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Energie & Management > Wasserstoff - Verbände mahnen klare Regeln für H2-Markt an
Quelle: Shutterstock / Alexander Kirch
Wasserstoff

Verbände mahnen klare Regeln für H2-Markt an

Der H2-Marktindex zeigt: Der Ausbau der Infrastruktur schreitet voran, doch der Markt stagniert. Acht Verbände fordern von der Politik endlich verlässliche Rahmenbedingungen.
Der Wasserstoffmarkt in Deutschland entwickelt sich laut dem aktuellen H2-Marktindex nur schleppend. Der Index, den acht Branchenverbände gemeinsam mit dem Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität zu Köln (EWI) erstellen, liegt für 2025 bei 41 von 100 Punkten (2024: 44 Punkte). Damit ist der Wert gegenüber dem Vorjahr um drei Punkte gefallen. Lediglich der Infrastrukturausbau konnte zulegen, während Innovationsumfeld, politischer Rahmen und Marktentwicklung rückläufig bewertet wurden.

Rund 70 Prozent der befragten Marktakteure rechnen langfristig mit einem breiten Einsatz von klimaneutral erzeugtem Wasserstoff. Als wichtigste Treiber sehen sie die politischen Zielsetzungen, Investitionssicherheit und Förderprogramme. Gleichzeitig hemmen jedoch hohe Investitionskosten, Risiken und die geringe Verfügbarkeit von Wasserstoff den Hochlauf.

Der Infrastrukturindex stieg von 31 auf 35 Punkte. Nach Einschätzung des EWI trug die Genehmigung des Wasserstoff-Kernnetzes durch die Bundesnetzagentur im Oktober 2024 zu diesem Anstieg bei. Dennoch bleiben laut den Autoren Unsicherheiten, da Vorgaben für Verteilnetze und Speicher noch fehlen. Auch die Importinfrastruktur entwickelt sich nur langsam.
 

Details zum H2-Marktindex

Der H2-Marktindex wird seit 2022 jährlich erhoben. Er misst, wie Fachleute den Fortschritt des deutschen Wasserstoffmarktes einschätzen. Ziel ist es, Chancen, Hemmnisse und Entwicklungen im Markthochlauf sichtbar zu machen. Der Index umfasst vier Themenfelder:
  • Innovationsumfeld
  • politisch-regulatorischer Rahmen
  • Infrastrukturausbau
  • Marktentwicklung
Das Punktesystem reicht von 0 bis 100: Ein hoher Wert steht für eine positive Marktwahrnehmung und stabile Entwicklung, ein niedriger Wert zeigt strukturelle Hemmnisse oder Stillstand an. Werte um 50 gelten als neutral. Der aktuelle Index von 41 Punkten weist somit auf ein verhaltenes Stimmungsbild in der Branche hin.
 
Initiiert wurde die Erhebung vom Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität zu Köln (EWI) im Auftrag von acht Verbänden: AGFW, DVGW, H2Global Stiftung, VDA, VCI, VIK, VDMA und VKU. Grundlage ist eine Online-Befragung unter Akteuren der Wasserstoffwirtschaft.
 

Beim politisch-regulatorischen Rahmen verschlechterte sich die Bewertung auf 38 Punkte (41 Punkte). Die Befragten bemängelten vor allem die komplexen EU-Vorgaben und fehlende Abstimmung zwischen nationalen und europäischen Regelungen. 61 Prozent der Teilnehmenden fordern, dass auch kohlenstoffarmer Wasserstoff stärker berücksichtigt werden soll. Die Förderlandschaft bewerteten sie weiter als unzureichend.

Der Teilindex zur Marktentwicklung fiel auf 37 Punkte (45 Punkte). Laut den Verbänden verhindern hohe Strompreise, unklare Vorschriften und fehlende Abnahmegarantien tragfähige Geschäftsmodelle. Viele Akteure hoffen auf neue politische Signale, um Investitionen auszulösen.

Stimmen der Verbände

Die beteiligten Verbände betonen übereinstimmend die Schlüsselrolle von Wasserstoff, setzen aber unterschiedliche Schwerpunkte beim Markthochlauf.

Werner Lutsch, Geschäftsführer des Energieeffizienzverbands für Wärme, Kälte und KWK (AGFW), hebt die Bedeutung von grünem Wasserstoff für die Fernwärme hervor: „Mit hocheffizienter KWK sichern wir die Strom- und Wärmeversorgung in den Städten. Damit diese Anlagen klimaneutral arbeiten, brauchen wir Wasserstoff als Energieträger.“

Auch Gerald Linke, Vorstandschef des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW), verweist auf den Forschungsbedarf. Sein Verband wolle die Grundlagenforschung zu Verfahren wie der Pyrolyse, also der CO2-freien Aufspaltung von Methan in Wasserstoff und festen Kohlenstoff, ausbauen. „Deutschland muss seine Rolle als Entwickler innovativer Technologien behaupten“, so Linke.

Markus Exenberger, Vorstand der H2Global Stiftung, fordert hingegen klare Regeln und wirksame Förderinstrumente: „Nur mit verlässlichen Rahmenbedingungen und Programmen wie H2Global lassen sich Risiken abfedern und Skalierungseffekte erzielen.“ Auch Andreas Rade: „Der Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur kommt nicht schnell genug voran.“ Laut dem Geschäftsführer des Verbands der Automobilindustrie (VDA) gefährde dies die Klimaziele und die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie.

Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU), mahnt zudem an, den Netzausbau fair zu gestalten: „Ohne klare Regeln für Wasserstoffverteilnetze droht eine Spaltung zwischen großen Industriekunden und Mittelstand.“

Dienstag, 4.11.2025, 15:04 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Wasserstoff - Verbände mahnen klare Regeln für H2-Markt an
Quelle: Shutterstock / Alexander Kirch
Wasserstoff
Verbände mahnen klare Regeln für H2-Markt an
Der H2-Marktindex zeigt: Der Ausbau der Infrastruktur schreitet voran, doch der Markt stagniert. Acht Verbände fordern von der Politik endlich verlässliche Rahmenbedingungen.
Der Wasserstoffmarkt in Deutschland entwickelt sich laut dem aktuellen H2-Marktindex nur schleppend. Der Index, den acht Branchenverbände gemeinsam mit dem Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität zu Köln (EWI) erstellen, liegt für 2025 bei 41 von 100 Punkten (2024: 44 Punkte). Damit ist der Wert gegenüber dem Vorjahr um drei Punkte gefallen. Lediglich der Infrastrukturausbau konnte zulegen, während Innovationsumfeld, politischer Rahmen und Marktentwicklung rückläufig bewertet wurden.

Rund 70 Prozent der befragten Marktakteure rechnen langfristig mit einem breiten Einsatz von klimaneutral erzeugtem Wasserstoff. Als wichtigste Treiber sehen sie die politischen Zielsetzungen, Investitionssicherheit und Förderprogramme. Gleichzeitig hemmen jedoch hohe Investitionskosten, Risiken und die geringe Verfügbarkeit von Wasserstoff den Hochlauf.

Der Infrastrukturindex stieg von 31 auf 35 Punkte. Nach Einschätzung des EWI trug die Genehmigung des Wasserstoff-Kernnetzes durch die Bundesnetzagentur im Oktober 2024 zu diesem Anstieg bei. Dennoch bleiben laut den Autoren Unsicherheiten, da Vorgaben für Verteilnetze und Speicher noch fehlen. Auch die Importinfrastruktur entwickelt sich nur langsam.
 

Details zum H2-Marktindex

Der H2-Marktindex wird seit 2022 jährlich erhoben. Er misst, wie Fachleute den Fortschritt des deutschen Wasserstoffmarktes einschätzen. Ziel ist es, Chancen, Hemmnisse und Entwicklungen im Markthochlauf sichtbar zu machen. Der Index umfasst vier Themenfelder:
  • Innovationsumfeld
  • politisch-regulatorischer Rahmen
  • Infrastrukturausbau
  • Marktentwicklung
Das Punktesystem reicht von 0 bis 100: Ein hoher Wert steht für eine positive Marktwahrnehmung und stabile Entwicklung, ein niedriger Wert zeigt strukturelle Hemmnisse oder Stillstand an. Werte um 50 gelten als neutral. Der aktuelle Index von 41 Punkten weist somit auf ein verhaltenes Stimmungsbild in der Branche hin.
 
Initiiert wurde die Erhebung vom Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität zu Köln (EWI) im Auftrag von acht Verbänden: AGFW, DVGW, H2Global Stiftung, VDA, VCI, VIK, VDMA und VKU. Grundlage ist eine Online-Befragung unter Akteuren der Wasserstoffwirtschaft.
 

Beim politisch-regulatorischen Rahmen verschlechterte sich die Bewertung auf 38 Punkte (41 Punkte). Die Befragten bemängelten vor allem die komplexen EU-Vorgaben und fehlende Abstimmung zwischen nationalen und europäischen Regelungen. 61 Prozent der Teilnehmenden fordern, dass auch kohlenstoffarmer Wasserstoff stärker berücksichtigt werden soll. Die Förderlandschaft bewerteten sie weiter als unzureichend.

Der Teilindex zur Marktentwicklung fiel auf 37 Punkte (45 Punkte). Laut den Verbänden verhindern hohe Strompreise, unklare Vorschriften und fehlende Abnahmegarantien tragfähige Geschäftsmodelle. Viele Akteure hoffen auf neue politische Signale, um Investitionen auszulösen.

Stimmen der Verbände

Die beteiligten Verbände betonen übereinstimmend die Schlüsselrolle von Wasserstoff, setzen aber unterschiedliche Schwerpunkte beim Markthochlauf.

Werner Lutsch, Geschäftsführer des Energieeffizienzverbands für Wärme, Kälte und KWK (AGFW), hebt die Bedeutung von grünem Wasserstoff für die Fernwärme hervor: „Mit hocheffizienter KWK sichern wir die Strom- und Wärmeversorgung in den Städten. Damit diese Anlagen klimaneutral arbeiten, brauchen wir Wasserstoff als Energieträger.“

Auch Gerald Linke, Vorstandschef des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW), verweist auf den Forschungsbedarf. Sein Verband wolle die Grundlagenforschung zu Verfahren wie der Pyrolyse, also der CO2-freien Aufspaltung von Methan in Wasserstoff und festen Kohlenstoff, ausbauen. „Deutschland muss seine Rolle als Entwickler innovativer Technologien behaupten“, so Linke.

Markus Exenberger, Vorstand der H2Global Stiftung, fordert hingegen klare Regeln und wirksame Förderinstrumente: „Nur mit verlässlichen Rahmenbedingungen und Programmen wie H2Global lassen sich Risiken abfedern und Skalierungseffekte erzielen.“ Auch Andreas Rade: „Der Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur kommt nicht schnell genug voran.“ Laut dem Geschäftsführer des Verbands der Automobilindustrie (VDA) gefährde dies die Klimaziele und die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie.

Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU), mahnt zudem an, den Netzausbau fair zu gestalten: „Ohne klare Regeln für Wasserstoffverteilnetze droht eine Spaltung zwischen großen Industriekunden und Mittelstand.“

Dienstag, 4.11.2025, 15:04 Uhr
Davina Spohn

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