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Energie & Management > Stromnetz - Amprion fordert netzdienliche Ansiedlung neuer Kraftwerke
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Stromnetz

Amprion fordert netzdienliche Ansiedlung neuer Kraftwerke

Nach einem turbulenten Jahr 2022 hat Übertragungsnetzbetreiber Amprion die Netzengpässe analysiert. Er fordert parallel zum Ausbau die netzdienliche Ansiedlung neuer Kraftwerke.
Trotz des turbulenten Energiejahres 2022 durch den Angriff Russlands auf die Ukraine und das Ausbleiben großer Gasmengen ist die Energieversorgung in Europa gesichert worden. Das hat der Übertragungsnetzbetreiber Amprion in seinem „Marktbericht 2022“ am 25. Mai konstatiert. Dank des solidarischen Zusammenhalts der EU-Länder seien trotz nie dagewesener Preise am Strommarkt die Lichter angeblieben, sagte Julia Klammer, Referentin für Marktentwicklung.

Trotz einiger außergewöhnlicher Markteingriffe einzelner EU-Länder und der Gemeinschaft insgesamt hätten sich die Strommärkte bewährt und sollten in ihren Signalen weiterbestehen, argumentierte Klammer. Allerdings bestünden im heutigen Strommarktdesign des Energy-only-Markts (EOM) nur unzureichende ökonomische Anreize für eine netz- und systemdienliche Auslegung und Standortwahl von Marktteilnehmern. Zudem würden Netz- und Systemkosten heute bei den Investitions- und Betriebsentscheidungen der Marktteilnehmer oftmals nicht adäquat berücksichtigt.

"Systemmarkt" soll Ansiedlungsentscheidungen steuern

Daraus resultierten hohe Kosten für das Übertragungsnetz, da zwischen zusätzlichem Netzausbau und der netzdienlichen Standortentscheidung von neuen Stromerzeugern und -verbrauchern nicht volkswirtschaftlich abgewogen werde, kritisierte Julia Watzlawik, Referentin für Übertragungssystemoperation. Daher solle ein „Systemmarkt“ diese Problematik über örtlich und sachlich differenzierte Zahlungen lösen. Das schaffe systemdienliche Marktanreize.

Der Systemmarkt solle grundsätzlich ähnlich wie ein zentraler Kapazitätsmarkt funktionieren, jedoch eine lokale Komponente enthalten und Systemdienstleistungen einbeziehen. Das seien dringend nötige Leistungen, um die Versorgungs- und Systemsicherheit aufrechtzuerhalten.

Somit könnten Marktteilnehmer - wie etwa die Betreiber der neu zu bauenden, für Wasserstoff geeigneten Gaskraftwerke - bei systemisch sinnvoller Standortwahl auch an unterschiedlichen Modulen des Systemmarkts partizipieren. Denn sie seien in der Lage, mehrere Systemdienstleistungen bereitzustellen, schlägt Amprion vor. Solche Synergien sparten erhebliche Kosten für Redispatch und Netzausbau von bis zu 20 Prozent.

Drei Szenarien für Gaskraftwerke und Elektrolyseure betrachtet

Amprion prognostiziert, basierend auf den Plänen der Bundesregierung, den Bau einer Leistung von je 5.000 MW neuer Gaskraftwerke und Elektrolyseure in Deutschland. Diese sollten maximal netzdienlich angesiedelt werden, schlägt das Dortmunder Unternehmen vor. Dabei wird bis 2030 vorausgeschaut und der Ausbauzustand des deutschen Übertragungsnetzes bei Umsetzung aller bis dahin geplanten Netzausbaumaßnahmen angenommen. Dann sollen die Übertragungsleitungen A-Nord, Ultranet, Suedlink und Suedostlink in Betrieb sein.
 
3 Szenarios des Zubaus von Elektrolyseuren (hellblau) und wasserstofftauglichen Gaskraftwerken (pink) in Deutschland bis 2030
Quelle: Amprion

Bei einer gleichmäßigen Verteilung der Anlagen in Deutschland wird es weiter erhebliche Netzengpässe vor allem im Norden und Westen Deutschlands geben, so das Szenario von Amprion. Würden im schlimmsten Fall Kraftwerke im Norden und Elektrolyseure im Süden angesiedelt, verschärften sich die Netzengpässe.

Im besten Fall dagegen, wenn die Gaskraftwerke im Süden und Elektrolyseure für Wasserstoff dicht an den Ökostrom-Erzeugern im Norden gebaut würden, könnte der Investitionsaufwand sogar um 500 Millionen Euro sinken. Auch die nötigen Netzverbindungen in die Nachbarländer sollten einkalkuliert werden, mahnte Amprion.

„Langfristige, lokale Kapazitätsanreize sind eine sinnvolle Alternative zur Preiszonentrennung“, sagte Julia Klammer. Die EU erwäge aktuell die naheliegende Lösung: die Trennung der Einheitspreiszone in Deutschland. Allerdings führe bereits die Diskussion darüber zu einer hohen Unsicherheit im Markt. Aktuell fehle der Energiewende nicht Geld, sondern Investitionssicherheit. Daher müsse der Bund schnellstens langfristig absehbare Rahmenbedingungen schaffen, schlossen die Amprion-Vertreter mit Verweis auf ihren Vorschlag eines Systemmarktes.

Der Vorschlag von Amprion zum „Systemmarkt“ steht als PDF zum Download bereit.

Donnerstag, 25.05.2023, 16:33 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Stromnetz - Amprion fordert netzdienliche Ansiedlung neuer Kraftwerke
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Stromnetz
Amprion fordert netzdienliche Ansiedlung neuer Kraftwerke
Nach einem turbulenten Jahr 2022 hat Übertragungsnetzbetreiber Amprion die Netzengpässe analysiert. Er fordert parallel zum Ausbau die netzdienliche Ansiedlung neuer Kraftwerke.
Trotz des turbulenten Energiejahres 2022 durch den Angriff Russlands auf die Ukraine und das Ausbleiben großer Gasmengen ist die Energieversorgung in Europa gesichert worden. Das hat der Übertragungsnetzbetreiber Amprion in seinem „Marktbericht 2022“ am 25. Mai konstatiert. Dank des solidarischen Zusammenhalts der EU-Länder seien trotz nie dagewesener Preise am Strommarkt die Lichter angeblieben, sagte Julia Klammer, Referentin für Marktentwicklung.

Trotz einiger außergewöhnlicher Markteingriffe einzelner EU-Länder und der Gemeinschaft insgesamt hätten sich die Strommärkte bewährt und sollten in ihren Signalen weiterbestehen, argumentierte Klammer. Allerdings bestünden im heutigen Strommarktdesign des Energy-only-Markts (EOM) nur unzureichende ökonomische Anreize für eine netz- und systemdienliche Auslegung und Standortwahl von Marktteilnehmern. Zudem würden Netz- und Systemkosten heute bei den Investitions- und Betriebsentscheidungen der Marktteilnehmer oftmals nicht adäquat berücksichtigt.

"Systemmarkt" soll Ansiedlungsentscheidungen steuern

Daraus resultierten hohe Kosten für das Übertragungsnetz, da zwischen zusätzlichem Netzausbau und der netzdienlichen Standortentscheidung von neuen Stromerzeugern und -verbrauchern nicht volkswirtschaftlich abgewogen werde, kritisierte Julia Watzlawik, Referentin für Übertragungssystemoperation. Daher solle ein „Systemmarkt“ diese Problematik über örtlich und sachlich differenzierte Zahlungen lösen. Das schaffe systemdienliche Marktanreize.

Der Systemmarkt solle grundsätzlich ähnlich wie ein zentraler Kapazitätsmarkt funktionieren, jedoch eine lokale Komponente enthalten und Systemdienstleistungen einbeziehen. Das seien dringend nötige Leistungen, um die Versorgungs- und Systemsicherheit aufrechtzuerhalten.

Somit könnten Marktteilnehmer - wie etwa die Betreiber der neu zu bauenden, für Wasserstoff geeigneten Gaskraftwerke - bei systemisch sinnvoller Standortwahl auch an unterschiedlichen Modulen des Systemmarkts partizipieren. Denn sie seien in der Lage, mehrere Systemdienstleistungen bereitzustellen, schlägt Amprion vor. Solche Synergien sparten erhebliche Kosten für Redispatch und Netzausbau von bis zu 20 Prozent.

Drei Szenarien für Gaskraftwerke und Elektrolyseure betrachtet

Amprion prognostiziert, basierend auf den Plänen der Bundesregierung, den Bau einer Leistung von je 5.000 MW neuer Gaskraftwerke und Elektrolyseure in Deutschland. Diese sollten maximal netzdienlich angesiedelt werden, schlägt das Dortmunder Unternehmen vor. Dabei wird bis 2030 vorausgeschaut und der Ausbauzustand des deutschen Übertragungsnetzes bei Umsetzung aller bis dahin geplanten Netzausbaumaßnahmen angenommen. Dann sollen die Übertragungsleitungen A-Nord, Ultranet, Suedlink und Suedostlink in Betrieb sein.
 
3 Szenarios des Zubaus von Elektrolyseuren (hellblau) und wasserstofftauglichen Gaskraftwerken (pink) in Deutschland bis 2030
Quelle: Amprion

Bei einer gleichmäßigen Verteilung der Anlagen in Deutschland wird es weiter erhebliche Netzengpässe vor allem im Norden und Westen Deutschlands geben, so das Szenario von Amprion. Würden im schlimmsten Fall Kraftwerke im Norden und Elektrolyseure im Süden angesiedelt, verschärften sich die Netzengpässe.

Im besten Fall dagegen, wenn die Gaskraftwerke im Süden und Elektrolyseure für Wasserstoff dicht an den Ökostrom-Erzeugern im Norden gebaut würden, könnte der Investitionsaufwand sogar um 500 Millionen Euro sinken. Auch die nötigen Netzverbindungen in die Nachbarländer sollten einkalkuliert werden, mahnte Amprion.

„Langfristige, lokale Kapazitätsanreize sind eine sinnvolle Alternative zur Preiszonentrennung“, sagte Julia Klammer. Die EU erwäge aktuell die naheliegende Lösung: die Trennung der Einheitspreiszone in Deutschland. Allerdings führe bereits die Diskussion darüber zu einer hohen Unsicherheit im Markt. Aktuell fehle der Energiewende nicht Geld, sondern Investitionssicherheit. Daher müsse der Bund schnellstens langfristig absehbare Rahmenbedingungen schaffen, schlossen die Amprion-Vertreter mit Verweis auf ihren Vorschlag eines Systemmarktes.

Der Vorschlag von Amprion zum „Systemmarkt“ steht als PDF zum Download bereit.

Donnerstag, 25.05.2023, 16:33 Uhr
Susanne Harmsen

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