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Iqony will mit Eon und Westenergie die Machbarkeit eines Wasserstoff-Clusters am Bayer-Standort in Bergkamen prüfen. Der Wasserstoff soll gebunden in Ammoniak angeliefert werden.
Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer AG hat in Bergkamen am östlichen Rand des Ruhrgebiets seinen größten Standort zur Herstellung pharmazeutischer Wirkstoffe. Über 1.800 Mitarbeiter samt Auszubildender fertigen dort Steroidhormone, Kontrastmittel und Wirkstoffe für Therapeutika. Dieter Heinz, Leiter Sitze Management & Infrastructure Services in der Bayer-Division Pharmaceuticals sieht grünen Wasserstoff aus Ammoniak als einen „wichtigen Baustein“, um den Bayer-Standort Bergkamen klimaneutral zu machen.
Bestätigung bekommt er von Mario Löhr (SPD): „
Wir sehen in dem Thema Wasserstoff nicht nur eine Chance, sondern vielmehr die Notwendigkeit, wenn wir di
e Wirtschaft in unserer Region mittel- und langfristig sichern und zukunftsfest machen wollen“, so der Landrat des Kreises Unna, in dem sich die Stadt Bergkamen befindet.
In einer nun geschlossenen Absichtserklärung prüft Bayer zusammen mit den Energiepartnern Eon, Iqony und Westenergie die Machbarkeit eines Wasserstoff-Clusters in Bergkamen. Konkret geht es um die Versorgung der regionalen Industrie insbesondere im örtlichen Bayer-Industriepark mit Import-Wasserstoff, der in Form von Ammoniak angeliefert und dann vor Ort wieder in seine ursprüngliche stoffliche Form rückgewandelt wird. Bis Ende Juni dieses Jahres wollen die Projektpartner die Fragen der technischen und wirtschaftlichen Machbarkeit beantworten und über das weitere Vorgehen entscheiden.
„Die künftig zur Dekarbonisierung unserer Volkswirtschaft benötigten Wasserstoffkapazitäten werden so groß sein, dass es schlicht nicht möglich sein wird, diese Mengen allein aus heimischer Erzeugung auf Basis erneuerbarer Energien bereitzustellen“, erklärt Andreas Reichel, CEO von Iqony zu dem getroffenen Memorandum of Understanding. Vielmehr brauche es Importe und eine funktionierende Importinfrastruktur, damit der benötigte Wasserstoff in Zukunft sicher und verlässlich bereitgestellt werden kann. „Das Wasserstoff-Cluster Bergkamen ist ein Beitrag, eine solche Importinfrastruktur zu realisieren.“
Bergkamen mit StandortvorteilNach Ansicht der Partner biete die Region um Bergkamen besondere Möglichkeiten für den Ausbau von Wasserstoffinitiativen. Es bestehe eine unmittelbare Nähe zum Datteln-Hamm-Kanal und eine gut ausgebaute Infrastruktur: So verfüge Iqony bereits über die technische Infrastruktur zur Belieferung und Lagerung von Ammoniak inklusive eines Tankschiffes für den Betrieb des am Datteln-Hamm-Kanal gelegenen Kraftwerksstandortes. Mit dem „Energy Hub Bergkamen“ will Iqony einen Ammoniak-Cracker in industriellem Maßstab errichten. Parallel dazu erprobt das Unternehmen auch den direkten Einsatz von grünem, klimaneutral erzeugten Ammoniak als Brennstoff.
Katharina Reiche, Vorstandsvorsitzende der Westenergie AG, erachtet das Vorhaben als „entscheidenden Schritt in Richtung Wasserstoff“, der zugleich kraftvoll, mutig und weitsichtig sei. Die Westenergie-Chefin betont: „Die günstigen Rahmenbedingungen am Standort machen ihn nahezu ideal, um die Chancen und Herausforderungen einer ammoniakbasierten Wasserstoffversorgung über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg zu analysieren.“
Klare AufgabenverteilungenDie Partner wollen gemeinsamen die gesamte Wasserstoff-Wertschöpfungskette abdecken − von der Planung bis zur Vermarktung. Die Aufgabenverteilungen sind bereits, eine Realisierung des Vorhabens vorausgesetzt, klar verteilt:
- Der Essener Energiekonzern Eon soll die Beschaffung des Ammoniaks, die Logistik sowie den Vertrieb des aus dem Ammoniak gewonnen Wasserstoffs übernehmen. Das Unternehmen soll dabei, wie es seitens der Partner heißt, auch weitergehende Nutzungs- und Vermarktungsmöglichkeiten prüfen.
- Der Energiedienstleister Iqony soll die Ammoniakspeicherung übernehmen sowie den Ammoniak-Cracker errichten und betreiben. Auch um die standortvorbereitenden Maßnahmen am Bayer-Standort Bergkamen soll sich Iqony kümmern.
- Teil der Planungen wird auch der Bau einer Pipeline sein, um den vom Ammoniak abgespaltenen Wasserstoff zum Industriepark zu transportieren. Der Infrastrukturanbieter Westenergie soll hierzu den Pipelinebau eingehend untersuchen. Vor allem die technische Machbarkeit und die genehmigungsrechtliche Umsetzung einer solchen Leitung werden dabei im Fokus stehen.
- Der Partner Bayer wird die Abnahme- und Verwertungsseite abbilden.
Montag, 8.01.2024, 16:37 Uhr
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