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Energie & Management > Gas - Ukrainischer Gas-Chef: Putin würde nach Ja zu Nord Stream provozieren
Quelle: Fotolia / WoGi
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Ukrainischer Gas-Chef: Putin würde nach Ja zu Nord Stream provozieren

Jurij Vitrenko, der Chef der ukrainischen Naftogaz, prophezeit eine neue russische Aggression, sobald die Ostseepipeline genehmigt ist. Die Partner von Nord Stream beschimpft er.

Der Chef des staatlichen ukrainischen Gaskonzerns Naftogaz, Jurij Vitrenko, hat vor einer Genehmigung von Nord Stream 2 als politisch destabilisierende Aktion gewarnt. In einem am 26. Dezember erschienenen Interview mit der Bild erklärte der 45-Jährige, er erwarte zwar "eher" keinen russisch-ukrainischen Winterkrieg, aber rechne mit weiteren politischen Provokationen des russischen Präsidenten Wladimir Putin, sobald die Ostsee-Gaspipeline genehmigt ist. Dies lehre die Erfahrung aus der deutschen Baugenehmigung von Nord Stream 2: Kurz danach habe Russland die Krim annektiert und habe die Ostukraine angegriffen. "Mal abwarten, was er sich herausnimmt", deutete Vitrenko an. "Wir erwarten nichts Gutes."

Nord Stream 2 ist fertiggestellt und einer ihrer beiden Stränge bereits mit Gas befüllt. Die Bundesnetzagentur hat den Zertifizierungsantrag der gleichnamigen Betreibergesellschaft unter Führung von Gazprom ausgesetzt, weil er den Entflechtungsvorschriften der EU zwischen Transport und Vertrieb widerspreche und die Firma erst ein neues Betreiberkonzept liefern müsse. Auf diese Widersprüche beruft sich auch Vitrenko in dem Interview.

Nord Stream 1 ist seit Ende 2011 in Betrieb, mit ebenfalls 55 Mrd. m3 jährlicher Importkapazität unter Umgehung der alten Transitrouten über die Ukraine oder über Weißrussland und Polen.

Aussagen über Wasserstoff-Importe

Der Naftogaz-Chef beschimpfte in dem Interview Deutschland, Kanzler Olaf Scholz (SPD) und die Partner der Nord Stream 2: Die Bundesrepublik beteilige sich an der "Spaltung" der EU und spiele damit das "Spiel des Kreml" mit. Wenn sie die Wasserstoffpolitik der Regierung Angela Merkel (CDU) fortsetze, begebe sie sich in die nächste Abhängigkeit von Russland.

Die neue Bundesregierung − vor allem die Grünen und die FDP − mache ihm zwar Hoffnung, "dass Putin nicht mehr so einfach durchkommt", doch Vertrauen in Kanzler Scholz sei fraglich. Er sei "Teil des Systems von Kanzler Gerhard Schröder, der sich dem Kreml verdingt hat". Der ehemalige SPD-Kanzler steht dem Verwaltungsrat der Nord Stream 2 AG vor.

Die Finanzinvestoren der Nord Stream 2 aus Westeuropa brandmarkte Vitrenko als "Stroh-Partner, die von Gazprom mit einem Trick dafür bezahlt werden" und als "Teil des Lobby- und Erpresser-Netzwerkes des Kremls". Zu ihnen gehören

  • die Fortum-Tochter Uniper,
  • die Wintershall Dea,
  • die britische Shell, 
  • die österreichische OMV
  • und die französische Engie.
 

In Wirklichkeit sei "alles in Gazprom-Hand: Die sogenannten Partner leihen sich für Niedrigzins Geld, geben es für einen höheren Prozentsatz als Pro-forma-Finanziers an Gazprom weiter – und verdienen so daran. Mit der Pipeline haben sie effektiv nichts zu tun.“

Putin will nach Ansicht Vitrenkos den europäischen Gasgroßhandel "zerstören" und zum System langfristiger Gasimport-Verträge aus Sowjetzeiten zurückkehren, um das "Preisdiktat" und die "Möglichkeit zur politischen Erpressung anderer Staaten" zurückzuerlangen. Russland breche auch seit 2015 seine Lieferzusagen an Deutschland. Die Garantien aus einer Vereinbarung mit Deutschland vom Juli 2021, bestimmte Gasmengen weiter durch die Ukraine zu leiten, gälten erstens nur bis 2024 und seien lediglich mit Geldstrafen sanktioniert, die "der Kreml einpreist".


Montag, 27.12.2021, 11:12 Uhr
Georg Eble
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Gas
Ukrainischer Gas-Chef: Putin würde nach Ja zu Nord Stream provozieren
Jurij Vitrenko, der Chef der ukrainischen Naftogaz, prophezeit eine neue russische Aggression, sobald die Ostseepipeline genehmigt ist. Die Partner von Nord Stream beschimpft er.

Der Chef des staatlichen ukrainischen Gaskonzerns Naftogaz, Jurij Vitrenko, hat vor einer Genehmigung von Nord Stream 2 als politisch destabilisierende Aktion gewarnt. In einem am 26. Dezember erschienenen Interview mit der Bild erklärte der 45-Jährige, er erwarte zwar "eher" keinen russisch-ukrainischen Winterkrieg, aber rechne mit weiteren politischen Provokationen des russischen Präsidenten Wladimir Putin, sobald die Ostsee-Gaspipeline genehmigt ist. Dies lehre die Erfahrung aus der deutschen Baugenehmigung von Nord Stream 2: Kurz danach habe Russland die Krim annektiert und habe die Ostukraine angegriffen. "Mal abwarten, was er sich herausnimmt", deutete Vitrenko an. "Wir erwarten nichts Gutes."

Nord Stream 2 ist fertiggestellt und einer ihrer beiden Stränge bereits mit Gas befüllt. Die Bundesnetzagentur hat den Zertifizierungsantrag der gleichnamigen Betreibergesellschaft unter Führung von Gazprom ausgesetzt, weil er den Entflechtungsvorschriften der EU zwischen Transport und Vertrieb widerspreche und die Firma erst ein neues Betreiberkonzept liefern müsse. Auf diese Widersprüche beruft sich auch Vitrenko in dem Interview.

Nord Stream 1 ist seit Ende 2011 in Betrieb, mit ebenfalls 55 Mrd. m3 jährlicher Importkapazität unter Umgehung der alten Transitrouten über die Ukraine oder über Weißrussland und Polen.

Aussagen über Wasserstoff-Importe

Der Naftogaz-Chef beschimpfte in dem Interview Deutschland, Kanzler Olaf Scholz (SPD) und die Partner der Nord Stream 2: Die Bundesrepublik beteilige sich an der "Spaltung" der EU und spiele damit das "Spiel des Kreml" mit. Wenn sie die Wasserstoffpolitik der Regierung Angela Merkel (CDU) fortsetze, begebe sie sich in die nächste Abhängigkeit von Russland.

Die neue Bundesregierung − vor allem die Grünen und die FDP − mache ihm zwar Hoffnung, "dass Putin nicht mehr so einfach durchkommt", doch Vertrauen in Kanzler Scholz sei fraglich. Er sei "Teil des Systems von Kanzler Gerhard Schröder, der sich dem Kreml verdingt hat". Der ehemalige SPD-Kanzler steht dem Verwaltungsrat der Nord Stream 2 AG vor.

Die Finanzinvestoren der Nord Stream 2 aus Westeuropa brandmarkte Vitrenko als "Stroh-Partner, die von Gazprom mit einem Trick dafür bezahlt werden" und als "Teil des Lobby- und Erpresser-Netzwerkes des Kremls". Zu ihnen gehören

  • die Fortum-Tochter Uniper,
  • die Wintershall Dea,
  • die britische Shell, 
  • die österreichische OMV
  • und die französische Engie.
 

In Wirklichkeit sei "alles in Gazprom-Hand: Die sogenannten Partner leihen sich für Niedrigzins Geld, geben es für einen höheren Prozentsatz als Pro-forma-Finanziers an Gazprom weiter – und verdienen so daran. Mit der Pipeline haben sie effektiv nichts zu tun.“

Putin will nach Ansicht Vitrenkos den europäischen Gasgroßhandel "zerstören" und zum System langfristiger Gasimport-Verträge aus Sowjetzeiten zurückkehren, um das "Preisdiktat" und die "Möglichkeit zur politischen Erpressung anderer Staaten" zurückzuerlangen. Russland breche auch seit 2015 seine Lieferzusagen an Deutschland. Die Garantien aus einer Vereinbarung mit Deutschland vom Juli 2021, bestimmte Gasmengen weiter durch die Ukraine zu leiten, gälten erstens nur bis 2024 und seien lediglich mit Geldstrafen sanktioniert, die "der Kreml einpreist".


Montag, 27.12.2021, 11:12 Uhr
Georg Eble

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