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Energie & Management > Studien - Fossile Brennstoffe 2023 im Rekordtief
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Studien

Fossile Brennstoffe 2023 im Rekordtief

Der russische Angriff auf die Ukraine hat nicht zu einem Wiederaufleben von Gas und Kohle geführt. Im Gegenteil, wie aus dem jüngsten European Electricity Review von Ember hervorgeht.
Ein beispielloser Einbruch bei der Stromerzeugung aus Kohle und Gas in der EU im Jahr 2023 hat zu einem Rekordrückgang der Emissionen im Stromsektor geführt. Das geht aus dem von der Denkfabrik Ember veröffentlichten European Electricity Review hervor. Die Abkehr der EU von fossilen Brennstoffen zeigte sich danach in einem Rekordrückgang bei der Kohleverstromung (-26 Prozent) und bei der Gasverstromung (-15 Prozent). Dies führte auch zum stärksten Emissionsrückgang in der EU (-19 Prozent), da Wind- und Solarenergie zunahmen und die Stromnachfrage sank. Die erneuerbaren Energien nahmen weiter zu, da die Windenergieerzeugung (18 Prozent) 2023 zum ersten Mal Gas (17 Prozent) überholte. 

„Der EU-Energiesektor befindet sich mitten in einem monumentalen Wandel“, sagte Sarah Brown, die Leiterin des Programms Europa von Ember. „Fossile Brennstoffe spielen eine geringere Rolle als je zuvor, da ein System mit Wind und Sonne als Rückgrat in Sicht ist.“ 

Wind und Sonne legen weiter zu 

Die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen ist im Jahr 2023 um rekordverdächtige 19 Prozent gesunken und macht damit erstmals weniger als ein Drittel des EU-Stroms aus. Die Kohleverstromung fiel um 26 Prozent auf den bisher niedrigsten Stand von 333 Milliarden kWh, was 12 Prozent der Stromerzeugung in der EU entspricht. Der Rückgang der Kohle führte nicht zu einem Anstieg der Gaserzeugung, die stattdessen um 15 Prozent zurückging. Dies ist der stärkste jährliche Rückgang seit mindestens 1990 und das vierte Jahr in Folge, in dem die Gaserzeugung zurückging. 

Im Gegensatz dazu verzeichneten Wind- und Solarenergie zusammen mit 90 Milliarden kWh und 73.000 MW die höchsten Zuwächse sowohl bei der Erzeugung als auch bei der installierten Kapazität im Vergleich zum Vorjahr. Zusammen erzeugten sie im Jahr 2023 einen Rekordanteil von 27 Prozent des EU-Stroms − zum ersten Mal mehr als ein Viertel. Die Windenergie erzeugte 18 Prozent des EU-Stroms beziehungsweise 475 Milliarden kWh, was dem gesamten Strombedarf Frankreichs entspricht. Die Solarenergie setzte ihr starkes Wachstum fort und erzeugte 9 Prozent des EU-Stroms (246 Milliarden kWh). Insgesamt stieg der Anteil der erneuerbaren Energien an der EU-Stromerzeugung im Jahr 2023 auf einen Rekordwert von 44 Prozent, da sich auch die Wasserkraft von ihrem Tiefstand im Jahr 2022 erholte. 

Industrieller Stromverbrauch gesunken

Neben dem sauberen Wachstum trug auch die sinkende Stromnachfrage zum Rückgang der Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen bei. Die Nachfrage ging 2023 im Vergleich zu 2022 um 3,4 Prozent (-94 Milliarden kWh) zurück. Dies bedeutet einen Rückgang um 6,4 Prozent (-186 Milliarden kWh) gegenüber dem Niveau von 2021, als die Energiekrise begann, wobei etwas mehr als ein Drittel (38 Prozent) auf einen Rückgang des industriellen Stromverbrauchs zurückzuführen ist. Es wird erwartet, dass sich dieser Nachfragerückgang in den kommenden Jahren nicht wiederholen wird, da die Elektrifizierung zunimmt. 

„Mit der zunehmenden Elektrifizierung durch Wärmepumpen, Elektrofahrzeuge und Elektrolyseure wird die EU in eine neue Ära steigender Stromnachfrage eintreten“, so Dave Jones, Global Insights Director bei Ember. „Die erneuerbaren Energien müssen mit diesem Nachfrageanstieg Schritt halten, um die für ein sicheres Klima erforderlichen Emissionssenkungen zu erreichen.“

Wandel zu einem wind- und solargetriebenen System

Um die EU-Ziele zu erreichen, muss das Wachstum der Wind- und Solarenergie beschleunigt werden. Der REPowerEU-Plan sieht vor, dass bis 2030 55 Prozent der Energie aus Wind- und Solarenergie stammen soll, was gegenüber 27 Prozent im Jahr 2023 fast eine Verdoppelung bedeutet. Die Solarkapazität stieg 2023 um beachtliche 56.000 MW, verglichen mit 41.000 MW im Jahr 2022. Allerdings wurde das Wachstum von 2022 im Vergleich zum Vorjahr nicht erreicht. Und während die Windenergie 2023 mit 13 Prozent ein starkes Wachstum verzeichnete, muss sie bis 2030 jedes Jahr um 15 Prozent zunehmen, um die REPowerEU-Ziele zu erreichen. 

Die Analyse von Ember zeigt, dass die EU ihren Wandel hin zu einem von Wind- und Solarenergie angetriebenen System fortsetzt, da im Jahr 2023 in 24 Prozent der Stunden weniger als ein Viertel des Stroms aus fossilen Brennstoffen stammt − ein deutlicher Anstieg gegenüber nur 4 Prozent der Stunden im Jahr 2022. Dementsprechend wurde das Augenmerk verstärkt auf systemweite Faktoren für das Wachstum von Wind- und Solarenergie im Jahr 2023 gelegt, wie z. B. Netze, Speicherung und Nachfragereduktion. 

„Die Energiekrise und der Einmarsch Russlands in der Ukraine haben nicht zu einem Wiederaufleben von Kohle und Gas geführt − ganz im Gegenteil“, stellt Brown fest. „Kohle steht kurz vor dem Ausstieg, und mit dem Wachstum von Wind- und Solarenergie wird Gas als nächstes auf dem absteigenden Ast sein. Es ist jedoch nicht an der Zeit, selbstgefällig zu werden. Die EU muss sich auf den raschen Einsatz von Wind- und Solarenergie und Flexibilität konzentrieren, um ein System zu schaffen, das frei von den Risiken der fossilen Brennstoffe ist.“

Mittwoch, 7.02.2024, 09:20 Uhr
Silvia Rausch-Becker
Energie & Management > Studien - Fossile Brennstoffe 2023 im Rekordtief
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Studien
Fossile Brennstoffe 2023 im Rekordtief
Der russische Angriff auf die Ukraine hat nicht zu einem Wiederaufleben von Gas und Kohle geführt. Im Gegenteil, wie aus dem jüngsten European Electricity Review von Ember hervorgeht.
Ein beispielloser Einbruch bei der Stromerzeugung aus Kohle und Gas in der EU im Jahr 2023 hat zu einem Rekordrückgang der Emissionen im Stromsektor geführt. Das geht aus dem von der Denkfabrik Ember veröffentlichten European Electricity Review hervor. Die Abkehr der EU von fossilen Brennstoffen zeigte sich danach in einem Rekordrückgang bei der Kohleverstromung (-26 Prozent) und bei der Gasverstromung (-15 Prozent). Dies führte auch zum stärksten Emissionsrückgang in der EU (-19 Prozent), da Wind- und Solarenergie zunahmen und die Stromnachfrage sank. Die erneuerbaren Energien nahmen weiter zu, da die Windenergieerzeugung (18 Prozent) 2023 zum ersten Mal Gas (17 Prozent) überholte. 

„Der EU-Energiesektor befindet sich mitten in einem monumentalen Wandel“, sagte Sarah Brown, die Leiterin des Programms Europa von Ember. „Fossile Brennstoffe spielen eine geringere Rolle als je zuvor, da ein System mit Wind und Sonne als Rückgrat in Sicht ist.“ 

Wind und Sonne legen weiter zu 

Die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen ist im Jahr 2023 um rekordverdächtige 19 Prozent gesunken und macht damit erstmals weniger als ein Drittel des EU-Stroms aus. Die Kohleverstromung fiel um 26 Prozent auf den bisher niedrigsten Stand von 333 Milliarden kWh, was 12 Prozent der Stromerzeugung in der EU entspricht. Der Rückgang der Kohle führte nicht zu einem Anstieg der Gaserzeugung, die stattdessen um 15 Prozent zurückging. Dies ist der stärkste jährliche Rückgang seit mindestens 1990 und das vierte Jahr in Folge, in dem die Gaserzeugung zurückging. 

Im Gegensatz dazu verzeichneten Wind- und Solarenergie zusammen mit 90 Milliarden kWh und 73.000 MW die höchsten Zuwächse sowohl bei der Erzeugung als auch bei der installierten Kapazität im Vergleich zum Vorjahr. Zusammen erzeugten sie im Jahr 2023 einen Rekordanteil von 27 Prozent des EU-Stroms − zum ersten Mal mehr als ein Viertel. Die Windenergie erzeugte 18 Prozent des EU-Stroms beziehungsweise 475 Milliarden kWh, was dem gesamten Strombedarf Frankreichs entspricht. Die Solarenergie setzte ihr starkes Wachstum fort und erzeugte 9 Prozent des EU-Stroms (246 Milliarden kWh). Insgesamt stieg der Anteil der erneuerbaren Energien an der EU-Stromerzeugung im Jahr 2023 auf einen Rekordwert von 44 Prozent, da sich auch die Wasserkraft von ihrem Tiefstand im Jahr 2022 erholte. 

Industrieller Stromverbrauch gesunken

Neben dem sauberen Wachstum trug auch die sinkende Stromnachfrage zum Rückgang der Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen bei. Die Nachfrage ging 2023 im Vergleich zu 2022 um 3,4 Prozent (-94 Milliarden kWh) zurück. Dies bedeutet einen Rückgang um 6,4 Prozent (-186 Milliarden kWh) gegenüber dem Niveau von 2021, als die Energiekrise begann, wobei etwas mehr als ein Drittel (38 Prozent) auf einen Rückgang des industriellen Stromverbrauchs zurückzuführen ist. Es wird erwartet, dass sich dieser Nachfragerückgang in den kommenden Jahren nicht wiederholen wird, da die Elektrifizierung zunimmt. 

„Mit der zunehmenden Elektrifizierung durch Wärmepumpen, Elektrofahrzeuge und Elektrolyseure wird die EU in eine neue Ära steigender Stromnachfrage eintreten“, so Dave Jones, Global Insights Director bei Ember. „Die erneuerbaren Energien müssen mit diesem Nachfrageanstieg Schritt halten, um die für ein sicheres Klima erforderlichen Emissionssenkungen zu erreichen.“

Wandel zu einem wind- und solargetriebenen System

Um die EU-Ziele zu erreichen, muss das Wachstum der Wind- und Solarenergie beschleunigt werden. Der REPowerEU-Plan sieht vor, dass bis 2030 55 Prozent der Energie aus Wind- und Solarenergie stammen soll, was gegenüber 27 Prozent im Jahr 2023 fast eine Verdoppelung bedeutet. Die Solarkapazität stieg 2023 um beachtliche 56.000 MW, verglichen mit 41.000 MW im Jahr 2022. Allerdings wurde das Wachstum von 2022 im Vergleich zum Vorjahr nicht erreicht. Und während die Windenergie 2023 mit 13 Prozent ein starkes Wachstum verzeichnete, muss sie bis 2030 jedes Jahr um 15 Prozent zunehmen, um die REPowerEU-Ziele zu erreichen. 

Die Analyse von Ember zeigt, dass die EU ihren Wandel hin zu einem von Wind- und Solarenergie angetriebenen System fortsetzt, da im Jahr 2023 in 24 Prozent der Stunden weniger als ein Viertel des Stroms aus fossilen Brennstoffen stammt − ein deutlicher Anstieg gegenüber nur 4 Prozent der Stunden im Jahr 2022. Dementsprechend wurde das Augenmerk verstärkt auf systemweite Faktoren für das Wachstum von Wind- und Solarenergie im Jahr 2023 gelegt, wie z. B. Netze, Speicherung und Nachfragereduktion. 

„Die Energiekrise und der Einmarsch Russlands in der Ukraine haben nicht zu einem Wiederaufleben von Kohle und Gas geführt − ganz im Gegenteil“, stellt Brown fest. „Kohle steht kurz vor dem Ausstieg, und mit dem Wachstum von Wind- und Solarenergie wird Gas als nächstes auf dem absteigenden Ast sein. Es ist jedoch nicht an der Zeit, selbstgefällig zu werden. Die EU muss sich auf den raschen Einsatz von Wind- und Solarenergie und Flexibilität konzentrieren, um ein System zu schaffen, das frei von den Risiken der fossilen Brennstoffe ist.“

Mittwoch, 7.02.2024, 09:20 Uhr
Silvia Rausch-Becker

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