E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Veranstaltung - Industrie nennt Energiepreise abschreckend
Quelle: VIK-Jahrestagung 2023
Veranstaltung

Industrie nennt Energiepreise abschreckend

Auf der 76. Jahrestagung des Verbands der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) in Berlin haben Unternehmensvertreter vor einer Deindustrialisierung gewarnt.
„Wenn wir die Fragen zur Versorgungssicherheit und den Energiepreisen nicht beantworten, wird die Transformation der Industrie stattfinden, aber nicht mehr in Deutschland“, warnte Christian Seyfert, Hauptgeschäftsführer des VIK. Er eröffnete mit diesen Worten die 76. Jahrestagung des Verbands der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) in Berlin. Eine Energiewende, die zu erheblichen Wohlstandsverlusten führt, könnte dazu führen, dass sich die Bevölkerung von der Energiewende abwendet, und sei kein Beispiel mehr für die Welt, sagte Seyfert weiter.

Der Vorstandsvorsitzende des VIK, Gilles Le Van, forderte politische Maßnahmen, um die Industrie in Deutschland zu halten. „Nur ein wirtschaftlich starkes Deutschland kann einen Beitrag zur Stabilität in der Welt leisten“, mahnte Le Van vor dem Hintergrund der Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen. Eine bis zu 20 Prozent zurückgegangene Industrieproduktion habe Deutschland geschwächt aus der Energiepreiskrise kommen lassen. Grundlage der industriellen Fertigung sei eine sichere und wettbewerbsfähige Energieversorgung.

Daher plädierte Le Van für eine zeitlich befristete „Brücke“ in Form eines staatlich gestützten Industriestrompreises. Der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen dürfe nur „Zug um Zug“ mit dem Ausbau einer sicheren erneuerbaren Versorgung erfolgen. Zudem sei mehr Technologieoffenheit gefragt. Wasserstoff nur aus erneuerbaren Quellen sei zu teuer und zu rar.

Verheerende Wirkung der Ampel-Streitigkeiten

Unterdessen bezifferte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in Berlin die Chancen für einen staatlich subventionierten Industriestrompreis auf unverändert "fifty-fifty". Er halte eine zeitlich befristete Unterstützung der energieintensiven Industrie für notwendig, damit wichtige Grundstoffe weiter in Deutschland produziert werden und Deutschland resilienter wird. Er sei auch für eine Verlängerung der Energiepreisbremsen bis Ende März 2024, sagte Habeck. Dies sehe das Kabinett auch so, benötige aber ein Ja von Brüssel.

Uwe Liebelt, President European Site & Verbund Management der BASF, warnte auf dem VIK-Kongress vor dem „verheerenden Eindruck“, den der Streit der Ampelkoalition um die Energiepreise mache. Momentan gingen 100 Milliarden Euro Direktinvestitionen jährlich ins Ausland, nur 10 Milliarden kämen nach Deutschland. Wegen der hohen Energiekosten importiere Europa aktuell massiv Düngemittel aus Russland, was neue Abhängigkeiten schaffe.

Bundesregierung arbeitet an sicherer Energie

Jörg Kukies, Staatssekretär im Kanzleramt, nannte die Standortdiskussionen legitim. Zugleich verwies er auf Interventionen der Bundesregierung. So habe sie in Rekordzeit die Versorgung mit Flüssigerdgas (LNG) gesichert, als die Lieferungen aus Russland via Pipeline ausblieben. Die Ausbauziele für erneuerbare Energie seien enorm erhöht worden, ebenso die Planungs- und Genehmigungsgeschwindigkeit auch für die Netze. Das müsse die Privatwirtschaft umsetzen und finanzieren. Daran bestehe auch großes Interesse, wie Kukies an den jüngsten Windkraft-Offshore-Ausschreibungen festmachte.

Die Kraftwerksstrategie werde die Energieversorgung auch bei volatiler Stromerzeugung sichern, sagte der Staatssekretär. Für Wasserstoff werde es Technologieoffenheit geben, sagte er zu. Gleichwohl setzten die Klimaschutzziele und Treibhausgas-Emissionen hierfür einen Rahmen.

Es gebe Gespräche mit der insoweit skeptischen EU-Kommission, auch die Erdgas-Verteilnetze für Wasserstoff zu öffnen. Dafür müsse der Netzkosten-Anteil noch geregelt werden. Für den Anschub des Wasserstoff-Kernnetzes seien allerdings staatliche Zuschüsse nötig. Auch Importquellen für Wasserstoff entstünden weltweit, sagte Kukies mit Verweis auf die Einkaufsinitiative „H2 global“ der Bundesregierung.
 
Die Podiumsdiskussion auf der Jahrestagung des VIK
Quelle: E&M / Susanne Harmsen

Autolobby: Energie für heimische grüne Industrien zu teuer

Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), nannte die grünen Industrien wie Wasserstoff- und Batterieherstellung Deutschlands Chance. Das Know-how dafür sei da. Aber bei doppelt bis dreifach zu hohen Stromkosten werde die Produktion nicht in Deutschland aufgebaut.

Darum plädierte auch Müller für einen befristeten Industriestrompreis für die energieintensiven Unternehmen. Zugleich riet sie zu Abgabensenkungen. Was der Regierung an Steuereinnahmen entginge, wenn sie die Stromsteuer senkt, werde ihr mehrfach verloren gehen, wenn die Unternehmen und Arbeitsplätze verloren gehen.

Donnerstag, 12.10.2023, 12:52 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Veranstaltung - Industrie nennt Energiepreise abschreckend
Quelle: VIK-Jahrestagung 2023
Veranstaltung
Industrie nennt Energiepreise abschreckend
Auf der 76. Jahrestagung des Verbands der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) in Berlin haben Unternehmensvertreter vor einer Deindustrialisierung gewarnt.
„Wenn wir die Fragen zur Versorgungssicherheit und den Energiepreisen nicht beantworten, wird die Transformation der Industrie stattfinden, aber nicht mehr in Deutschland“, warnte Christian Seyfert, Hauptgeschäftsführer des VIK. Er eröffnete mit diesen Worten die 76. Jahrestagung des Verbands der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) in Berlin. Eine Energiewende, die zu erheblichen Wohlstandsverlusten führt, könnte dazu führen, dass sich die Bevölkerung von der Energiewende abwendet, und sei kein Beispiel mehr für die Welt, sagte Seyfert weiter.

Der Vorstandsvorsitzende des VIK, Gilles Le Van, forderte politische Maßnahmen, um die Industrie in Deutschland zu halten. „Nur ein wirtschaftlich starkes Deutschland kann einen Beitrag zur Stabilität in der Welt leisten“, mahnte Le Van vor dem Hintergrund der Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen. Eine bis zu 20 Prozent zurückgegangene Industrieproduktion habe Deutschland geschwächt aus der Energiepreiskrise kommen lassen. Grundlage der industriellen Fertigung sei eine sichere und wettbewerbsfähige Energieversorgung.

Daher plädierte Le Van für eine zeitlich befristete „Brücke“ in Form eines staatlich gestützten Industriestrompreises. Der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen dürfe nur „Zug um Zug“ mit dem Ausbau einer sicheren erneuerbaren Versorgung erfolgen. Zudem sei mehr Technologieoffenheit gefragt. Wasserstoff nur aus erneuerbaren Quellen sei zu teuer und zu rar.

Verheerende Wirkung der Ampel-Streitigkeiten

Unterdessen bezifferte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in Berlin die Chancen für einen staatlich subventionierten Industriestrompreis auf unverändert "fifty-fifty". Er halte eine zeitlich befristete Unterstützung der energieintensiven Industrie für notwendig, damit wichtige Grundstoffe weiter in Deutschland produziert werden und Deutschland resilienter wird. Er sei auch für eine Verlängerung der Energiepreisbremsen bis Ende März 2024, sagte Habeck. Dies sehe das Kabinett auch so, benötige aber ein Ja von Brüssel.

Uwe Liebelt, President European Site & Verbund Management der BASF, warnte auf dem VIK-Kongress vor dem „verheerenden Eindruck“, den der Streit der Ampelkoalition um die Energiepreise mache. Momentan gingen 100 Milliarden Euro Direktinvestitionen jährlich ins Ausland, nur 10 Milliarden kämen nach Deutschland. Wegen der hohen Energiekosten importiere Europa aktuell massiv Düngemittel aus Russland, was neue Abhängigkeiten schaffe.

Bundesregierung arbeitet an sicherer Energie

Jörg Kukies, Staatssekretär im Kanzleramt, nannte die Standortdiskussionen legitim. Zugleich verwies er auf Interventionen der Bundesregierung. So habe sie in Rekordzeit die Versorgung mit Flüssigerdgas (LNG) gesichert, als die Lieferungen aus Russland via Pipeline ausblieben. Die Ausbauziele für erneuerbare Energie seien enorm erhöht worden, ebenso die Planungs- und Genehmigungsgeschwindigkeit auch für die Netze. Das müsse die Privatwirtschaft umsetzen und finanzieren. Daran bestehe auch großes Interesse, wie Kukies an den jüngsten Windkraft-Offshore-Ausschreibungen festmachte.

Die Kraftwerksstrategie werde die Energieversorgung auch bei volatiler Stromerzeugung sichern, sagte der Staatssekretär. Für Wasserstoff werde es Technologieoffenheit geben, sagte er zu. Gleichwohl setzten die Klimaschutzziele und Treibhausgas-Emissionen hierfür einen Rahmen.

Es gebe Gespräche mit der insoweit skeptischen EU-Kommission, auch die Erdgas-Verteilnetze für Wasserstoff zu öffnen. Dafür müsse der Netzkosten-Anteil noch geregelt werden. Für den Anschub des Wasserstoff-Kernnetzes seien allerdings staatliche Zuschüsse nötig. Auch Importquellen für Wasserstoff entstünden weltweit, sagte Kukies mit Verweis auf die Einkaufsinitiative „H2 global“ der Bundesregierung.
 
Die Podiumsdiskussion auf der Jahrestagung des VIK
Quelle: E&M / Susanne Harmsen

Autolobby: Energie für heimische grüne Industrien zu teuer

Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), nannte die grünen Industrien wie Wasserstoff- und Batterieherstellung Deutschlands Chance. Das Know-how dafür sei da. Aber bei doppelt bis dreifach zu hohen Stromkosten werde die Produktion nicht in Deutschland aufgebaut.

Darum plädierte auch Müller für einen befristeten Industriestrompreis für die energieintensiven Unternehmen. Zugleich riet sie zu Abgabensenkungen. Was der Regierung an Steuereinnahmen entginge, wenn sie die Stromsteuer senkt, werde ihr mehrfach verloren gehen, wenn die Unternehmen und Arbeitsplätze verloren gehen.

Donnerstag, 12.10.2023, 12:52 Uhr
Susanne Harmsen

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.