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Energie & Management > Statistik - Teure Energie reißt bei Großabnehmern besonders tiefe Löcher
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Statistik

Teure Energie reißt bei Großabnehmern besonders tiefe Löcher

Der Kostendruck auf Unternehmen und Industrie in der Energiekrise ist nun amtlich bestätigt. Großverbraucher zahlten im ersten Halbjahr besonders viel, so das Statistische Bundesamt.
Hoher Verbrauch an Strom und Erdgas, überdurchschnittlich hohe Kosten: So lautet die Bilanz des Statistischen Bundesamts (Destatis) für das erste Halbjahr 2022. Große Unternehmen mussten für ihre Energieversorgung vergleichsweise tiefer in die Tasche greifen, weil sie wegen kurzfristiger Beschaffung an den Börsen der dortigen Preisrallye viel stärker ausgesetzt waren.

Destatis kleidet das Dilemma der energieintensiven Unternehmen in eindrückliche Zahlen. Wer etwa beim Erdgas einen Bedarf von jenseits der 4 Millionen Gigajoule (rund 1,1 Milliarden kWh) hatte, dessen Rechnung lag etwa 50 Prozent über der des zweiten Halbjahrs 2021. Absolut fielen 8,51 Cent je kWh an, was allein einen erheblichen Preisunterschied gegenüber den 6,27 Cent für Unternehmen mit einem Verbrauch von rund 280.000 kWh darstellt. Diese weniger energieintensiven Betriebe zahlten 15 Prozent Aufpreis gegenüber dem vorigen Halbjahr.

Energieintensive Betriebe zuvor schon von EEG-Umlage entlastet

Der Durchschnittsanstieg über alle Nicht-Haushaltskunden lag übrigens bei 38,9 Prozent – 6,43 Cent kostete die kWh Erdgas im Mittel. Beim Strom kein anderes Bild in diesem Kundensegment: Im Schnitt kostete die kWh Elektrizität 19,86 Cent und damit 19,3 Prozent mehr als von Juli bis Dezember 2021.

Auch hier gilt: Hoher Verbrauch reißt größere Löcher ins Budget. Wer als Unternehmen mindestens 150 Millionen kWh Strom benötigte, hatte 42 Prozent mehr aufzubringen als im Halbjahr zuvor. Niedrigere Verbräuche machten den Kostenanstieg beinahe erträglich: Um 3,8 Prozent wuchsen die Ausgaben für Firmen und Behörden mit einem Strombedarf von weniger als 20.000 kWh.

Hier macht sich eine Besonderheit des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) bemerkbar. Kleinere Unternehmen profitierten durchaus von der Senkung der EEG-Umlage. Eine ganze Reihe von energieintensiven Betriebe dagegen hatte die Umlage ohnehin nicht vollumfänglich zu zahlen. Entsprechend schlug sich die Reduzierung nicht so stark nieder wie bei kleineren Unternehmen.

Auch die privaten Haushalte sind nach der Destatis-Statistik von der Preiswelle erfasst. Im Mittel zahlten sie je kWh 8,04 Cent für Erdgas und 33,5 Cent für Strom. Das kommt gegenüber dem zweiten Halbjahr 2021 einem Anstieg von 17,7 Prozent bei Gas und 1,9 Prozent bei Strom gleich.

Hoher Verbrauch beim Strom (über 15.000 kWh) schlug sich bei der Gesamtrechnung in den Privatwohnungen mit einem Plus von 7,7 Prozent nieder, der Anteil für Energie und Vertrieb verteuerte sich dabei um 65 Prozent. Beim Erdgas fiel der Preisaufschlag besonders bei Großabnehmern (ab 55.000 kWh) hoch aus: 26,6 Prozent (bei 7,53 Cent je kWh). Auch geringe Abnahme (5.500 kWh) wurde allerdings erheblich teurer: 24,4 Prozent mehr bei einem kWh-Preis von 11,27 Cent.

Vergleichsportal meldet weiter steigende Preise im Oktober

Die geringere Teuerung im Vergleich zu Firmen und Behörden erklärt Destatis mit den teilweise langfristig geltenden Verträgen im privaten Vertriebsgeschäft. Allerdings haben außerordentliche Kündigungen und Preisanpassungen auch hier zu Aufschlägen geführt. Für Privatkunden wirkte zudem die gesenkte EEG-Umlage, die ab 1. Juli 2022 komplett entfällt, beim Strom preisdämpfend. Die Steuerlast auf Strom bezifferte Destatis mit 15,4 Prozent unter der des vorigen Halbjahrs.

Das Vergleichsportal Check 24 erweitert den Blick in den Rückspiegel um die Preisentwicklung der aktuellen Tage und Wochen. Der Preisrückgang beim Erdgas – im Großhandel um 89 Prozent für kurzfristige Börsenkäufe auf 35 Euro je 1.000 kWh – schlägt nicht auf Privathaushalte durch. Der Mustervertrag (20.000 kWh) zahlt – die Oktoberpreise hochgerechnet – mit 3.726 Euro 173 Prozent mehr als vor einem Jahr (und damit aktuell 18,6 Cent je kWh).

Das Vergleichsportal registrierte auch seit dem 30. September 2022 in weiteren 533 Fällen Preiserhöhungen durch Gasgrundversorger. Die Teuerung beträfe 4 Millionen Haushalte mit einem Aufschlag von im Schnitt 42,7 Prozent im Umfang von – trotz Senkung der Mehrwertsteuer – 924 Euro im Jahr (bei 20.000 kWh Abnahme). Der Gaspreisdeckel ab März würde diesen Musterhaushalt um 1.056 Euro entlasten, Singles um 264 Euro (5.000 kWh).

Beim Strom erkennt Check 24 eine Entspannung an der Börse, nach 706 Euro Ende August werden 1.000 kWh aktuell für 152 Euro gehandelt (minus 78 Prozent). Im Oktober 2021 kostete diese Menge 137 Euro. Privatverbraucher haben im Oktober erneut etwas mehr für Strom zahlen müssen als im Vormonat. Die kWh kostet 43,7 Cent – bei einem Jahresverbrauch von 5.000 kWh. Im Vergleich zum Oktober 2021 zahlt dieser Musterhaushalt nun insgesamt 2.187 Euro und damit 41 Prozent mehr (zuvor 1.556 Euro).

Montag, 31.10.2022, 15:32 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Statistik - Teure Energie reißt bei Großabnehmern besonders tiefe Löcher
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Teure Energie reißt bei Großabnehmern besonders tiefe Löcher
Der Kostendruck auf Unternehmen und Industrie in der Energiekrise ist nun amtlich bestätigt. Großverbraucher zahlten im ersten Halbjahr besonders viel, so das Statistische Bundesamt.
Hoher Verbrauch an Strom und Erdgas, überdurchschnittlich hohe Kosten: So lautet die Bilanz des Statistischen Bundesamts (Destatis) für das erste Halbjahr 2022. Große Unternehmen mussten für ihre Energieversorgung vergleichsweise tiefer in die Tasche greifen, weil sie wegen kurzfristiger Beschaffung an den Börsen der dortigen Preisrallye viel stärker ausgesetzt waren.

Destatis kleidet das Dilemma der energieintensiven Unternehmen in eindrückliche Zahlen. Wer etwa beim Erdgas einen Bedarf von jenseits der 4 Millionen Gigajoule (rund 1,1 Milliarden kWh) hatte, dessen Rechnung lag etwa 50 Prozent über der des zweiten Halbjahrs 2021. Absolut fielen 8,51 Cent je kWh an, was allein einen erheblichen Preisunterschied gegenüber den 6,27 Cent für Unternehmen mit einem Verbrauch von rund 280.000 kWh darstellt. Diese weniger energieintensiven Betriebe zahlten 15 Prozent Aufpreis gegenüber dem vorigen Halbjahr.

Energieintensive Betriebe zuvor schon von EEG-Umlage entlastet

Der Durchschnittsanstieg über alle Nicht-Haushaltskunden lag übrigens bei 38,9 Prozent – 6,43 Cent kostete die kWh Erdgas im Mittel. Beim Strom kein anderes Bild in diesem Kundensegment: Im Schnitt kostete die kWh Elektrizität 19,86 Cent und damit 19,3 Prozent mehr als von Juli bis Dezember 2021.

Auch hier gilt: Hoher Verbrauch reißt größere Löcher ins Budget. Wer als Unternehmen mindestens 150 Millionen kWh Strom benötigte, hatte 42 Prozent mehr aufzubringen als im Halbjahr zuvor. Niedrigere Verbräuche machten den Kostenanstieg beinahe erträglich: Um 3,8 Prozent wuchsen die Ausgaben für Firmen und Behörden mit einem Strombedarf von weniger als 20.000 kWh.

Hier macht sich eine Besonderheit des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) bemerkbar. Kleinere Unternehmen profitierten durchaus von der Senkung der EEG-Umlage. Eine ganze Reihe von energieintensiven Betriebe dagegen hatte die Umlage ohnehin nicht vollumfänglich zu zahlen. Entsprechend schlug sich die Reduzierung nicht so stark nieder wie bei kleineren Unternehmen.

Auch die privaten Haushalte sind nach der Destatis-Statistik von der Preiswelle erfasst. Im Mittel zahlten sie je kWh 8,04 Cent für Erdgas und 33,5 Cent für Strom. Das kommt gegenüber dem zweiten Halbjahr 2021 einem Anstieg von 17,7 Prozent bei Gas und 1,9 Prozent bei Strom gleich.

Hoher Verbrauch beim Strom (über 15.000 kWh) schlug sich bei der Gesamtrechnung in den Privatwohnungen mit einem Plus von 7,7 Prozent nieder, der Anteil für Energie und Vertrieb verteuerte sich dabei um 65 Prozent. Beim Erdgas fiel der Preisaufschlag besonders bei Großabnehmern (ab 55.000 kWh) hoch aus: 26,6 Prozent (bei 7,53 Cent je kWh). Auch geringe Abnahme (5.500 kWh) wurde allerdings erheblich teurer: 24,4 Prozent mehr bei einem kWh-Preis von 11,27 Cent.

Vergleichsportal meldet weiter steigende Preise im Oktober

Die geringere Teuerung im Vergleich zu Firmen und Behörden erklärt Destatis mit den teilweise langfristig geltenden Verträgen im privaten Vertriebsgeschäft. Allerdings haben außerordentliche Kündigungen und Preisanpassungen auch hier zu Aufschlägen geführt. Für Privatkunden wirkte zudem die gesenkte EEG-Umlage, die ab 1. Juli 2022 komplett entfällt, beim Strom preisdämpfend. Die Steuerlast auf Strom bezifferte Destatis mit 15,4 Prozent unter der des vorigen Halbjahrs.

Das Vergleichsportal Check 24 erweitert den Blick in den Rückspiegel um die Preisentwicklung der aktuellen Tage und Wochen. Der Preisrückgang beim Erdgas – im Großhandel um 89 Prozent für kurzfristige Börsenkäufe auf 35 Euro je 1.000 kWh – schlägt nicht auf Privathaushalte durch. Der Mustervertrag (20.000 kWh) zahlt – die Oktoberpreise hochgerechnet – mit 3.726 Euro 173 Prozent mehr als vor einem Jahr (und damit aktuell 18,6 Cent je kWh).

Das Vergleichsportal registrierte auch seit dem 30. September 2022 in weiteren 533 Fällen Preiserhöhungen durch Gasgrundversorger. Die Teuerung beträfe 4 Millionen Haushalte mit einem Aufschlag von im Schnitt 42,7 Prozent im Umfang von – trotz Senkung der Mehrwertsteuer – 924 Euro im Jahr (bei 20.000 kWh Abnahme). Der Gaspreisdeckel ab März würde diesen Musterhaushalt um 1.056 Euro entlasten, Singles um 264 Euro (5.000 kWh).

Beim Strom erkennt Check 24 eine Entspannung an der Börse, nach 706 Euro Ende August werden 1.000 kWh aktuell für 152 Euro gehandelt (minus 78 Prozent). Im Oktober 2021 kostete diese Menge 137 Euro. Privatverbraucher haben im Oktober erneut etwas mehr für Strom zahlen müssen als im Vormonat. Die kWh kostet 43,7 Cent – bei einem Jahresverbrauch von 5.000 kWh. Im Vergleich zum Oktober 2021 zahlt dieser Musterhaushalt nun insgesamt 2.187 Euro und damit 41 Prozent mehr (zuvor 1.556 Euro).

Montag, 31.10.2022, 15:32 Uhr
Volker Stephan

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