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Energie & Management > Wirtschaft - VNG wieder mit deutlichem Gewinn 
Bodo Rodestock, Ulf Heitmüller und Hans-Joachim Polk bei der VNG-Bilanzpressekonferenz. Quelle: Frank Urbansky
Wirtschaft

VNG wieder mit deutlichem Gewinn 

Nachdem die Verwerfungen auf dem Gasmarkt VNG im Jahr zuvor noch einen Verlust von 205 Millionen Euro beschert hatten, konnte für 2023 ein Gewinn von 447 Millionen vermeldet werden.
Das positive Ergebnis erzielte der Leipziger Gasimporteur auch noch bei rückläufigem Umsatz. Die Übernahme des insolventen Biomethanhändlers BMP Greengas will das Unternehmen ebenfalls stemmen. Dessen hohe Verluste haben allerdings nichts mit der aktuellen Bilanz zu tun. 

Der Leipziger Erdgasproduzent und -transporteur VNG hat das Geschäftsjahr mit einem Ergebnis von 447 Millionen Euro (Ebit) abgeschlossen. Im Vorjahr war noch ein deutlicher Verlust von 205 Millionen Euro angefallen. 40 Millionen Euro werden als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet. VNG-Vorstandsvorsitzender Ulf Heitmann hält eine Wiederholung dieses Ergebnisses im Jahr 2024 jedoch für unwahrscheinlich. Man rechne mit einer Normalisierung des Marktes. Der Umsatz lag im Geschäftsjahr 2023 bei rund 23,2 Milliarden Euro, ein Rückgang gegenüber 36,2 Milliarden Euro im Jahr 2022. 

„In den letzten Jahren sind wir widerstandsfähiger geworden. Trotz der Krisen konnten wir unsere wirtschaftliche Basis 2023 weiter stärken und flexibel auf Marktbedingungen reagieren“, so Heitmüller. Es sei wichtig, dass der Geschäftsbereich Handel und Vertrieb die Gasbezüge weg von Russland diversifiziert habe, so durch einen Vertrag mit dem algerischen Unternehmen Sonatrach. Man sei nun das erste deutsche Unternehmen, das seit Januar 2024 algerisches Pipeline-Gas beziehe. Die Liefer-Potenziale des nordafrikanischen Landes hält der VNG-Chef für ausbaufähig. 

Investitionen aus eigener Kraft 

Auch das Konzernergebnis verbesserte sich deutlich auf 380 Millionen Euro nach -337 Millionen Euro im Vorjahr. „Diese finanzielle Stabilität ermöglicht es uns, unsere Investitionen in den Umbau des Energiesystems ambitioniert fortzusetzen und unsere langfristige Strategie ‚VNG 2030+‘ konsequent voranzutreiben“, sagt Bodo Rodestock, Finanzvorstand der VNG. 

Bis 2035 sollen bei entsprechenden Rahmenbedingungen bis zu5 Milliarden Euro investiert werden, ein Großteil davon in die Infrastruktur für grüne Gase. 2023 wurden bereits 197 Millionen Euro in diesen Strukturwandel in Ost- und Mitteldeutschland über alle Geschäftsfelder hinweg investiert. Leuchtturmprojekt ist der Energiepark Bad Lauchstädt, in dem ein eigener 50-MW-Windpark einen 30-MW-Elektrolyseur antreiben soll. Der dort erzeugte Wasserstoff kann in einem eigenen ehemaligen Gasspeicher zwischengelagert und an die umliegenden Chemieunternehmen geliefert werden. 

Mit TEH2, einer Tochter der französischen Total Energies, arbeitet VNG am Aufbau einer grünen Wasserstofflieferpartnerschaft mit Chile. Darüber hinaus ebnet VNG in weiteren nationalen und internationalen Partnerschaften den Weg für den perspektivischen Import grüner Gase, um langfristige Wasserstoff- und Ammoniakprojekte zu realisieren. 

Neben Wasserstoff setzt VNG auch auf Biogas. Bislang befinden sich 40 Anlagen im Portfolio der auf Biomethan spezialisierten Konzerntochter Balance. Im vergangenen Jahr sind keine neuen Anlagen hinzugekommen. Technikvorstand Hans Joachim Polk hält jedoch den Markt nach geeigneten Anlagen offen, um die konzerneigene Biomethanproduktion und -lieferung zu steigern. Der Geschäftsbereich Biogas erzielte ein Ergebnis in unterer zweistelliger Millionenhöhe. 

BMP Greengas soll erhalten bleiben 

In diesen Bereich fällt auch die Übernahme des Biomethanhändlers BMP Greengas, an dem ursprünglich der VNG-Konzernmutter EnBW beteiligt war. BMP Greengas ging 2023 in Insolvenz, weil das Unternehmen die stark gestiegenen Bezugskosten nicht mehr tragen konnte. Mehrere Stadtwerke als Kunden gerieten daraufhin in schwieriges Fahrwasser, da sie die nun nicht mehr gelieferten Mengen ausgerechnet in einer Hochpreishase für Erdgas an den freien Märkten beschaffen mussten. Am Ende soll ein Schuldenberg von 251 Millionen Euro aufgelaufen sein. EnBW einigte sich mit Gläubigern und Finanzierern auf eine Übernahme durch VNG, die im Dezember letzten Jahres abgeschlossen wurde. 

In der Bilanz ist davon noch nichts zu sehen. Denn die Übernahme ist erst in diesem Geschäftsjahr erfolgt. VNG habe weder die Schulden noch die Rechtsstreitigkeiten aus der Insolvenz übernehmen müssen. „Wir werden definitiv das Unternehmen erhalten und fortführen und mit einer perspektive ausstatten“, so Rodestock. Sprich: Auch in BMP Greengas wird frisch investiert.

Transport bleibt proftabel 


Der andere ist die Transporttochter Ontras, die ebenfalls einen unteren dreistelligen Millionenbetrag zum Jahresergebnis beitrug. Angepasste Nutzungsentgelte sowie gesunkene Energiekosten führten, so Rodestock, zu dieser Ergebnisverbesserung. Damit kommt dem Geschäftsbereich Transport eine unverändert tragende Rolle im VNG-Konzern zu. Der Geschäftsbereich Speicher reüssierte ebenfalls dank gestiegene Sommer-Winter-Spreads, die für eine erfolgreiche Vermarktungen genutzt werden konnten. Aus diesem Geschäft erzielte die VNG Gasspeicher GmbH ein Ergebnis in hoher zweistelliger Millionenhöhe. 

Der jüngste der fünf VNG-Geschäftsbereiche konzentriert sich auf den Betrieb und Ausbau digitaler Infrastruktur. Über diverse Beteiligungen und Tochterunternehmen investiert VNG direkt sowie indirekt in den Ausbau des Glasfasernetzes und das FTTX-Geschäft. Zudem liegt der Fokus auf kommunalen Kooperationen in Mitteldeutschland. Das Ergebnis des Geschäftsbereichs Digitale Infrastruktur bewegt sich zum Geschäftsjahresende 2023 stabil im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. 

Heitmüller blickte auch auf 2024 und insbesondere die Nationale Wasserstoffstrategie: „Bis 2030 erwarten wir einen Wasserstoffbedarf von 95 bis 130 TWh. Ein erfolgreiches Hochlaufen erfordert nicht nur grünen, sondern auch dekarbonisierten Wasserstoff und die richtige Infrastruktur, einschließlich eines geplanten Wasserstoff-Kernnetzes.“ Dafür brauche man stabile, rechtssichere Rahmenbedingungen. Das jüngst vom Bundestag beschlossene Finanzierungsmodell für das Kernnetz werde von VNG genau geprüft.
 

Dienstag, 16.04.2024, 17:03 Uhr
Frank Urbansky
Energie & Management > Wirtschaft - VNG wieder mit deutlichem Gewinn 
Bodo Rodestock, Ulf Heitmüller und Hans-Joachim Polk bei der VNG-Bilanzpressekonferenz. Quelle: Frank Urbansky
Wirtschaft
VNG wieder mit deutlichem Gewinn 
Nachdem die Verwerfungen auf dem Gasmarkt VNG im Jahr zuvor noch einen Verlust von 205 Millionen Euro beschert hatten, konnte für 2023 ein Gewinn von 447 Millionen vermeldet werden.
Das positive Ergebnis erzielte der Leipziger Gasimporteur auch noch bei rückläufigem Umsatz. Die Übernahme des insolventen Biomethanhändlers BMP Greengas will das Unternehmen ebenfalls stemmen. Dessen hohe Verluste haben allerdings nichts mit der aktuellen Bilanz zu tun. 

Der Leipziger Erdgasproduzent und -transporteur VNG hat das Geschäftsjahr mit einem Ergebnis von 447 Millionen Euro (Ebit) abgeschlossen. Im Vorjahr war noch ein deutlicher Verlust von 205 Millionen Euro angefallen. 40 Millionen Euro werden als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet. VNG-Vorstandsvorsitzender Ulf Heitmann hält eine Wiederholung dieses Ergebnisses im Jahr 2024 jedoch für unwahrscheinlich. Man rechne mit einer Normalisierung des Marktes. Der Umsatz lag im Geschäftsjahr 2023 bei rund 23,2 Milliarden Euro, ein Rückgang gegenüber 36,2 Milliarden Euro im Jahr 2022. 

„In den letzten Jahren sind wir widerstandsfähiger geworden. Trotz der Krisen konnten wir unsere wirtschaftliche Basis 2023 weiter stärken und flexibel auf Marktbedingungen reagieren“, so Heitmüller. Es sei wichtig, dass der Geschäftsbereich Handel und Vertrieb die Gasbezüge weg von Russland diversifiziert habe, so durch einen Vertrag mit dem algerischen Unternehmen Sonatrach. Man sei nun das erste deutsche Unternehmen, das seit Januar 2024 algerisches Pipeline-Gas beziehe. Die Liefer-Potenziale des nordafrikanischen Landes hält der VNG-Chef für ausbaufähig. 

Investitionen aus eigener Kraft 

Auch das Konzernergebnis verbesserte sich deutlich auf 380 Millionen Euro nach -337 Millionen Euro im Vorjahr. „Diese finanzielle Stabilität ermöglicht es uns, unsere Investitionen in den Umbau des Energiesystems ambitioniert fortzusetzen und unsere langfristige Strategie ‚VNG 2030+‘ konsequent voranzutreiben“, sagt Bodo Rodestock, Finanzvorstand der VNG. 

Bis 2035 sollen bei entsprechenden Rahmenbedingungen bis zu5 Milliarden Euro investiert werden, ein Großteil davon in die Infrastruktur für grüne Gase. 2023 wurden bereits 197 Millionen Euro in diesen Strukturwandel in Ost- und Mitteldeutschland über alle Geschäftsfelder hinweg investiert. Leuchtturmprojekt ist der Energiepark Bad Lauchstädt, in dem ein eigener 50-MW-Windpark einen 30-MW-Elektrolyseur antreiben soll. Der dort erzeugte Wasserstoff kann in einem eigenen ehemaligen Gasspeicher zwischengelagert und an die umliegenden Chemieunternehmen geliefert werden. 

Mit TEH2, einer Tochter der französischen Total Energies, arbeitet VNG am Aufbau einer grünen Wasserstofflieferpartnerschaft mit Chile. Darüber hinaus ebnet VNG in weiteren nationalen und internationalen Partnerschaften den Weg für den perspektivischen Import grüner Gase, um langfristige Wasserstoff- und Ammoniakprojekte zu realisieren. 

Neben Wasserstoff setzt VNG auch auf Biogas. Bislang befinden sich 40 Anlagen im Portfolio der auf Biomethan spezialisierten Konzerntochter Balance. Im vergangenen Jahr sind keine neuen Anlagen hinzugekommen. Technikvorstand Hans Joachim Polk hält jedoch den Markt nach geeigneten Anlagen offen, um die konzerneigene Biomethanproduktion und -lieferung zu steigern. Der Geschäftsbereich Biogas erzielte ein Ergebnis in unterer zweistelliger Millionenhöhe. 

BMP Greengas soll erhalten bleiben 

In diesen Bereich fällt auch die Übernahme des Biomethanhändlers BMP Greengas, an dem ursprünglich der VNG-Konzernmutter EnBW beteiligt war. BMP Greengas ging 2023 in Insolvenz, weil das Unternehmen die stark gestiegenen Bezugskosten nicht mehr tragen konnte. Mehrere Stadtwerke als Kunden gerieten daraufhin in schwieriges Fahrwasser, da sie die nun nicht mehr gelieferten Mengen ausgerechnet in einer Hochpreishase für Erdgas an den freien Märkten beschaffen mussten. Am Ende soll ein Schuldenberg von 251 Millionen Euro aufgelaufen sein. EnBW einigte sich mit Gläubigern und Finanzierern auf eine Übernahme durch VNG, die im Dezember letzten Jahres abgeschlossen wurde. 

In der Bilanz ist davon noch nichts zu sehen. Denn die Übernahme ist erst in diesem Geschäftsjahr erfolgt. VNG habe weder die Schulden noch die Rechtsstreitigkeiten aus der Insolvenz übernehmen müssen. „Wir werden definitiv das Unternehmen erhalten und fortführen und mit einer perspektive ausstatten“, so Rodestock. Sprich: Auch in BMP Greengas wird frisch investiert.

Transport bleibt proftabel 


Der andere ist die Transporttochter Ontras, die ebenfalls einen unteren dreistelligen Millionenbetrag zum Jahresergebnis beitrug. Angepasste Nutzungsentgelte sowie gesunkene Energiekosten führten, so Rodestock, zu dieser Ergebnisverbesserung. Damit kommt dem Geschäftsbereich Transport eine unverändert tragende Rolle im VNG-Konzern zu. Der Geschäftsbereich Speicher reüssierte ebenfalls dank gestiegene Sommer-Winter-Spreads, die für eine erfolgreiche Vermarktungen genutzt werden konnten. Aus diesem Geschäft erzielte die VNG Gasspeicher GmbH ein Ergebnis in hoher zweistelliger Millionenhöhe. 

Der jüngste der fünf VNG-Geschäftsbereiche konzentriert sich auf den Betrieb und Ausbau digitaler Infrastruktur. Über diverse Beteiligungen und Tochterunternehmen investiert VNG direkt sowie indirekt in den Ausbau des Glasfasernetzes und das FTTX-Geschäft. Zudem liegt der Fokus auf kommunalen Kooperationen in Mitteldeutschland. Das Ergebnis des Geschäftsbereichs Digitale Infrastruktur bewegt sich zum Geschäftsjahresende 2023 stabil im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. 

Heitmüller blickte auch auf 2024 und insbesondere die Nationale Wasserstoffstrategie: „Bis 2030 erwarten wir einen Wasserstoffbedarf von 95 bis 130 TWh. Ein erfolgreiches Hochlaufen erfordert nicht nur grünen, sondern auch dekarbonisierten Wasserstoff und die richtige Infrastruktur, einschließlich eines geplanten Wasserstoff-Kernnetzes.“ Dafür brauche man stabile, rechtssichere Rahmenbedingungen. Das jüngst vom Bundestag beschlossene Finanzierungsmodell für das Kernnetz werde von VNG genau geprüft.
 

Dienstag, 16.04.2024, 17:03 Uhr
Frank Urbansky

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