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Energie & Management > Österreich - Arbeiterkammer: Investieren in
Quelle: Shutterstock / 24Novembers
Österreich

Arbeiterkammer: Investieren in "grünere" Energieinfrastruktur

Laut der Kammer muss die öffentliche Hand eine Vorreiterrolle bei einschlägigen Investitionen spielen. Bis 2030 könnten diese bis zu 50 Milliarden Euro betragen.
„Mehr Geld für öffentliche Investitionen“ in klimapolitisch wichtige Infrastrukturen fordert die Arbeiterkammer (AK). Nicht zuletzt der Energiesektor sollte seine Anlagen „grüner“ machen. Der AK zufolge ist es „für eine glaubwürdige Klimaschutzpolitik zentral, dass die öffentliche Hand eine Vorreiterrolle einnimmt und im eigenen Wirkungsbereich vorlebt, wie die Klimaschutzziele eingehalten werden können.“

Dies könne „dazu beitragen, dass Klimaschutz als von höchster Dringlichkeit für Wirtschaft und Gesellschaft wahrgenommen wird.“ In ihrer Argumentation stützt sich die AK auf eine in ihrem Auftrag erstellte Studie des Umweltbundesamtes (UBA) und der Technischen Universität Wien (TU Wien), die am 12. Juni veröffentlicht wurde. Ihr zufolge müsste die öffentliche Hand bis 2030 bis zu 50 Milliarden Euro in den Auf- und Ausbau einer klimaverträglichen Infrastruktur im Energiesektor investieren.

Erfolgen würde dies primär über jene Energieunternehmen, an denen der Bund, die Länder und die Kommunen mehrheitlich beteiligt sind. Die größten davon sind der Stromkonzern Verbund, dessen Sachanlagevermögen laut der Studie rund 10,7 Milliarden Euro beträgt, die niederösterreichische EVN mit einem Sachanlagevermögen von etwa 3,7 Milliarden Euro sowie die Wiener Netze mit 2,7 Milliarden Euro.

Zwei Szenarien vorgestellt

Die Fachleute des UBA und der TU Wien untersuchten in der Studie zwei Szenarien. Im „Szenario 1“ werden die bestehenden Infrastrukturen für eine „dekarbonisierte“ Versorgung tauglich gemacht, also beispielsweise mit fossilen Energieträgern betriebene Kraftwerke durch Ökostromanlagen mit gleicher jährlicher Erzeugung und entsprechender Leistung ersetzt. Dies bedeutet insbesondere, neue Windräder mit 2 GW Leistung zu errichten, die 5 Milliarden kWh pro Jahr erzeugen können. Ferner sind Photovoltaikanlagen mit rund 4 GW Leistung und einer Stromproduktion von 4 Milliarden kWh zu bauen. In geringerem Ausmaß sind auch Wasserkraftwerke zu ertüchtigen respektive neu zu errichten.

Insgesamt ergeben sich damit rund 7,8 Milliarden Euro an Investitionen, davon 3,8 Milliarden für die Photovoltaik, 2,8 Milliarden für die Windenergie sowie 1,2 Milliarden Euro für die Wasserkraft. Hinzu kommen rund 8,3 Milliarden Euro für den Ersatz bestehender und den Bau zusätzlicher Stromleitungen. Die „Dekarbonisierung“ der bestehenden Fernwärmesysteme schlägt mit weiteren rund 7,1 Milliarden Euro zu Buche, von denen 4,1 Milliarden auf Biomasseanlagen und 2 Milliarden auf Geothermieprojekte entfallen. Weiters würde etwa 1 Milliarde Euro in die Nutzung der Wärme aus der Abwasserentsorgung investiert. Zu guter Letzt ist laut der Studie mit rund 900 Millionen Euro für neue Biogasanlagen sowie die Ertüchtigung der Gasnetze zu rechnen. In Summe kostet die Realisierung des „Szenarios 1“ etwa 24,1 Milliarden Euro.

Ambitionierterer Ausbau

Dem gegenüber unternimmt die öffentliche Hand im „Szenario 2“ einen ambitionierten Ausbau der erneuerbaren Energien sowie der Strom-, Gas und Fernwärmenetze. Dieses Szenario entspricht hinsichtlich des Ökostromausbaus weitgehend den Zielen des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG), das bis 2030 eine Steigerung der jährlichen Produktion um rund 27 Milliarden kWh oder 50 Prozent vorsieht. Davon entfallen rund 5 Milliarden kWh auf revitalisierte sowie neue Wasserkraftwerke, wofür laut der AK-Studie etwa 6,7 Milliarden Euro zu veranschlagen sind. Die Stromerzeugung mit Windparks wäre gegenüber dem Status quo um etwa 10 Milliarden kWh pro Jahr zu erweitern, was einem „Investitionspotenzial“ von rund 6 Milliarden Euro gleichkäme. Bei der Photovoltaik schließlich ginge es um eine Produktionssteigerung um etwa 9 Milliarden kWh, die Investitionen von 9,5 Milliarden Euro mit sich brächte.

Erheblich stärker als im „Szenario 1“ müssten die Stromnetze ausgebaut werden. Für neue Leitungen wären daher statt 1 Milliarde Euro rund 7,9 Milliarden Euro nötig. Insgesamt würden sich die Ausgaben für die Stromnetze auf 15,2 Milliarden Euro belaufen. Im Bereich der Fernwärme wären für Biomasseanlagen 5,3 Milliarden Euro erforderlich, für Geothermieprojekte 2,6 Milliarden Euro. Anders als im „Szenario 1“ geht die AK-Studie auch vom Aufbau einer Infrastruktur für die Wasserstoffversorgung aus, für den sie rund 2,4 Milliarden Euro vorsieht. Die Gesamtkosten für die Umsetzung des „Szenarios 2“ veranschlagt die Studie die eingangs genannten rund 50 Milliarden Euro.

Sinnvoll seien die Investitionen allemal, betonen die Fachleute des UBA und der TU Wien. Der Staat erweitere auf diese Weise seinen Kapitalstock: „Dadurch wird öffentliches Vermögen für die Zukunft aufgebaut und gesichert, um langfristig ein nachhaltiges Wirtschaften und eine hohe Lebensqualität in Österreich gewährleisten zu können.“ Und je mehr Verantwortung die öffentliche Hand „direkt“ übernehme, „desto eher sind die Grundlagen für ein gutes Leben für alle innerhalb planetarer Grenzen geschaffen.“

Montag, 12.06.2023, 15:05 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - Arbeiterkammer: Investieren in
Quelle: Shutterstock / 24Novembers
Österreich
Arbeiterkammer: Investieren in "grünere" Energieinfrastruktur
Laut der Kammer muss die öffentliche Hand eine Vorreiterrolle bei einschlägigen Investitionen spielen. Bis 2030 könnten diese bis zu 50 Milliarden Euro betragen.
„Mehr Geld für öffentliche Investitionen“ in klimapolitisch wichtige Infrastrukturen fordert die Arbeiterkammer (AK). Nicht zuletzt der Energiesektor sollte seine Anlagen „grüner“ machen. Der AK zufolge ist es „für eine glaubwürdige Klimaschutzpolitik zentral, dass die öffentliche Hand eine Vorreiterrolle einnimmt und im eigenen Wirkungsbereich vorlebt, wie die Klimaschutzziele eingehalten werden können.“

Dies könne „dazu beitragen, dass Klimaschutz als von höchster Dringlichkeit für Wirtschaft und Gesellschaft wahrgenommen wird.“ In ihrer Argumentation stützt sich die AK auf eine in ihrem Auftrag erstellte Studie des Umweltbundesamtes (UBA) und der Technischen Universität Wien (TU Wien), die am 12. Juni veröffentlicht wurde. Ihr zufolge müsste die öffentliche Hand bis 2030 bis zu 50 Milliarden Euro in den Auf- und Ausbau einer klimaverträglichen Infrastruktur im Energiesektor investieren.

Erfolgen würde dies primär über jene Energieunternehmen, an denen der Bund, die Länder und die Kommunen mehrheitlich beteiligt sind. Die größten davon sind der Stromkonzern Verbund, dessen Sachanlagevermögen laut der Studie rund 10,7 Milliarden Euro beträgt, die niederösterreichische EVN mit einem Sachanlagevermögen von etwa 3,7 Milliarden Euro sowie die Wiener Netze mit 2,7 Milliarden Euro.

Zwei Szenarien vorgestellt

Die Fachleute des UBA und der TU Wien untersuchten in der Studie zwei Szenarien. Im „Szenario 1“ werden die bestehenden Infrastrukturen für eine „dekarbonisierte“ Versorgung tauglich gemacht, also beispielsweise mit fossilen Energieträgern betriebene Kraftwerke durch Ökostromanlagen mit gleicher jährlicher Erzeugung und entsprechender Leistung ersetzt. Dies bedeutet insbesondere, neue Windräder mit 2 GW Leistung zu errichten, die 5 Milliarden kWh pro Jahr erzeugen können. Ferner sind Photovoltaikanlagen mit rund 4 GW Leistung und einer Stromproduktion von 4 Milliarden kWh zu bauen. In geringerem Ausmaß sind auch Wasserkraftwerke zu ertüchtigen respektive neu zu errichten.

Insgesamt ergeben sich damit rund 7,8 Milliarden Euro an Investitionen, davon 3,8 Milliarden für die Photovoltaik, 2,8 Milliarden für die Windenergie sowie 1,2 Milliarden Euro für die Wasserkraft. Hinzu kommen rund 8,3 Milliarden Euro für den Ersatz bestehender und den Bau zusätzlicher Stromleitungen. Die „Dekarbonisierung“ der bestehenden Fernwärmesysteme schlägt mit weiteren rund 7,1 Milliarden Euro zu Buche, von denen 4,1 Milliarden auf Biomasseanlagen und 2 Milliarden auf Geothermieprojekte entfallen. Weiters würde etwa 1 Milliarde Euro in die Nutzung der Wärme aus der Abwasserentsorgung investiert. Zu guter Letzt ist laut der Studie mit rund 900 Millionen Euro für neue Biogasanlagen sowie die Ertüchtigung der Gasnetze zu rechnen. In Summe kostet die Realisierung des „Szenarios 1“ etwa 24,1 Milliarden Euro.

Ambitionierterer Ausbau

Dem gegenüber unternimmt die öffentliche Hand im „Szenario 2“ einen ambitionierten Ausbau der erneuerbaren Energien sowie der Strom-, Gas und Fernwärmenetze. Dieses Szenario entspricht hinsichtlich des Ökostromausbaus weitgehend den Zielen des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG), das bis 2030 eine Steigerung der jährlichen Produktion um rund 27 Milliarden kWh oder 50 Prozent vorsieht. Davon entfallen rund 5 Milliarden kWh auf revitalisierte sowie neue Wasserkraftwerke, wofür laut der AK-Studie etwa 6,7 Milliarden Euro zu veranschlagen sind. Die Stromerzeugung mit Windparks wäre gegenüber dem Status quo um etwa 10 Milliarden kWh pro Jahr zu erweitern, was einem „Investitionspotenzial“ von rund 6 Milliarden Euro gleichkäme. Bei der Photovoltaik schließlich ginge es um eine Produktionssteigerung um etwa 9 Milliarden kWh, die Investitionen von 9,5 Milliarden Euro mit sich brächte.

Erheblich stärker als im „Szenario 1“ müssten die Stromnetze ausgebaut werden. Für neue Leitungen wären daher statt 1 Milliarde Euro rund 7,9 Milliarden Euro nötig. Insgesamt würden sich die Ausgaben für die Stromnetze auf 15,2 Milliarden Euro belaufen. Im Bereich der Fernwärme wären für Biomasseanlagen 5,3 Milliarden Euro erforderlich, für Geothermieprojekte 2,6 Milliarden Euro. Anders als im „Szenario 1“ geht die AK-Studie auch vom Aufbau einer Infrastruktur für die Wasserstoffversorgung aus, für den sie rund 2,4 Milliarden Euro vorsieht. Die Gesamtkosten für die Umsetzung des „Szenarios 2“ veranschlagt die Studie die eingangs genannten rund 50 Milliarden Euro.

Sinnvoll seien die Investitionen allemal, betonen die Fachleute des UBA und der TU Wien. Der Staat erweitere auf diese Weise seinen Kapitalstock: „Dadurch wird öffentliches Vermögen für die Zukunft aufgebaut und gesichert, um langfristig ein nachhaltiges Wirtschaften und eine hohe Lebensqualität in Österreich gewährleisten zu können.“ Und je mehr Verantwortung die öffentliche Hand „direkt“ übernehme, „desto eher sind die Grundlagen für ein gutes Leben für alle innerhalb planetarer Grenzen geschaffen.“

Montag, 12.06.2023, 15:05 Uhr
Klaus Fischer

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