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Energie & Management > Gas - Versorgungssicherheit erfordert Kooperation
Quelle: Shutterstock / Michal Bednarek
Gas

Versorgungssicherheit erfordert Kooperation

Die EU hat gute Aussichten, im kommenden Winter weitgehend ohne russisches Gas über die Runden zu kommen − unter bestimmten Voraussetzungen.
Das geht aus der jüngsten Analyse des Gasmarktes durch den Verband der europäischen Gasnetzbetreiber Entsog hervor. Selbst bei nur minimalen Lieferungen aus Russland oder einer vollständigen Unterbrechung könnten die EU-Staaten ihre Speicher bis Ende dieses Sommers wieder auf 90 Prozent befüllen, „wenn sie ausreichend kooperieren“, heißt es in der Mitteilung von Entsog.

Am 1. April dieses Jahres waren die Speicher der EU (mit einer Kapazität von 1.143,1 Milliarden kWh) noch zu 55 Prozent befüllt. Ohne russische Gaslieferungen im nächsten Winter könnte der Speicherstand Ende März 2024 auf unter 11 Prozent fallen, was eine ausreichende Wiederbefüllung für den darauf folgenden Winter infrage stellen würde. Zusätzliche Maßnahmen müssten dann ergriffen werden, damit der Speicherstand in der EU Ende März 2024 nicht unter 30 Prozent falle. Entsog hat verschiedene Nachfrageszenarien untersucht, darunter einen Bedarf wie im kältesten Winter der letzten 20 Jahre. In diesem Fall müssten bei einem vollständigen Verzicht auf russisches Gas zusätzliche Lieferungen beschafft und die Nachfrage um 6 bis 13 Prozent beschränkt werden.

Entscheidend für die Versorgungssicherheit sei eine enge Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten und der Unternehmen bei der Nutzung der Infrastruktur, „einschließlich der Projekte, die im letzten Jahr bestellt wurden“. Diese Projekte würden die Versorgungssicherheit in der EU erheblich verbessern, sagte Entsog-Direktor Piotr Kus in Brüssel: „Die zusätzliche Analyse, die Entsog mit Blick auf den Winter 2023-24 vorlegt, bedeutet für die Teilnehmer am Energiemarkt mehr Transparenz.“ Es handele sich dabei allerdings nicht um eine Prognose für den Gasmarkt, sondern um einen Ausblick auf die zur Verfügung stehende Infrastruktur. Das Angebot werde davon zwar beeinflusst, sei aber außerdem von Entscheidungen der Politik und der Marktteilnehmer abhängig.

Zusätzliche Netzkapazitäten für LNG-Importe

Die historisch einmalig hohen Zuflüsse von Flüssiggas (LNG) erlaubten es voraussichtlich, die Speicher bereits Ende September weitgehend zu befüllen. Die Übertragungsnetzbetreiber (TSO) würden zusätzliche Kapazitäten für Importe aus den Fördergebieten am Kaspischen Meer und aus Norwegen bereitstellen. Außerdem würden mehr Möglichkeiten für eine enge Kooperation zwischen Deutschland, Österreich, Frankreich, den Beneluxstaaten und Tschechien geschaffen. Dadurch könne mehr Gas aus dem Westen in den Osten der EU transportiert werden. Zusätzliche Kapazitäten stehen bereits zwischen Deutschland und Frankreich, zwischen Frankreich und Spanien sowie zwischen Litauen und Lettland zur Verfügung. Auch neue Projekte wurden in Angriff genommen: Interkonnektoren zwischen Polen und Litauen, Polen und der Slowakei, Griechenland und Bulgarien, Dänemark und Norwegen sowie Dänemark und Polen. Hinzu kommen neue LNG-Terminals in Deutschland, Finnland und den Niederlanden, die demnächst ans Netz gehen sollen.

Die Entwicklung im Sommer 2022 habe gezeigt, dass die russische Invasion der Ukraine und die Temperaturen die dominierenden Faktoren des Gasmarktes waren, die Angebot, Nachfrage und das Preisniveau bestimmt hätten. Ausgangspunkt sei ein besonders niedriger Speicherstand gewesen. Am 1. April 2022 waren die Speicher der EU noch zu 27 Prozent befüllt, die geringsten Vorräte seit vier Jahren.
 

Insgesamt sei die Gasnachfrage im letzten Jahr um 15,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Das Angebot von Pipelinegas ging um 50 Prozent zurück, die LNG-Importe stiegen um 75 Prozent und die Eigenproduktion der EU-Staaten wurde um 25 Prozent erhöht.

Der "Summer Supply Outlook 2022" der Entsog ist im Internet abrufbar.

Donnerstag, 13.04.2023, 12:43 Uhr
Tom Weingärtner
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Quelle: Shutterstock / Michal Bednarek
Gas
Versorgungssicherheit erfordert Kooperation
Die EU hat gute Aussichten, im kommenden Winter weitgehend ohne russisches Gas über die Runden zu kommen − unter bestimmten Voraussetzungen.
Das geht aus der jüngsten Analyse des Gasmarktes durch den Verband der europäischen Gasnetzbetreiber Entsog hervor. Selbst bei nur minimalen Lieferungen aus Russland oder einer vollständigen Unterbrechung könnten die EU-Staaten ihre Speicher bis Ende dieses Sommers wieder auf 90 Prozent befüllen, „wenn sie ausreichend kooperieren“, heißt es in der Mitteilung von Entsog.

Am 1. April dieses Jahres waren die Speicher der EU (mit einer Kapazität von 1.143,1 Milliarden kWh) noch zu 55 Prozent befüllt. Ohne russische Gaslieferungen im nächsten Winter könnte der Speicherstand Ende März 2024 auf unter 11 Prozent fallen, was eine ausreichende Wiederbefüllung für den darauf folgenden Winter infrage stellen würde. Zusätzliche Maßnahmen müssten dann ergriffen werden, damit der Speicherstand in der EU Ende März 2024 nicht unter 30 Prozent falle. Entsog hat verschiedene Nachfrageszenarien untersucht, darunter einen Bedarf wie im kältesten Winter der letzten 20 Jahre. In diesem Fall müssten bei einem vollständigen Verzicht auf russisches Gas zusätzliche Lieferungen beschafft und die Nachfrage um 6 bis 13 Prozent beschränkt werden.

Entscheidend für die Versorgungssicherheit sei eine enge Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten und der Unternehmen bei der Nutzung der Infrastruktur, „einschließlich der Projekte, die im letzten Jahr bestellt wurden“. Diese Projekte würden die Versorgungssicherheit in der EU erheblich verbessern, sagte Entsog-Direktor Piotr Kus in Brüssel: „Die zusätzliche Analyse, die Entsog mit Blick auf den Winter 2023-24 vorlegt, bedeutet für die Teilnehmer am Energiemarkt mehr Transparenz.“ Es handele sich dabei allerdings nicht um eine Prognose für den Gasmarkt, sondern um einen Ausblick auf die zur Verfügung stehende Infrastruktur. Das Angebot werde davon zwar beeinflusst, sei aber außerdem von Entscheidungen der Politik und der Marktteilnehmer abhängig.

Zusätzliche Netzkapazitäten für LNG-Importe

Die historisch einmalig hohen Zuflüsse von Flüssiggas (LNG) erlaubten es voraussichtlich, die Speicher bereits Ende September weitgehend zu befüllen. Die Übertragungsnetzbetreiber (TSO) würden zusätzliche Kapazitäten für Importe aus den Fördergebieten am Kaspischen Meer und aus Norwegen bereitstellen. Außerdem würden mehr Möglichkeiten für eine enge Kooperation zwischen Deutschland, Österreich, Frankreich, den Beneluxstaaten und Tschechien geschaffen. Dadurch könne mehr Gas aus dem Westen in den Osten der EU transportiert werden. Zusätzliche Kapazitäten stehen bereits zwischen Deutschland und Frankreich, zwischen Frankreich und Spanien sowie zwischen Litauen und Lettland zur Verfügung. Auch neue Projekte wurden in Angriff genommen: Interkonnektoren zwischen Polen und Litauen, Polen und der Slowakei, Griechenland und Bulgarien, Dänemark und Norwegen sowie Dänemark und Polen. Hinzu kommen neue LNG-Terminals in Deutschland, Finnland und den Niederlanden, die demnächst ans Netz gehen sollen.

Die Entwicklung im Sommer 2022 habe gezeigt, dass die russische Invasion der Ukraine und die Temperaturen die dominierenden Faktoren des Gasmarktes waren, die Angebot, Nachfrage und das Preisniveau bestimmt hätten. Ausgangspunkt sei ein besonders niedriger Speicherstand gewesen. Am 1. April 2022 waren die Speicher der EU noch zu 27 Prozent befüllt, die geringsten Vorräte seit vier Jahren.
 

Insgesamt sei die Gasnachfrage im letzten Jahr um 15,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Das Angebot von Pipelinegas ging um 50 Prozent zurück, die LNG-Importe stiegen um 75 Prozent und die Eigenproduktion der EU-Staaten wurde um 25 Prozent erhöht.

Der "Summer Supply Outlook 2022" der Entsog ist im Internet abrufbar.

Donnerstag, 13.04.2023, 12:43 Uhr
Tom Weingärtner

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