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Energie & Management > Studien - Weiterbetrieb deutscher Kohlemeiler mit Klimazielen unvereinbar
Quelle: Fotolia / mik38
Studien

Weiterbetrieb deutscher Kohlemeiler mit Klimazielen unvereinbar

Der durch die Gaskrise ausgelöste Weiterbetrieb von Kohleanlagen lässt sich nun auch in seiner Wirkung auf das Klima beziffern. Die Bilanz weist 15,8 Megatonnen mehr CO2 für 2022 aus.
Die Renaissance der Kohlekraftwerke im Zuge der Gaskrise hat Folgen für das Klima. Laut einer jetzt veröffentlichten Studie hat der in Deutschland gesetzlich geregelte Weiterbetrieb von eigentlich stillgelegten Kohlekraftwerken zu Mehremissionen in Höhe von 15,8 Megatonnen Kohlendioxid geführt.

Die Kurzstudie hatte die Ökoenergie-Genossenschaft Green Planet Energy, früher Greenpeace, beim Analyseinstitut Energy Brainpool in Auftrag gegeben. Die Mehremissionen von 7.700 MW am Netz belassener Kraftwerksleistung lassen sich in der Klimabilanz nicht gegenrechnen, also neutralisieren. Dies erlaube der europäische Emissionshandel in seiner gegenwärtigen Ausgestaltung nicht, schreibt Energy Brainpool. Die Folge: „Die Mehremissionen sind nicht mit dem 1,5-Grad-Klimaziel vereinbar“, so Analyst Fabian Huneke von Energy Brainpool.

Die 15,8 Megatonnen seien "echter" Mehrausstoß, weil sie nicht wirkungsgleich durch Minderemissionen in der Zukunft ausgeglichen würden. Im Emissionshandelssystem (EU ETS) entspräche der Mehrausstoß einem Gegenwert von 1,3 Milliarden Euro. Energy Brainpool weist darauf hin, dass der aktuell unveränderte Weiterbetrieb die Klimabilanz weiter verschlechtere. „Deutschland kompensiert die dazu benötigten Zertifikate bisher nicht“, so Huneke.

Änderung des TEHG könnte Kompensation ermöglichen

Die Analyse erklärt die Schieflage bei den klimaschädlichen Emissionen mit nicht erfolgten Energieeinsparungen. Zwar wendete Deutschland sich vom russischen Gas ab und reduzierte so den Gas-Anteil an der Stromproduktion um 16 Prozent. Es erfolgte allerdings ein „fuel switch“, also die Umorientierung auf Kohle und Öl. Allein aus Steinkohle sei entsprechend 22 Prozent mehr Strom erzeugt worden als im Jahr zuvor.

Die Kurzstudie belässt es nicht bei der Statistik, sondern zeigt auch Optionen für eine Kompensation der Mehremissionen auf. Dazu müsste die Bundesregierung das Treibhausgas-Emissionshandelsgesetzes (TEHG) ändern. Die Kompensation krisenbedingter Mehremissionen sei mit einer Erweiterung des Regelwerks möglich. Dies könne auch ohne Abstimmung mit der EU erfolgen.

Grundsätzlich trug der Weiterbetrieb von Kohlemeilern laut der Studie zu einem erneuten Anstieg der Emissionen im Energiesektor um drei Prozent gegenüber 2021 bei. Die Emissionsziele werden im Energiebereich voraussichtlich erreicht, weil die erneuerbaren Energien 2022 einen großen Beitrag leisteten. Deutschland spare aber wohl nicht so viel ein wie geplant. Ohne den Weiterbetrieb der Kohlekraftwerke wäre der Ausstoß von CO2 um etwa vier Prozent gesunken.

Die Kurzstudie "Kompensation der Kohle-Mehremissionen durch die Energiekrise" steht im Netz als PDF zum Herunterladen bereit.

Donnerstag, 9.02.2023, 16:33 Uhr
Volker Stephan
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Weiterbetrieb deutscher Kohlemeiler mit Klimazielen unvereinbar
Der durch die Gaskrise ausgelöste Weiterbetrieb von Kohleanlagen lässt sich nun auch in seiner Wirkung auf das Klima beziffern. Die Bilanz weist 15,8 Megatonnen mehr CO2 für 2022 aus.
Die Renaissance der Kohlekraftwerke im Zuge der Gaskrise hat Folgen für das Klima. Laut einer jetzt veröffentlichten Studie hat der in Deutschland gesetzlich geregelte Weiterbetrieb von eigentlich stillgelegten Kohlekraftwerken zu Mehremissionen in Höhe von 15,8 Megatonnen Kohlendioxid geführt.

Die Kurzstudie hatte die Ökoenergie-Genossenschaft Green Planet Energy, früher Greenpeace, beim Analyseinstitut Energy Brainpool in Auftrag gegeben. Die Mehremissionen von 7.700 MW am Netz belassener Kraftwerksleistung lassen sich in der Klimabilanz nicht gegenrechnen, also neutralisieren. Dies erlaube der europäische Emissionshandel in seiner gegenwärtigen Ausgestaltung nicht, schreibt Energy Brainpool. Die Folge: „Die Mehremissionen sind nicht mit dem 1,5-Grad-Klimaziel vereinbar“, so Analyst Fabian Huneke von Energy Brainpool.

Die 15,8 Megatonnen seien "echter" Mehrausstoß, weil sie nicht wirkungsgleich durch Minderemissionen in der Zukunft ausgeglichen würden. Im Emissionshandelssystem (EU ETS) entspräche der Mehrausstoß einem Gegenwert von 1,3 Milliarden Euro. Energy Brainpool weist darauf hin, dass der aktuell unveränderte Weiterbetrieb die Klimabilanz weiter verschlechtere. „Deutschland kompensiert die dazu benötigten Zertifikate bisher nicht“, so Huneke.

Änderung des TEHG könnte Kompensation ermöglichen

Die Analyse erklärt die Schieflage bei den klimaschädlichen Emissionen mit nicht erfolgten Energieeinsparungen. Zwar wendete Deutschland sich vom russischen Gas ab und reduzierte so den Gas-Anteil an der Stromproduktion um 16 Prozent. Es erfolgte allerdings ein „fuel switch“, also die Umorientierung auf Kohle und Öl. Allein aus Steinkohle sei entsprechend 22 Prozent mehr Strom erzeugt worden als im Jahr zuvor.

Die Kurzstudie belässt es nicht bei der Statistik, sondern zeigt auch Optionen für eine Kompensation der Mehremissionen auf. Dazu müsste die Bundesregierung das Treibhausgas-Emissionshandelsgesetzes (TEHG) ändern. Die Kompensation krisenbedingter Mehremissionen sei mit einer Erweiterung des Regelwerks möglich. Dies könne auch ohne Abstimmung mit der EU erfolgen.

Grundsätzlich trug der Weiterbetrieb von Kohlemeilern laut der Studie zu einem erneuten Anstieg der Emissionen im Energiesektor um drei Prozent gegenüber 2021 bei. Die Emissionsziele werden im Energiebereich voraussichtlich erreicht, weil die erneuerbaren Energien 2022 einen großen Beitrag leisteten. Deutschland spare aber wohl nicht so viel ein wie geplant. Ohne den Weiterbetrieb der Kohlekraftwerke wäre der Ausstoß von CO2 um etwa vier Prozent gesunken.

Die Kurzstudie "Kompensation der Kohle-Mehremissionen durch die Energiekrise" steht im Netz als PDF zum Herunterladen bereit.

Donnerstag, 9.02.2023, 16:33 Uhr
Volker Stephan

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