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Energie & Management > Geothermie - Plötzlich Konkurrenz um Karlsruhes Erdwärme
Quelle: Fotolia / Cardaf
Geothermie

Plötzlich Konkurrenz um Karlsruhes Erdwärme

Gegenwind für Geothermie-Pläne der „Deutschen ErdWärme“: Zwei Projekte im Raum Karlsruhe lassen sich nicht wie erhofft umsetzen. Auch weil EnBW und Stadtwerke in Karlsruhe mitmischen.
Einmal ist ein Bürgerentscheid im Weg, dann das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (Bergamt): Für die Deutsche Erdwärme (DEW) läuft das Jahr 2023 nicht mehr ganz so rund, was die Geothermie-Vorhaben im Landkreis und in der Stadt Karlsruhe anbelangt.

Mit der Mitte Juli gefallenen Entscheidung des zuständigen Bergamts, das beim Regierungspräsidium Freiburg angesiedelt ist, verliert die DEW das alleinige Recht, das Karlsruher Erdreich nach Erdwärme, Sole und Lithium zu erkunden. Der als „Karlsruhe-Süd“ bezeichnete Bereich war ursprünglich eigentlich als Erlaubnisfeld für die DEW festgelegt.

Als es um die Verlängerung dieser Erlaubnis ging, trat mit den Stadtwerken Karlsruhe und dem Konzern Energie Baden-Württemberg (EnBW) Konkurrenz auf den Plan. Gemeinsam bekundeten sie Interesse am Untersuchungsfeld um die Rheinhäfen. Daraufhin splittete das Bergamt nun die Fläche auf. Die DEW behält weite Teile des Karlsruher Stadtgebiets sowie die Areale um die im Norden (Stutensee und Weingarten) und Süden (Rheinstetten und Ettlingen) angrenzenden Kommunen.
 
Am Bohrplatz im badischen Graben-Neudorf läuft es für die Deutsche Erdwärme rund, in Waghäusel und Karlsruhe weniger.
Quelle: DEW / Lutz Stahl
 

Für den Westteil Karlsruhes allerdings erhielten EnBW und die kommunalen Stadtwerke, an denen EnBW ein Fünftel der Anteile hält, den Zuschlag. Nur für dieses Gebiet, das im Westen durch den Rhein begrenzt wird und auch den Standort des Rheinhafendampfkraftwerks (RDK) von EnBW umfasst, hatten die kooperierenden Versorger ihren Hut in den Ring geworfen.

Die Deutsche Erdwärme, die sich selbst als größten privaten Entwickler und Betreiber von Erdwärmeanlagen bezeichnet, kritisiert die Entscheidung des Landesbergamts harsch. Fachlich und verwaltungsrechtlich blieben Fragen, teilt das in Karlsruhe ansässige Unternehmen auf Anfrage unserer Redaktion mit. Geschäftsführer Herbert Pohl reklamiert „das bessere Konzept“ für das fachgerechte und zielgerichtete Erschließen der Rohstoffe für sich. Sein Unternehmen stehe für einen großflächigen Explorationsansatz unter Anwendung von 3D-Seismiken, also dem Untersuchen der Gesteinsschichten durch seismische Wellen.

Der indirekte Vorwurf der DEW, einem „schlechteren“ Konzept unterlegen zu sein, lässt EnBW kalt. Der seit Jahren im Geothermie-Bereich tätige Energieriese verweist in einer Stellungnahme an unsere Redaktion vielmehr darauf, mit dem Dampfkraftwerk über „eine gute Option“ zu verfügen, um daraus ein Geothermie-Heizwerk zu entwickeln. Die Kooperation mit den Stadtwerken sei ein Modell, das „die Geothermie über die Ziellinie tragen“ werde. Am Oberrheingraben im Raum Schwetzingen etwa treibt EnBW mit dem Mannheimer Versorger MVV aktuell die Pläne für drei Geothermieheizwerke voran.

Waghäusel: Bürgerentscheid gegen Werk auf städtischer Fläche

Der Deutschen Erdwärme stößt ferner auf, wie der Zuschlag für EnBW und Stadtwerke Karlsruhe zustande gekommen ist. Der Antrag auf Verlängerung des kompletten Erlaubnisfeldes wurde nicht zu einer Formalie, weil es es rückwirkend eine Änderung der Verwaltungsverfahren gegeben habe. Erst dadurch seien Konkurrenzanträge möglich geworden. Und dann formuliert die DEW den Vorwurf ans Bergamt, den Neuantrag monatelang nicht bearbeitet zu haben, bis schließlich EnBW und Stadtwerke ihren Antrag eingereicht hätten.

Ob der Entscheid des Bergamts die Pläne der Deutschen Erdwärme grundsätzlich durchkreuzt, in Karlsruhe-Neureut ein Erdwärmewerk zu errichten, bleibt abzuwarten. Die Stadt hatte im „Klimaschutzkonzept 2030“ festgelegt, auch mit Geothermie ihr Ziel der Klimaneutralität bis 2050 erreichen zu wollen. Da die Kommune nun über die Stadtwerke und EnBW selbst zum Player bei der Erdwärme wird, stellt sich die Frage, ob letztlich zwei Kraftwerken in der Stadt Platz eingeräumt wird. Ein Sprecher der Deutschen Erdwärme hegt keine Zweifel daran. Gegenüber unserer Redaktion verweist er darauf, dass sein Unternehmen im Klimaschutzkonzept der Stadt namentlich erwähnt sei. Außerdem sei die Standortsuche in Neureut weit fortgeschritten.

Die Deutsche Erdwärme hatte gerade erst rheinabwärts einen Dämpfer für ausgearbeitete Pläne in der Kreisstadt Waghäusel verkraften müssen. Ein Bürgerentscheid war im März gegen den auserkorenen Standort für ein Heizwerk ausgefallen. Als „Rückschlag für die Wärmewende in der Region und für den Kampf gegen den Klimawandel“ hatte DEW-Chef Herbert Pohl das Votum bezeichnet. Waghäusel ist am Oberrhein neben Graben-Neudorf, Dettenheim und Karlsruhe-Süd eins von vier Geothermie-Vorhaben. Laut DEW-Sprecher rückt das Projekt Waghäusel nun zeitlich etwas nach hinten, aufgegeben sei es aber nicht. Es gelte nun, nicht-städtische Flächen für das Werk zu finden.

Donnerstag, 20.07.2023, 15:55 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Geothermie - Plötzlich Konkurrenz um Karlsruhes Erdwärme
Quelle: Fotolia / Cardaf
Geothermie
Plötzlich Konkurrenz um Karlsruhes Erdwärme
Gegenwind für Geothermie-Pläne der „Deutschen ErdWärme“: Zwei Projekte im Raum Karlsruhe lassen sich nicht wie erhofft umsetzen. Auch weil EnBW und Stadtwerke in Karlsruhe mitmischen.
Einmal ist ein Bürgerentscheid im Weg, dann das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (Bergamt): Für die Deutsche Erdwärme (DEW) läuft das Jahr 2023 nicht mehr ganz so rund, was die Geothermie-Vorhaben im Landkreis und in der Stadt Karlsruhe anbelangt.

Mit der Mitte Juli gefallenen Entscheidung des zuständigen Bergamts, das beim Regierungspräsidium Freiburg angesiedelt ist, verliert die DEW das alleinige Recht, das Karlsruher Erdreich nach Erdwärme, Sole und Lithium zu erkunden. Der als „Karlsruhe-Süd“ bezeichnete Bereich war ursprünglich eigentlich als Erlaubnisfeld für die DEW festgelegt.

Als es um die Verlängerung dieser Erlaubnis ging, trat mit den Stadtwerken Karlsruhe und dem Konzern Energie Baden-Württemberg (EnBW) Konkurrenz auf den Plan. Gemeinsam bekundeten sie Interesse am Untersuchungsfeld um die Rheinhäfen. Daraufhin splittete das Bergamt nun die Fläche auf. Die DEW behält weite Teile des Karlsruher Stadtgebiets sowie die Areale um die im Norden (Stutensee und Weingarten) und Süden (Rheinstetten und Ettlingen) angrenzenden Kommunen.
 
Am Bohrplatz im badischen Graben-Neudorf läuft es für die Deutsche Erdwärme rund, in Waghäusel und Karlsruhe weniger.
Quelle: DEW / Lutz Stahl
 

Für den Westteil Karlsruhes allerdings erhielten EnBW und die kommunalen Stadtwerke, an denen EnBW ein Fünftel der Anteile hält, den Zuschlag. Nur für dieses Gebiet, das im Westen durch den Rhein begrenzt wird und auch den Standort des Rheinhafendampfkraftwerks (RDK) von EnBW umfasst, hatten die kooperierenden Versorger ihren Hut in den Ring geworfen.

Die Deutsche Erdwärme, die sich selbst als größten privaten Entwickler und Betreiber von Erdwärmeanlagen bezeichnet, kritisiert die Entscheidung des Landesbergamts harsch. Fachlich und verwaltungsrechtlich blieben Fragen, teilt das in Karlsruhe ansässige Unternehmen auf Anfrage unserer Redaktion mit. Geschäftsführer Herbert Pohl reklamiert „das bessere Konzept“ für das fachgerechte und zielgerichtete Erschließen der Rohstoffe für sich. Sein Unternehmen stehe für einen großflächigen Explorationsansatz unter Anwendung von 3D-Seismiken, also dem Untersuchen der Gesteinsschichten durch seismische Wellen.

Der indirekte Vorwurf der DEW, einem „schlechteren“ Konzept unterlegen zu sein, lässt EnBW kalt. Der seit Jahren im Geothermie-Bereich tätige Energieriese verweist in einer Stellungnahme an unsere Redaktion vielmehr darauf, mit dem Dampfkraftwerk über „eine gute Option“ zu verfügen, um daraus ein Geothermie-Heizwerk zu entwickeln. Die Kooperation mit den Stadtwerken sei ein Modell, das „die Geothermie über die Ziellinie tragen“ werde. Am Oberrheingraben im Raum Schwetzingen etwa treibt EnBW mit dem Mannheimer Versorger MVV aktuell die Pläne für drei Geothermieheizwerke voran.

Waghäusel: Bürgerentscheid gegen Werk auf städtischer Fläche

Der Deutschen Erdwärme stößt ferner auf, wie der Zuschlag für EnBW und Stadtwerke Karlsruhe zustande gekommen ist. Der Antrag auf Verlängerung des kompletten Erlaubnisfeldes wurde nicht zu einer Formalie, weil es es rückwirkend eine Änderung der Verwaltungsverfahren gegeben habe. Erst dadurch seien Konkurrenzanträge möglich geworden. Und dann formuliert die DEW den Vorwurf ans Bergamt, den Neuantrag monatelang nicht bearbeitet zu haben, bis schließlich EnBW und Stadtwerke ihren Antrag eingereicht hätten.

Ob der Entscheid des Bergamts die Pläne der Deutschen Erdwärme grundsätzlich durchkreuzt, in Karlsruhe-Neureut ein Erdwärmewerk zu errichten, bleibt abzuwarten. Die Stadt hatte im „Klimaschutzkonzept 2030“ festgelegt, auch mit Geothermie ihr Ziel der Klimaneutralität bis 2050 erreichen zu wollen. Da die Kommune nun über die Stadtwerke und EnBW selbst zum Player bei der Erdwärme wird, stellt sich die Frage, ob letztlich zwei Kraftwerken in der Stadt Platz eingeräumt wird. Ein Sprecher der Deutschen Erdwärme hegt keine Zweifel daran. Gegenüber unserer Redaktion verweist er darauf, dass sein Unternehmen im Klimaschutzkonzept der Stadt namentlich erwähnt sei. Außerdem sei die Standortsuche in Neureut weit fortgeschritten.

Die Deutsche Erdwärme hatte gerade erst rheinabwärts einen Dämpfer für ausgearbeitete Pläne in der Kreisstadt Waghäusel verkraften müssen. Ein Bürgerentscheid war im März gegen den auserkorenen Standort für ein Heizwerk ausgefallen. Als „Rückschlag für die Wärmewende in der Region und für den Kampf gegen den Klimawandel“ hatte DEW-Chef Herbert Pohl das Votum bezeichnet. Waghäusel ist am Oberrhein neben Graben-Neudorf, Dettenheim und Karlsruhe-Süd eins von vier Geothermie-Vorhaben. Laut DEW-Sprecher rückt das Projekt Waghäusel nun zeitlich etwas nach hinten, aufgegeben sei es aber nicht. Es gelte nun, nicht-städtische Flächen für das Werk zu finden.

Donnerstag, 20.07.2023, 15:55 Uhr
Volker Stephan

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