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Energie & Management > Gastbeitrag - Eine neue, deutsche Industrie durch Wasserstoff
Quelle: E&M
Gastbeitrag

Eine neue, deutsche Industrie durch Wasserstoff

Mit Wasserstoff besteht die Möglichkeit, die De-Industrialisierung in Deutschland aufzuhalten, wie Studien belegen. Ein Gastbeitrag von Jorgo Chatzimarkakis* von Hydrogen Europe.
Deutschlands Wirtschaft schrumpft: Der Internationale Währungsfonds prognostiziert einen Rückgang um 0,3 Prozent. Entgegen dem Trend in anderen großen Industriestaaten zeichnet sich in der Bundesrepublik der Prozess einer schleichenden De-Industrialisierung ab.

Die aktuelle Situation sollte als Chance für einen neuen Wirtschaftsaufschwung begriffen werden. Klimaschutz und Re-Industrialisierung sind vereinbar. Dafür brauchen wir eine pragmatische und keine ideologische Herangehensweise. Technologie-Diversität ist das Stichwort. Hier spielt sauberer Wasserstoff eine entscheidende Rolle.

Für wichtige deutsche Industriesektoren wie Chemie, Automobil und Stahl kann Wasserstoff eine Initialzündung sein. Dafür hat die Bundesregierung mit der Fortsetzung der deutschen Wasserstoffstrategie Ende Juli das Fundament gelegt. Diese sachorientierte und an den Möglichkeiten Deutschlands ausgerichtete Strategie gibt nach vielen Jahren ideologischer Verdammung des Wasserstoffs Anlass für Zuversicht. Denn Deutschland ist im Bereich der Technologien für Produktion, Speicherung und Transport von Wasserstoff nach wie vor weltweit führend.

Sobald in den kommenden neun Jahren ausreichend Wasserstoff für die breite Nutzung vorhanden ist, nimmt Deutschland auch die global führende Rolle als vielfältiger Wasserstoff-Verbraucher ein.

Wasserstoff zweitwichtigster Energieträger nach Strom

Dass die gesamte EU ein großer Nutznießer von Wasserstoff sein wird, wurde Anfang August von einer Fraunhofer-Studie bestätigt: Eine beinahe 100-prozentige Dekarbonisierung der europäischen Energie inklusive der industriellen Transformation ist möglich. Dabei wird Wasserstoff nach Strom die mit Abstand zweitwichtigste Rolle einnehmen. Gemeinsam werden Wasserstoff und Strom im Jahr 2050 bis zu 80 Prozent des EU-Energiebedarfs abdecken.

Die Studienautoren liefern zudem eine neue Modellrechnung: Die EU kann bei der Produktion von Wasserstoff autark sein − falls die Herstellung in diesen EU-Ländern erfolgen sollte, in denen es sich lohnen würde. Deutschland gehört leider nicht dazu. Die Produktion von erneuerbarer Energie ist hierzulande im Vergleich zu anderen EU-Ländern, wie Frankreich und Spanien, zu teuer.

Deutschland wird sich hingegen als internationales Drehkreuz für Import und Export von Wasserstoff etablieren − auch beim Technologieexport, zum Beispiel von Elektrolyseuren.

Fraunhofer-Studie als Weckruf

Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen außerdem die Nachteile des Standorts Deutschland für die Energieproduktion: Die bereits erwähnten hohen Kosten für die Erneuerbaren gehören dazu − genauso wie einseitige Abhängigkeiten zu außereuropäischen Partnern, wie zum Beispiel bis 2022 zu Russland und dessen Gaslieferungen. Der verlangsamte Ausbau der Erneuerbaren stellt ebenso einen Nachteil dar.

Die Fraunhofer-Studie sollte ein Weckruf sein, die Nachteile in Deutschland so schnell, wie möglich, zu beseitigen. Ein Happy End ist nämlich möglich: Im Aufschwung des Wasserstoffs kann sich der Standort Deutschland selbst am Schopfe in ein neues und sauberes Industriezeitalter ziehen. Dabei wird eine komplett neue Industrie aus dem Boden gestampft, die sich auf alle Akteure der deutschen Wirtschaft auswirkt − und das bei gleichzeitiger Einhaltung der EU-Klimaziele.

* Jorgo Chatzimarkakis ist CEO des europäischen Wasserstoffverbandes Hydrogen Europe. 
 
Jorgo Chartzimarkakis
Quelle: Justin Jin / JJ Productions

Dienstag, 5.09.2023, 09:29 Uhr
Redaktion
Energie & Management > Gastbeitrag - Eine neue, deutsche Industrie durch Wasserstoff
Quelle: E&M
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Eine neue, deutsche Industrie durch Wasserstoff
Mit Wasserstoff besteht die Möglichkeit, die De-Industrialisierung in Deutschland aufzuhalten, wie Studien belegen. Ein Gastbeitrag von Jorgo Chatzimarkakis* von Hydrogen Europe.
Deutschlands Wirtschaft schrumpft: Der Internationale Währungsfonds prognostiziert einen Rückgang um 0,3 Prozent. Entgegen dem Trend in anderen großen Industriestaaten zeichnet sich in der Bundesrepublik der Prozess einer schleichenden De-Industrialisierung ab.

Die aktuelle Situation sollte als Chance für einen neuen Wirtschaftsaufschwung begriffen werden. Klimaschutz und Re-Industrialisierung sind vereinbar. Dafür brauchen wir eine pragmatische und keine ideologische Herangehensweise. Technologie-Diversität ist das Stichwort. Hier spielt sauberer Wasserstoff eine entscheidende Rolle.

Für wichtige deutsche Industriesektoren wie Chemie, Automobil und Stahl kann Wasserstoff eine Initialzündung sein. Dafür hat die Bundesregierung mit der Fortsetzung der deutschen Wasserstoffstrategie Ende Juli das Fundament gelegt. Diese sachorientierte und an den Möglichkeiten Deutschlands ausgerichtete Strategie gibt nach vielen Jahren ideologischer Verdammung des Wasserstoffs Anlass für Zuversicht. Denn Deutschland ist im Bereich der Technologien für Produktion, Speicherung und Transport von Wasserstoff nach wie vor weltweit führend.

Sobald in den kommenden neun Jahren ausreichend Wasserstoff für die breite Nutzung vorhanden ist, nimmt Deutschland auch die global führende Rolle als vielfältiger Wasserstoff-Verbraucher ein.

Wasserstoff zweitwichtigster Energieträger nach Strom

Dass die gesamte EU ein großer Nutznießer von Wasserstoff sein wird, wurde Anfang August von einer Fraunhofer-Studie bestätigt: Eine beinahe 100-prozentige Dekarbonisierung der europäischen Energie inklusive der industriellen Transformation ist möglich. Dabei wird Wasserstoff nach Strom die mit Abstand zweitwichtigste Rolle einnehmen. Gemeinsam werden Wasserstoff und Strom im Jahr 2050 bis zu 80 Prozent des EU-Energiebedarfs abdecken.

Die Studienautoren liefern zudem eine neue Modellrechnung: Die EU kann bei der Produktion von Wasserstoff autark sein − falls die Herstellung in diesen EU-Ländern erfolgen sollte, in denen es sich lohnen würde. Deutschland gehört leider nicht dazu. Die Produktion von erneuerbarer Energie ist hierzulande im Vergleich zu anderen EU-Ländern, wie Frankreich und Spanien, zu teuer.

Deutschland wird sich hingegen als internationales Drehkreuz für Import und Export von Wasserstoff etablieren − auch beim Technologieexport, zum Beispiel von Elektrolyseuren.

Fraunhofer-Studie als Weckruf

Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen außerdem die Nachteile des Standorts Deutschland für die Energieproduktion: Die bereits erwähnten hohen Kosten für die Erneuerbaren gehören dazu − genauso wie einseitige Abhängigkeiten zu außereuropäischen Partnern, wie zum Beispiel bis 2022 zu Russland und dessen Gaslieferungen. Der verlangsamte Ausbau der Erneuerbaren stellt ebenso einen Nachteil dar.

Die Fraunhofer-Studie sollte ein Weckruf sein, die Nachteile in Deutschland so schnell, wie möglich, zu beseitigen. Ein Happy End ist nämlich möglich: Im Aufschwung des Wasserstoffs kann sich der Standort Deutschland selbst am Schopfe in ein neues und sauberes Industriezeitalter ziehen. Dabei wird eine komplett neue Industrie aus dem Boden gestampft, die sich auf alle Akteure der deutschen Wirtschaft auswirkt − und das bei gleichzeitiger Einhaltung der EU-Klimaziele.

* Jorgo Chatzimarkakis ist CEO des europäischen Wasserstoffverbandes Hydrogen Europe. 
 
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Quelle: Justin Jin / JJ Productions

Dienstag, 5.09.2023, 09:29 Uhr
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