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Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe

"Wir reden über eine Milliarde Euro"

Die Pfalzwerke AG investieren viel Geld in den nächsten Jahren. Ein besonderes Gewicht hat die E-Mobilität, wie die Vorstände Paul Anfang und Marc Mundschau erläutern.
E&M: Herr Anfang, im Begriff ‚neue Geschäftsmodelle‘ steckt das Wort ‚Geschäft‘. Wann erwarten Sie, mit E-Mobilität und Wasserstoff Geld zu verdienen?

Anfang: Die E-Mobilität ist für uns definitiv ein sehr wichtiges strategisches Geschäftsfeld. Wir werden hier eine erhebliche Summe investieren. Es ist klar, dass die Amortisation eine Weile dauern wird. Aber wir gehen davon aus, dass wir im Jahr 2030 zwischen 25 und 30 Prozent unseres Unternehmensergebnisses mit diesem Geschäftsfeld erzielen.

E&M: Können Sie die Investitionssumme beziffern?

Anfang: Wir reden über eine Milliarde Euro, die wir bis 2030 in die Pfalzwerke-Gruppe investieren wollen. Ein beträchtlicher Anteil wird auf die E-Mobilität entfallen. Nur für die Erhaltung und den Ausbau des Stromnetzes werden wir mehr Geld in die Hand nehmen.

E&M: Geht es bei der E-Mobilität um den Ladenetzbetrieb oder eher um Mobilitätskonzepte?

Anfang: Wir wollen Charge Point Operator sein, also Ladeinfrastruktur betreiben. Das geht wirtschaftlich nur bei einer entsprechenden Menge an Ladepunkten. Deshalb haben wir unsere Strategie auch auf Skalierung ausgerichtet und arbeiten beispielsweise mit großen Handelsketten wie Rewe, Hornbach oder Globus Baumarkt zusammen.
 
„Wir wollen zu den First Movern gehören“
 
E&M: Über welche Mengen sprechen wir da?

Anfang: Da geht es jeweils um mehrere Hundert Ladepunkte. Und wenn ein Unternehmen Filialen im Ausland hat, rüsten wir diese Standorte natürlich auch aus. In Österreich sind wir schon, Schweden ist konkret in Planung. Weitere Länder werden noch dazukommen. Und wir werden die Ladeinfrastruktur auf den Liefer- und Schwerlastverkehr ausdehnen. Hier wollen wir zu den First Movern gehören.

E&M: Der Hochlauf der Elektromobilität hängt ja stark von der jeweiligen Netzqualität ab. Reicht diese aus − in ihrem eigenen Netzgebiet und an den Standorten Ihrer Partner?

Mundschau: Die Pfalzwerke Netz AG trifft Abschätzungen, mit welcher Geschwindigkeit und in welchen Gegenden die Durchdringung im Netzgebiet voranschreiten wird, und simuliert die Auswirkungen auf das Netz. Wir gehen davon aus, dass das private Laden im Gebiet unserer Netzgesellschaft in absehbarer Zeit nicht zu Engpässen führen wird. Und wenn es einmal so weit kommt, wird die Digitalisierung uns Optionen an die Hand geben, den Netzbetrieb und das Laden zu optimieren, um den viel teureren Netzausbau, soweit es geht, zu vermeiden. Bei Projekten außerhalb unseres Netzgebiets arbeiten wir mit den Netzbetreibern vor Ort zusammen und haben bisher immer gute Lösungen gefunden. Ich gehe davon aus, dass auch in Zukunft kein Ladeinfrastrukturprojekt an der Netzkapazität scheitern wird, zumal es ja auch partei- und regierungsübergreifend den klaren politischen Willen gibt, den Ausbau der Ladeinfrastruktur zu beschleunigen.

E&M: Beim privaten Laden kommen oft Wallboxen mit 22 oder sogar nur 11 Kilowatt zum Einsatz. Auf den Parkplätzen der Handelsmärkte stehen aber Schnellladesäulen, oder?

Mundschau: Ja, ganz klar. Denn niemand will stundenlang warten, bis das Fahrzeug geladen ist. Und an Verkehrsknotenpunkten, an denen wir das Ladenetz ebenfalls ausbauen, ist in der Regel sowieso das Mittelspannungsnetz verfügbar, das sehr hohe Ladeleistungen ermöglicht.

E&M: Die Investitionen in die E-Mobilität werden sich erst in einigen Jahren amortisieren und nur dann, wenn auch der Betrieb im Ausland rentabel ist. Wie sehen die Gesellschafter den Einstieg in das neue Geschäftsfeld?

Anfang: Die Pfalzwerke-Gruppe hat sich in den letzten Jahren ein Stück weit aus der Region herausentwickelt. Das ist durchaus ein Diskussionspunkt mit dem Bezirksverband Pfalz, der bei uns der Mehrheitsgesellschafter ist. Aber er trägt die Strategie mit − den Schritt über das Netzgebiet hinaus und auch das Auslandsgeschäft. Wir sind ja auch schon mit der Pfalzsolar im Ausland aktiv, etwa in Griechenland, Großbritannien und den Niederlanden. Das ist für ein Unternehmen, das Regionalität schon mit dem Namen verkörpert, nicht selbstverständlich. Wir sehen uns aber nicht ausschließlich als regionales Unternehmen, auch wenn wir hier unsere Wurzeln haben und über die Netzgesellschaft fest verankert sind.

E&M: Sehen Sie sich dann als europäisches Unternehmen?

Anfang: Wir sehen uns vor allem als Unternehmen, das für Klimaneutralität steht. Aber wir haben nicht festgelegt, dass wir dieses Ziel ausschließlich in Deutschland verfolgen. Wo und wie wir die Klimaneutralität der Pfalzwerke-Gruppe erreichen, hängt auch zu einem gewissen Grad mit der Wirtschaftlichkeit zusammen. Das ist definitiv im Sinne des Unternehmens, der Mitarbeiter und der Gesellschafter.

E&M: Wasserstoff an der Weinstraße − so bezeichnen Sie Ihre Wasserstoffpläne. Das hört sich aber sehr regional an.

Mundschau: Das ist es auch. Wir testen hier, wie man einen Elektrolyseur wirtschaftlich betreiben kann, sammeln Erfahrung und suchen Partner und Kunden, mit denen wir das Geschäftsfeld weiterentwickeln können. Wir beobachten kontinuierlich diesen sich neu entwickelnden Markt und dehnen unsere Aktivitäten in kleinen Schritten aus.
 
„Wir haben den Mittelstand im Auge“
 
E&M: Wen haben Sie als Kunden im Auge?

Anfang: Wir haben klar den Mittelstand im Auge. Die Großindustrie kommt derzeit angesichts der Größe unserer Anlage − sie hat eine Elektrolyseleistung von vier Megawatt − nicht infrage. In Bad Dürkheim liefern wir beispielsweise Wasserstoff an ein Maschinenbauunternehmen, das Motoren testet. Eine ganze Reihe anderer Unternehmen hat gesehen, dass das Projekt gut funktioniert und nun auch Interesse bekundet.

E&M: Ist die Rückverstromung eine Option für Sie?

Mundschau: Nein, unsere Zielgruppe ist die mittelständische Industrie, die
Wasserstoff direkt in ihren Prozessen verwendet.

E&M: Kommt der Strom für die Elektrolyse aus eigenen Erneuerbare-Energien-Anlagen?

Anfang: Das ist der Idealfall. Ob wir das vollständig realisieren können, wird sich zeigen. Das Projekt ist jedenfalls so angelegt. Letztlich kommt es aber auf die benötigte Menge und den Zeithorizont an, ob unsere eigene Erzeugung den Bedarf decken kann.

E&M: Die Pfalzwerke wurden im Juli als Top-100-Innovator des deutschen Mittelstands ausgezeichnet. Innovation geht ja heutzutage meist mit der Digitalisierung Hand in Hand. In welche Richtung treiben Sie die Digitalisierung voran?

Mundschau: Hier muss man differenzieren zwischen Digitalisierung nach innen und Digitalisierung nach außen, um den Kunden neue Produkte zu bieten. Digitalisierung nach innen bedeutet etwa, unsere Plattform ‚IoTista‘ zu nutzen, um mit relativ kostengünstiger Sensorik und Lorawan-Technologie unsere Ortsnetzstationen zu überwachen. Das ist nur eines von vielen Beispielen, wie wir das Internet der Dinge nutzen, um Prozesse im Unternehmen effizienter zu machen oder sogar erst zu ermöglichen. Gleichzeitig haben wir damit ein marktfähiges Produkt geschaffen, das wir weiter skalieren, weil es die Kundennachfrage gibt, beispielsweise zur Überwachung der Luftqualität in Innenräumen von Schulen. Darüber hinaus haben wir im B2C-Segment zum Beispiel die ‚Enercloud‘ entwickelt, über die Kunden eigenerzeugte Energiemengen quasi auf ein virtuelles Stromkonto einzahlen und später wieder entnehmen können.

Anfang: An der Schnittstelle der Digitalisierung nach innen und außen haben wir beispielsweise neue Bewerbungsprozesse − vielleicht sogar künftig über Instagram und nicht erst mit zehn Uploads über unsere Website. So erreicht man heute junge Talente. Wir nehmen auch mal Geld in die Hand, holen kluge Köpfe an Bord und lassen sie überlegen, was man noch mit der Digitalisierung erreichen könnte. Wenn dabei nichts rumkommt, ist das auch nicht schlimm. In der Regel gibt es aber immer eine Idee, die man später noch mal aufgreifen und weiterentwickeln kann. Das gehört auf jeden Fall alles zu einer lebendigen Innovationskultur dazu. Und auch, dass nicht erst fünf Anträge geschrieben und drei Gremiensitzungen einberufen werden müssen, wenn jemand eine Idee hat.

E&M: Das hört sich an, als lassen Sie Ideen entwickeln und schauen dann, ob es einen Bedarf für die Lösungen gibt.

Mundschau: Wir gehen schon in erster Linie von einem konkreten Bedarf aus und suchen dann nach einer Lösung, die uns oder dem Kunden helfen könnte. Wir sitzen jedenfalls nicht im Elfenbeinturm, wir beziehen die Kunden in der Entwicklung aktiv mit ein. Die Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Aber natürlich kann man auch, wenn man weiß, was die IT alles kann, darüber nachdenken, wo man sich diese Fähigkeiten zunutze machen könnte. Es gibt durchaus Bereiche, an die man zuvor noch nicht gedacht hat.
 
Paul Anfang, Vorstand der Pfalzwerke AG
Quelle: Pfalzwerke


 
Marc Mundschau, Vorstand der Pfalzwerke AG
Quelle: Pfalzwerke

Mittwoch, 19.10.2022, 09:00 Uhr
Fritz Wilhelm
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe -
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe
"Wir reden über eine Milliarde Euro"
Die Pfalzwerke AG investieren viel Geld in den nächsten Jahren. Ein besonderes Gewicht hat die E-Mobilität, wie die Vorstände Paul Anfang und Marc Mundschau erläutern.
E&M: Herr Anfang, im Begriff ‚neue Geschäftsmodelle‘ steckt das Wort ‚Geschäft‘. Wann erwarten Sie, mit E-Mobilität und Wasserstoff Geld zu verdienen?

Anfang: Die E-Mobilität ist für uns definitiv ein sehr wichtiges strategisches Geschäftsfeld. Wir werden hier eine erhebliche Summe investieren. Es ist klar, dass die Amortisation eine Weile dauern wird. Aber wir gehen davon aus, dass wir im Jahr 2030 zwischen 25 und 30 Prozent unseres Unternehmensergebnisses mit diesem Geschäftsfeld erzielen.

E&M: Können Sie die Investitionssumme beziffern?

Anfang: Wir reden über eine Milliarde Euro, die wir bis 2030 in die Pfalzwerke-Gruppe investieren wollen. Ein beträchtlicher Anteil wird auf die E-Mobilität entfallen. Nur für die Erhaltung und den Ausbau des Stromnetzes werden wir mehr Geld in die Hand nehmen.

E&M: Geht es bei der E-Mobilität um den Ladenetzbetrieb oder eher um Mobilitätskonzepte?

Anfang: Wir wollen Charge Point Operator sein, also Ladeinfrastruktur betreiben. Das geht wirtschaftlich nur bei einer entsprechenden Menge an Ladepunkten. Deshalb haben wir unsere Strategie auch auf Skalierung ausgerichtet und arbeiten beispielsweise mit großen Handelsketten wie Rewe, Hornbach oder Globus Baumarkt zusammen.
 
„Wir wollen zu den First Movern gehören“
 
E&M: Über welche Mengen sprechen wir da?

Anfang: Da geht es jeweils um mehrere Hundert Ladepunkte. Und wenn ein Unternehmen Filialen im Ausland hat, rüsten wir diese Standorte natürlich auch aus. In Österreich sind wir schon, Schweden ist konkret in Planung. Weitere Länder werden noch dazukommen. Und wir werden die Ladeinfrastruktur auf den Liefer- und Schwerlastverkehr ausdehnen. Hier wollen wir zu den First Movern gehören.

E&M: Der Hochlauf der Elektromobilität hängt ja stark von der jeweiligen Netzqualität ab. Reicht diese aus − in ihrem eigenen Netzgebiet und an den Standorten Ihrer Partner?

Mundschau: Die Pfalzwerke Netz AG trifft Abschätzungen, mit welcher Geschwindigkeit und in welchen Gegenden die Durchdringung im Netzgebiet voranschreiten wird, und simuliert die Auswirkungen auf das Netz. Wir gehen davon aus, dass das private Laden im Gebiet unserer Netzgesellschaft in absehbarer Zeit nicht zu Engpässen führen wird. Und wenn es einmal so weit kommt, wird die Digitalisierung uns Optionen an die Hand geben, den Netzbetrieb und das Laden zu optimieren, um den viel teureren Netzausbau, soweit es geht, zu vermeiden. Bei Projekten außerhalb unseres Netzgebiets arbeiten wir mit den Netzbetreibern vor Ort zusammen und haben bisher immer gute Lösungen gefunden. Ich gehe davon aus, dass auch in Zukunft kein Ladeinfrastrukturprojekt an der Netzkapazität scheitern wird, zumal es ja auch partei- und regierungsübergreifend den klaren politischen Willen gibt, den Ausbau der Ladeinfrastruktur zu beschleunigen.

E&M: Beim privaten Laden kommen oft Wallboxen mit 22 oder sogar nur 11 Kilowatt zum Einsatz. Auf den Parkplätzen der Handelsmärkte stehen aber Schnellladesäulen, oder?

Mundschau: Ja, ganz klar. Denn niemand will stundenlang warten, bis das Fahrzeug geladen ist. Und an Verkehrsknotenpunkten, an denen wir das Ladenetz ebenfalls ausbauen, ist in der Regel sowieso das Mittelspannungsnetz verfügbar, das sehr hohe Ladeleistungen ermöglicht.

E&M: Die Investitionen in die E-Mobilität werden sich erst in einigen Jahren amortisieren und nur dann, wenn auch der Betrieb im Ausland rentabel ist. Wie sehen die Gesellschafter den Einstieg in das neue Geschäftsfeld?

Anfang: Die Pfalzwerke-Gruppe hat sich in den letzten Jahren ein Stück weit aus der Region herausentwickelt. Das ist durchaus ein Diskussionspunkt mit dem Bezirksverband Pfalz, der bei uns der Mehrheitsgesellschafter ist. Aber er trägt die Strategie mit − den Schritt über das Netzgebiet hinaus und auch das Auslandsgeschäft. Wir sind ja auch schon mit der Pfalzsolar im Ausland aktiv, etwa in Griechenland, Großbritannien und den Niederlanden. Das ist für ein Unternehmen, das Regionalität schon mit dem Namen verkörpert, nicht selbstverständlich. Wir sehen uns aber nicht ausschließlich als regionales Unternehmen, auch wenn wir hier unsere Wurzeln haben und über die Netzgesellschaft fest verankert sind.

E&M: Sehen Sie sich dann als europäisches Unternehmen?

Anfang: Wir sehen uns vor allem als Unternehmen, das für Klimaneutralität steht. Aber wir haben nicht festgelegt, dass wir dieses Ziel ausschließlich in Deutschland verfolgen. Wo und wie wir die Klimaneutralität der Pfalzwerke-Gruppe erreichen, hängt auch zu einem gewissen Grad mit der Wirtschaftlichkeit zusammen. Das ist definitiv im Sinne des Unternehmens, der Mitarbeiter und der Gesellschafter.

E&M: Wasserstoff an der Weinstraße − so bezeichnen Sie Ihre Wasserstoffpläne. Das hört sich aber sehr regional an.

Mundschau: Das ist es auch. Wir testen hier, wie man einen Elektrolyseur wirtschaftlich betreiben kann, sammeln Erfahrung und suchen Partner und Kunden, mit denen wir das Geschäftsfeld weiterentwickeln können. Wir beobachten kontinuierlich diesen sich neu entwickelnden Markt und dehnen unsere Aktivitäten in kleinen Schritten aus.
 
„Wir haben den Mittelstand im Auge“
 
E&M: Wen haben Sie als Kunden im Auge?

Anfang: Wir haben klar den Mittelstand im Auge. Die Großindustrie kommt derzeit angesichts der Größe unserer Anlage − sie hat eine Elektrolyseleistung von vier Megawatt − nicht infrage. In Bad Dürkheim liefern wir beispielsweise Wasserstoff an ein Maschinenbauunternehmen, das Motoren testet. Eine ganze Reihe anderer Unternehmen hat gesehen, dass das Projekt gut funktioniert und nun auch Interesse bekundet.

E&M: Ist die Rückverstromung eine Option für Sie?

Mundschau: Nein, unsere Zielgruppe ist die mittelständische Industrie, die
Wasserstoff direkt in ihren Prozessen verwendet.

E&M: Kommt der Strom für die Elektrolyse aus eigenen Erneuerbare-Energien-Anlagen?

Anfang: Das ist der Idealfall. Ob wir das vollständig realisieren können, wird sich zeigen. Das Projekt ist jedenfalls so angelegt. Letztlich kommt es aber auf die benötigte Menge und den Zeithorizont an, ob unsere eigene Erzeugung den Bedarf decken kann.

E&M: Die Pfalzwerke wurden im Juli als Top-100-Innovator des deutschen Mittelstands ausgezeichnet. Innovation geht ja heutzutage meist mit der Digitalisierung Hand in Hand. In welche Richtung treiben Sie die Digitalisierung voran?

Mundschau: Hier muss man differenzieren zwischen Digitalisierung nach innen und Digitalisierung nach außen, um den Kunden neue Produkte zu bieten. Digitalisierung nach innen bedeutet etwa, unsere Plattform ‚IoTista‘ zu nutzen, um mit relativ kostengünstiger Sensorik und Lorawan-Technologie unsere Ortsnetzstationen zu überwachen. Das ist nur eines von vielen Beispielen, wie wir das Internet der Dinge nutzen, um Prozesse im Unternehmen effizienter zu machen oder sogar erst zu ermöglichen. Gleichzeitig haben wir damit ein marktfähiges Produkt geschaffen, das wir weiter skalieren, weil es die Kundennachfrage gibt, beispielsweise zur Überwachung der Luftqualität in Innenräumen von Schulen. Darüber hinaus haben wir im B2C-Segment zum Beispiel die ‚Enercloud‘ entwickelt, über die Kunden eigenerzeugte Energiemengen quasi auf ein virtuelles Stromkonto einzahlen und später wieder entnehmen können.

Anfang: An der Schnittstelle der Digitalisierung nach innen und außen haben wir beispielsweise neue Bewerbungsprozesse − vielleicht sogar künftig über Instagram und nicht erst mit zehn Uploads über unsere Website. So erreicht man heute junge Talente. Wir nehmen auch mal Geld in die Hand, holen kluge Köpfe an Bord und lassen sie überlegen, was man noch mit der Digitalisierung erreichen könnte. Wenn dabei nichts rumkommt, ist das auch nicht schlimm. In der Regel gibt es aber immer eine Idee, die man später noch mal aufgreifen und weiterentwickeln kann. Das gehört auf jeden Fall alles zu einer lebendigen Innovationskultur dazu. Und auch, dass nicht erst fünf Anträge geschrieben und drei Gremiensitzungen einberufen werden müssen, wenn jemand eine Idee hat.

E&M: Das hört sich an, als lassen Sie Ideen entwickeln und schauen dann, ob es einen Bedarf für die Lösungen gibt.

Mundschau: Wir gehen schon in erster Linie von einem konkreten Bedarf aus und suchen dann nach einer Lösung, die uns oder dem Kunden helfen könnte. Wir sitzen jedenfalls nicht im Elfenbeinturm, wir beziehen die Kunden in der Entwicklung aktiv mit ein. Die Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Aber natürlich kann man auch, wenn man weiß, was die IT alles kann, darüber nachdenken, wo man sich diese Fähigkeiten zunutze machen könnte. Es gibt durchaus Bereiche, an die man zuvor noch nicht gedacht hat.
 
Paul Anfang, Vorstand der Pfalzwerke AG
Quelle: Pfalzwerke


 
Marc Mundschau, Vorstand der Pfalzwerke AG
Quelle: Pfalzwerke

Mittwoch, 19.10.2022, 09:00 Uhr
Fritz Wilhelm

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