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Energie & Management > Wasserstoff - VDI widerspricht Kritik des Bundesrechnungshofs
Quelle: Shutterstock / r.classen
Wasserstoff

VDI widerspricht Kritik des Bundesrechnungshofs

Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) sieht in der Kritik des Bundesrechnungshofs an hohen Wasserstoffkosten zu wenig Weitblick und fordert klare Regeln für den Markthochlauf.
Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) hat die aktuelle Diskussion um den schleppenden Wasserstoffhochlauf in Deutschland begrüßt, zugleich aber eine differenziertere Bewertung der Situation gefordert. Technologien wie Wasserstoff befänden sich noch in der Einführungsphase und müssten sich erst technologisch, infrastrukturell und industriell etablieren, bevor sie dem vollen Wettbewerbsdruck ausgesetzt werden könnten. Eine Bewertung allein nach heutigen Kosten- und Marktparametern greife daher zu kurz, teilte der VDI am 3. November mit.

Hintergrund ist die jüngste Kritik des Bundesrechnungshofs, der die hohen Kosten beim Aufbau der Wasserstoffwirtschaft bemängelt hatte (wir berichteten). Laut VDI-Direktor Adrian Willig greift diese Kritik zwar berechtigte Punkte auf, verenge jedoch den Blick auf die Ursachen. „Trotz klar formulierter Ziele der Bundesregierung zur Förderung von grünem Wasserstoff fehlt es nach wie vor an Pragmatismus und an einem Abbau der Überregulierung“, sagte Willig. „Es wäre falsch, die bestehenden Probleme zu ignorieren und stattdessen die Nutzung von Wasserstoff voreilig abzuschreiben.“

Der VDI betont, dass Wasserstoff – insbesondere grüner Wasserstoff – eine zentrale Rolle für die industrielle Transformation, die Versorgungssicherheit und die technologische Souveränität Deutschlands spielt. Er biete Potenziale für neue Wertschöpfung, Beschäftigung und die Integration erneuerbarer Energie.

Henne-Ei-Problem beim Markthochlauf durchbrechen

Nach Einschätzung des VDI steckt der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in einem klassischen Henne-Ei-Dilemma. Grüner Wasserstoff sei derzeit teuer, weil Produktion und Infrastruktur noch im Aufbau seien. Gleichzeitig führe der hohe Preis zu geringer Nachfrage, wodurch Märkte und Skaleneffekte ausblieben. „Sowohl potenzielle Erzeuger als auch Anwender von grünem Wasserstoff und seinen Derivaten sehen sich erheblichen Abnahme- und Versorgungsrisiken sowie hohen Erlösrisiken gegenüber“, so Willig.

Der VDI fordert daher verlässliche politische und regulatorische Rahmenbedingungen, die über das Jahr 2030 hinaus Bestand haben. Nur so könne Planungssicherheit entstehen, die Investitionen ermögliche. „Wasserstoff ist eine Zukunftstechnologie, die wie jede Schlüsselinnovation am Anfang Geduld braucht“, sagte Willig. „In der Startphase gelten andere Spielregeln. Wir dürfen nicht die Risiken maximieren und die Chancen minimieren – sondern Verantwortung mit Weitsicht verbinden.“

Klaren Rahmen abstecken

Der VDI sieht den Hochlauf derzeit durch mehrere Faktoren gebremst: fehlende Planungssicherheit, komplexe Regulierung, unklare Finanzierungsmodelle und einen nicht synchronisierten Ausbau der Infrastruktur. Diese Hemmnisse gefährdeten Tempo und Investitionsbereitschaft. Im Rahmen seiner Initiative Zukunft Deutschland 2050 hat der Verband ein Impulspapier mit konkreten Vorschlägen für den Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft vorgelegt. Es umfasst unter anderem:
  • verlässliche Rahmenbedingungen über 2030 hinaus
  • pragmatische Regulierungsansätze
  • Maßnahmenpakete, die Erlös- und Mengenrisiken adressieren
Der VDI betont die Rolle von Ingenieurinnen und Ingenieuren als zentrale Akteure der technischen Umsetzung. „Die Politik braucht den Mut, die Expertise der Ingenieure stärker einzubeziehen und Klarheit auf dem Markt zu schaffen“, so Willig. Der Verband wolle den Dialog mit Politik und Wirtschaft fortsetzen, um den Wasserstoffhochlauf zu beschleunigen. „Wir wollen, dass Deutschland beim Thema Wasserstoff Technologieführer wird und stehen für einen konstruktiven Austausch bereit“, erklärte Willig.

Der Wasserstoffhochlauf-Zukunftsdialog des VDI steht als PDF zum Download bereit.

Montag, 3.11.2025, 15:18 Uhr
Susanne Harmsen
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VDI widerspricht Kritik des Bundesrechnungshofs
Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) sieht in der Kritik des Bundesrechnungshofs an hohen Wasserstoffkosten zu wenig Weitblick und fordert klare Regeln für den Markthochlauf.
Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) hat die aktuelle Diskussion um den schleppenden Wasserstoffhochlauf in Deutschland begrüßt, zugleich aber eine differenziertere Bewertung der Situation gefordert. Technologien wie Wasserstoff befänden sich noch in der Einführungsphase und müssten sich erst technologisch, infrastrukturell und industriell etablieren, bevor sie dem vollen Wettbewerbsdruck ausgesetzt werden könnten. Eine Bewertung allein nach heutigen Kosten- und Marktparametern greife daher zu kurz, teilte der VDI am 3. November mit.

Hintergrund ist die jüngste Kritik des Bundesrechnungshofs, der die hohen Kosten beim Aufbau der Wasserstoffwirtschaft bemängelt hatte (wir berichteten). Laut VDI-Direktor Adrian Willig greift diese Kritik zwar berechtigte Punkte auf, verenge jedoch den Blick auf die Ursachen. „Trotz klar formulierter Ziele der Bundesregierung zur Förderung von grünem Wasserstoff fehlt es nach wie vor an Pragmatismus und an einem Abbau der Überregulierung“, sagte Willig. „Es wäre falsch, die bestehenden Probleme zu ignorieren und stattdessen die Nutzung von Wasserstoff voreilig abzuschreiben.“

Der VDI betont, dass Wasserstoff – insbesondere grüner Wasserstoff – eine zentrale Rolle für die industrielle Transformation, die Versorgungssicherheit und die technologische Souveränität Deutschlands spielt. Er biete Potenziale für neue Wertschöpfung, Beschäftigung und die Integration erneuerbarer Energie.

Henne-Ei-Problem beim Markthochlauf durchbrechen

Nach Einschätzung des VDI steckt der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in einem klassischen Henne-Ei-Dilemma. Grüner Wasserstoff sei derzeit teuer, weil Produktion und Infrastruktur noch im Aufbau seien. Gleichzeitig führe der hohe Preis zu geringer Nachfrage, wodurch Märkte und Skaleneffekte ausblieben. „Sowohl potenzielle Erzeuger als auch Anwender von grünem Wasserstoff und seinen Derivaten sehen sich erheblichen Abnahme- und Versorgungsrisiken sowie hohen Erlösrisiken gegenüber“, so Willig.

Der VDI fordert daher verlässliche politische und regulatorische Rahmenbedingungen, die über das Jahr 2030 hinaus Bestand haben. Nur so könne Planungssicherheit entstehen, die Investitionen ermögliche. „Wasserstoff ist eine Zukunftstechnologie, die wie jede Schlüsselinnovation am Anfang Geduld braucht“, sagte Willig. „In der Startphase gelten andere Spielregeln. Wir dürfen nicht die Risiken maximieren und die Chancen minimieren – sondern Verantwortung mit Weitsicht verbinden.“

Klaren Rahmen abstecken

Der VDI sieht den Hochlauf derzeit durch mehrere Faktoren gebremst: fehlende Planungssicherheit, komplexe Regulierung, unklare Finanzierungsmodelle und einen nicht synchronisierten Ausbau der Infrastruktur. Diese Hemmnisse gefährdeten Tempo und Investitionsbereitschaft. Im Rahmen seiner Initiative Zukunft Deutschland 2050 hat der Verband ein Impulspapier mit konkreten Vorschlägen für den Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft vorgelegt. Es umfasst unter anderem:
  • verlässliche Rahmenbedingungen über 2030 hinaus
  • pragmatische Regulierungsansätze
  • Maßnahmenpakete, die Erlös- und Mengenrisiken adressieren
Der VDI betont die Rolle von Ingenieurinnen und Ingenieuren als zentrale Akteure der technischen Umsetzung. „Die Politik braucht den Mut, die Expertise der Ingenieure stärker einzubeziehen und Klarheit auf dem Markt zu schaffen“, so Willig. Der Verband wolle den Dialog mit Politik und Wirtschaft fortsetzen, um den Wasserstoffhochlauf zu beschleunigen. „Wir wollen, dass Deutschland beim Thema Wasserstoff Technologieführer wird und stehen für einen konstruktiven Austausch bereit“, erklärte Willig.

Der Wasserstoffhochlauf-Zukunftsdialog des VDI steht als PDF zum Download bereit.

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Susanne Harmsen

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