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Energie & Management > IT - Energietage: Flexibilitäten machen der Energiewende Beine
Quelle: Pixabay / geralt
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Energietage: Flexibilitäten machen der Energiewende Beine

Wie lassen sich Flexibilitäten schnell mobilisieren? Bei den Berliner Energietagen ist es unter anderem darum gegangen.
Die Digitalisierung der Energiewende, das dazugehörige Gesetz und damit auch der Rollout intelligenter Messsysteme zielen darauf ab, eine zunehmend dezentrale und volatile Erzeugung mit einem steigenden und ebenso fluktuierenden Verbrauch in Einklang zu bringen.
 
 
Dazu müssen die Verteilnetze transparent werden. Um auf die steigenden Anforderungen an die Netze nicht gleich mit dem vergleichsweise teuren Ausbau der Leitungen zu reagieren, sollten mehr intelligente Lösungen, vor allem Flexibilitätspotenziale, genutzt werden. Dies war Grundtenor eines Online-Streams bei den Berliner Energietagen am 3. Mai, zu dem der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (BNE) eingeladen hatte.

Nach Überzeugung von Arwen Colell müssen Flexibilitätspotenziale nicht unbedingt groß sein. Die Mitgründerin von „Decarbon1ze“ und ihre Kollegen wollen vor allem die kleinen Flexibilitäten von Haushalten, auch in Mehrfamilienhäusern, mobilisieren. „Teilhabe“ ist aus ihrer Sicht einer der Schlüsselbegriffe.

Pragmatische Lösungen, die die Verbraucher einbeziehen und sie motivieren, ihren Verbrauch zu flexibilisieren, finden bei der Umsetzung der Energiewende nur unzureichend Beachtung. Ein Beispiel, wie Flexibilität schnell zur Verfügung stehen könnte, wäre die Nutzung von Warmwasserspeichern in Mehrfamilienhäusern. Ein Tauchsieder sei sicherlich nicht die beste Lösung im Hinblick auf das nationale Klimaneutralitätsziel 2045. Aber solche Speicher seien sofort einsetzbar und noch in vielen Mehrfamilienhäusern, gerade im urbanen Umfeld, verfügbar. Sie ließen sich durchaus auch mit anderen Heizungen kombinieren.

Kurzfristige Einsetzbarkeit wichtig

Pilotanwendungen hätten gezeigt, so Colell, dass man schon mit einem Tauchsieder von 3 kW Leistung eine große Menge an erneuerbarem Strom nutzen könnte, die sonst vielleicht abgeregelt worden wäre. So könnte beispielsweise der vergleichsweise hohe Strombedarf von Umwälzpumpen, die warmes Wasser zum Legionellenschutz im Haus verteilen, durch Erneuerbare gedeckt werden.
Sehr hilfreich beim Einsammeln kleiner – also nicht-industrieller – Flexibilitäten und dem Anbieten von gepoolten Einheiten sei die Möglichkeit, Unterzähler zu bilanzieren.

Die Digitalisierung ermögliche es, Flexibilitäten von E-Autos, Warmwasserspeichern und anderen Assets zu nutzen. Es komme aber vor allem darauf an, flexible Assets möglichst schnell zu integrieren. Ein Pilotprojekt zur Integration der E-Mobilität mit einer virtuellen Bilanzierung des Ladestroms hat das Berliner Start-up bereits im vergangenen Jahr mit dem Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz und dem Verteilnetzbetreiber Stromnetz Berlin umgesetzt.

Colell ist überzeugt davon, dass sich die Menschen davon überzeugen lassen, eine aktive Rolle bei der Energiewende zu spielen. Sie müssten allerdings erst einmal in die Lage versetzt werden, eine solche Entscheidung zu treffen. Das aktuelle Anreizsystem sei nicht auf die Motivation zur Teilhabe angelegt.

Die App von Tibber als Maschinenraum

Auch Tibber setzt auf Teilhabe der Privaten. Merlin Lauenburg sieht das Unternehmen eher als Tech-Unternehmen, wie er bei den Energietagen sagte. Allerdings hat Tibber nicht nur eine App auf den Markt gebracht, sondern bietet auch Stromlieferungen an. Die App sei allerdings das Herzstück der eigenen Lösung, der digitale Maschinenraum für das Energiesystem der Zukunft, so der Geschäftsführer von Tibber Deutschland.

Das Unternehmen will den Verbrauchern anhand der Börsenpreise zeigen, dass sie bei der Verlagerung des Verbrauchs in bestimmte Zeitfenster zum einen Geld sparen können, zum anderen grünen Strom nutzen – weil in Zeiten niedriger Preise besonders viel Erneuerbare einspeisen – und sie damit aktiv die Energiewende unterstützen. Dazu müssen die Kunden den stündlichen Börsenpreis auch sehen und ihren eigenen Verbrauch damit abgleichen können.

„Wir müssen weg vom One-Size-fits-all-Modell“, sagte Lauenburg. Dies bedeute: keinen fixen Kilowattstundenpreis mehr, keine fixen Abschläge mehr. Stattdessen müssten die Kunden digital befähigt, aber auf jeden Fall auch aufgeklärt werden, damit sie eine aktive Rolle bei der Energiewende spielen und gleichzeitig davon profitieren können. Tests mit Elektromobilisten in Schweden hätten da vielversprechende Ergebnisse geliefert.

Donnerstag, 4.05.2023, 16:13 Uhr
Fritz Wilhelm
Energie & Management > IT - Energietage: Flexibilitäten machen der Energiewende Beine
Quelle: Pixabay / geralt
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Energietage: Flexibilitäten machen der Energiewende Beine
Wie lassen sich Flexibilitäten schnell mobilisieren? Bei den Berliner Energietagen ist es unter anderem darum gegangen.
Die Digitalisierung der Energiewende, das dazugehörige Gesetz und damit auch der Rollout intelligenter Messsysteme zielen darauf ab, eine zunehmend dezentrale und volatile Erzeugung mit einem steigenden und ebenso fluktuierenden Verbrauch in Einklang zu bringen.
 
 
Dazu müssen die Verteilnetze transparent werden. Um auf die steigenden Anforderungen an die Netze nicht gleich mit dem vergleichsweise teuren Ausbau der Leitungen zu reagieren, sollten mehr intelligente Lösungen, vor allem Flexibilitätspotenziale, genutzt werden. Dies war Grundtenor eines Online-Streams bei den Berliner Energietagen am 3. Mai, zu dem der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (BNE) eingeladen hatte.

Nach Überzeugung von Arwen Colell müssen Flexibilitätspotenziale nicht unbedingt groß sein. Die Mitgründerin von „Decarbon1ze“ und ihre Kollegen wollen vor allem die kleinen Flexibilitäten von Haushalten, auch in Mehrfamilienhäusern, mobilisieren. „Teilhabe“ ist aus ihrer Sicht einer der Schlüsselbegriffe.

Pragmatische Lösungen, die die Verbraucher einbeziehen und sie motivieren, ihren Verbrauch zu flexibilisieren, finden bei der Umsetzung der Energiewende nur unzureichend Beachtung. Ein Beispiel, wie Flexibilität schnell zur Verfügung stehen könnte, wäre die Nutzung von Warmwasserspeichern in Mehrfamilienhäusern. Ein Tauchsieder sei sicherlich nicht die beste Lösung im Hinblick auf das nationale Klimaneutralitätsziel 2045. Aber solche Speicher seien sofort einsetzbar und noch in vielen Mehrfamilienhäusern, gerade im urbanen Umfeld, verfügbar. Sie ließen sich durchaus auch mit anderen Heizungen kombinieren.

Kurzfristige Einsetzbarkeit wichtig

Pilotanwendungen hätten gezeigt, so Colell, dass man schon mit einem Tauchsieder von 3 kW Leistung eine große Menge an erneuerbarem Strom nutzen könnte, die sonst vielleicht abgeregelt worden wäre. So könnte beispielsweise der vergleichsweise hohe Strombedarf von Umwälzpumpen, die warmes Wasser zum Legionellenschutz im Haus verteilen, durch Erneuerbare gedeckt werden.
Sehr hilfreich beim Einsammeln kleiner – also nicht-industrieller – Flexibilitäten und dem Anbieten von gepoolten Einheiten sei die Möglichkeit, Unterzähler zu bilanzieren.

Die Digitalisierung ermögliche es, Flexibilitäten von E-Autos, Warmwasserspeichern und anderen Assets zu nutzen. Es komme aber vor allem darauf an, flexible Assets möglichst schnell zu integrieren. Ein Pilotprojekt zur Integration der E-Mobilität mit einer virtuellen Bilanzierung des Ladestroms hat das Berliner Start-up bereits im vergangenen Jahr mit dem Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz und dem Verteilnetzbetreiber Stromnetz Berlin umgesetzt.

Colell ist überzeugt davon, dass sich die Menschen davon überzeugen lassen, eine aktive Rolle bei der Energiewende zu spielen. Sie müssten allerdings erst einmal in die Lage versetzt werden, eine solche Entscheidung zu treffen. Das aktuelle Anreizsystem sei nicht auf die Motivation zur Teilhabe angelegt.

Die App von Tibber als Maschinenraum

Auch Tibber setzt auf Teilhabe der Privaten. Merlin Lauenburg sieht das Unternehmen eher als Tech-Unternehmen, wie er bei den Energietagen sagte. Allerdings hat Tibber nicht nur eine App auf den Markt gebracht, sondern bietet auch Stromlieferungen an. Die App sei allerdings das Herzstück der eigenen Lösung, der digitale Maschinenraum für das Energiesystem der Zukunft, so der Geschäftsführer von Tibber Deutschland.

Das Unternehmen will den Verbrauchern anhand der Börsenpreise zeigen, dass sie bei der Verlagerung des Verbrauchs in bestimmte Zeitfenster zum einen Geld sparen können, zum anderen grünen Strom nutzen – weil in Zeiten niedriger Preise besonders viel Erneuerbare einspeisen – und sie damit aktiv die Energiewende unterstützen. Dazu müssen die Kunden den stündlichen Börsenpreis auch sehen und ihren eigenen Verbrauch damit abgleichen können.

„Wir müssen weg vom One-Size-fits-all-Modell“, sagte Lauenburg. Dies bedeute: keinen fixen Kilowattstundenpreis mehr, keine fixen Abschläge mehr. Stattdessen müssten die Kunden digital befähigt, aber auf jeden Fall auch aufgeklärt werden, damit sie eine aktive Rolle bei der Energiewende spielen und gleichzeitig davon profitieren können. Tests mit Elektromobilisten in Schweden hätten da vielversprechende Ergebnisse geliefert.

Donnerstag, 4.05.2023, 16:13 Uhr
Fritz Wilhelm

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