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Energie & Management > Biokraftstoffe -
Quelle: Shutterstock
Biokraftstoffe

"Steigende THG-Quoten werden den Absatz ankurbeln"

Trotz oder wegen Krisen wuchs der Markt für Bioethanol 2021. Die neue EU-Erneuerbaren-Richtlinie RED III wird ihn weiter stützen. Warum, erläutert Elmar Baumann vom VDB im Gespräch.
E&M: Herr Baumann, wie ist der aktuelle Stand bei der EU-Erneuerbaren-Richtlinie RED III?

Baumann: Wir erwarten die Verabschiedung im Jahr 2023. Dann wird sie von allen Mitgliedstaaten umgesetzt. Man kann aber schon jetzt sagen, dass wir in Deutschland das, was da kommt, bereits weitgehend verwirklicht haben: durch die ambitionierte Umsetzung der RED II im Bundesimmissionsschutzgesetz und die Novelle der 38. Bundesimmissionsschutzverordnung. Eine THG-Quotenregelung haben wir in Deutschland seit 2015. Letztlich sind wir deutlich über die Vorgaben von RED II hinausgegangen. Was noch fehlt, ist die Unterquote für strombasierte Kraftstoffe. In der RED III heißen sie ‚RFNBO‘ (Renewable Fuel of Non-Biological Origin), in Deutschland nennen wir sie ‚PtX‘ (Power-to-X) oder ‚eFuels‘.

E&M: Die Zukunft für Biokraftstoff ist also rosig?

Baumann: 2030 soll der Straßenverkehr eine THG-Quote von 25 Prozent erfüllen. Dafür werden alle Optionen benötigt: Elektroautos, Biokraftstoffe, Wasserstoff und E-Fuels. In jedem Fall werden alle Biokraftstoffe gebraucht, um die Quoten bis 2030 zu erfüllen. Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse, also zum Beispiel Ethanol aus Getreide und Biodiesel aus Rapsöl, werden nach unserem Szenario auf einen energetischen Anteil von 4,4 Prozent kommen, das ist etwas mehr als heute.
 
Elmar Baumann
Quelle: VDB

E&M: Wie sieht es mit den fortschrittlichen, also reststoffbasierten Biokraftstoffen aus?

Baumann: Die werden nach unserer Einschätzung erheblich wachsen. Wir gehen davon aus, dass die verbindliche Unterquote deutlich übertroffen wird, und rechnen mit einem Anteil von 3,5 Prozent im Jahr 2030. Einige unserer Mitgliedsunternehmen haben erhebliche Anstrengungen unternommen und produzieren bereits fortschrittliche Biokraftstoffe, etwa Biomethan aus Stroh und den Resten der Bioethanolproduktion sowie Biodiesel aus bestimmten Reststoffen. Das wird insgesamt zu mehr Biokraftstoffen im Markt führen.

E&M: Also rundum gute Aussichten?

Baumann: Das Jahr 2023 sehen wir positiv, die steigenden Quoten werden den Absatz ankurbeln. Das gilt auch für fortschrittliche Biokraftstoffe, für die der deutsche Markt ein Magnet geworden ist. Allerdings ist das kein Selbstläufer. Das Vorhaben von Bundesumweltministerin Steffi Lemke, Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse bis 2030 schrittweise vom deutschen Markt auszuschließen, hätte gravierende Folgen. Niemand investiert in diesem Bereich in Deutschland, wenn die Bundesregierung den Bestand an Produktionsanlagen (für erneuerbare Kraftstoffe; d. Red.) ruiniert. Da Klimaschutz im Straßenverkehr ohne Biokraftstoffe unmöglich ist, haben die anderen betroffenen Ressorts den Vorschlag aus dem Umweltministerium zurückgewiesen. Stabile Rahmenbedingungen und rationale Politik sind unabdingbar für unsere Branche.

Einen ausführlichen Bericht zum Thema Bioethanolmarkt finden Interessierte in der Printausgabe von Energie & Management, die am 9. Januar erscheint.

Freitag, 30.12.2022, 08:56 Uhr
Frank Urbansky
Energie & Management > Biokraftstoffe -
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Biokraftstoffe
"Steigende THG-Quoten werden den Absatz ankurbeln"
Trotz oder wegen Krisen wuchs der Markt für Bioethanol 2021. Die neue EU-Erneuerbaren-Richtlinie RED III wird ihn weiter stützen. Warum, erläutert Elmar Baumann vom VDB im Gespräch.
E&M: Herr Baumann, wie ist der aktuelle Stand bei der EU-Erneuerbaren-Richtlinie RED III?

Baumann: Wir erwarten die Verabschiedung im Jahr 2023. Dann wird sie von allen Mitgliedstaaten umgesetzt. Man kann aber schon jetzt sagen, dass wir in Deutschland das, was da kommt, bereits weitgehend verwirklicht haben: durch die ambitionierte Umsetzung der RED II im Bundesimmissionsschutzgesetz und die Novelle der 38. Bundesimmissionsschutzverordnung. Eine THG-Quotenregelung haben wir in Deutschland seit 2015. Letztlich sind wir deutlich über die Vorgaben von RED II hinausgegangen. Was noch fehlt, ist die Unterquote für strombasierte Kraftstoffe. In der RED III heißen sie ‚RFNBO‘ (Renewable Fuel of Non-Biological Origin), in Deutschland nennen wir sie ‚PtX‘ (Power-to-X) oder ‚eFuels‘.

E&M: Die Zukunft für Biokraftstoff ist also rosig?

Baumann: 2030 soll der Straßenverkehr eine THG-Quote von 25 Prozent erfüllen. Dafür werden alle Optionen benötigt: Elektroautos, Biokraftstoffe, Wasserstoff und E-Fuels. In jedem Fall werden alle Biokraftstoffe gebraucht, um die Quoten bis 2030 zu erfüllen. Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse, also zum Beispiel Ethanol aus Getreide und Biodiesel aus Rapsöl, werden nach unserem Szenario auf einen energetischen Anteil von 4,4 Prozent kommen, das ist etwas mehr als heute.
 
Elmar Baumann
Quelle: VDB

E&M: Wie sieht es mit den fortschrittlichen, also reststoffbasierten Biokraftstoffen aus?

Baumann: Die werden nach unserer Einschätzung erheblich wachsen. Wir gehen davon aus, dass die verbindliche Unterquote deutlich übertroffen wird, und rechnen mit einem Anteil von 3,5 Prozent im Jahr 2030. Einige unserer Mitgliedsunternehmen haben erhebliche Anstrengungen unternommen und produzieren bereits fortschrittliche Biokraftstoffe, etwa Biomethan aus Stroh und den Resten der Bioethanolproduktion sowie Biodiesel aus bestimmten Reststoffen. Das wird insgesamt zu mehr Biokraftstoffen im Markt führen.

E&M: Also rundum gute Aussichten?

Baumann: Das Jahr 2023 sehen wir positiv, die steigenden Quoten werden den Absatz ankurbeln. Das gilt auch für fortschrittliche Biokraftstoffe, für die der deutsche Markt ein Magnet geworden ist. Allerdings ist das kein Selbstläufer. Das Vorhaben von Bundesumweltministerin Steffi Lemke, Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse bis 2030 schrittweise vom deutschen Markt auszuschließen, hätte gravierende Folgen. Niemand investiert in diesem Bereich in Deutschland, wenn die Bundesregierung den Bestand an Produktionsanlagen (für erneuerbare Kraftstoffe; d. Red.) ruiniert. Da Klimaschutz im Straßenverkehr ohne Biokraftstoffe unmöglich ist, haben die anderen betroffenen Ressorts den Vorschlag aus dem Umweltministerium zurückgewiesen. Stabile Rahmenbedingungen und rationale Politik sind unabdingbar für unsere Branche.

Einen ausführlichen Bericht zum Thema Bioethanolmarkt finden Interessierte in der Printausgabe von Energie & Management, die am 9. Januar erscheint.

Freitag, 30.12.2022, 08:56 Uhr
Frank Urbansky

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