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Energie & Management > Studien - Deutschlands Weg zum Erdgas-Aus
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Studien

Deutschlands Weg zum Erdgas-Aus

In einer Metastudie untersucht das Öko-Institut fünf Szenarien zum Ausstieg aus der Erdgasnutzung. Sie unterscheiden sich deutlich, stimmen aber in einem Punkt überein.
Bereits innerhalb der kommenden 10 Jahre sinkt die Nutzung von Erdgas in Deutschland um 28 bis 63 Prozent. Das ist ein Ergebnis der nun vom Öko-Institut vorgelegten Metastudie “Erdgas-Phase-out in Deutschland: Perspektiven und Pfade aktueller Klimaneutralitätsszenarien“. Im Auftrag der Initiative “GasWende” untersuchte das Institut dafür fünf Szenario-Studien von BDI, Dena, Agora, Ariadne und BMWK.

Das Augenmerk legten die Forschenden dabei auf die Frage, wie der Erdgasverbrauch in Deutschland im Gebäude-, Industrie- und Energiesektor sinken muss, um die deutschen Klimaschutzziele einzuhalten.

Am eindeutigsten sind dabei die Ergebnisse der Studienauswertung im Hinblick auf den Gebäudesektor: „Alle Szenarien berechnen für den Gebäudesektor einen linearen Erdgas-Ausstiegspfad bis nahezu null spätestens im Jahr 2045”, heißt es in der Metastudie. Im Industriesektor hingegen lägen die Szenarien insbesondere im Jahr 2025 und 2030 noch weit auseinander, während sie ab dem Jahr 2035 sehr eng beieinander seien. Im Jahr 2045 werde – mit Ausnahme eines Szenarios – nur noch eine minimale Nutzung von Erdgas angenommen. Die Energiewirtschaft könne in zwei Szenarien bereits bis zum Jahr 2040 vollständig aus der Erdgasnutzung aussteigen. Auch in diesem Sektor aber zeigten sich große Unterschiede in den untersuchten Szenarien.

Keine Wasserstoffnutzung im Gebäudesektor
 

Angesichts der möglichen Alternativen zum Erdgas zeigen sich die vorliegenden Studien der Analyse zufolge ebenfalls sehr uneinheitlich. So werde für den Einsatz für Biogas beziehungsweise Biomethan sowohl eine Verdoppelung (etwa 100 Milliarden kWh pro Jahr) als auch eine Halbierung (weniger als 25 Milliarden kWh pro Jahr) der Nutzung bis zum Zieljahr 2045 prognostiziert.

Auch im Hinblick auf den Einsatz von Wasserstoff als Erdgasersatz zeichneten die Szenarien sehr unterschiedliche Perspektiven: So ergebe sich bereits für das Jahr 2030 eine Bandbreite in der veranschlagten Wasserstoffnutzung von 50 Milliarden kWh, die bis zum Zieljahr 2045 noch stark zunehme auf etwa 500 Milliarden kWh. In einem Punkt aber seien alle untersuchten Studien einig: Im Gebäudesektor werde Wasserstoff keine relevante Rolle spielen.

Daraus ergäben sich, so die Autoren des Öko-Instituts, Konsequenzen für die Zukunft des Gasnetzes: Überregional müsse ein Transportnetz aufrechterhalten werden, welches zunächst noch Erdgas transportiert, perspektivisch aber teilweise für den Transport von Wasserstoff umgewidmet werde. Auf Verteilnetzebene hingegen werde es flächendeckend zu Stilllegungen kommen: Hier gelte es Lock-ins zu vermeiden und die jährlichen Investitionen in das Netz von derzeit rund 1,5 Milliarden Euro pro Jahr herunterzufahren.

„Statt 600.000 Kilometern Erdgasnetz werden wir in Zukunft nur noch wenige 10.000 Kilometer benötigen, um grünen Wasserstoff in die Industriezentren zu transportieren. Die meisten Leitungen, insbesondere die in die Wohngebiete, können dann stillgelegt werden. Kostspielige Umrüstung auf Wasserstoff lohnt hier also nicht. Für die meisten Kommunen und Stadtwerke würde Wasserstoff zur teuren Falle“, kommentiert Tina Loeffelbein, Projektleiterin der Gaswende, die Ergebnisse.

Ausgewertet wurden für die Metastudie die Ergebnisse folgender Studien: BDI Klimapfade 2.0, DENA Leitstudie, Agora Klimaneutrales Deutschland 2045, Ariadne Klimaneutralität 2045 und die BMWK Langfristszenarien 3.

Die vollständige Studie “Erdgas-Phase-out in Deutschland: Perspektiven und Pfade aktueller Klimaneutralitätsszenarien“ ist auf den Internetseiten des Öko-Instituts abrufbar.

Montag, 26.02.2024, 16:13 Uhr
Katia Meyer-Tien
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Deutschlands Weg zum Erdgas-Aus
In einer Metastudie untersucht das Öko-Institut fünf Szenarien zum Ausstieg aus der Erdgasnutzung. Sie unterscheiden sich deutlich, stimmen aber in einem Punkt überein.
Bereits innerhalb der kommenden 10 Jahre sinkt die Nutzung von Erdgas in Deutschland um 28 bis 63 Prozent. Das ist ein Ergebnis der nun vom Öko-Institut vorgelegten Metastudie “Erdgas-Phase-out in Deutschland: Perspektiven und Pfade aktueller Klimaneutralitätsszenarien“. Im Auftrag der Initiative “GasWende” untersuchte das Institut dafür fünf Szenario-Studien von BDI, Dena, Agora, Ariadne und BMWK.

Das Augenmerk legten die Forschenden dabei auf die Frage, wie der Erdgasverbrauch in Deutschland im Gebäude-, Industrie- und Energiesektor sinken muss, um die deutschen Klimaschutzziele einzuhalten.

Am eindeutigsten sind dabei die Ergebnisse der Studienauswertung im Hinblick auf den Gebäudesektor: „Alle Szenarien berechnen für den Gebäudesektor einen linearen Erdgas-Ausstiegspfad bis nahezu null spätestens im Jahr 2045”, heißt es in der Metastudie. Im Industriesektor hingegen lägen die Szenarien insbesondere im Jahr 2025 und 2030 noch weit auseinander, während sie ab dem Jahr 2035 sehr eng beieinander seien. Im Jahr 2045 werde – mit Ausnahme eines Szenarios – nur noch eine minimale Nutzung von Erdgas angenommen. Die Energiewirtschaft könne in zwei Szenarien bereits bis zum Jahr 2040 vollständig aus der Erdgasnutzung aussteigen. Auch in diesem Sektor aber zeigten sich große Unterschiede in den untersuchten Szenarien.

Keine Wasserstoffnutzung im Gebäudesektor
 

Angesichts der möglichen Alternativen zum Erdgas zeigen sich die vorliegenden Studien der Analyse zufolge ebenfalls sehr uneinheitlich. So werde für den Einsatz für Biogas beziehungsweise Biomethan sowohl eine Verdoppelung (etwa 100 Milliarden kWh pro Jahr) als auch eine Halbierung (weniger als 25 Milliarden kWh pro Jahr) der Nutzung bis zum Zieljahr 2045 prognostiziert.

Auch im Hinblick auf den Einsatz von Wasserstoff als Erdgasersatz zeichneten die Szenarien sehr unterschiedliche Perspektiven: So ergebe sich bereits für das Jahr 2030 eine Bandbreite in der veranschlagten Wasserstoffnutzung von 50 Milliarden kWh, die bis zum Zieljahr 2045 noch stark zunehme auf etwa 500 Milliarden kWh. In einem Punkt aber seien alle untersuchten Studien einig: Im Gebäudesektor werde Wasserstoff keine relevante Rolle spielen.

Daraus ergäben sich, so die Autoren des Öko-Instituts, Konsequenzen für die Zukunft des Gasnetzes: Überregional müsse ein Transportnetz aufrechterhalten werden, welches zunächst noch Erdgas transportiert, perspektivisch aber teilweise für den Transport von Wasserstoff umgewidmet werde. Auf Verteilnetzebene hingegen werde es flächendeckend zu Stilllegungen kommen: Hier gelte es Lock-ins zu vermeiden und die jährlichen Investitionen in das Netz von derzeit rund 1,5 Milliarden Euro pro Jahr herunterzufahren.

„Statt 600.000 Kilometern Erdgasnetz werden wir in Zukunft nur noch wenige 10.000 Kilometer benötigen, um grünen Wasserstoff in die Industriezentren zu transportieren. Die meisten Leitungen, insbesondere die in die Wohngebiete, können dann stillgelegt werden. Kostspielige Umrüstung auf Wasserstoff lohnt hier also nicht. Für die meisten Kommunen und Stadtwerke würde Wasserstoff zur teuren Falle“, kommentiert Tina Loeffelbein, Projektleiterin der Gaswende, die Ergebnisse.

Ausgewertet wurden für die Metastudie die Ergebnisse folgender Studien: BDI Klimapfade 2.0, DENA Leitstudie, Agora Klimaneutrales Deutschland 2045, Ariadne Klimaneutralität 2045 und die BMWK Langfristszenarien 3.

Die vollständige Studie “Erdgas-Phase-out in Deutschland: Perspektiven und Pfade aktueller Klimaneutralitätsszenarien“ ist auf den Internetseiten des Öko-Instituts abrufbar.

Montag, 26.02.2024, 16:13 Uhr
Katia Meyer-Tien

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