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Energie & Management > Österreich - PV-Verband will höhere Ausbauziele und Förderungen
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

PV-Verband will höhere Ausbauziele und Förderungen

Bis 2040 sollte die Stromproduktion mit Solaranlagen in etwa verzehnfacht werden. Für Forschung wünscht sich der Verband 30 Millionen Euro, für den Netzausbau 500 Millionen Euro.
Drei Forderungen an die Politik erhebt der Bundesverband Photovoltaic Austria anlässlich der Fachtagung für Photovoltaik und Stromspeicherung, die am 7. und 8. November in Graz stattfindet.

Erstens sollte im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) das Ziel verankert werden, die jährliche Stromproduktion mit Photovoltaikanlagen bis 2030 auf 21 Milliarden kWh zu erhöhen, bis 2040 sogar auf 41 Milliarden kWh. Zurzeit liegt das gesetzlich vorgegebene Ausbauziel bei 11 Milliarden kWh. Das ist etwa das Dreifache der aktuellen PV-Strom-Erzeugung, die sich laut Verbandspräsident Herbert Paierl auf rund 4 Milliarden kWh beläuft. Die 41 Milliarden kWh würden somit in etwa eine Verzehnfachung der derzeitigen Produktion bedeuten. Nur mit der geforderten Steigerung könne die seitens der Politik mehrfach ausgerufene „PV-Offensive“ gelingen und die für 2040 angestrebte „Klimaneutralität“ erreicht werden, betonte Paierl bei der Pressekonferenz in Graz.

Finanzierung „nach deutschem Vorbild“

Zweitens verlangt PV Austria „mehr Investitionen in heimische PV-Forschung und Innovation.“ Dies umfasst die Dotierung der einschlägigen österreichischen Forschungsaktivitäten mit mindestens 30 Millionen Euro pro Jahr, die Bevorzugung europäischer Erzeugnisse bei Ausschreibungen sowie zusätzliche internationale Forschungskooperationen.

Drittens schließlich fordert der Verband den zügigen Beschluss des Elektrizitätswirtschaftsgesetzes (ElWG), das das in seinen Grundzügen seit rund 20 Jahren geltende Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz (ElWOG) ablösen soll. Mit dem ElWG erhofft sich PV Austria einen beschleunigten Ausbau insbesondere der Verteilnetze, an denen PV-Anlagen üblicherweise angeschlossen werden. Finanzieren möchte der Verband die Ertüchtigung und Erweiterung der Netze über die Netzgebühren hinaus mit einem Infrastrukturfonds nach deutschem Vorbild. Dieser Fonds sollte mit rund 500 Millionen Euro aus Österreich zugewiesenen Strukturförderungsmitteln der EU dotiert werden, erläuterte Paierl auf Anfrage der Redaktion. Ihm zufolge bauen die Netzbetreiber ihre Infrastrukturen bis dato „ausschließlich bedarfsorientiert“ aus. Ein „strategisch geplanter, vorsorglicher Netzausbau, wie wir ihn jetzt bräuchten“, erfolge dem gegenüber nicht.

Bund, Länder und Gemeinden gefordert

Einmal mehr betonte Paierl, für eine erfolgreiche PV-Offensive bedürfe es einer Partnerschaft seiner Branche mit der Politik auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene. Doch die neun Bundesländer gingen in unterschiedlich ambitionierter Weise vor: „Im Westen ruht man sich eigentlich auf der Wasserkraft aus.“ Sein Heimatbundesland, die Steiermark, sei wegen komplexerer Vorgaben für die Realisierung von Aufdachanlagen gegenüber Niederösterreich und Oberösterreich zurückgefallen.

In der Sache gebe es kein Problem, die von PV Austria gewünschten ambitionierteren Ausbauziele zu erreichen, versicherte Paierl: An Freiflächen mangle es ebenso wenig wie an der Akzeptanz der Bevölkerung. Bei einschlägigen Umfragen bekundeten stets etwa 80 Prozent der Bevölkerung ihre grundsätzliche Unterstützung der Photovoltaik.

Chancen nutzen

Laut dem Obmann der Technologieplattform Photovoltaik, Hubert Fechner, wäre Österreich gut beraten, seine wirtschaftlichen Chancen im Solarstrombereich zu nutzen. Etliche österreichische Unternehmen gehörten zu den weltweit führenden Anbietern von Komponenten für PV-Anlagen. „Außerdem haben wir vier Modulproduzenten, pro Kopf gesehen, mehr als jedes andere Land in Europa.“ Aufgrund EU-rechtlicher Bestimmungen bestehe auch die Möglichkeit, die Ansiedlung und Erweiterung einschlägiger Unternehmen zu fördern.

Wichtig wäre laut Fechner, den Kunden den Mehrwert europäischer Produkte zu vermitteln: „Zurzeit fragen etwa 90 Prozent der Kunden gar nicht, wo PV-Module herkommen. Es ist einfach klar, dass diese in China erzeugt werden.“ Und in der Tat habe China eine wesentliche Rolle dabei gespielt, die Module billiger zu machen: „Aber es sollte nicht zu einer derartigen Fokussierung auf ein einziges Land kommen wie derzeit, wo rund 97 Prozent der PV-Wafer aus China stammen.“

Dienstag, 7.11.2023, 12:29 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - PV-Verband will höhere Ausbauziele und Förderungen
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Österreich
PV-Verband will höhere Ausbauziele und Förderungen
Bis 2040 sollte die Stromproduktion mit Solaranlagen in etwa verzehnfacht werden. Für Forschung wünscht sich der Verband 30 Millionen Euro, für den Netzausbau 500 Millionen Euro.
Drei Forderungen an die Politik erhebt der Bundesverband Photovoltaic Austria anlässlich der Fachtagung für Photovoltaik und Stromspeicherung, die am 7. und 8. November in Graz stattfindet.

Erstens sollte im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) das Ziel verankert werden, die jährliche Stromproduktion mit Photovoltaikanlagen bis 2030 auf 21 Milliarden kWh zu erhöhen, bis 2040 sogar auf 41 Milliarden kWh. Zurzeit liegt das gesetzlich vorgegebene Ausbauziel bei 11 Milliarden kWh. Das ist etwa das Dreifache der aktuellen PV-Strom-Erzeugung, die sich laut Verbandspräsident Herbert Paierl auf rund 4 Milliarden kWh beläuft. Die 41 Milliarden kWh würden somit in etwa eine Verzehnfachung der derzeitigen Produktion bedeuten. Nur mit der geforderten Steigerung könne die seitens der Politik mehrfach ausgerufene „PV-Offensive“ gelingen und die für 2040 angestrebte „Klimaneutralität“ erreicht werden, betonte Paierl bei der Pressekonferenz in Graz.

Finanzierung „nach deutschem Vorbild“

Zweitens verlangt PV Austria „mehr Investitionen in heimische PV-Forschung und Innovation.“ Dies umfasst die Dotierung der einschlägigen österreichischen Forschungsaktivitäten mit mindestens 30 Millionen Euro pro Jahr, die Bevorzugung europäischer Erzeugnisse bei Ausschreibungen sowie zusätzliche internationale Forschungskooperationen.

Drittens schließlich fordert der Verband den zügigen Beschluss des Elektrizitätswirtschaftsgesetzes (ElWG), das das in seinen Grundzügen seit rund 20 Jahren geltende Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz (ElWOG) ablösen soll. Mit dem ElWG erhofft sich PV Austria einen beschleunigten Ausbau insbesondere der Verteilnetze, an denen PV-Anlagen üblicherweise angeschlossen werden. Finanzieren möchte der Verband die Ertüchtigung und Erweiterung der Netze über die Netzgebühren hinaus mit einem Infrastrukturfonds nach deutschem Vorbild. Dieser Fonds sollte mit rund 500 Millionen Euro aus Österreich zugewiesenen Strukturförderungsmitteln der EU dotiert werden, erläuterte Paierl auf Anfrage der Redaktion. Ihm zufolge bauen die Netzbetreiber ihre Infrastrukturen bis dato „ausschließlich bedarfsorientiert“ aus. Ein „strategisch geplanter, vorsorglicher Netzausbau, wie wir ihn jetzt bräuchten“, erfolge dem gegenüber nicht.

Bund, Länder und Gemeinden gefordert

Einmal mehr betonte Paierl, für eine erfolgreiche PV-Offensive bedürfe es einer Partnerschaft seiner Branche mit der Politik auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene. Doch die neun Bundesländer gingen in unterschiedlich ambitionierter Weise vor: „Im Westen ruht man sich eigentlich auf der Wasserkraft aus.“ Sein Heimatbundesland, die Steiermark, sei wegen komplexerer Vorgaben für die Realisierung von Aufdachanlagen gegenüber Niederösterreich und Oberösterreich zurückgefallen.

In der Sache gebe es kein Problem, die von PV Austria gewünschten ambitionierteren Ausbauziele zu erreichen, versicherte Paierl: An Freiflächen mangle es ebenso wenig wie an der Akzeptanz der Bevölkerung. Bei einschlägigen Umfragen bekundeten stets etwa 80 Prozent der Bevölkerung ihre grundsätzliche Unterstützung der Photovoltaik.

Chancen nutzen

Laut dem Obmann der Technologieplattform Photovoltaik, Hubert Fechner, wäre Österreich gut beraten, seine wirtschaftlichen Chancen im Solarstrombereich zu nutzen. Etliche österreichische Unternehmen gehörten zu den weltweit führenden Anbietern von Komponenten für PV-Anlagen. „Außerdem haben wir vier Modulproduzenten, pro Kopf gesehen, mehr als jedes andere Land in Europa.“ Aufgrund EU-rechtlicher Bestimmungen bestehe auch die Möglichkeit, die Ansiedlung und Erweiterung einschlägiger Unternehmen zu fördern.

Wichtig wäre laut Fechner, den Kunden den Mehrwert europäischer Produkte zu vermitteln: „Zurzeit fragen etwa 90 Prozent der Kunden gar nicht, wo PV-Module herkommen. Es ist einfach klar, dass diese in China erzeugt werden.“ Und in der Tat habe China eine wesentliche Rolle dabei gespielt, die Module billiger zu machen: „Aber es sollte nicht zu einer derartigen Fokussierung auf ein einziges Land kommen wie derzeit, wo rund 97 Prozent der PV-Wafer aus China stammen.“

Dienstag, 7.11.2023, 12:29 Uhr
Klaus Fischer

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