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Energie & Management > Photovoltaik - Bahn wollte sich an Grünstrom-Leitungen gesundstoßen
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Photovoltaik

Bahn wollte sich an Grünstrom-Leitungen gesundstoßen

Die Deutsche Bahn hat eine Weile lang von Projektierern, die Gleise mit ihren Leitungen queren wollten, ein vielfach höheres Entgelt verlangt als zuvor. Diese Praxis ist jetzt gestoppt.
Die Deutsche Bahn gibt sich gern als größter deutscher Klimaschützer sowie Verbündeter der Erneuerbaren-Branche. Das hat zunächst durchaus Substanz, schließlich läuft der Fernverkehr bilanziell schon zu 100 Prozent auf Grünstrom, der gesamte Schienenverkehr zu 65 Prozent, und schon 2038 sollen insgesamt ebenfalls 100 Prozent erreicht sein.

Gerade erst feierte die DB mit dem Projektierer Enerparc die Inbetriebnahme der ersten Erneuerbaren-Anlage, die direkt ins Bahnstromnetz einspeist. Dieses steht unter 16,7 Hertz Wechselspannung, während das Stromnetz der allgemeinen Versorgung auf 50 Hertz läuft. Erster Direkteinspeiser ist nun ein 41-MW-Photovoltaikpark im schleswig-holsteinischen Wasbek (wir berichteten).

Andere Projektierer von PV- und Windparks oder Nahwärmenetzen haben in den jüngsten Wochen indes eine unschöne Erfahrung mit dem Staatskonzern gemacht. Die DB versuchte plötzlich, mit den nötigen Bauarbeiten Kasse zu machen, wenn die Projektierer mit Strom- und Wärmeleitungen Bahngleise queren mussten: Die Bahn verlangte ein Vielfaches der bisherigen einmaligen Duldungsentgelte, die nach Auskunft des Bundesverbandes Windenergie (BWE) "in der Regel im unteren vierstelligen Bereich" gelegen hatten. Und sie forderte eine prozentuale Umsatzbeteiligung, also gewissermaßen eine Stromerlösabschöpfung zusätzlich zur staatlichen, welch letztere Ende Juni auslaufen soll.

150.000 statt 5.000 Euro, dann der Rückzieher

Der Spiegel berichtet etwa, die Bahn habe vom Windpark-Entwickler Wittgenstein New Energy im Siegerland plötzlich 150.000 Euro statt vorher 5.000 Euro verlangt und von Juwi zweimal 90.000 Euro statt 10.000 bis 20.000 Euro für eine PV-Park-Stromleitung in Rheinland-Pfalz und eine Windpark-Anbindung in Sachsen-Anhalt. Bei einer Nahwärme-Bürgerenergiegenossenschaft habe die DB gar für ein Querungsprojekt 80.000 Euro gefordert.
 

Nachdem die Zeitschrift über die neue Geldquelle der Bahn berichtet hatte, machte der Bahnvorstand noch Ende April auf Druck von Politikern, die in ihrem Aufsichtsrat sitzen, einen Rückzieher: Man verzichte auf die prozentuale Beteiligung am Umsatz "von Netzbetreibern, die Stromkabel unter Bahntrassen hindurchführen", teilte eine Bahnsprecherin auf Anfrage dieser Redaktion mit. Von Projektierern war zwar nicht die Rede, es darf aber davon ausgegangen werden, dass eigentlich sie gemeint sind. Der Spiegel hatte darüber berichtet, dass in einer Vorstandsvorlage für den Aufsichtsrat eine prozentuale Umsatzbeteiligung gestrichen sei und nur noch ein "Prüfungsentgelt" und ein "Ausgleich für den Wertnachteil" gefordert werde.

​Windlobby: gesetzlich regeln

Mit dem Schwenk des Staatskonzerns ist die im BWE versammelte Windlobby nicht ganz zufrieden. Sie bestreitet schon, dass die Bahntrassen an Wert verlieren, wenn Strom- oder Wärmekabel sie queren. Der scheidende BWE-Präsident Hermann Albers forderte vom Bund, die Duldungspflicht der Grundstückseigentümer für Anschlussleitungen gesetzgeberisch umzusetzen, wie es die Entwürfe der Wind-an-Land- und der PV-Strategie aus dem Wirtschaftsministerium (BMWK) vorsehen. Zudem müssten die "Entgelte" für die Duldung ebenfalls gesetzlich geregelt und vereinheitlicht werden.

Die DB münzt in ihrer Antwort an diese Redaktion ihren politisch-medial erzwungenen Rückzieher in ein Bekenntnis zum Ausbau der Erneuerbaren um: Dieser habe "aus Sicht der DB eine zentrale Bedeutung für den Klima- und Umweltschutz". Die Bahn ermögliche jetzt "Netzbetreiber(n)" geradezu, Wind- und PV-Parks "entlang von Bahntrassen auch in Zukunft wirtschaftlich zu betreiben".

Mittwoch, 3.05.2023, 16:17 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Photovoltaik - Bahn wollte sich an Grünstrom-Leitungen gesundstoßen
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Photovoltaik
Bahn wollte sich an Grünstrom-Leitungen gesundstoßen
Die Deutsche Bahn hat eine Weile lang von Projektierern, die Gleise mit ihren Leitungen queren wollten, ein vielfach höheres Entgelt verlangt als zuvor. Diese Praxis ist jetzt gestoppt.
Die Deutsche Bahn gibt sich gern als größter deutscher Klimaschützer sowie Verbündeter der Erneuerbaren-Branche. Das hat zunächst durchaus Substanz, schließlich läuft der Fernverkehr bilanziell schon zu 100 Prozent auf Grünstrom, der gesamte Schienenverkehr zu 65 Prozent, und schon 2038 sollen insgesamt ebenfalls 100 Prozent erreicht sein.

Gerade erst feierte die DB mit dem Projektierer Enerparc die Inbetriebnahme der ersten Erneuerbaren-Anlage, die direkt ins Bahnstromnetz einspeist. Dieses steht unter 16,7 Hertz Wechselspannung, während das Stromnetz der allgemeinen Versorgung auf 50 Hertz läuft. Erster Direkteinspeiser ist nun ein 41-MW-Photovoltaikpark im schleswig-holsteinischen Wasbek (wir berichteten).

Andere Projektierer von PV- und Windparks oder Nahwärmenetzen haben in den jüngsten Wochen indes eine unschöne Erfahrung mit dem Staatskonzern gemacht. Die DB versuchte plötzlich, mit den nötigen Bauarbeiten Kasse zu machen, wenn die Projektierer mit Strom- und Wärmeleitungen Bahngleise queren mussten: Die Bahn verlangte ein Vielfaches der bisherigen einmaligen Duldungsentgelte, die nach Auskunft des Bundesverbandes Windenergie (BWE) "in der Regel im unteren vierstelligen Bereich" gelegen hatten. Und sie forderte eine prozentuale Umsatzbeteiligung, also gewissermaßen eine Stromerlösabschöpfung zusätzlich zur staatlichen, welch letztere Ende Juni auslaufen soll.

150.000 statt 5.000 Euro, dann der Rückzieher

Der Spiegel berichtet etwa, die Bahn habe vom Windpark-Entwickler Wittgenstein New Energy im Siegerland plötzlich 150.000 Euro statt vorher 5.000 Euro verlangt und von Juwi zweimal 90.000 Euro statt 10.000 bis 20.000 Euro für eine PV-Park-Stromleitung in Rheinland-Pfalz und eine Windpark-Anbindung in Sachsen-Anhalt. Bei einer Nahwärme-Bürgerenergiegenossenschaft habe die DB gar für ein Querungsprojekt 80.000 Euro gefordert.
 

Nachdem die Zeitschrift über die neue Geldquelle der Bahn berichtet hatte, machte der Bahnvorstand noch Ende April auf Druck von Politikern, die in ihrem Aufsichtsrat sitzen, einen Rückzieher: Man verzichte auf die prozentuale Beteiligung am Umsatz "von Netzbetreibern, die Stromkabel unter Bahntrassen hindurchführen", teilte eine Bahnsprecherin auf Anfrage dieser Redaktion mit. Von Projektierern war zwar nicht die Rede, es darf aber davon ausgegangen werden, dass eigentlich sie gemeint sind. Der Spiegel hatte darüber berichtet, dass in einer Vorstandsvorlage für den Aufsichtsrat eine prozentuale Umsatzbeteiligung gestrichen sei und nur noch ein "Prüfungsentgelt" und ein "Ausgleich für den Wertnachteil" gefordert werde.

​Windlobby: gesetzlich regeln

Mit dem Schwenk des Staatskonzerns ist die im BWE versammelte Windlobby nicht ganz zufrieden. Sie bestreitet schon, dass die Bahntrassen an Wert verlieren, wenn Strom- oder Wärmekabel sie queren. Der scheidende BWE-Präsident Hermann Albers forderte vom Bund, die Duldungspflicht der Grundstückseigentümer für Anschlussleitungen gesetzgeberisch umzusetzen, wie es die Entwürfe der Wind-an-Land- und der PV-Strategie aus dem Wirtschaftsministerium (BMWK) vorsehen. Zudem müssten die "Entgelte" für die Duldung ebenfalls gesetzlich geregelt und vereinheitlicht werden.

Die DB münzt in ihrer Antwort an diese Redaktion ihren politisch-medial erzwungenen Rückzieher in ein Bekenntnis zum Ausbau der Erneuerbaren um: Dieser habe "aus Sicht der DB eine zentrale Bedeutung für den Klima- und Umweltschutz". Die Bahn ermögliche jetzt "Netzbetreiber(n)" geradezu, Wind- und PV-Parks "entlang von Bahntrassen auch in Zukunft wirtschaftlich zu betreiben".

Mittwoch, 3.05.2023, 16:17 Uhr
Georg Eble

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