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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Trügerische Zulassungszahlen
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitung

Trügerische Zulassungszahlen

Nicht alle Elektrofahrzeuge, die neu zugelassen werden, führen zu einem nachhaltigen Zuwachs im Bestand. Mit der Änderung der Förderbedingungen könnte sich das wieder ändern.
Das Center of Automotive Management (CAM) an der privaten Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Bergisch Gladbach hat festgestellt, dass sich mehr als 16 Prozent der 2022 in Deutschland neu zugelassenen Elektrofahrzeuge nicht im Fahrzeugbestand wiederfinden. Damit leidet die Aussagekraft der Zulassungszahlen auch im energiewirtschaftlichen Kontext, etwa wenn es um die Frage geht, wie dringend eine Steuerung von Verbrauchern im Verteilnetz beziehungsweise deren Flexibilisierung ist, oder ob sogar Netzausbaumaßnahmen ergriffen werden müssen, um Engpässen vorzubeugen.

Das Team um Prof. Stefan Bratzel hegt den Verdacht, dass ein erheblicher Teil der Fahrzeuge nach Inanspruchnahme der Förderprämie und Ablauf der vorgeschriebenen Mindesthaltedauer ins Ausland exportiert wurde. Die Automobilexperten gehen davon aus, dass damit in besonderer Weise der Markthochlauf im Ausland subventioniert wird.

Trotz der Zulassung von mehr als 470.000 vollelektrischen Autos zwischen Januar und Dezember 2022 habe sich der Bestand nur um rund 400.000 Fahrzeuge erhöht. Damit ergebe sich eine „erhebliche Differenz“ von rund 76.000 Fahrzeugen beziehungsweise 16,2 Prozent der Neuzulassungen. Für diese „fehlenden“ Autos könnten nach Schätzungen der Autoren des „Electromobility Report 2023“ des CAM etwa 380 Millionen Euro an staatlichen Fördergeldern geflossen sein. Im vorangegangenen Jahr habe sich der Bestand bei 356.000 Neuzulassungen um rund 309.000 Fahrzeuge erhöht.
 
Eine Million reine Elektroautos seit 2016 gefördert
 
Mit einer weiter wachsenden Lücke zwischen Neuzulassungen und Bestandszuwachs rechnen die Forscher allerdings nicht. Durch eine Reduzierung der Förderung und Verlängerung der Mindesthaltedauer würden die Margen der auf den Export spezialisierten Händler sinken. Damit dürften auch die Zulassungszahlen als Bezugsgröße für die energiewirtschaftliche Integration der E-Mobilität wieder an Validität gewinnen.

Nach Angaben des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) wurde Anfang März der Umweltbonus für das einmillionste batterieelektrische Fahrzeug seit dem Start der Förderung im Jahr 2016 ausgezahlt. Diese Zahl zeige, dass die Elektromobilität im Alltag der Deutschen angekommen ist, sagte Torsten Safarik, Präsident des Bafa.

Mit jeder Anpassung der Prämie habe die Zahl der Förderanträge zugenommen, heißt es in einer Mitteilung der Behörde. Entsprechend seien auch die Auszahlungen gestiegen. Während 2019 die Förderung noch 98 Millionen Euro betragen habe, seien 2022 mehr als 3,4 Milliarden Euro bewilligt worden.

Zum 1. Januar 2023 wurden die Förderbedingungen allerdings gestrafft. So gibt es keine Förderung mehr für Plug-in-Hybride und bei batterieelektrischen Autos gelten neue Fördersätze: Für Neufahrzeuge mit einem Listenpreis unter 40.000 Euro gibt es 4.500 Euro, für teurere Fahrzeuge nur noch 3.000 Euro. Ab dem 1. September können nur noch Privatpersonen Förderanträge stellen und zum 1. Januar 2024 wird dann der maximale Nettolistenpreis, bis zu dem Fahrzeuge förderfähig sind, auf 45.000 Euro festgeschrieben.
 

Dienstag, 18.04.2023, 09:28 Uhr
Fritz Wilhelm
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Trügerische Zulassungszahlen
Quelle: E&M
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Trügerische Zulassungszahlen
Nicht alle Elektrofahrzeuge, die neu zugelassen werden, führen zu einem nachhaltigen Zuwachs im Bestand. Mit der Änderung der Förderbedingungen könnte sich das wieder ändern.
Das Center of Automotive Management (CAM) an der privaten Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Bergisch Gladbach hat festgestellt, dass sich mehr als 16 Prozent der 2022 in Deutschland neu zugelassenen Elektrofahrzeuge nicht im Fahrzeugbestand wiederfinden. Damit leidet die Aussagekraft der Zulassungszahlen auch im energiewirtschaftlichen Kontext, etwa wenn es um die Frage geht, wie dringend eine Steuerung von Verbrauchern im Verteilnetz beziehungsweise deren Flexibilisierung ist, oder ob sogar Netzausbaumaßnahmen ergriffen werden müssen, um Engpässen vorzubeugen.

Das Team um Prof. Stefan Bratzel hegt den Verdacht, dass ein erheblicher Teil der Fahrzeuge nach Inanspruchnahme der Förderprämie und Ablauf der vorgeschriebenen Mindesthaltedauer ins Ausland exportiert wurde. Die Automobilexperten gehen davon aus, dass damit in besonderer Weise der Markthochlauf im Ausland subventioniert wird.

Trotz der Zulassung von mehr als 470.000 vollelektrischen Autos zwischen Januar und Dezember 2022 habe sich der Bestand nur um rund 400.000 Fahrzeuge erhöht. Damit ergebe sich eine „erhebliche Differenz“ von rund 76.000 Fahrzeugen beziehungsweise 16,2 Prozent der Neuzulassungen. Für diese „fehlenden“ Autos könnten nach Schätzungen der Autoren des „Electromobility Report 2023“ des CAM etwa 380 Millionen Euro an staatlichen Fördergeldern geflossen sein. Im vorangegangenen Jahr habe sich der Bestand bei 356.000 Neuzulassungen um rund 309.000 Fahrzeuge erhöht.
 
Eine Million reine Elektroautos seit 2016 gefördert
 
Mit einer weiter wachsenden Lücke zwischen Neuzulassungen und Bestandszuwachs rechnen die Forscher allerdings nicht. Durch eine Reduzierung der Förderung und Verlängerung der Mindesthaltedauer würden die Margen der auf den Export spezialisierten Händler sinken. Damit dürften auch die Zulassungszahlen als Bezugsgröße für die energiewirtschaftliche Integration der E-Mobilität wieder an Validität gewinnen.

Nach Angaben des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) wurde Anfang März der Umweltbonus für das einmillionste batterieelektrische Fahrzeug seit dem Start der Förderung im Jahr 2016 ausgezahlt. Diese Zahl zeige, dass die Elektromobilität im Alltag der Deutschen angekommen ist, sagte Torsten Safarik, Präsident des Bafa.

Mit jeder Anpassung der Prämie habe die Zahl der Förderanträge zugenommen, heißt es in einer Mitteilung der Behörde. Entsprechend seien auch die Auszahlungen gestiegen. Während 2019 die Förderung noch 98 Millionen Euro betragen habe, seien 2022 mehr als 3,4 Milliarden Euro bewilligt worden.

Zum 1. Januar 2023 wurden die Förderbedingungen allerdings gestrafft. So gibt es keine Förderung mehr für Plug-in-Hybride und bei batterieelektrischen Autos gelten neue Fördersätze: Für Neufahrzeuge mit einem Listenpreis unter 40.000 Euro gibt es 4.500 Euro, für teurere Fahrzeuge nur noch 3.000 Euro. Ab dem 1. September können nur noch Privatpersonen Förderanträge stellen und zum 1. Januar 2024 wird dann der maximale Nettolistenpreis, bis zu dem Fahrzeuge förderfähig sind, auf 45.000 Euro festgeschrieben.
 

Dienstag, 18.04.2023, 09:28 Uhr
Fritz Wilhelm

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