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Energie & Management > Wasserstoff - Westphal: Es wird nicht ohne Moleküle gehen
Quelle: Shutterstock / petrmalinak
Wasserstoff

Westphal: Es wird nicht ohne Moleküle gehen

Die Entwicklung der Gaswirtschaft hin zur Wasserstoffwirtschaft ist das zentrale Thema bei der Messe Gat/Wat in Köln.
Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW), beschäftigte sich bei einer Pressekonferenz am Rande der Leitveranstaltung der Gas- und Wasserwirtschaft („gat | wat“) mit der Wärmeversorgung und den Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff. Mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG), das er „keine Meisterleistung“ nannte, herrsche jetzt aber − nach monatelangen Diskussionen − endlich Rechtssicherheit für alle Beteiligten. Allerdings werde es auch noch Nachbesserungen geben müssen. Am 8. September ist die Verabschiedung im Bundestag geplant.

Linke verwies auch darauf, dass beim GEG die vom DVGW favorisierte Technologieoffenheit berücksichtigt wurde. Sowohl die Fernwärme als auch Stromnetz- und Gasheizungen seien auf Wasserstoff angewiesen. „Er kann die Resilienz des gesamten Energiesystems stärken.“ Nachdem die Fernleitungsnetzbetreiber jetzt das Kernnetz aufbauen wollen, sei aber auch der Auf- und Umbau der Verteilnetze gefragt, um den Wasserstoff zu den Kunden zu bringen.

Kirsten Westphal, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), sieht Wasserstoff und Biomethan als Partner der erneuerbaren Energien, die eine zentrale Funktion im Energiesystem einnehmen. „Klar ist: Eine Vollelektrifizierung wird nicht möglich sein. Es wird nicht ohne Moleküle gehen.“ Das gelte für Anwendungen in den Bereichen Industrie und Verkehr. Aber ganz besonders auch für die künftige Strom- und Wärmeversorgung.

Skalierungseffekte sollen Kosten senken

Zentral sei nun vor allem die Entwicklung eines Marktes, auf dem dann Wasserstoffmengen nach marktwirtschaftlichen Mechanismen effizient verteilt werden, Investitionsentscheidungen aufgrund von transparenten Preissignalen getroffen werden und Skalierungseffekte zu sinkenden Kosten führen.

„Es geht darum, eine Vorreiterrolle im Wasserstoffhochlauf einzunehmen, um den Wirtschaftsstandort Deutschland und Europa zu sichern und zukunftsfähig zu machen“, erklärte Westphal. Es gehe nicht nur um die Verfügbarkeit der benötigten Mengen, sondern auch den Aufbau von Schlüsseltechnologien. „Wir müssen die Wertschöpfungsketten in Deutschland aufbauen und Importe realisieren.“ Ein attraktives Investitionsfeld sei erforderlich, damit erste Projekte realisiert werden und sich ein Markt entwickeln kann. So brauche es klare Regeln, Standards und Zertifizierungen für den Handel mit Wasserstoff.

Gerade in der Anfangsphase hält Westphal zudem „konsistente Förderinstrumente und Maßnahmen“ für erforderlich. Gleichzeitig gelte es, Importpotenziale zu erschließen und Importinfrastrukturen in den Häfen aufzubauen.

Mit neuen Gaskraftwerken die Netze stabilisieren

Wie Linke ging Westphal auch auf das erforderliche Leitungsnetz ein. Dessen Aus- und Umbau sei ebenfalls eine zentrale Voraussetzung für den Wasserstoffhochlauf. „Wir brauchen deshalb nicht nur eine zügige Planung und Umsetzung des H2-Kernnetzes. Um den Industriestandort Deutschland klimaneutral und zukunftsfest zu machen, muss auch das Gasverteilernetz in die künftige Wasserstoffwirtschaft eingebunden werden.“ Um die Gasleitungsinfrastruktur für die künftige Wasserstoffwirtschaft nutzbar zu machen, sollten die für Gasnetze bewährten Entflechtungsregeln auf Wasserstoff übertragen werden.

Auch der Neubau von Gaskraftwerken, die das Netz stabilisieren können und die Umstellung bestehender Anlagen auf Wasserstoff müssten von der Politik angereizt werden. „Durch ihren Einsatz in steuerbaren Gaskraftwerken und KWK-Anlagen tragen erneuerbare und dekarbonisierte Gase zu den notwendigen Flexibilitäten im künftigen Energiesystem bei und machen die Energieversorgung resilienter.“ Besonders hob Westphal auch die Bedeutung von Wasserstoff zur Dekarbonisierung der Stahl- und Chemieindustrie hervor.

Die Jahre 2023/2024 seien entscheidend für die Frage, ob der Hochlauf im großen Stil gelingt: „Für einen erfolgreichen Wasserstoffhochlauf müssen die Weichen dieses Jahr gestellt werden. Entscheidend ist nun Tempo!“ In dem Zusammenhang verwies Westphal auf China und die USA, die sehr schnell in der Umsetzung seien.

Mittwoch, 6.09.2023, 15:48 Uhr
Günter Drewnitzky
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Wasserstoff
Westphal: Es wird nicht ohne Moleküle gehen
Die Entwicklung der Gaswirtschaft hin zur Wasserstoffwirtschaft ist das zentrale Thema bei der Messe Gat/Wat in Köln.
Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW), beschäftigte sich bei einer Pressekonferenz am Rande der Leitveranstaltung der Gas- und Wasserwirtschaft („gat | wat“) mit der Wärmeversorgung und den Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff. Mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG), das er „keine Meisterleistung“ nannte, herrsche jetzt aber − nach monatelangen Diskussionen − endlich Rechtssicherheit für alle Beteiligten. Allerdings werde es auch noch Nachbesserungen geben müssen. Am 8. September ist die Verabschiedung im Bundestag geplant.

Linke verwies auch darauf, dass beim GEG die vom DVGW favorisierte Technologieoffenheit berücksichtigt wurde. Sowohl die Fernwärme als auch Stromnetz- und Gasheizungen seien auf Wasserstoff angewiesen. „Er kann die Resilienz des gesamten Energiesystems stärken.“ Nachdem die Fernleitungsnetzbetreiber jetzt das Kernnetz aufbauen wollen, sei aber auch der Auf- und Umbau der Verteilnetze gefragt, um den Wasserstoff zu den Kunden zu bringen.

Kirsten Westphal, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), sieht Wasserstoff und Biomethan als Partner der erneuerbaren Energien, die eine zentrale Funktion im Energiesystem einnehmen. „Klar ist: Eine Vollelektrifizierung wird nicht möglich sein. Es wird nicht ohne Moleküle gehen.“ Das gelte für Anwendungen in den Bereichen Industrie und Verkehr. Aber ganz besonders auch für die künftige Strom- und Wärmeversorgung.

Skalierungseffekte sollen Kosten senken

Zentral sei nun vor allem die Entwicklung eines Marktes, auf dem dann Wasserstoffmengen nach marktwirtschaftlichen Mechanismen effizient verteilt werden, Investitionsentscheidungen aufgrund von transparenten Preissignalen getroffen werden und Skalierungseffekte zu sinkenden Kosten führen.

„Es geht darum, eine Vorreiterrolle im Wasserstoffhochlauf einzunehmen, um den Wirtschaftsstandort Deutschland und Europa zu sichern und zukunftsfähig zu machen“, erklärte Westphal. Es gehe nicht nur um die Verfügbarkeit der benötigten Mengen, sondern auch den Aufbau von Schlüsseltechnologien. „Wir müssen die Wertschöpfungsketten in Deutschland aufbauen und Importe realisieren.“ Ein attraktives Investitionsfeld sei erforderlich, damit erste Projekte realisiert werden und sich ein Markt entwickeln kann. So brauche es klare Regeln, Standards und Zertifizierungen für den Handel mit Wasserstoff.

Gerade in der Anfangsphase hält Westphal zudem „konsistente Förderinstrumente und Maßnahmen“ für erforderlich. Gleichzeitig gelte es, Importpotenziale zu erschließen und Importinfrastrukturen in den Häfen aufzubauen.

Mit neuen Gaskraftwerken die Netze stabilisieren

Wie Linke ging Westphal auch auf das erforderliche Leitungsnetz ein. Dessen Aus- und Umbau sei ebenfalls eine zentrale Voraussetzung für den Wasserstoffhochlauf. „Wir brauchen deshalb nicht nur eine zügige Planung und Umsetzung des H2-Kernnetzes. Um den Industriestandort Deutschland klimaneutral und zukunftsfest zu machen, muss auch das Gasverteilernetz in die künftige Wasserstoffwirtschaft eingebunden werden.“ Um die Gasleitungsinfrastruktur für die künftige Wasserstoffwirtschaft nutzbar zu machen, sollten die für Gasnetze bewährten Entflechtungsregeln auf Wasserstoff übertragen werden.

Auch der Neubau von Gaskraftwerken, die das Netz stabilisieren können und die Umstellung bestehender Anlagen auf Wasserstoff müssten von der Politik angereizt werden. „Durch ihren Einsatz in steuerbaren Gaskraftwerken und KWK-Anlagen tragen erneuerbare und dekarbonisierte Gase zu den notwendigen Flexibilitäten im künftigen Energiesystem bei und machen die Energieversorgung resilienter.“ Besonders hob Westphal auch die Bedeutung von Wasserstoff zur Dekarbonisierung der Stahl- und Chemieindustrie hervor.

Die Jahre 2023/2024 seien entscheidend für die Frage, ob der Hochlauf im großen Stil gelingt: „Für einen erfolgreichen Wasserstoffhochlauf müssen die Weichen dieses Jahr gestellt werden. Entscheidend ist nun Tempo!“ In dem Zusammenhang verwies Westphal auf China und die USA, die sehr schnell in der Umsetzung seien.

Mittwoch, 6.09.2023, 15:48 Uhr
Günter Drewnitzky

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