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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Sagen Sie mal: Inga Moeck
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitung

Sagen Sie mal: Inga Moeck

In der Rubrik "Sagen Sie mal" stellen wir ein paar kurze Fragen und bitten um kurze Antworten zu einem aktuellen Thema.
In der Energiekrise ist das Interesse am Thema Erdwärme spürbar gestiegen. Hätte es ein größeres Interesse seitens der Politik nicht schon eher gebraucht?

Nicht nur in der Politik, selbst bei Umweltverbänden war das Interesse an der Erdwärme lange Zeit äußerst gering, obwohl es in Deutschland schon viele vorzeigbare Standorte mit der funktionierenden Technologie gibt. Das liegt vielleicht auch daran, dass man im Gegensatz zu Wind, Sonne und Biomasse die Geothermie nicht sehen oder spüren kann. Es muss wohl erst eine Krise kommen, um zu erkennen: Oh, wir haben ja mit der Erdwärme einen genialen erneuerbaren Bodenschatz unter unseren Füßen, mit dem wir klimaneutral heizen können, und das rund um die Uhr das ganze Jahr über.

Was muss die Politik angehen, damit die Geothermie − hier besonders große geothermische Anlagen − künftig schneller realisiert wird?

Die Wärmewende findet besonders in den Kommunen statt, dort kann Geothermie in die Wärmenetze gespeist werden. Die Kommunen sind aber nicht nur mit der klimaneutralen kommunalen Wärmeplanung ziemlich gefordert, sie sind mit der Integration der Geothermie in ihre Wärmeplanung schlicht überfordert. Selbst wenn eine Kommune Geothermie integrieren will, weiß sie nicht, wie. Die geowissenschaftliche Expertise haben sie gar nicht, um mit einer guten Planung beginnen zu können. Um Erschließung mussten sich die Kommunen nie kümmern, denn Erdöl, Erdgas oder Kohle kamen ja einfach angeliefert. Um die Exploration der Kohlenwasserstoffe haben sich große Konzerne in fernen Ländern gekümmert. Jetzt müssen das die Kommunen plötzlich vor Ort selbst machen. Hier hätte die Politik schon vor zehn oder 20 Jahren durch den Aufbau von Strukturen unterstützen müssen und man kann schon sagen: Die versäumte Energiewende ist eine Erblast der Merkel-Ära.

Wie hoch schätzen Sie den Anteil, den Geothermie dazu beitragen könnte, die ambitionierten Klimaziele der Bundesregierung bis 2040 an der Versorgung mit ‚grüner‘ Energie zu erreichen?

Der überwiegende Anteil des Primärenergiebedarfs in Deutschland ist Wärme, daher ist die Wärmewende so wichtig für das Gelingen der Energiewende. Unsere Studien zeigen: Die Geothermie kann bis zu 42 Prozent der zukünftigen Wärmeversorgung im Bereich Raumwärme und Warmwasser abdecken. Solarthermie, Biomasse, Abwärme und luft- oder wassergekoppelte Wärmepumpen werden nicht ausreichen, um im Heizsektor klimaneutral zu werden. Ohne Geothermie wird die Wärmewende nicht gelingen, das muss die Politik erkennen und nicht nur Wasserstoff mit Milliarden fördern, sondern die Geothermie auch. Schließlich wohnen und heizen wir ja alle.
 
Inga Moeck ist Professorin in Angewandter Geothermik und Geohydraulik sowie Vizepräsidentin des Bundesverbands Geothermie
Quelle: Andreas Wenck






 

Donnerstag, 17.08.2023, 09:15 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Sagen Sie mal: Inga Moeck
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitung
Sagen Sie mal: Inga Moeck
In der Rubrik "Sagen Sie mal" stellen wir ein paar kurze Fragen und bitten um kurze Antworten zu einem aktuellen Thema.
In der Energiekrise ist das Interesse am Thema Erdwärme spürbar gestiegen. Hätte es ein größeres Interesse seitens der Politik nicht schon eher gebraucht?

Nicht nur in der Politik, selbst bei Umweltverbänden war das Interesse an der Erdwärme lange Zeit äußerst gering, obwohl es in Deutschland schon viele vorzeigbare Standorte mit der funktionierenden Technologie gibt. Das liegt vielleicht auch daran, dass man im Gegensatz zu Wind, Sonne und Biomasse die Geothermie nicht sehen oder spüren kann. Es muss wohl erst eine Krise kommen, um zu erkennen: Oh, wir haben ja mit der Erdwärme einen genialen erneuerbaren Bodenschatz unter unseren Füßen, mit dem wir klimaneutral heizen können, und das rund um die Uhr das ganze Jahr über.

Was muss die Politik angehen, damit die Geothermie − hier besonders große geothermische Anlagen − künftig schneller realisiert wird?

Die Wärmewende findet besonders in den Kommunen statt, dort kann Geothermie in die Wärmenetze gespeist werden. Die Kommunen sind aber nicht nur mit der klimaneutralen kommunalen Wärmeplanung ziemlich gefordert, sie sind mit der Integration der Geothermie in ihre Wärmeplanung schlicht überfordert. Selbst wenn eine Kommune Geothermie integrieren will, weiß sie nicht, wie. Die geowissenschaftliche Expertise haben sie gar nicht, um mit einer guten Planung beginnen zu können. Um Erschließung mussten sich die Kommunen nie kümmern, denn Erdöl, Erdgas oder Kohle kamen ja einfach angeliefert. Um die Exploration der Kohlenwasserstoffe haben sich große Konzerne in fernen Ländern gekümmert. Jetzt müssen das die Kommunen plötzlich vor Ort selbst machen. Hier hätte die Politik schon vor zehn oder 20 Jahren durch den Aufbau von Strukturen unterstützen müssen und man kann schon sagen: Die versäumte Energiewende ist eine Erblast der Merkel-Ära.

Wie hoch schätzen Sie den Anteil, den Geothermie dazu beitragen könnte, die ambitionierten Klimaziele der Bundesregierung bis 2040 an der Versorgung mit ‚grüner‘ Energie zu erreichen?

Der überwiegende Anteil des Primärenergiebedarfs in Deutschland ist Wärme, daher ist die Wärmewende so wichtig für das Gelingen der Energiewende. Unsere Studien zeigen: Die Geothermie kann bis zu 42 Prozent der zukünftigen Wärmeversorgung im Bereich Raumwärme und Warmwasser abdecken. Solarthermie, Biomasse, Abwärme und luft- oder wassergekoppelte Wärmepumpen werden nicht ausreichen, um im Heizsektor klimaneutral zu werden. Ohne Geothermie wird die Wärmewende nicht gelingen, das muss die Politik erkennen und nicht nur Wasserstoff mit Milliarden fördern, sondern die Geothermie auch. Schließlich wohnen und heizen wir ja alle.
 
Inga Moeck ist Professorin in Angewandter Geothermik und Geohydraulik sowie Vizepräsidentin des Bundesverbands Geothermie
Quelle: Andreas Wenck






 

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Heidi Roider

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