E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Wasserstoff - Verband sieht Grüngasquote als Schlüssel für den Hochlauf
Quelle: Shutterstock / Scharfsinn
Wasserstoff

Verband sieht Grüngasquote als Schlüssel für den Hochlauf

Mit einer Grüngasquote will der VDMA die Nachfrage nach klimaneutralen Gasen ankurbeln und den Wasserstoffmarkt stärken. Noch ist die Quote nicht beschlossen, doch die Debatte läuft.
Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) fordert die Einführung einer Grüngasquote im deutschen Gasnetz. Sie soll dafür sorgen, dass fossile Energieträger schrittweise durch klimaneutrale Alternativen wie Wasserstoff, synthetisches Methan oder Biogas ersetzt werden. Laut einem aktuell vom Verband veröffentlichten Positionspapier könne eine gesetzlich verankerte Quote helfen, den bislang schleppenden Markt für grünen Wasserstoff in Bewegung zu bringen.

Eine Grüngasquote löse das „Henne-Ei-Problem“ zwischen Angebot und Nachfrage. Der Verband erklärt: Derzeit bemängeln potenzielle Abnehmer die geringe Verfügbarkeit von Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen, während Produzenten über eine zu schwache Nachfrage klagen. Eine verbindliche Beimischungsquote könne hier als Markteinführungsinstrument wirken und verlässlich Nachfrage schaffen, heißt es in dem Verbandspapier.

Der VDMA sieht die Quote als eine Art Übergangslösung, bis sich grüner Wasserstoff und andere erneuerbare Gase aufgrund sinkender Produktionskosten am Markt durchgesetzt haben. Sobald diese Wirtschaftlichkeit erreicht sei, solle die Regelung wieder entfallen. Zwar seien Quoten laut VDMA „nicht das industriepolitische Instrument der Wahl“, angesichts der aktuellen Haushaltslage aber ein pragmatischer Weg, um die Klimaziele in der Industrie zu erreichen.

Einordnung in europäische Vorgaben

Die Grüngasquote steht im Zusammenhang mit der europäischen Erneuerbare-Energien-Richtlinie (Renewable Energy Directive, RED III). Diese verpflichtet die Mitgliedstaaten dazu, den Anteil erneuerbarer Energien in allen Sektoren zu erhöhen. Für die Industrie gilt dabei die Vorgabe, dass bis 2030 mindestens 42 Prozent des genutzten Wasserstoffs aus erneuerbaren Quellen stammen müssen. Der VDMA sieht die Quote als geeignetes Instrument, um diese Verpflichtung zu erfüllen.
 
Positionspapier „Einführung einer Grüngasquote“
(zum Öffnen bitte auf das PDF klicken)
Quelle: VDMA

Dem Vorschlag zufolge soll die Quote sowohl im Erdgasnetz als auch perspektivisch im Wasserstoffkernnetz greifen. Eine Beimischung grüner Gase ins fossile Erdgasnetz wäre infolgedessen zulässig. Zugleich soll der Aufbau des Wasserstoffkernnetzes berücksichtigt werden, damit dieses schrittweise befüllt werden kann.

Start ab 2027 geplant

Der Verband schlägt vor, die Grüngasquote ab dem Jahr 2027 einzuführen. Verpflichtet wären demnach die Gaslieferanten, die grüne Gase in Verkehr bringen. Bei Nichterfüllung soll, so erklärt es der Verband, eine Strafzahlung greifen. Zulässig wären alle nach RED III zertifizierten grünen Gase, einschließlich sogenannter Renewable Fuels of Non-Biological Origin (RFNBO) wie Wasserstoff und seine Derivate.

Die Quote soll nach dem Willen des VDMA als handelbare Treibhausgasminderungsquote ausgestaltet werden – ähnlich dem Modell im Verkehrssektor. Der Verband plädiert zudem für eine Unterquote speziell für Wasserstoff und RFNBO. Unternehmen könnten ihre Verpflichtungen über eine Massenbilanz erfüllen, also rechnerisch ausgleichen.

Peter Müller-Baum, Geschäftsführer des Fachverbands VDMA Power-to-X for Applications, betonte, die Quote könne auf der Anbieterseite einen starken Impuls für Investitionen in Technologien zur Herstellung grüner Gase setzen.

Geringe Belastung für Verbraucher erwartet

Nach Einschätzung des Verbands bleibt die Belastung für Endverbraucher überschaubar. „Eine gut durchdachte Quotenregelung stellt einen vertretbaren Mehraufwand dar“, sagte Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer von VDMA Power Systems. Gleichzeitig könne sie die Nachfrage nach klimaneutralem Gas ausweiten und so eine stabile Basis für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft schaffen.

Zudem sollen Importe grüner Gase möglich sein, sofern sie die Nachhaltigkeitskriterien der RED III und der EU-Taxonomie erfüllen. Für Anlagen, die RFNBO erzeugen, fordert der Verband Bestandsschutz über die gesamte Abschreibedauer, um Investoren Planungssicherheit zu geben.

Mit seiner Forderung nach einer Grüngasquote will der Verband die politische Diskussion über eine verlässliche Marktstruktur für klimaneutrale Gase vorantreiben. Ob die Bundesregierung den Vorschlag aufgreift, wird sich in den kommenden Monaten zeigen – vor allem im Zuge der nationalen Umsetzung der RED-III-Vorgaben.

Das Positionspapier „Einführung einer Grüngasquote“ ist über die Internetseite des VDMA downloadbar.

Donnerstag, 23.10.2025, 14:27 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Wasserstoff - Verband sieht Grüngasquote als Schlüssel für den Hochlauf
Quelle: Shutterstock / Scharfsinn
Wasserstoff
Verband sieht Grüngasquote als Schlüssel für den Hochlauf
Mit einer Grüngasquote will der VDMA die Nachfrage nach klimaneutralen Gasen ankurbeln und den Wasserstoffmarkt stärken. Noch ist die Quote nicht beschlossen, doch die Debatte läuft.
Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) fordert die Einführung einer Grüngasquote im deutschen Gasnetz. Sie soll dafür sorgen, dass fossile Energieträger schrittweise durch klimaneutrale Alternativen wie Wasserstoff, synthetisches Methan oder Biogas ersetzt werden. Laut einem aktuell vom Verband veröffentlichten Positionspapier könne eine gesetzlich verankerte Quote helfen, den bislang schleppenden Markt für grünen Wasserstoff in Bewegung zu bringen.

Eine Grüngasquote löse das „Henne-Ei-Problem“ zwischen Angebot und Nachfrage. Der Verband erklärt: Derzeit bemängeln potenzielle Abnehmer die geringe Verfügbarkeit von Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen, während Produzenten über eine zu schwache Nachfrage klagen. Eine verbindliche Beimischungsquote könne hier als Markteinführungsinstrument wirken und verlässlich Nachfrage schaffen, heißt es in dem Verbandspapier.

Der VDMA sieht die Quote als eine Art Übergangslösung, bis sich grüner Wasserstoff und andere erneuerbare Gase aufgrund sinkender Produktionskosten am Markt durchgesetzt haben. Sobald diese Wirtschaftlichkeit erreicht sei, solle die Regelung wieder entfallen. Zwar seien Quoten laut VDMA „nicht das industriepolitische Instrument der Wahl“, angesichts der aktuellen Haushaltslage aber ein pragmatischer Weg, um die Klimaziele in der Industrie zu erreichen.

Einordnung in europäische Vorgaben

Die Grüngasquote steht im Zusammenhang mit der europäischen Erneuerbare-Energien-Richtlinie (Renewable Energy Directive, RED III). Diese verpflichtet die Mitgliedstaaten dazu, den Anteil erneuerbarer Energien in allen Sektoren zu erhöhen. Für die Industrie gilt dabei die Vorgabe, dass bis 2030 mindestens 42 Prozent des genutzten Wasserstoffs aus erneuerbaren Quellen stammen müssen. Der VDMA sieht die Quote als geeignetes Instrument, um diese Verpflichtung zu erfüllen.
 
Positionspapier „Einführung einer Grüngasquote“
(zum Öffnen bitte auf das PDF klicken)
Quelle: VDMA

Dem Vorschlag zufolge soll die Quote sowohl im Erdgasnetz als auch perspektivisch im Wasserstoffkernnetz greifen. Eine Beimischung grüner Gase ins fossile Erdgasnetz wäre infolgedessen zulässig. Zugleich soll der Aufbau des Wasserstoffkernnetzes berücksichtigt werden, damit dieses schrittweise befüllt werden kann.

Start ab 2027 geplant

Der Verband schlägt vor, die Grüngasquote ab dem Jahr 2027 einzuführen. Verpflichtet wären demnach die Gaslieferanten, die grüne Gase in Verkehr bringen. Bei Nichterfüllung soll, so erklärt es der Verband, eine Strafzahlung greifen. Zulässig wären alle nach RED III zertifizierten grünen Gase, einschließlich sogenannter Renewable Fuels of Non-Biological Origin (RFNBO) wie Wasserstoff und seine Derivate.

Die Quote soll nach dem Willen des VDMA als handelbare Treibhausgasminderungsquote ausgestaltet werden – ähnlich dem Modell im Verkehrssektor. Der Verband plädiert zudem für eine Unterquote speziell für Wasserstoff und RFNBO. Unternehmen könnten ihre Verpflichtungen über eine Massenbilanz erfüllen, also rechnerisch ausgleichen.

Peter Müller-Baum, Geschäftsführer des Fachverbands VDMA Power-to-X for Applications, betonte, die Quote könne auf der Anbieterseite einen starken Impuls für Investitionen in Technologien zur Herstellung grüner Gase setzen.

Geringe Belastung für Verbraucher erwartet

Nach Einschätzung des Verbands bleibt die Belastung für Endverbraucher überschaubar. „Eine gut durchdachte Quotenregelung stellt einen vertretbaren Mehraufwand dar“, sagte Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer von VDMA Power Systems. Gleichzeitig könne sie die Nachfrage nach klimaneutralem Gas ausweiten und so eine stabile Basis für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft schaffen.

Zudem sollen Importe grüner Gase möglich sein, sofern sie die Nachhaltigkeitskriterien der RED III und der EU-Taxonomie erfüllen. Für Anlagen, die RFNBO erzeugen, fordert der Verband Bestandsschutz über die gesamte Abschreibedauer, um Investoren Planungssicherheit zu geben.

Mit seiner Forderung nach einer Grüngasquote will der Verband die politische Diskussion über eine verlässliche Marktstruktur für klimaneutrale Gase vorantreiben. Ob die Bundesregierung den Vorschlag aufgreift, wird sich in den kommenden Monaten zeigen – vor allem im Zuge der nationalen Umsetzung der RED-III-Vorgaben.

Das Positionspapier „Einführung einer Grüngasquote“ ist über die Internetseite des VDMA downloadbar.

Donnerstag, 23.10.2025, 14:27 Uhr
Davina Spohn

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.