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Energie & Management > Windkraft Offshore - Offshore-Lobby fordert Milliarde für Häfen
Quelle: Shutterstock / Paul Biryukov
Windkraft Offshore

Offshore-Lobby fordert Milliarde für Häfen

Der Bund müsste 1 Milliarde Euro in den Ausbau von Häfen stecken − und müsste dabei nicht den Etat belasten, sondern stattdessen einen Paragrafen ändern.
Die Offshorewind-Umschlagplätze in den deutschen Häfen sind zu klein, um den beschlossenen beschleunigten Zubau vor allem in der Nordsee zu bewältigen. Es „droht ein Scheitern der Offshore-Ausbau-Ambitionen“. Diese alte Warnung hat die Stiftung Offshore Windenergie am 4. Dezember mit einer Analyse des Flächen- und Finanzbedarfs sowie mit einem konkreten Finanzierungsvorschlag ergänzt. Die Offshore-Branchennetzwerke Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH), Wab (Bremerhaven) und Wind Energy Network (Rostock) unterstützen das Ansinnen ebenfalls, wie der Bundesverband Windenergie Offshore (BWO) in einer separaten Mitteilung.

Demnach braucht allein der Offshore-Zubau in der deutschen Nordsee bis zum geplanten Ausbau-Peak 2029/30 zusätzliche sogenannte No-Regret-Flächen von 60 bis 120 Hektar. Das ist jene schwerlastfähige Fläche, die auch nach diesem Peak „in jedem Fall dauerhaft gebraucht wird“, so Stiftungs-Geschäftsführerin Karina Würtz. Die Errichtung koste 0,6 bis 1,2 Milliarden Euro. Die Stiftung beruft sich bei ihren Berechnungen auf Einschätzungen der Cuxhavener Wirtschaftsförderung. Cuxhaven ist der größte deutsche Windkraft-Hafen und ist insoweit an seiner Kapazitätsgrenze.

Flächen und Kajen dauern bis zu sieben Jahre

Die vier Branchenorganisationen fordern vom Bund, die neuen schwerlastfähigen Flächen und Kaianlagen selbst zu finanzieren, da sie seine Ziele unterstützen. Die Küstenländer sind zwar für die Hafeninfrastruktur zuständig, sie könnten dies aber nicht aus eigener Kraft stemmen. Die Realisierung dauere bis zu sieben Jahre. Daher müsse spätestens jetzt das Geld dafür sicher sein, damit die Planung beginnen könne.

In den auch von Deutschland aus stark beanspruchten ausländischen Nordseehäfen Eemshaven (Niederlande) und Esberg (Dänemark) reichten die Offshore-Kapazitäten angesichts der Ausbaupläne anderer Länder „voraussichtlich“ von 2027 an ebenfalls nicht mehr für Deutschland. „Wir können uns nicht darauf verlassen, dass Europa unsere Offshore-Energiewende rettet“, so formulieren es die vier Branchenorganisationen.

Finanzierung aus Ausschreibungserlösen

Zur Gegenfinanzierung bis 2027 schlagen die Vereinigungen vor, von den Erlösen aus der 2024er-Ausschreibung weiterer nicht voruntersuchter Offshore-Windpark-Flächen 5 Prozent dafür abzuzweigen, zulasten der Dämpfung der Netzentgelte, in die bisher 90 Prozent fließen. Bei 10 Prozent Erlösanteil ließen sich alle No-Regret-Flächen finanzieren, so die Organisationen. 2023 hatten Projektierer insgesamt 12,7 Milliarden Euro für Windpark-Flächen auf See gezahlt.

Das „Elegante“ an einer solchen Lösung sei, dass sie außerhalb des zurzeit unterfinanzierten Bundeshaushaltes liefe, so die Mitteilung weiter. Der Bundestag müsste lediglich den Verteilungsschlüssel in Paragraf 57 Windenergie-auf-See-Gesetz ändern.

Hafenstrategie auf der Zielgeraden

Die Rufe der Offshore-Organisationen fallen in die letzten Pinselstriche an der neuen Hafenstrategie des Bundes. In der Vorwoche hatte das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) dazu eine Konsultation gestartet. Der Entwurf wird gerade vom Bundesverkehrsministerium (BMVD) mit anderen Ressorts abgestimmt. Er gehe zwar „in die richtige Richtung“, erklärte BWO-Geschäftsführer Stefan Thimm, er klammere aber finanziellen Fragen aus.

Die deutsche Offshore-Leistung soll bis 2045 um 62.000 MW auf 70.000 MW steigen, um dann 30 Prozent zur deutschen Brutto-Stromerzeugung beizutragen. Eines der Zwischenziele lautet 30.000 MW für 2030. Die vier Branchenorganisationen rechnen für 2029/30 mit dem größten jährlichen Zubau, nämlich 22.000 MW, hauptsächlich in der Nordsee.

Montag, 4.12.2023, 14:08 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Windkraft Offshore - Offshore-Lobby fordert Milliarde für Häfen
Quelle: Shutterstock / Paul Biryukov
Windkraft Offshore
Offshore-Lobby fordert Milliarde für Häfen
Der Bund müsste 1 Milliarde Euro in den Ausbau von Häfen stecken − und müsste dabei nicht den Etat belasten, sondern stattdessen einen Paragrafen ändern.
Die Offshorewind-Umschlagplätze in den deutschen Häfen sind zu klein, um den beschlossenen beschleunigten Zubau vor allem in der Nordsee zu bewältigen. Es „droht ein Scheitern der Offshore-Ausbau-Ambitionen“. Diese alte Warnung hat die Stiftung Offshore Windenergie am 4. Dezember mit einer Analyse des Flächen- und Finanzbedarfs sowie mit einem konkreten Finanzierungsvorschlag ergänzt. Die Offshore-Branchennetzwerke Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH), Wab (Bremerhaven) und Wind Energy Network (Rostock) unterstützen das Ansinnen ebenfalls, wie der Bundesverband Windenergie Offshore (BWO) in einer separaten Mitteilung.

Demnach braucht allein der Offshore-Zubau in der deutschen Nordsee bis zum geplanten Ausbau-Peak 2029/30 zusätzliche sogenannte No-Regret-Flächen von 60 bis 120 Hektar. Das ist jene schwerlastfähige Fläche, die auch nach diesem Peak „in jedem Fall dauerhaft gebraucht wird“, so Stiftungs-Geschäftsführerin Karina Würtz. Die Errichtung koste 0,6 bis 1,2 Milliarden Euro. Die Stiftung beruft sich bei ihren Berechnungen auf Einschätzungen der Cuxhavener Wirtschaftsförderung. Cuxhaven ist der größte deutsche Windkraft-Hafen und ist insoweit an seiner Kapazitätsgrenze.

Flächen und Kajen dauern bis zu sieben Jahre

Die vier Branchenorganisationen fordern vom Bund, die neuen schwerlastfähigen Flächen und Kaianlagen selbst zu finanzieren, da sie seine Ziele unterstützen. Die Küstenländer sind zwar für die Hafeninfrastruktur zuständig, sie könnten dies aber nicht aus eigener Kraft stemmen. Die Realisierung dauere bis zu sieben Jahre. Daher müsse spätestens jetzt das Geld dafür sicher sein, damit die Planung beginnen könne.

In den auch von Deutschland aus stark beanspruchten ausländischen Nordseehäfen Eemshaven (Niederlande) und Esberg (Dänemark) reichten die Offshore-Kapazitäten angesichts der Ausbaupläne anderer Länder „voraussichtlich“ von 2027 an ebenfalls nicht mehr für Deutschland. „Wir können uns nicht darauf verlassen, dass Europa unsere Offshore-Energiewende rettet“, so formulieren es die vier Branchenorganisationen.

Finanzierung aus Ausschreibungserlösen

Zur Gegenfinanzierung bis 2027 schlagen die Vereinigungen vor, von den Erlösen aus der 2024er-Ausschreibung weiterer nicht voruntersuchter Offshore-Windpark-Flächen 5 Prozent dafür abzuzweigen, zulasten der Dämpfung der Netzentgelte, in die bisher 90 Prozent fließen. Bei 10 Prozent Erlösanteil ließen sich alle No-Regret-Flächen finanzieren, so die Organisationen. 2023 hatten Projektierer insgesamt 12,7 Milliarden Euro für Windpark-Flächen auf See gezahlt.

Das „Elegante“ an einer solchen Lösung sei, dass sie außerhalb des zurzeit unterfinanzierten Bundeshaushaltes liefe, so die Mitteilung weiter. Der Bundestag müsste lediglich den Verteilungsschlüssel in Paragraf 57 Windenergie-auf-See-Gesetz ändern.

Hafenstrategie auf der Zielgeraden

Die Rufe der Offshore-Organisationen fallen in die letzten Pinselstriche an der neuen Hafenstrategie des Bundes. In der Vorwoche hatte das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) dazu eine Konsultation gestartet. Der Entwurf wird gerade vom Bundesverkehrsministerium (BMVD) mit anderen Ressorts abgestimmt. Er gehe zwar „in die richtige Richtung“, erklärte BWO-Geschäftsführer Stefan Thimm, er klammere aber finanziellen Fragen aus.

Die deutsche Offshore-Leistung soll bis 2045 um 62.000 MW auf 70.000 MW steigen, um dann 30 Prozent zur deutschen Brutto-Stromerzeugung beizutragen. Eines der Zwischenziele lautet 30.000 MW für 2030. Die vier Branchenorganisationen rechnen für 2029/30 mit dem größten jährlichen Zubau, nämlich 22.000 MW, hauptsächlich in der Nordsee.

Montag, 4.12.2023, 14:08 Uhr
Georg Eble

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