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Energie & Management > Bilanz - EWE will massiv in Erneuerbare investieren
Quelle: Shutterstock / Lisa-S
Bilanz

EWE will massiv in Erneuerbare investieren

Der Energieversorger EWE blickt auf ein schwieriges Geschäftsjahr 2022 zurück. Und zeigt sich in Anbetracht der Herausforderungen zufrieden.
Von einem „in Summe sehr robusten Ergebnis“ sprach EWE-Vorstandsvorsitzender Stefan Dohler bei der Bilanzpressekonferenz am 27. April. Er erinnerte daran, wie man nach dem Gas-Lieferstopp durch Russland schnell einen Krisenstab gebildet habe, daran, dass man zahllose Kunden von Billiganbietern aufnehmen musste, die von diesen vor die Tür gesetzt wurden, und dass die staatlichen Maßnahmen für eine kaum zu bewältigende Zahl von Anfragen sorgten. Das alles sei wirklich anspruchsvoll gewesen.

Mit Blick auf den kommenden Winter wollte Dohler noch keine Entwarnung geben, wies aber darauf hin, dass es wohl wieder gelingen werde, die Speicher vor Beginn der Heizperiode vollständig zu befüllen. Trotzdem sei es weiter notwendig, Energie zu sparen. „Wir müssen die Achtsamkeit beim Thema Energie hoch halten.“ Man werde aber trotz der schwierigen Lage die Zukunftsthemen vorantreiben, also Wasserstoff und erneuerbare Energien.

​Wind spült viel Geld in die Konzernkassen

Wie Finanzvorstand Wolfgang Mücher erläuterte, konnte der Konzernumsatz von rund 6,12 Milliarden Euro auf 8,60 Milliarden Euro gesteigert werden. Das operative Ebit legte von 355 im Jahr 2021 auf 665 Millionen Euro zu. Der Anstieg ist in erster Linie auf das Energiehandels- und Speichergeschäft – hier vor allem auf eine Ergebnisverschiebung aus dem Jahr 2021 im Umfang von 120 Millionen Euro zurückzuführen. Außerdem auf die Erträge des neuen Windkraft-Gemeinschaftsunternehmens Alteric: Im Bereich erneuerbare Energien steht ein Umsatz von 464 Millionen Euro zu Buche, nach 268 Millionen in 2021 ein Plus von 73 Prozent. Beim operativen Ebit ergibt sich gar eine Steigerung um 380 Prozent von 55 auf 211 Millionen Euro.

Beim Konzernperiodenergebnis gab es allerdings ein Minus von rund 22 Prozent. Auch die Investitionen waren zurückgefahren worden, um, wie es heißt, in der unsicheren Marktsituation die Liquidität zu stärken. Negativ aufs Ergebnis wirkte sich der hohe Zustrom von Neukunden in die Grundversorgung aus, für die man teuer zusätzlich Energie beschaffen musste.
 

Mit einem guten Management der Speicherstände konnten die hohen Gaspreise allerdings teils ausgeglichen werden. Mücher sprach von einem „vor dem Hintergrund der Herausforderungen respektablem Ergebnis“. Zugleich verwies er darauf, dass man das erwirtschaftete Geld dringend für Investitionen in die Energiewende brauche.

Mit dem Ausbau des Windgeschäftes im vergangenen Jahr zeigte sich der Finanzvorstand unzufrieden. Er kritisierte schleppende Genehmigungen und Preissteigerungen von rund 20 Prozent beim Bau neuer Anlagen. Realisierungszeiten von sechs Jahren für neue Projekte seien nicht tragbar. Zwar habe die Politik schon reagiert, aber es müsse noch viel passieren, damit sich die Rahmenbedingungen verbessern.

Positiv gestimmt zeigte sich Mücher dagegen beim Blick auf die Entwicklung im laufenden Jahr. Man habe ein Plus von 5 bis 10 Prozent progostiziert und in Anbetracht der Entwicklung im 1. Quartal sei man zuversichtlich, das zu erreichen oder zu übertreffen.

Kraftzentrum im klimaneutralen Energiesystem

Den Blick in die Zukunft richtete schließlich auch der Vorstandsvorsitzende. Dabei verwies er auf die Erdgasleitung, mit der man das LNG-Terminal Wilhelmshaven an die großen Speicher und das Ferngasnetz anschließen will. Sie soll bis zum kommenden Winter fertig sein und es dann einer zweiten Regasifizierungseinheit ermöglichen, Erdgas einzuspeisen. Der Kavernenspeicher Rüdersdorf wurde für den Wasserstoffbetrieb vorbereitet und soll im Sommer befüllt werden, und im Stahlwerk Bremen wurde der Grundstein für einen Elektrolyseur gelegt.

Insgesamt, so Dohler, gelte es jetzt, schnell auf erneuerbare Energien umzustellen. Dabei zeigte er sich besonders zuversichtlich was den Norden Deutschlands angeht: Man habe sehr gute Grundvoraussetzungen für regenerative Energien und die Herstellung von grünem Wasserstoff: Viel Wind, Windkraftanlagen im On- und Offshore-Bereich, aber auch große Speicher. „Der Norden Deutschlands hat Potenzial, zum Kraftzentrum in einem klimaneutralen Energiesystem der Zukunft zu werden.“

14 Milliarden Euro will EWE in den nächsten zehn Jahren für die Transformation des Energiesystems in die Hand nehmen und in die Bereiche Windkraft, Photovoltaik, Verteilnetze, Wasserstoff, Wärmepumpen, Glasfaser und Ladeinfrastruktur investieren.

Kennzahlen EWE
In Mio. Euro20222021Prozent
Umsatz8,605,16,119,8+40,6
Operatives Ebit664,7354,7+87,4
Konzernperiodenergebnis463,5597,5-22,4
Investitionen768,01,171,9-34,5
Mitarbeitende10.1859.575+6,4
Quelle: EWE

Donnerstag, 27.04.2023, 14:11 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Bilanz - EWE will massiv in Erneuerbare investieren
Quelle: Shutterstock / Lisa-S
Bilanz
EWE will massiv in Erneuerbare investieren
Der Energieversorger EWE blickt auf ein schwieriges Geschäftsjahr 2022 zurück. Und zeigt sich in Anbetracht der Herausforderungen zufrieden.
Von einem „in Summe sehr robusten Ergebnis“ sprach EWE-Vorstandsvorsitzender Stefan Dohler bei der Bilanzpressekonferenz am 27. April. Er erinnerte daran, wie man nach dem Gas-Lieferstopp durch Russland schnell einen Krisenstab gebildet habe, daran, dass man zahllose Kunden von Billiganbietern aufnehmen musste, die von diesen vor die Tür gesetzt wurden, und dass die staatlichen Maßnahmen für eine kaum zu bewältigende Zahl von Anfragen sorgten. Das alles sei wirklich anspruchsvoll gewesen.

Mit Blick auf den kommenden Winter wollte Dohler noch keine Entwarnung geben, wies aber darauf hin, dass es wohl wieder gelingen werde, die Speicher vor Beginn der Heizperiode vollständig zu befüllen. Trotzdem sei es weiter notwendig, Energie zu sparen. „Wir müssen die Achtsamkeit beim Thema Energie hoch halten.“ Man werde aber trotz der schwierigen Lage die Zukunftsthemen vorantreiben, also Wasserstoff und erneuerbare Energien.

​Wind spült viel Geld in die Konzernkassen

Wie Finanzvorstand Wolfgang Mücher erläuterte, konnte der Konzernumsatz von rund 6,12 Milliarden Euro auf 8,60 Milliarden Euro gesteigert werden. Das operative Ebit legte von 355 im Jahr 2021 auf 665 Millionen Euro zu. Der Anstieg ist in erster Linie auf das Energiehandels- und Speichergeschäft – hier vor allem auf eine Ergebnisverschiebung aus dem Jahr 2021 im Umfang von 120 Millionen Euro zurückzuführen. Außerdem auf die Erträge des neuen Windkraft-Gemeinschaftsunternehmens Alteric: Im Bereich erneuerbare Energien steht ein Umsatz von 464 Millionen Euro zu Buche, nach 268 Millionen in 2021 ein Plus von 73 Prozent. Beim operativen Ebit ergibt sich gar eine Steigerung um 380 Prozent von 55 auf 211 Millionen Euro.

Beim Konzernperiodenergebnis gab es allerdings ein Minus von rund 22 Prozent. Auch die Investitionen waren zurückgefahren worden, um, wie es heißt, in der unsicheren Marktsituation die Liquidität zu stärken. Negativ aufs Ergebnis wirkte sich der hohe Zustrom von Neukunden in die Grundversorgung aus, für die man teuer zusätzlich Energie beschaffen musste.
 

Mit einem guten Management der Speicherstände konnten die hohen Gaspreise allerdings teils ausgeglichen werden. Mücher sprach von einem „vor dem Hintergrund der Herausforderungen respektablem Ergebnis“. Zugleich verwies er darauf, dass man das erwirtschaftete Geld dringend für Investitionen in die Energiewende brauche.

Mit dem Ausbau des Windgeschäftes im vergangenen Jahr zeigte sich der Finanzvorstand unzufrieden. Er kritisierte schleppende Genehmigungen und Preissteigerungen von rund 20 Prozent beim Bau neuer Anlagen. Realisierungszeiten von sechs Jahren für neue Projekte seien nicht tragbar. Zwar habe die Politik schon reagiert, aber es müsse noch viel passieren, damit sich die Rahmenbedingungen verbessern.

Positiv gestimmt zeigte sich Mücher dagegen beim Blick auf die Entwicklung im laufenden Jahr. Man habe ein Plus von 5 bis 10 Prozent progostiziert und in Anbetracht der Entwicklung im 1. Quartal sei man zuversichtlich, das zu erreichen oder zu übertreffen.

Kraftzentrum im klimaneutralen Energiesystem

Den Blick in die Zukunft richtete schließlich auch der Vorstandsvorsitzende. Dabei verwies er auf die Erdgasleitung, mit der man das LNG-Terminal Wilhelmshaven an die großen Speicher und das Ferngasnetz anschließen will. Sie soll bis zum kommenden Winter fertig sein und es dann einer zweiten Regasifizierungseinheit ermöglichen, Erdgas einzuspeisen. Der Kavernenspeicher Rüdersdorf wurde für den Wasserstoffbetrieb vorbereitet und soll im Sommer befüllt werden, und im Stahlwerk Bremen wurde der Grundstein für einen Elektrolyseur gelegt.

Insgesamt, so Dohler, gelte es jetzt, schnell auf erneuerbare Energien umzustellen. Dabei zeigte er sich besonders zuversichtlich was den Norden Deutschlands angeht: Man habe sehr gute Grundvoraussetzungen für regenerative Energien und die Herstellung von grünem Wasserstoff: Viel Wind, Windkraftanlagen im On- und Offshore-Bereich, aber auch große Speicher. „Der Norden Deutschlands hat Potenzial, zum Kraftzentrum in einem klimaneutralen Energiesystem der Zukunft zu werden.“

14 Milliarden Euro will EWE in den nächsten zehn Jahren für die Transformation des Energiesystems in die Hand nehmen und in die Bereiche Windkraft, Photovoltaik, Verteilnetze, Wasserstoff, Wärmepumpen, Glasfaser und Ladeinfrastruktur investieren.

Kennzahlen EWE
In Mio. Euro20222021Prozent
Umsatz8,605,16,119,8+40,6
Operatives Ebit664,7354,7+87,4
Konzernperiodenergebnis463,5597,5-22,4
Investitionen768,01,171,9-34,5
Mitarbeitende10.1859.575+6,4
Quelle: EWE

Donnerstag, 27.04.2023, 14:11 Uhr
Günter Drewnitzky

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