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Energie & Management > Wasserstoff - Thyssengas schafft Voraussetzungen für Wasserstoffimporte
Quelle: Shutterstock / petrmalinak
Wasserstoff

Thyssengas schafft Voraussetzungen für Wasserstoffimporte

Die Thyssengas GmbH hat von RWE Generation eine zwölf Kilometer lange Erdgasleitung erworben. Sie soll für den Import von Wasserstoff aus den Niederlanden genutzt werden.
Die zukünftige Wasserstoffleitung von Thyssengas verläuft zwischen Vlieghuis, Gemeinde Coevorden in den Niederlanden, und Kalle in Hoogstede (Grafschaft Bentheim). Hintergrund der Transaktion sind Pläne von Thyssengas, im Rahmen der Wasserstoff-Initiative „GET H2“ eine Anbindung zum Importpunkt Vlieghuis zu realisieren. Darüber möchte der Dortmunder Fernleitungsnetzbetreiber ab 2027 Wasserstoff von der niederländischen Grenze bis nach Duisburg-Hamborn transportieren.

Die Anbindung eröffnet einerseits Zugang zu den Importhäfen Amsterdam, Eemshaven und Rotterdam sowie der Provinz Zeeland, andererseits zu den dortigen Speichern und geplanten Wasserstoff-Produktionsanlagen. In den kommenden Jahren strebt die niederländische Regierung darüber hinaus den Aufbau umfassender Offshore-Wasserstoff-Erzeugungskapazitäten an. Dabei wird die in den Windparks vor der Nordseeküste gewonnene Energie direkt auf See in Wasserstoff konvertiert. Für den schnellen Wasserstoff-Markthochlauf in Deutschland, so heißt es in einer Mitteilung von Thyssengas, sei eine Importverbindung zu diesen H2-Mengen von großer Bedeutung.

Thomas Gößmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Thyssengas GmbH, erklärte zu dem Vorhaben: „Der Leitungskauf ist ein zentrales Puzzlestück in der Umsetzung unserer Wasserstoff-Strategie.“ Vlieghuis könne zu einem bedeutenden Ãœbergabepunkt für die niederländisch-deutschen Wasserstoff-Korridore werden.

„Nun ist die Politik gefragt, schnellstmöglich Investitionssicherheit für Wasserstoff-Infrastruktur und den Markthochlauf zu schaffen“, so Gößmann. Auf europäischer Ebene benötige man dringend eine Entscheidung, um den Zeitplan des Gesamtvorhabens Get H2 halten zu können. Auf Bundesebene hätten die Fernleitungsnetzbetreiber bereits umfassende Vorarbeiten zu einer integrierten Transportlösung für Erdgas und Wasserstoff geleistet und Empfehlungen an die Bundesnetzagentur und den Gesetzgeber übermittelt.
 

Ziel ist der Anschluss der Stahlerzeugung in Salzgitter

Gemeinsam mit weiteren Wasserstoff-Projekten bildet das Projekt, wie es seitens Thyssengas weiter heißt, die Basis für den Aufbau einer grenzüberschreitenden H2-Infrastruktur. Von Lingen (Emsland) bis ins Ruhrgebiet und von der niederländischen Grenze bis nach Salzgitter sollen Erzeugung, Transport, Speicherung und industrielle Nutzung von grünem Wasserstoff zwischen 2024 und 2027 in mehreren Schritten im Rahmen des Gesamtprojekts Get H2 miteinander verbunden werden. Geplant ist, das System 2030 mit dem Anschluss der Stahlerzeugung in Salzgitter zu komplettieren.

Im ersten Schritt wollen die Get-H2-Partner bp, Evonik, Nowega, OGE und RWE Generation die Erzeugung von grünem Wasserstoff mit industriellen Abnehmern in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen verbinden. Die Anbindung an die Niederlande über die Leitung Vlieghuis-Kalle durch Thyssengas ist die nächste Ausbaustufe, um den Grundstein für einen europäischen Wasserstoffmarkt zu legen.

Über das bestehende Leitungsnetz der Ferngasnetzbetreiber OGE und Nowega und die neu zu errichtende Wasserstoff-Leitung von Dorsten nach Duisburg-Hamborn soll der Wasserstoff schließlich ins Ruhrgebiet gelangen. Diese Leitung bauen die beiden Ferngasnetzbetreiber OGE und Thyssengas. Die Fertigstellung ist bis 2026 geplant.

Um die Gasleitung Vlieghuis-Kalle sowie ihren weiteren Verlauf nach Ochtrup auf den Transport von 100 Prozent Wasserstoff umzustellen, sind bereits ab Mitte 2023 vorbereitende Maßnahmen zur Umrüstung geplant. Dazu hat Thyssengas verschiedene Überprüfungs- und Instandhaltungsmaßnahmen an dem Leitungsstück vorgesehen. Das Projekt ist Teil eines Förderantrags im Rahmen des IPCEI-Programms.

Weitere Informationen zur Initiative Get H2, den einzelnen Vorhaben sowie den beteiligten Unternehmen auf der Projektseite im Internet. 

Land arbeitet an Wasserstoff-Importstrategie

An einer Wasserstoff-Importstrategie arbeitet derweil auch das Land Nordrhein-Westfalen. „Dafür brauchen wir starke und verlässliche Partnerschaften mit anderen europäischen und außereuropäischen Ländern und Regionen, wie Norwegen, Schottland, Portugal oder auch Nordafrika“, sagte Wirtschafts- und Energieministerin Mona Neubaur bei einer Auftaktveranstaltung mit den Spitzen der Wasserstoff- und Chemieindustrie sowie der Landesgesellschaft „NRW.Energy4Climate“.

Die Landesregierung schätzt, dass Nordrhein-Westfalen im Jahr 2050 einen Bedarf an Wasserstoff und Folgeprodukte von rund 243 Milliarden kWh haben wird, was in etwa 30 Prozent des gesamten deutschen Bedarfs ausmacht. Damit ist klar, dass der − gleichwohl erforderliche − Ausbau der heimischer Kapazitäten nicht ausreichen wird, sondern ein Großteil importiert werden muss.
 


 

Dienstag, 10.01.2023, 12:54 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Wasserstoff - Thyssengas schafft Voraussetzungen für Wasserstoffimporte
Quelle: Shutterstock / petrmalinak
Wasserstoff
Thyssengas schafft Voraussetzungen für Wasserstoffimporte
Die Thyssengas GmbH hat von RWE Generation eine zwölf Kilometer lange Erdgasleitung erworben. Sie soll für den Import von Wasserstoff aus den Niederlanden genutzt werden.
Die zukünftige Wasserstoffleitung von Thyssengas verläuft zwischen Vlieghuis, Gemeinde Coevorden in den Niederlanden, und Kalle in Hoogstede (Grafschaft Bentheim). Hintergrund der Transaktion sind Pläne von Thyssengas, im Rahmen der Wasserstoff-Initiative „GET H2“ eine Anbindung zum Importpunkt Vlieghuis zu realisieren. Darüber möchte der Dortmunder Fernleitungsnetzbetreiber ab 2027 Wasserstoff von der niederländischen Grenze bis nach Duisburg-Hamborn transportieren.

Die Anbindung eröffnet einerseits Zugang zu den Importhäfen Amsterdam, Eemshaven und Rotterdam sowie der Provinz Zeeland, andererseits zu den dortigen Speichern und geplanten Wasserstoff-Produktionsanlagen. In den kommenden Jahren strebt die niederländische Regierung darüber hinaus den Aufbau umfassender Offshore-Wasserstoff-Erzeugungskapazitäten an. Dabei wird die in den Windparks vor der Nordseeküste gewonnene Energie direkt auf See in Wasserstoff konvertiert. Für den schnellen Wasserstoff-Markthochlauf in Deutschland, so heißt es in einer Mitteilung von Thyssengas, sei eine Importverbindung zu diesen H2-Mengen von großer Bedeutung.

Thomas Gößmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Thyssengas GmbH, erklärte zu dem Vorhaben: „Der Leitungskauf ist ein zentrales Puzzlestück in der Umsetzung unserer Wasserstoff-Strategie.“ Vlieghuis könne zu einem bedeutenden Ãœbergabepunkt für die niederländisch-deutschen Wasserstoff-Korridore werden.

„Nun ist die Politik gefragt, schnellstmöglich Investitionssicherheit für Wasserstoff-Infrastruktur und den Markthochlauf zu schaffen“, so Gößmann. Auf europäischer Ebene benötige man dringend eine Entscheidung, um den Zeitplan des Gesamtvorhabens Get H2 halten zu können. Auf Bundesebene hätten die Fernleitungsnetzbetreiber bereits umfassende Vorarbeiten zu einer integrierten Transportlösung für Erdgas und Wasserstoff geleistet und Empfehlungen an die Bundesnetzagentur und den Gesetzgeber übermittelt.
 

Ziel ist der Anschluss der Stahlerzeugung in Salzgitter

Gemeinsam mit weiteren Wasserstoff-Projekten bildet das Projekt, wie es seitens Thyssengas weiter heißt, die Basis für den Aufbau einer grenzüberschreitenden H2-Infrastruktur. Von Lingen (Emsland) bis ins Ruhrgebiet und von der niederländischen Grenze bis nach Salzgitter sollen Erzeugung, Transport, Speicherung und industrielle Nutzung von grünem Wasserstoff zwischen 2024 und 2027 in mehreren Schritten im Rahmen des Gesamtprojekts Get H2 miteinander verbunden werden. Geplant ist, das System 2030 mit dem Anschluss der Stahlerzeugung in Salzgitter zu komplettieren.

Im ersten Schritt wollen die Get-H2-Partner bp, Evonik, Nowega, OGE und RWE Generation die Erzeugung von grünem Wasserstoff mit industriellen Abnehmern in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen verbinden. Die Anbindung an die Niederlande über die Leitung Vlieghuis-Kalle durch Thyssengas ist die nächste Ausbaustufe, um den Grundstein für einen europäischen Wasserstoffmarkt zu legen.

Über das bestehende Leitungsnetz der Ferngasnetzbetreiber OGE und Nowega und die neu zu errichtende Wasserstoff-Leitung von Dorsten nach Duisburg-Hamborn soll der Wasserstoff schließlich ins Ruhrgebiet gelangen. Diese Leitung bauen die beiden Ferngasnetzbetreiber OGE und Thyssengas. Die Fertigstellung ist bis 2026 geplant.

Um die Gasleitung Vlieghuis-Kalle sowie ihren weiteren Verlauf nach Ochtrup auf den Transport von 100 Prozent Wasserstoff umzustellen, sind bereits ab Mitte 2023 vorbereitende Maßnahmen zur Umrüstung geplant. Dazu hat Thyssengas verschiedene Überprüfungs- und Instandhaltungsmaßnahmen an dem Leitungsstück vorgesehen. Das Projekt ist Teil eines Förderantrags im Rahmen des IPCEI-Programms.

Weitere Informationen zur Initiative Get H2, den einzelnen Vorhaben sowie den beteiligten Unternehmen auf der Projektseite im Internet. 

Land arbeitet an Wasserstoff-Importstrategie

An einer Wasserstoff-Importstrategie arbeitet derweil auch das Land Nordrhein-Westfalen. „Dafür brauchen wir starke und verlässliche Partnerschaften mit anderen europäischen und außereuropäischen Ländern und Regionen, wie Norwegen, Schottland, Portugal oder auch Nordafrika“, sagte Wirtschafts- und Energieministerin Mona Neubaur bei einer Auftaktveranstaltung mit den Spitzen der Wasserstoff- und Chemieindustrie sowie der Landesgesellschaft „NRW.Energy4Climate“.

Die Landesregierung schätzt, dass Nordrhein-Westfalen im Jahr 2050 einen Bedarf an Wasserstoff und Folgeprodukte von rund 243 Milliarden kWh haben wird, was in etwa 30 Prozent des gesamten deutschen Bedarfs ausmacht. Damit ist klar, dass der − gleichwohl erforderliche − Ausbau der heimischer Kapazitäten nicht ausreichen wird, sondern ein Großteil importiert werden muss.
 


 

Dienstag, 10.01.2023, 12:54 Uhr
Günter Drewnitzky

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