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Energie & Management > Windkraft Onshore - Windturbinen 38 Prozent teurer als vor Covid
Quelle: Fotolia / Mellimage
Windkraft Onshore

Windturbinen 38 Prozent teurer als vor Covid

Über steigende Preise bei Windenergieanlagen gibt es viel Geraune. Eine Statistik von Global Data liefert nun exakte Prozentzahlen gegenüber dem Stand vor Corona.
Windenergieanlagen werden teurer, statt günstiger. Die Corona-Krise und der Ukrainekrieg haben weltweit Lieferketten abgerissen und die Rohstoffmärkte durcheinandergewirbelt. Auch die Windturbinenhersteller (Original Equipment Manufacturer, OEM) nutzen nicht nur den kostenlosen Wind, sondern auch viel Stahl, Beton, Verbundstoffe, Metalle und Seltene Erden. Energy Monitor, das Medienportal des Analysten Global Data, hat die weltweiten Kostensteigerungen, denen die OEM und ihre Subunternehmer ausgesetzt sind, im April dieses Jahres zu den Niveaus vor der Covid-Pandemie ins Verhältnis gesetzt.

Demnach sind die Kosten für 1 MW Windturbinen-Kapazität seit Januar 2020 im Schnitt um 38 Prozent gestiegen. Die Kosten für Getriebegehäuse etwa kletterten in den vergangenen zwei Jahren auf ein Niveau zurück, das sie 2012 nach unten verlassen hatten. Auch die Generatoren haben 2021 die Preisstabilität verlassen. Bei beiden Hauptkomponenten beläuft sich die Kostensteigerung ebenfalls auf 38 Prozent.

Die Preise für die sieben bedeutendsten Mineralien, auf die die Windindustrie derzeit angewiesen ist, verdoppelten sich seit Anfang 2020 sogar fast (+93 Prozent). Der Durchschnitt verdeckt unterschiedliche Steigerungsraten, die von +23 Prozent bei Zink bis zu +285 Prozent bei Molybdän lagen. Dazwischen rangieren mit ihrer Teuerung Chrom (+43 Prozent), Kupfer (+47 Prozent), Mangan (+52 Prozent), Nickel (+72 Prozent) und Seltene Erden (+126 Prozent).

Subventionen erhöhen? Oder abschaffen?

Die politische Folgerung daraus ist für den Dachverband Windeurope, auf dessen Jahreskonferenz in Kopenhagen die Statistiken im April verteilt wurden, klar: Sie erhöhen den Druck auf die europäischen Regierungen, die Ausschreibungsdeckel für Windenergie zu erhöhen. Gemeint sind damit die höchsten Subventionssätze, die Projektentwickler in wettbewerblichen Ausschreibungen erzielen können.

Deutschland hatte dies zum Jahreswechsel 2022/23 unter anderem für die Windkraft an Land getan, mit einer Erhöhung um 25 Prozent auf 7,35 Cent/kWh. Für die Windkraft auf See dagegen wurde das Ausschreibungsregime beibehalten, das umgekehrt die maximale Zahlungsbereitschaft für eine WIndparkfläche belohnt.

Die Zahlungsbereitschaft bei der Ausschreibung am 1. Juni überstieg 3 Millionen Euro/MW. 4.000 MW wurden versteigert, BP und Total waren je zur Hälfte die Sieger (wir berichteten). Am 1. August wurden die nächsten 1.800 MW vergeben, allerdings ohne dynamisches Auktionierungselement. Und bei drei der vier zu bezuschlagenden Flächen hatten RWE oder Vattenfall angekündigt, Altrechte geltend zu machen. Das heißt, sie dürfen dem ursprünglichen Sieger die Fläche wegnehmen, wenn sie dessen Gebotspreis übernehmen. Wie die Ausschreibung ausgegangen ist, ist noch nicht bekannt.

Die Konsequenz aus der Teuerung, Subventionen zu erhöhen, ist also weder in Deutschland zwingend noch in anderen Ländern. Politiker könnten auch zu der Folgerung kommen, Onshore-Wind sei, gerade gegenüber Offshore, schlicht zu teuer für eine Förderung. In Schweden etwa gibt es schon seit Jahren keine Wind-Subventionen mehr, lediglich ein Quotensystem für Erneuerbare im Strommix. Und wie berichtet, hat die neue konservative Regierung in Stockholm im Juni ihr Erneuerbaren-Ziel für 2045 in ein Klimaneutralitätsziel umgeändert, das mit einem Mix aus Kernkraft und Erneuerbaren erreicht werden soll.

Donnerstag, 3.08.2023, 09:19 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Windkraft Onshore - Windturbinen 38 Prozent teurer als vor Covid
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Windkraft Onshore
Windturbinen 38 Prozent teurer als vor Covid
Über steigende Preise bei Windenergieanlagen gibt es viel Geraune. Eine Statistik von Global Data liefert nun exakte Prozentzahlen gegenüber dem Stand vor Corona.
Windenergieanlagen werden teurer, statt günstiger. Die Corona-Krise und der Ukrainekrieg haben weltweit Lieferketten abgerissen und die Rohstoffmärkte durcheinandergewirbelt. Auch die Windturbinenhersteller (Original Equipment Manufacturer, OEM) nutzen nicht nur den kostenlosen Wind, sondern auch viel Stahl, Beton, Verbundstoffe, Metalle und Seltene Erden. Energy Monitor, das Medienportal des Analysten Global Data, hat die weltweiten Kostensteigerungen, denen die OEM und ihre Subunternehmer ausgesetzt sind, im April dieses Jahres zu den Niveaus vor der Covid-Pandemie ins Verhältnis gesetzt.

Demnach sind die Kosten für 1 MW Windturbinen-Kapazität seit Januar 2020 im Schnitt um 38 Prozent gestiegen. Die Kosten für Getriebegehäuse etwa kletterten in den vergangenen zwei Jahren auf ein Niveau zurück, das sie 2012 nach unten verlassen hatten. Auch die Generatoren haben 2021 die Preisstabilität verlassen. Bei beiden Hauptkomponenten beläuft sich die Kostensteigerung ebenfalls auf 38 Prozent.

Die Preise für die sieben bedeutendsten Mineralien, auf die die Windindustrie derzeit angewiesen ist, verdoppelten sich seit Anfang 2020 sogar fast (+93 Prozent). Der Durchschnitt verdeckt unterschiedliche Steigerungsraten, die von +23 Prozent bei Zink bis zu +285 Prozent bei Molybdän lagen. Dazwischen rangieren mit ihrer Teuerung Chrom (+43 Prozent), Kupfer (+47 Prozent), Mangan (+52 Prozent), Nickel (+72 Prozent) und Seltene Erden (+126 Prozent).

Subventionen erhöhen? Oder abschaffen?

Die politische Folgerung daraus ist für den Dachverband Windeurope, auf dessen Jahreskonferenz in Kopenhagen die Statistiken im April verteilt wurden, klar: Sie erhöhen den Druck auf die europäischen Regierungen, die Ausschreibungsdeckel für Windenergie zu erhöhen. Gemeint sind damit die höchsten Subventionssätze, die Projektentwickler in wettbewerblichen Ausschreibungen erzielen können.

Deutschland hatte dies zum Jahreswechsel 2022/23 unter anderem für die Windkraft an Land getan, mit einer Erhöhung um 25 Prozent auf 7,35 Cent/kWh. Für die Windkraft auf See dagegen wurde das Ausschreibungsregime beibehalten, das umgekehrt die maximale Zahlungsbereitschaft für eine WIndparkfläche belohnt.

Die Zahlungsbereitschaft bei der Ausschreibung am 1. Juni überstieg 3 Millionen Euro/MW. 4.000 MW wurden versteigert, BP und Total waren je zur Hälfte die Sieger (wir berichteten). Am 1. August wurden die nächsten 1.800 MW vergeben, allerdings ohne dynamisches Auktionierungselement. Und bei drei der vier zu bezuschlagenden Flächen hatten RWE oder Vattenfall angekündigt, Altrechte geltend zu machen. Das heißt, sie dürfen dem ursprünglichen Sieger die Fläche wegnehmen, wenn sie dessen Gebotspreis übernehmen. Wie die Ausschreibung ausgegangen ist, ist noch nicht bekannt.

Die Konsequenz aus der Teuerung, Subventionen zu erhöhen, ist also weder in Deutschland zwingend noch in anderen Ländern. Politiker könnten auch zu der Folgerung kommen, Onshore-Wind sei, gerade gegenüber Offshore, schlicht zu teuer für eine Förderung. In Schweden etwa gibt es schon seit Jahren keine Wind-Subventionen mehr, lediglich ein Quotensystem für Erneuerbare im Strommix. Und wie berichtet, hat die neue konservative Regierung in Stockholm im Juni ihr Erneuerbaren-Ziel für 2045 in ein Klimaneutralitätsziel umgeändert, das mit einem Mix aus Kernkraft und Erneuerbaren erreicht werden soll.

Donnerstag, 3.08.2023, 09:19 Uhr
Georg Eble

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