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Da 2025 die Offshore-Wind-Ausschreibungen ohne Bewerber blieben, sollten künftige erst nach einer Reform des Windenergie-auf-See-Gesetzes stattfinden, schlägt der BDEW vor.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat die Bundesregierung aufgefordert, die Ausschreibungen für Windkraftanlagen auf See im kommenden Jahr zu verschieben. Damit solle Zeit gewonnen werden, um das Windenergie-auf-See-Gesetz (WindSeeG) grundlegend zu reformieren und den Flächenentwicklungsplan parallel fortzuschreiben.
BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae erklärte, nach dem Ausbleiben jeglicher Gebote bei der Ausschreibungsrunde im August 2025 dürfe sich diese Situation nicht wiederholen. „Es wäre ein schlechtes Zeichen für den Investitionsstandort Deutschland“, sagte Andreae laut BDEW-Mitteilung. Der Verband appelliere an den Gesetzgeber, die Ausschreibungsvorgaben jetzt anzupassen und die nächste Runde von Sommer 2026 auf Ende 2026 zu verschieben. Nur so könne die Zeit genutzt werden, um die Reform des WindSeeG sorgfältig vorzubereiten.
Nach Einschätzung des BDEW haben sich die Rahmenbedingungen für Offshore-Windprojekte zuletzt deutlich verschlechtert. Die Risiken für Projektentwickler seien gestiegen, während das Interesse an neuen Ausschreibungen stark gesunken sei. Die fehlenden Gebote im August 2025 hätten gezeigt, dass unter den aktuellen Bedingungen der Wettbewerb und damit auch die Kostenwirksamkeit der Ausschreibungen verloren gingen.
Umsetzung der RED III nutzen
Der BDEW sieht die geplante Umsetzung der EU-Erneuerbare-Energien-Richtlinie RED III als Chance, um den Offshore-Ausbau strukturell neu aufzustellen. Der Verband verweist auf den jüngsten Monitoring-Bericht, der zahlreiche Maßnahmen für einen effizienteren Ausbau benennt. Dazu gehören laut BDEW insbesondere eine geringere Bebauungsdichte in der Nordsee, die Einführung zweiseitiger Contracts-for-Difference (CfD) und eine engere Zusammenarbeit mit Nachbarländern bei der Flächenentwicklung.
Andreae betonte, nur durch eine zeitliche Verschiebung der Ausschreibungen lasse sich der Offshore-Wind-Ausbau verlässlich und wettbewerbsfähig fortsetzen. Eine stabile Planung sei notwendig, um Investitionssicherheit zu schaffen und die Akteursvielfalt zu erhalten.
Konkrete Reformvorschläge
Zur Stärkung der Kosteneffizienz schlägt der Verband mehrere konkrete Reformpunkte vor. So solle die Bebauungsdichte auf deutlich unter 10 MW pro Quadratkilometer reduziert werden. Ersatzflächen könnten in Kooperation mit Nachbarstaaten entwickelt werden, um wieder etwa 4.000 Volllaststunden pro Jahr zu erreichen.
Zudem fordert der BDEW, die derzeitige gleitende Marktprämie durch zweiseitige Contracts-for-Difference zu ersetzen. Parallel dazu müsse die Möglichkeit eines rein PPA-basierten Ausbaus (Power Purchase Agreement) erhalten bleiben. Auch eine „volkswirtschaftlich sinnvolle“ Überbauung und eine Erhöhung der Netzanbindungskapazität sollten unter Einbindung der Branche geprüft werden.
Als weitere Maßnahme spricht sich der Verband für eine koordinierte Verlängerung der Betriebszeiten bestehender Offshore-Windparks aus. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Windenergiesysteme (IWES) habe ergeben, dass sich die Stromerträge durch eine Verlängerung um bis zu zehn Jahre um rund zehn Prozent steigern und die Systemkosten im gleichen Maße senken ließen.
Längere Laufzeit zur Stromkostensenkung
Der BDEW plädiert außerdem für Genehmigungen neuer Offshore-Windparks mit einer Laufzeit von 35 statt 25 Jahren. Das würde laut Verband die Kosteneffizienz erhöhen, Netzkosten über einen längeren Zeitraum verteilen und die Lieferketten entlasten. Auch Realisierungsfristen und Pönalisierungen müssten praxisgerechter ausgestaltet werden, insbesondere bei großen Projekten.
Schließlich fordert der Verband, die regulatorische Flexibilität im Flächenentwicklungsplan zu erhalten. So könne künftig die Kombination von Strom- und Wasserstoffanbindungen bei Offshore-Elektrolyse-Projekten ermöglicht werden.
Windenergie auf See gilt laut BDEW als zentrale Säule für eine sichere, bezahlbare und perspektivisch klimaneutrale Energieversorgung. Nur mit klaren und verlässlichen Rahmenbedingungen könne Deutschland seine Ausbauziele im Offshore-Bereich erreichen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit des Energiestandorts sichern.
Mittwoch, 29.10.2025, 15:42 Uhr
Susanne Harmsen
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