschaftlichen Leistung „in der Größenordnung von 0,5 Prozent“, so die AG Energiebilanzen. Vor allem die energieintensiven Industriezweige verzeichneten Produktionsrückgänge, was spürbare Auswirkungen auf den Energieverbrauch habe. Nach Berechnungen der AG dürfte von der gesamten prozentualen Verbrauchsminderung etwa ein Fünftel der relativ warmen Witterung zuzuschreiben sein.

Ein dritter verbrauchssenkender Effekt ergebe sich aus dem Energiepreisniveau. Zwar seien die Einfuhrpreise für die wichtigsten Importenergien im Jahresverlauf deutlich gesunken. „Die Preise liegen dennoch weiterhin deutlich über dem Niveau von 2021“, so die Analyse. Die AG geht davon aus, dass die anhaltend hohen Preise sowohl für Einsparungen sorgten, als auch zur Kürzung energieintensiver Produktionen führten.

Einen verbrauchssteigernden Effekt habe hingegen die demographische Entwicklung. Der migrationsbedingte Zuzug von 1,35 Millionen Menschen habe zu einem Anstieg des Energieverbrauchs in einer Größenordnung von etwa 56 Milliarden kWh geführt. Die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff) sieht die Ergebnisse der AG Energiebilanzen mit Sorge. „Wir befinden uns in einem gefährlichen Teufelskreis“, sagte Vorstand Christian Noll. Der Rückgang an Investitionen treffe auch notwendige Effizienzmaßnahmen in Anlagen, Gebäude und Infrastruktur.
 
 
Politik soll Effizienzanreize setzen

Wie nie zuvor sei jetzt eine schnelle Steigerung der Wirtschaftsleistung pro verbrauchter Kilowattstunde, der sogenannten Energieproduktivität, durch höhere Energieeffizienz notwendig, forderte Noll. „Ein sinkender Energieverbrauch ist für den Klimaschutz wünschenswert, aber nicht auf Kosten der Wirtschaftsleistung“, warnte er. Der Klimaschutz gerate in eine Sackgasse, weil die Sanierungsrate unter ein Prozent im Jahr gesunken sei.

Die Politik müsse nun schnell reagieren und beispielsweise die Gebäudesanierung voranbringen, die derzeit auf EU-Ebene in Form von Mindesteffizienzstandards für die energetisch schlechtesten Gebäude verhandelt werde. Im Bereich der Industrie sei die Investitionsprämie aus dem Wachstumschancengesetz ein guter Anfang. „Mit einer Entfesselung der brachliegenden Energieeffizienzpotenziale von 400 Milliarden Kilowattstunden allein in der Wirtschaft könnten wir eine Win-Win-Win-Situation erleben“, sagte Noll.
 
Verschiebungen im deutschen Energiemix 2023, Vorjahreszahlen in Klammern -
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Quelle: AG Energiebilanzen

Positiv für den Klimaschutz sei, dass die energiebedingten CO2-Emissionen nach Schätzung der AG Energiebilanzen in den ersten drei Quartalen des Jahres 2023 um rund 11 Prozent sanken. Dies entspricht einer Reduktion in der Größenordnung von 55 Millionen Tonnen CO2. Für das Gesamtjahr 2023 rechnet die AG mit einer Abnahme der energiebedingten CO2-Emissionen um 10,7 Prozent. Der Reduktionsbeitrag könnte eine Höhe von etwa 65 Millionen Tonnen erreichen.

Der Rückgang des inländischen Energieverbrauchs in den ersten sechs Monaten des dieses Jahres um mehr als 7 Prozent sowie unterschiedliche Verbrauchsentwicklungen bei den einzelnen Energieträgern haben zu Änderungen im Energieträgermix geführt. Die Erneuerbaren und das Mineralöl erhöhten ihre Anteile. Bei Stein- und Braunkohle sowie dem Erdgas kam es dagegen infolge der deutlich über dem Gesamtrückgang liegenden Verbrauchsminderungen zu Anteilsrückgängen.

Die Prognose des Energieverbrauchs 2023 hat die AG Energiebilanzen auf seiner Internetseite veröffentlicht.

Donnerstag, 2.11.2023, 15:41 Uhr
Susanne Harmsen

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