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Energie & Management > Gas - Moleküle und Elektronen gemeinsam planen
Quelle: Shutterstock / Michal Bednarek
Gas

Moleküle und Elektronen gemeinsam planen

Nach Ansicht der Wirtschaft sind erneuerbar hergestellte Gase unverzichtbar, um die deutsche Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Ein Transformationsplan fasst die Ideen zusammen.
Wasserstoff oder Biomethan spielen nach Ansicht der Gaswirtschaft im künftigen Energiesystem eine unverzichtbare Rolle. „Ein klimaneutrales und resilientes Energiesystem entsteht erst im Zusammenspiel zwischen grüner Stromerzeugung und neuen Gasen“, sagte Kirsten Westphal. Das Mitglied der Hauptgeschäftsführung beim Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) stellte gemeinsam mit anderen Verbänden am 10. Mai in Berlin einen „Transformationspfad“ für Gase vor.

„Neue Gase sind unverzichtbar bei der stofflichen Nutzung in der Industrie, stehen am Beginn der Wertschöpfung, sind wichtig für den Flug und den Schiffsverkehr“, umriss Westphal die Ergebnisse eines zuvor absolvierten Abstimmungsprozesses. Wasserstoff sei auch wichtig für die Absicherung der Strom- und Wärmeerzeugung. Künftig soll aus erneuerbar erzeugtem Strom klimafreundlicher „grüner“ Wasserstoff erzeugt werden, der heutige Erdgasanwendungen ersetzt.

Fossiles Erdgas weicht erneuerbarem Wasserstoff

Beteiligt am Stakeholderprozess waren auch Zukunft Gas und der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW). „Die Gaswirtschaft wird zur Wasserstoffwirtschaft“, prognostizierte der Vorstand von Zukunft Gas, Timm Kehler. Erdgas werde durch Wasserstoff, Ammoniak und Biomethan abgelöst, so die Erwartung seines Branchenverbandes.

Der DVGW-Vorstandsvorsitzende Gerald Linke betonte die Bedeutung der bestehenden Erdgasnetze für den Transport der neuen Gase. Die künftige Infrastruktur für die neuen Gase entstehe bedarfsgerecht aus der heutigen Infrastruktur. Die Erdgasnetze und viele Endgeräte könnten heute schon zu 20 Prozent eine Beimischung von Wasserstoff vertragen. Dieser müsse nur endlich kommen, sagte Linke.

Die deutsche Gaswirtschaft stehe uneingeschränkt hinter den nationalen und europäischen Klimaschutzzielen und werde ihren Beitrag zur Zielerreichung leisten, verspricht das Papier. Für die Unternehmen der Gaswirtschaft bedeute das, die Erzeugung, den Import, den Transport, die Speicherung, die Verteilung und den Vertrieb neuer Gase nachhaltig und zukunftssicher auszugestalten.

Gebäudeenergiegesetz nachbessern

Allerdings kritisierten die Verbände, dass die Bundesregierung nicht zuerst die Kommunale Wärmeplanung verabschiedet habe und nun im Gebäudeenergiegesetz (GEG) letztlich die Netzbetreiber für die künftige Versorgung der heutigen Erdgaskunden verantwortlich mache. „Dies ist aber eine Aufgabe der Versorger, wie zum Beispiel Stadtwerke“, unterstrich Westphal. Solche Schwächen im GEG müssten noch geheilt werden.

„Speicherfähige neue Gase und erneuerbare Stromerzeugung bilden in der klimaneutralen Energiewirtschaft der Zukunft gemeinsam ein resilientes Energiesystem“, sagte Westphal. Dazu gehöre die Vorhaltung alternativer Lösungen, rasche Reaktions- und Regenerationsfähigkeit im Belastungsfall und eine ausreichend bemessene Infrastruktur, mahnte sie als politischen Rahmen an. „Die Kernaufgabe der nächsten Jahre wird die Umstellung von bestehenden Infrastrukturen auf neue Versorgungsaufgaben sein“, sagte Linke. Das heute rund eine halbe Million Kilometer lange Leitungsnetz sei bereit, Gase hin zu den Anwendungen in Industrie und Wärme zu transportieren.

 
v.li.: Kirsten Westphal (BDEW), Gerald Linke (DVGW) und Timm Kehler (Zukunft Gas)
Quelle: Zukunft Gas

Wasserstoff auch im Fokus der Stadtwerke

BDEW Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae mahnte im Bereich der Wasserstoffinfrastruktur rasches Handeln für die Kopplung von Strom- und Gasnetzen sowie beim zügigen Ausbau der globalen Importinfrastruktur an. Auch der Stadtwerkeverband VKU sieht erneuerbare Gase und das Netz als unverzichtbar an. VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing erinnerte, dass gegenwärtig 99 Prozent der Industrie- und Gewerbekunden Gas über die Verteilnetze beziehen, darunter 1,8 Millionen Betriebe aller Größen mit mehreren Millionen Arbeitsplätzen.

Der VKU forderte daher auch bei der Wärmewende rechtsverbindliche Technologieoffenheit. „Entscheidend ist, dass die Nutzung grüner Gase zur Wärmeerzeugung grundsätzlich möglich bleibt, insbesondere in KWK-Anlagen, sowie zur Versorgung von industriellen und gewerblichen Anwendungen sowie in Haushalten“, sagte Liebing. Der Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur müsse gemeinsam von Staat, Unternehmen und Bevölkerung gestaltet werden. Mit den richtigen Rahmenbedingungen entstehe eine verlässliche Nachfrage nach grünem Wasserstoff, die den erwarteten Markthochlauf unterstützt, sagte Liebing.

Der „Transformationspfad neue Gase 2045“ steht als PDF zum Download bereit.


Mittwoch, 10.05.2023, 15:19 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Gas - Moleküle und Elektronen gemeinsam planen
Quelle: Shutterstock / Michal Bednarek
Gas
Moleküle und Elektronen gemeinsam planen
Nach Ansicht der Wirtschaft sind erneuerbar hergestellte Gase unverzichtbar, um die deutsche Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Ein Transformationsplan fasst die Ideen zusammen.
Wasserstoff oder Biomethan spielen nach Ansicht der Gaswirtschaft im künftigen Energiesystem eine unverzichtbare Rolle. „Ein klimaneutrales und resilientes Energiesystem entsteht erst im Zusammenspiel zwischen grüner Stromerzeugung und neuen Gasen“, sagte Kirsten Westphal. Das Mitglied der Hauptgeschäftsführung beim Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) stellte gemeinsam mit anderen Verbänden am 10. Mai in Berlin einen „Transformationspfad“ für Gase vor.

„Neue Gase sind unverzichtbar bei der stofflichen Nutzung in der Industrie, stehen am Beginn der Wertschöpfung, sind wichtig für den Flug und den Schiffsverkehr“, umriss Westphal die Ergebnisse eines zuvor absolvierten Abstimmungsprozesses. Wasserstoff sei auch wichtig für die Absicherung der Strom- und Wärmeerzeugung. Künftig soll aus erneuerbar erzeugtem Strom klimafreundlicher „grüner“ Wasserstoff erzeugt werden, der heutige Erdgasanwendungen ersetzt.

Fossiles Erdgas weicht erneuerbarem Wasserstoff

Beteiligt am Stakeholderprozess waren auch Zukunft Gas und der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW). „Die Gaswirtschaft wird zur Wasserstoffwirtschaft“, prognostizierte der Vorstand von Zukunft Gas, Timm Kehler. Erdgas werde durch Wasserstoff, Ammoniak und Biomethan abgelöst, so die Erwartung seines Branchenverbandes.

Der DVGW-Vorstandsvorsitzende Gerald Linke betonte die Bedeutung der bestehenden Erdgasnetze für den Transport der neuen Gase. Die künftige Infrastruktur für die neuen Gase entstehe bedarfsgerecht aus der heutigen Infrastruktur. Die Erdgasnetze und viele Endgeräte könnten heute schon zu 20 Prozent eine Beimischung von Wasserstoff vertragen. Dieser müsse nur endlich kommen, sagte Linke.

Die deutsche Gaswirtschaft stehe uneingeschränkt hinter den nationalen und europäischen Klimaschutzzielen und werde ihren Beitrag zur Zielerreichung leisten, verspricht das Papier. Für die Unternehmen der Gaswirtschaft bedeute das, die Erzeugung, den Import, den Transport, die Speicherung, die Verteilung und den Vertrieb neuer Gase nachhaltig und zukunftssicher auszugestalten.

Gebäudeenergiegesetz nachbessern

Allerdings kritisierten die Verbände, dass die Bundesregierung nicht zuerst die Kommunale Wärmeplanung verabschiedet habe und nun im Gebäudeenergiegesetz (GEG) letztlich die Netzbetreiber für die künftige Versorgung der heutigen Erdgaskunden verantwortlich mache. „Dies ist aber eine Aufgabe der Versorger, wie zum Beispiel Stadtwerke“, unterstrich Westphal. Solche Schwächen im GEG müssten noch geheilt werden.

„Speicherfähige neue Gase und erneuerbare Stromerzeugung bilden in der klimaneutralen Energiewirtschaft der Zukunft gemeinsam ein resilientes Energiesystem“, sagte Westphal. Dazu gehöre die Vorhaltung alternativer Lösungen, rasche Reaktions- und Regenerationsfähigkeit im Belastungsfall und eine ausreichend bemessene Infrastruktur, mahnte sie als politischen Rahmen an. „Die Kernaufgabe der nächsten Jahre wird die Umstellung von bestehenden Infrastrukturen auf neue Versorgungsaufgaben sein“, sagte Linke. Das heute rund eine halbe Million Kilometer lange Leitungsnetz sei bereit, Gase hin zu den Anwendungen in Industrie und Wärme zu transportieren.

 
v.li.: Kirsten Westphal (BDEW), Gerald Linke (DVGW) und Timm Kehler (Zukunft Gas)
Quelle: Zukunft Gas

Wasserstoff auch im Fokus der Stadtwerke

BDEW Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae mahnte im Bereich der Wasserstoffinfrastruktur rasches Handeln für die Kopplung von Strom- und Gasnetzen sowie beim zügigen Ausbau der globalen Importinfrastruktur an. Auch der Stadtwerkeverband VKU sieht erneuerbare Gase und das Netz als unverzichtbar an. VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing erinnerte, dass gegenwärtig 99 Prozent der Industrie- und Gewerbekunden Gas über die Verteilnetze beziehen, darunter 1,8 Millionen Betriebe aller Größen mit mehreren Millionen Arbeitsplätzen.

Der VKU forderte daher auch bei der Wärmewende rechtsverbindliche Technologieoffenheit. „Entscheidend ist, dass die Nutzung grüner Gase zur Wärmeerzeugung grundsätzlich möglich bleibt, insbesondere in KWK-Anlagen, sowie zur Versorgung von industriellen und gewerblichen Anwendungen sowie in Haushalten“, sagte Liebing. Der Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur müsse gemeinsam von Staat, Unternehmen und Bevölkerung gestaltet werden. Mit den richtigen Rahmenbedingungen entstehe eine verlässliche Nachfrage nach grünem Wasserstoff, die den erwarteten Markthochlauf unterstützt, sagte Liebing.

Der „Transformationspfad neue Gase 2045“ steht als PDF zum Download bereit.


Mittwoch, 10.05.2023, 15:19 Uhr
Susanne Harmsen

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