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Energie & Management > Bayern - Mehr Geothermie für grüne Fernwärme
Quelle: Fotolia / saschi79
Bayern

Mehr Geothermie für grüne Fernwärme

Geothermie kann mit dazu beitragen, die benötigte Wärme für Gebäude „grün“ zu bekommen – vor allem via Fernwärmenetze kann sie ihre Vorteile gut ausspielen.
Städte und Kommunen müssen ihre Wärmeversorgung in den nächsten Jahren möglichst CO2-frei bekommen. Daher gewinnt die Geothermie als Energiequelle mehr an Bedeutung. „Die geothermische Nutzung rückt immer mehr in das öffentliche Interesse, nicht nur in Bayern, sondern auch deutschland- und europaweit“, sagte Jochen Schneider vom Veranstalter Enerchange beim diesjährigen Praxisforum Geothermie Bayern.

Das Praxisforum Geothermie fand in diesem Jahr sowohl im Bürgerhaus Pullach nahe München statt als auch virtuell. Referenten plädierten unter anderem dafür, die geothermische Wärme vor allem via Fernwärmenetze nutzbar zu machen.

Im Gebäudebereich müssen die CO2-Emissionen allein bis 2030 um 44 % sinken (von rund 120 auf rund 67 Mio. t CO2), erklärte Lena Pickert vom Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität zu Köln (EWI) am 28. Oktober als Referentin beim Praxisforum. Sie verwies dabei auf die Dena-Leitstudie. Neben der dringend benötigten Gebäudesanierung, sei der Ausbau von Anschlüsse an Wärmenetze ein wesentlicher Baustein, um die Klimaziele erreichen zu können. Mit einhergehend werden die Energiequellen für Wärmenetze diverser werden – je nach Standort kämen Quellen wie Abwärme, thermische Abfälle, Großwärmepumpen, Solarthermie oder eben auch die Geothermie infrage.

Harald Rapp vom AGFW betonte als Referent beim Praxisforum Geothermie ebenfalls die Wichtigkeit von Fernwärmenetzen für Städte und Kommunen. Der Aus- und Neubau sei essenziell, da über Netze grüne Wärme zu den Gebäuden gelange, ohne dass in den Gebäuden große Investitionen erforderlich werden. Auch er plädierte dafür, alle verfügbaren Quellen – je nach Region und Situation – zu nutzen. Es gebe mittlerweile immer mehr Kommunen, die auch die Geothermie nutzen möchten. Rapp betonte jedoch, dass es für den Wandel viele CO2-arme Erzeugungsanlagen brauche: „Wir müssen uns hier breit aufstellen“.

Für den AGFW-Experten gehört hier nicht nur die Geothermie, sondern auch die Kraft-Wärme-Kopplung dazu. „Wir werden die KWK auch in Zukunft brauchen, denn sie nutzt die Brennstoffe effizient. Sie ist auch für grüne Gase als Brennstoffe eine Grundlagentechnologie“. Benjamin Richter von Rödl & Partner wies in diesem Zusammenhang bei seinem Vortrag konkret auf die Fördermöglichkeiten von innovativen KWK-Systemen hin, die seit 2018 ausgeschrieben werden. Hier habe das KWKG erste Anreize für Geothermie als erneuerbare Quelle in Kombination mit KWK gelegt. Dies seien erste Anreize in die richtige Richtung.

Dass es geht, demonstrieren seit einigen Jahren anschaulich die Stadtwerke München. Die Stadt sowie die Stadtwerke wollen in der bayerischen Landeshauptstadt die Fernwärme im Jahr 2040 CO2-neutral bereitstellen. Dafür werden die Fernwärmenetze sowie die geothermischen Quellen kontinuierlich ausgebaut. Derzeit werden 35 % der benötigten Wärme in München über Fernwärme bereitgestellt, der andere Teil überwiegend dezentral über Erdgas.

Bis 2040 soll die geothermische Leistung in München von jetzt 25 MW auf bis zu 400 MW ansteigen. Dazu wird etwa das Heizkraftwerk weiter ausgebaut, außerdem solle weitere geothermische Anlagen – wenn möglich – erschlossen werden. „Die Geothermie – wie jede andere erneuerbare Quelle – führt zwar zu höheren Kosten“, sagte Herbert Koschel von den SWM auf dem Praxisforum Geothermie. Die Tiefengeothermie sei aber noch vergleichsweise kosteneffizient.

Um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen, könnten gerade kleinere Städte und Kommunen auch mit Genossenschaften zusammenarbeiten. Pascal Lang, Vorstandsvorsitzender der Energiegenossenschaft Inn-Salzach eG, stellte Projekte seiner Genossenschaft vor. Eines dieser Projekte ist ein Wärmenetz in der bayerischen Gemeinde Emmerting, das durch die Genossenschaft erst ermöglicht wurde. Das Netz ist Anfang Oktober 2021 in Betrieb gegangen. Weitere Projekte seien in Planung. Ob nun mit Geothermie oder nicht, es „ist wichtig, dass die Menschen mitgenommen werden“, so Lang. Derzeit gebe es auch eine starke Nachfrage: „Die Menschen wollen lokale Märkte“. Gerade über Genossenschaften könnten Bürger Wärmenetze in „ihre eigenen Hände nehmen“.

Das Praxisforum Geothermie fand in diesem Jahr zum neunten Mal statt. Die Veranstaltung bietet neben Fachvorträgen auch Workshops zu verschiedenen wirtschaftlichen und technischen Aspekten von Geothermieanlagen an.

Donnerstag, 28.10.2021, 15:43 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > Bayern - Mehr Geothermie für grüne Fernwärme
Quelle: Fotolia / saschi79
Bayern
Mehr Geothermie für grüne Fernwärme
Geothermie kann mit dazu beitragen, die benötigte Wärme für Gebäude „grün“ zu bekommen – vor allem via Fernwärmenetze kann sie ihre Vorteile gut ausspielen.
Städte und Kommunen müssen ihre Wärmeversorgung in den nächsten Jahren möglichst CO2-frei bekommen. Daher gewinnt die Geothermie als Energiequelle mehr an Bedeutung. „Die geothermische Nutzung rückt immer mehr in das öffentliche Interesse, nicht nur in Bayern, sondern auch deutschland- und europaweit“, sagte Jochen Schneider vom Veranstalter Enerchange beim diesjährigen Praxisforum Geothermie Bayern.

Das Praxisforum Geothermie fand in diesem Jahr sowohl im Bürgerhaus Pullach nahe München statt als auch virtuell. Referenten plädierten unter anderem dafür, die geothermische Wärme vor allem via Fernwärmenetze nutzbar zu machen.

Im Gebäudebereich müssen die CO2-Emissionen allein bis 2030 um 44 % sinken (von rund 120 auf rund 67 Mio. t CO2), erklärte Lena Pickert vom Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität zu Köln (EWI) am 28. Oktober als Referentin beim Praxisforum. Sie verwies dabei auf die Dena-Leitstudie. Neben der dringend benötigten Gebäudesanierung, sei der Ausbau von Anschlüsse an Wärmenetze ein wesentlicher Baustein, um die Klimaziele erreichen zu können. Mit einhergehend werden die Energiequellen für Wärmenetze diverser werden – je nach Standort kämen Quellen wie Abwärme, thermische Abfälle, Großwärmepumpen, Solarthermie oder eben auch die Geothermie infrage.

Harald Rapp vom AGFW betonte als Referent beim Praxisforum Geothermie ebenfalls die Wichtigkeit von Fernwärmenetzen für Städte und Kommunen. Der Aus- und Neubau sei essenziell, da über Netze grüne Wärme zu den Gebäuden gelange, ohne dass in den Gebäuden große Investitionen erforderlich werden. Auch er plädierte dafür, alle verfügbaren Quellen – je nach Region und Situation – zu nutzen. Es gebe mittlerweile immer mehr Kommunen, die auch die Geothermie nutzen möchten. Rapp betonte jedoch, dass es für den Wandel viele CO2-arme Erzeugungsanlagen brauche: „Wir müssen uns hier breit aufstellen“.

Für den AGFW-Experten gehört hier nicht nur die Geothermie, sondern auch die Kraft-Wärme-Kopplung dazu. „Wir werden die KWK auch in Zukunft brauchen, denn sie nutzt die Brennstoffe effizient. Sie ist auch für grüne Gase als Brennstoffe eine Grundlagentechnologie“. Benjamin Richter von Rödl & Partner wies in diesem Zusammenhang bei seinem Vortrag konkret auf die Fördermöglichkeiten von innovativen KWK-Systemen hin, die seit 2018 ausgeschrieben werden. Hier habe das KWKG erste Anreize für Geothermie als erneuerbare Quelle in Kombination mit KWK gelegt. Dies seien erste Anreize in die richtige Richtung.

Dass es geht, demonstrieren seit einigen Jahren anschaulich die Stadtwerke München. Die Stadt sowie die Stadtwerke wollen in der bayerischen Landeshauptstadt die Fernwärme im Jahr 2040 CO2-neutral bereitstellen. Dafür werden die Fernwärmenetze sowie die geothermischen Quellen kontinuierlich ausgebaut. Derzeit werden 35 % der benötigten Wärme in München über Fernwärme bereitgestellt, der andere Teil überwiegend dezentral über Erdgas.

Bis 2040 soll die geothermische Leistung in München von jetzt 25 MW auf bis zu 400 MW ansteigen. Dazu wird etwa das Heizkraftwerk weiter ausgebaut, außerdem solle weitere geothermische Anlagen – wenn möglich – erschlossen werden. „Die Geothermie – wie jede andere erneuerbare Quelle – führt zwar zu höheren Kosten“, sagte Herbert Koschel von den SWM auf dem Praxisforum Geothermie. Die Tiefengeothermie sei aber noch vergleichsweise kosteneffizient.

Um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen, könnten gerade kleinere Städte und Kommunen auch mit Genossenschaften zusammenarbeiten. Pascal Lang, Vorstandsvorsitzender der Energiegenossenschaft Inn-Salzach eG, stellte Projekte seiner Genossenschaft vor. Eines dieser Projekte ist ein Wärmenetz in der bayerischen Gemeinde Emmerting, das durch die Genossenschaft erst ermöglicht wurde. Das Netz ist Anfang Oktober 2021 in Betrieb gegangen. Weitere Projekte seien in Planung. Ob nun mit Geothermie oder nicht, es „ist wichtig, dass die Menschen mitgenommen werden“, so Lang. Derzeit gebe es auch eine starke Nachfrage: „Die Menschen wollen lokale Märkte“. Gerade über Genossenschaften könnten Bürger Wärmenetze in „ihre eigenen Hände nehmen“.

Das Praxisforum Geothermie fand in diesem Jahr zum neunten Mal statt. Die Veranstaltung bietet neben Fachvorträgen auch Workshops zu verschiedenen wirtschaftlichen und technischen Aspekten von Geothermieanlagen an.

Donnerstag, 28.10.2021, 15:43 Uhr
Heidi Roider

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