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Die Infrastruktur in den ostdeutschen Bundesländern und deren Lage bietet laut einer Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI) enormes H2-Potenzial.
Im Auftrag des Kasseler Fernleitungsnetzbetreibers Gascade Gastransport GmbH hat das EWI die Entwicklung regionaler Wasserstoffbilanzen in Ostdeutschland untersucht. Die Forschenden errechneten für die Jahre 2030 und 2045 den Wasserstoffbedarf in den Sektoren Industrie, Verkehrswesen, Gebäude und Stromerzeugung und ermittelten die Wasserstoffproduktionsmengen.
Grundsätzlich sieht die Studie Ostdeutschland in einer vorteilhaften geografischen
Lage: So biete die Ostseeküste ein hohes Potenzial zur Wasserstoffproduktion und auch für Importe. Die vorhandene Infrastruktur und die zentrale Lage Ostdeutschlands erlaube zudem Wasserstofftransporte aus Richtung Ost- und West- sowie Südeuropa.
Als Grundlage ihrer Analysen unterstellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zwei unterschiedliche Entwicklungen des Energiesystems, sprich zwei unterschiedliche Szenarien. Beide gehen von der Erreichung der Klimaneutralität bis 2045 aus. Das Szenario "Elektrifizierung" fokussiert auf die verstärkte Anwendung von Strom in den Endenergieverbrauchssektoren, während das Szenario "Diversifizierung" neben Strom auch auf eine hohe Durchdringung klimaneutralen Wasserstoffs als Energieträger in allen Endverbrauchssektoren setzt.
Erdgasbasierte Erzeugung als kosteneffiziente OptionDie so entstandenen Wasserstoffbilanzen ergeben laut der Studie im Szenario Elektrifizierung einen Wasserstoffüberschuss von 2,6
Mrd. kWh im Jahr 2030 und ein Defizit von 1,6
Mrd. kWh
im Jahr 2045. Im Falle der Diversifizierung beträgt das Wasserstoffdefizit 2030 rund 1,5
Mrd. kWh und 2045 bis zu 54
Mrd. kWh.
Als Produktionsregionen heben sich in Ostdeutschland laut der Studienautorinnen und -autoren vor allem die nördlichen, ostdeutschen Landkreise hervor − ihren hohen Produktionspotenzialen stehen geringe Wasserstoffbedarfe aus Industrie und Verkehr gegenüber. Den Süden und insbesondere die Ballungszentren Leipzig und Berlin sieht die Studie vielmehr als Importregionen, da dort geringe Produktionspotenziale bei hoher Wasserstoffnachfrage aus Industrie-, Verkehrs- und Gebäudesektor existieren.
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Studie Wasserstoffmarkthochlauf Ostdeutschland bis 2045 − zum Download bitte auf das PDF klicken Quelle: EWI |
Als Alternative zur strombasierten Wasserstofferzeugung erkennt die Studie die Pyrolyse oder Reformierung von Erdgas mit Abscheidung des anfallenden Kohlenstoffs an. Die erdgasbasierte Erzeugung klimaneutralen Wasserstoffs ist, so heißt es weiter, im direkten Kostenvergleich eine kosteneffiziente Option zu grünem Wasserstoff und ermöglicht die Realisierung zusätzlicher Erzeugungspotenziale. Außerdem könne so die Versorgungssicherheit von Wasserstoff erhöht werden, da zusätzliche gesicherte Leistung bereitgestellt und die Abhängigkeit von volatil einspeisenden Erneuerbaren-Anlagen minimiert wird.
Anhand der Bilanzen und des angenommenen Transitbedarfs leiten die Forschenden die notwendigen Pipelines für den Wasserstofftransport in Ostdeutschland ab.
Die Studie
"Wasserstoffmarkthochlauf in Ostdeutschland bis 2045 − Eine Infrastrukturanalyse anhand der regionalen Erzeugungspotenziale und Bedarfe" steht auf der Internetseite von Gascade Gastransport zum Download bereit.
Montag, 14.02.2022, 13:56 Uhr
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