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Energie & Management > Wasserstoff - Wintershall Deas Pläne an der Nordseeküste
Quelle: Shutterstock / Alexander Limbach
Wasserstoff

Wintershall Deas Pläne an der Nordseeküste

Die Wasserstoff-Projekte von Wintershall Dea nehmen Konturen an: zum einen beim Projekt "BlueHyNow" in Wilhelmshaven, zum anderen beim Projekt "H2Move" in Cuxhaven.
Laut aktuellen Prognosen steigt Deutschlands Wasserstoffbedarf von heute 55 Mrd. kWh pro Jahr bereits bis 2030 auf 90 bis 110 Mrd. kWh jährlich an. Diese Bedarfszahlen sind laut des deutschen Gas- und Ölproduzenten Wintershall Dea, angesichts europäischer Initiativen wie "REPowerEU" oder dem neuen EU-Gaspaket, noch zu gering angesetzt. Deutschland droht eine "erhebliche Kapazitätslücke", befürchtet das Untenrehmen. Mit zwei Projekten, die bei der Versorgung Deutschlands mit Wasserstoff unterstützen könnten, macht Wintershall Dea aktuell von sich reden.

"BlueHyNow" in Wilhelmshaven

Gemeinsam mit Projektpartnern will der Rohstoffkonzern über 1 Mrd. Euro in eine Wasserstoff-Produktionsanlage in Wilhelmshaven investieren. Das Projekt läuft unter dem Namen "BlueHyNow" und soll ab Ende 2028 sogenannten blauen Wasserstoff aus Erdgas gewinnen: stündlich über 200.000 Kubikmeter und jährlich über 5,6 Mrd. Kubikmeter. Laut Wintershall Dea entspricht dies dem dreifachen Energieverbrauch des Wolfsburger VW-Werks im Jahr 2019.

Laut Klaus Langemann, Bereichsleiter Carbon Management & Hydrogen bei Wintershall Dea, handelt es sich bei Wilhelmshaven um den "idealen Standort für Blue Hy Now". Die 76.000-Einwohner-Stadt an der Nordseeküste biete bereits eine starke, vernetze Infrastruktur: zwei nahegelegene Anlandestellen für Erdgas aus Norwegen sowie die Möglichkeit zur Wasserstoffspeicherung in benachbarten Kavernenspeichern. Hinzu kommt ein direkter Anschluss an das geplante deutsche Wasserstoffnetz, über das der Wasserstoff an die Industrie geleitet werden kann. Zudem verfüge die Stadt über einen Tiefwasserhafen, der auch von großen Tankschiffen genutzt werden könne.

Darüber hinaus könne Wilhelmshaven zu einem "logistischen CO2-Sammelpunkt ausgebaut werden", führt Langemann an. "Unvermeidbare CO2-Emissionen aus ganz Deutschland können dort gebündelt und zur "sicheren Speicherung von Wilhelmshaven aus verschifft werden. Das wird deutlich zur Dekarbonisierung Deutschlands beitragen". Langemann verweist auf Zahlen der Agora Energiewende, laut der im Jahr 2045 noch rund 63 MioTonnen CO2 dieser unvermeidlichen Emissionen anfallen. Für diese Emissionen sei die Abscheidung und Einlagerung von CO2 (kurz CCS) eine "tragfähige Lösung", so Langemann. 

Wintershall Deas Pläne sehen vor, den in Wilhelmshaven bei der Wasserstoffherstellung aus Erdgas entstehende CO2 über den Seeweg zu Lagerstätten in Norwegen und Dänemark zu transportieren und unterirdisch im Meeresboden einzulagern. Das Gas für die Wasserstoffproduktion soll aus Norwegen kommen, der Strom für den Betrieb dagegen aus Windkraftanlagen in der Nordsee.

Projekt "H2Move" in Cuxhaven

Ein paar Schritte weiter in der Realisierung ist ein anderes Wasserstoffprojekt der Wintershall Dea − das Projekt "H2Move" in Cuxhaven. So fand am 4. Mai auf dem Gelände "An der Baumrönne" am Stadtrand Cuxhavens der symbolische Spatenstich für den Aufbau eines Netzwerkes zum Betrieb der Mittelplate-Versorgerflotte statt.

Zum Hintergrund: Mittelplate ist ein Erdölfeld im schleswig-holsteinischen Wattenmeer. Mit knapp 3 Mio. Litern Öl, das die Wintershall Dea dort täglich gewinnt, gehört Mittelplate zu einem der förderstärksten Erdölfelder Deutschlands. Vier bislang mit Diesel betriebene Schiffe sind zur Versorgung der dortigen Öl- und Bohrinsel im Einsatz. 

In Cuxhaven sind nun die Arbeiten zum Bau eines 2-MW-Elektrolyseurs angelaufen, der mit Strom aus erneuerbaren Energien grünen Wasserstoff liefern wird. Über eine Kompressionsanlage soll dieser auf bis zu 900 bar verdichtet werden. Speicher verschiedener Druckstufen sollen zur Beschleunigung der künftigen Tankvorgänge der Versorgungsschiffsflotte errichtet werden. Diese soll, so der Plan der Wintershall Dea, auf Wasserstoff-Hybrid-Antriebe umgestellt werden. Rund 275.000 Liter Diesel sollen dadurch eingespart werden. Ausgangsbasis des Projektes ist eine Machbarkeitsstudie, die unter der Regie der Firma Entec Industrial Services bereits im Jahr 2020 abgeschlossen wurde. Entec betreibt die Landbasis der Mittelplate in Cuxhaven.

Zur Technik: In Tankcontainern unter bis zu 350 bar Druck soll der produzierte Wasserstoff auf die Schiffe gelangen. Aus diesen Spezialbehältern soll er dann einer Brennstoffzelle zugeführt und der erzeugte Strom in Akkus abgegeben werden. Dieser Strom treibt den Elektromotor an, der über ein Hybridgetriebe die Welle und die Schiffsschraube in Bewegung setzt.

Robert Frimpong, Leiter von Wintershall Dea Deutschland, sieht die Wasserstoffproduktion in Cuxhaven und die Umrüstung der Schiffsmotoren auf die neue Antriebstechnik als "weitere Schritte zur Verbesserung der Umweltverträglichkeit und zur Reduzierung von Emissionen". Frimpong: Wir werden uns künftig noch emissionsärmer und leiser durch den Nationalpark bewegen".

Donnerstag, 5.05.2022, 14:01 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Wasserstoff - Wintershall Deas Pläne an der Nordseeküste
Quelle: Shutterstock / Alexander Limbach
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Wintershall Deas Pläne an der Nordseeküste
Die Wasserstoff-Projekte von Wintershall Dea nehmen Konturen an: zum einen beim Projekt "BlueHyNow" in Wilhelmshaven, zum anderen beim Projekt "H2Move" in Cuxhaven.
Laut aktuellen Prognosen steigt Deutschlands Wasserstoffbedarf von heute 55 Mrd. kWh pro Jahr bereits bis 2030 auf 90 bis 110 Mrd. kWh jährlich an. Diese Bedarfszahlen sind laut des deutschen Gas- und Ölproduzenten Wintershall Dea, angesichts europäischer Initiativen wie "REPowerEU" oder dem neuen EU-Gaspaket, noch zu gering angesetzt. Deutschland droht eine "erhebliche Kapazitätslücke", befürchtet das Untenrehmen. Mit zwei Projekten, die bei der Versorgung Deutschlands mit Wasserstoff unterstützen könnten, macht Wintershall Dea aktuell von sich reden.

"BlueHyNow" in Wilhelmshaven

Gemeinsam mit Projektpartnern will der Rohstoffkonzern über 1 Mrd. Euro in eine Wasserstoff-Produktionsanlage in Wilhelmshaven investieren. Das Projekt läuft unter dem Namen "BlueHyNow" und soll ab Ende 2028 sogenannten blauen Wasserstoff aus Erdgas gewinnen: stündlich über 200.000 Kubikmeter und jährlich über 5,6 Mrd. Kubikmeter. Laut Wintershall Dea entspricht dies dem dreifachen Energieverbrauch des Wolfsburger VW-Werks im Jahr 2019.

Laut Klaus Langemann, Bereichsleiter Carbon Management & Hydrogen bei Wintershall Dea, handelt es sich bei Wilhelmshaven um den "idealen Standort für Blue Hy Now". Die 76.000-Einwohner-Stadt an der Nordseeküste biete bereits eine starke, vernetze Infrastruktur: zwei nahegelegene Anlandestellen für Erdgas aus Norwegen sowie die Möglichkeit zur Wasserstoffspeicherung in benachbarten Kavernenspeichern. Hinzu kommt ein direkter Anschluss an das geplante deutsche Wasserstoffnetz, über das der Wasserstoff an die Industrie geleitet werden kann. Zudem verfüge die Stadt über einen Tiefwasserhafen, der auch von großen Tankschiffen genutzt werden könne.

Darüber hinaus könne Wilhelmshaven zu einem "logistischen CO2-Sammelpunkt ausgebaut werden", führt Langemann an. "Unvermeidbare CO2-Emissionen aus ganz Deutschland können dort gebündelt und zur "sicheren Speicherung von Wilhelmshaven aus verschifft werden. Das wird deutlich zur Dekarbonisierung Deutschlands beitragen". Langemann verweist auf Zahlen der Agora Energiewende, laut der im Jahr 2045 noch rund 63 MioTonnen CO2 dieser unvermeidlichen Emissionen anfallen. Für diese Emissionen sei die Abscheidung und Einlagerung von CO2 (kurz CCS) eine "tragfähige Lösung", so Langemann. 

Wintershall Deas Pläne sehen vor, den in Wilhelmshaven bei der Wasserstoffherstellung aus Erdgas entstehende CO2 über den Seeweg zu Lagerstätten in Norwegen und Dänemark zu transportieren und unterirdisch im Meeresboden einzulagern. Das Gas für die Wasserstoffproduktion soll aus Norwegen kommen, der Strom für den Betrieb dagegen aus Windkraftanlagen in der Nordsee.

Projekt "H2Move" in Cuxhaven

Ein paar Schritte weiter in der Realisierung ist ein anderes Wasserstoffprojekt der Wintershall Dea − das Projekt "H2Move" in Cuxhaven. So fand am 4. Mai auf dem Gelände "An der Baumrönne" am Stadtrand Cuxhavens der symbolische Spatenstich für den Aufbau eines Netzwerkes zum Betrieb der Mittelplate-Versorgerflotte statt.

Zum Hintergrund: Mittelplate ist ein Erdölfeld im schleswig-holsteinischen Wattenmeer. Mit knapp 3 Mio. Litern Öl, das die Wintershall Dea dort täglich gewinnt, gehört Mittelplate zu einem der förderstärksten Erdölfelder Deutschlands. Vier bislang mit Diesel betriebene Schiffe sind zur Versorgung der dortigen Öl- und Bohrinsel im Einsatz. 

In Cuxhaven sind nun die Arbeiten zum Bau eines 2-MW-Elektrolyseurs angelaufen, der mit Strom aus erneuerbaren Energien grünen Wasserstoff liefern wird. Über eine Kompressionsanlage soll dieser auf bis zu 900 bar verdichtet werden. Speicher verschiedener Druckstufen sollen zur Beschleunigung der künftigen Tankvorgänge der Versorgungsschiffsflotte errichtet werden. Diese soll, so der Plan der Wintershall Dea, auf Wasserstoff-Hybrid-Antriebe umgestellt werden. Rund 275.000 Liter Diesel sollen dadurch eingespart werden. Ausgangsbasis des Projektes ist eine Machbarkeitsstudie, die unter der Regie der Firma Entec Industrial Services bereits im Jahr 2020 abgeschlossen wurde. Entec betreibt die Landbasis der Mittelplate in Cuxhaven.

Zur Technik: In Tankcontainern unter bis zu 350 bar Druck soll der produzierte Wasserstoff auf die Schiffe gelangen. Aus diesen Spezialbehältern soll er dann einer Brennstoffzelle zugeführt und der erzeugte Strom in Akkus abgegeben werden. Dieser Strom treibt den Elektromotor an, der über ein Hybridgetriebe die Welle und die Schiffsschraube in Bewegung setzt.

Robert Frimpong, Leiter von Wintershall Dea Deutschland, sieht die Wasserstoffproduktion in Cuxhaven und die Umrüstung der Schiffsmotoren auf die neue Antriebstechnik als "weitere Schritte zur Verbesserung der Umweltverträglichkeit und zur Reduzierung von Emissionen". Frimpong: Wir werden uns künftig noch emissionsärmer und leiser durch den Nationalpark bewegen".

Donnerstag, 5.05.2022, 14:01 Uhr
Davina Spohn

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