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Energie & Management > Stadtwerke - Stadtwerke als Prozessbeschleuniger
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Stadtwerke

Stadtwerke als Prozessbeschleuniger

Beim diesjährigen Stadtwerke Impact Day ging es viel um neue Ansätze, bei der Dekarbonisierung von Kommunen noch schneller voranzukommen.
Altes Silo-Denken crashen. Ideen und Menschen vernetzen, die in Stadtwerken und Kommunen an einer klimapositiven Zukunft bauen. Das war der rote Faden, der sich durch den diesjährigen „Stadtwerke Impact Day“ zog, den Quantum und Make Better als virtuelles Event ins Netz brachten.

Was „klimapositiv“ bedeuten kann, konnte man aus einem Impulsvortrag von Felix Rodenjohann heraushören. Die Akzeptanz für das Ziel, die Umwelt zu schützen und die Erde als bewohnbaren Planeten zu erhalten, sei sicherlich vorhanden. Und wer sich als Energiekunde bezahlbare Preise und Versorgungssicherheit wünsche, werde bestimmt nicht Klimaschäden, Umweltgefahren, Kriege und sonstige Katastrophen gutheißen.

„Also ist die eigentliche Aufgabe, die Akzeptanz, die schon da ist, wieder zu erwecken, weil sie nur von falschen Botschaften überschrieben wurden, etwa dass Klimaschutz das Leben schlechter macht“, sagte Rodenjohann. Aber Klimaschutz mache das Leben nicht schlechter, sondern „geiler“. Das müsse man zeigen.

​​Vorbehalte könne man ausräume

Vorbehalte könne man ausräumen, ist er sich sicher. Und auch der „krasseste Verbrenner-Petrol-Head“ wird nach seiner Meinung angesichts der Fahreigenschaften von Elektroautos die E-Mobilität „doch ganz cool finden“. Man müsse die Leute nur einfach mal in ein solches Fahrzeug setzen und sie die Beschleunigung erleben lassen.

Der Gründer von Ansvar 2030 – es ist sowohl das schwedische als auch das norwegische Wort für Verantwortung – hält es für möglich, alle Bürgerinnen und Bürger einer Stadt zu Klimahelden zu machen – nicht nur diejenigen, die eine PV-Anlage auf ihr Dach montieren können und genügend Geld und Platz am Einfamilienhaus für eine Ladestation haben, sondern auch die Mieter in Mehrfamilienhäusern, egal ob dort sechs oder sechzig Parteien unter einem Dach leben. Es komme darauf an, dass die gesamte Stadt einbezogen sei, etwa mit einem umfassenden Sanierungsplan.

Natürlich brauche man ein Navigationsgerät, um auf das Ziel zuzusteuern. „Wir nutzen ein Navigationssystem der Energiewende von Enersis“, sagt Rodenjohann und meint damit den „digitalen Zwilling“ des IT-Unternehmens, mit dem Ansvar zusammenarbeitet.

Mit ihrer IT-Lösung sind Enersis-Gründer Thomas Koller und seine Mitarbeiter angetreten, emissionsrelevante Daten zu sammeln, um dann Maßnahmen zur Dekarbonisierung einer Kommune über alle Sektoren und Infrastrukturen hinweg planen, simulieren und letztlich auch umsetzen zu können. Das Unternehmen hat unter anderem einen digitalen Zwilling für das Land Schleswig-Holstein entwickelt und ein „Klima-Navi“ für die Eon-Tochter Hansewerk erstellt.

App Store an Lösungsbausteinen für die Dekarbonisierung

Und wenn dann alle wissen, wie der Plan aussieht und wohin der Weg führen soll, braucht es noch die Unternehmen, die nicht an den fossilen hängen, sondern die Dekarbonisierung als Geschäftsmodell begreifen und auch zeigen, wie man in und mit einem emissionsfreien Energiesystem Geld verdienen kann.

Rodenjohann ist sich sicher, dass der Gedanke an die Wirtschaftlichkeit der Dekarbonisierung keine Utopie ist. „Zins und Tilgung, die man für die neuen Technologien aufwendet, sind am Ende niedriger als die Import- und Betriebskosten bei fossiler Energieerzeugung“, betont er. Spätestens, wenn man diese Rechnung präsentiere, könne man auch diejenigen Gruppen abholen, „die aus ideologischen Gründen Klimaschutz ablehnen, weil sie immer noch glauben, Klimaschutz schade der Wirtschaft.“

Bei der Umsetzung könnten Stadtwerke und Kommunen dann, wenn es nach Matthias Hoffmann geht, auf einen „App Store“ an Lösungen zurückgreifen. Der Gründer der Innovationsberatung „Grubengold“ hält es für notwendig, Anwendungen als Lösungsbausteine zu schaffen, die einfach und schnell implementiert werden können, wie beim Download aus einem App Store. „Das klingt nach einem Software-Projekt, ist aber vor allem ein organisatorisches Transformationsthema“, stellt Hoffmann klar. Der Ansatz, an dem Grubengold arbeitet, trägt den Namen „DecarbOS“ und steht auf vier Säulen.

Zum einen müssen die Stadtwerke eine gemeinsame Grundlage, eine Dekarbonisierungstrategie, haben, die jeweils nach einer ähnlichen Logik strukturiert ist. Zum anderen benötigen sie vorbereitete, getestete, ganzheitliche Lösungsbausteine, die auch mit überschaubarem Ressourceneinsatz zum Ziel führen. Es gehe also nicht nur um eine PV-Anlage, sondern um ein komplettes Produkt für den lokalen Markt, für das es auch eine Refinanzierungskampagne gibt.

Bei der einfachen und schnellen Implementierung sollen Standards, etwa für Erfüllung rechtlicher Vorgaben, und Best-Practice-Beispiele helfen. Schließlich sollen die Stadtwerke untereinander sich austauschen und von den Erfahrungen der anderen Unternehmen lernen und den App Store weiterentwickeln. „Das ist unsere Vision“, so Hoffmann. Mit einer Reihe von kommunalen Unternehmen werde dieser Ansatz aktuell diskutiert.
 

Montag, 31.01.2022, 17:01 Uhr
Fritz Wilhelm
Energie & Management > Stadtwerke - Stadtwerke als Prozessbeschleuniger
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
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Beim diesjährigen Stadtwerke Impact Day ging es viel um neue Ansätze, bei der Dekarbonisierung von Kommunen noch schneller voranzukommen.
Altes Silo-Denken crashen. Ideen und Menschen vernetzen, die in Stadtwerken und Kommunen an einer klimapositiven Zukunft bauen. Das war der rote Faden, der sich durch den diesjährigen „Stadtwerke Impact Day“ zog, den Quantum und Make Better als virtuelles Event ins Netz brachten.

Was „klimapositiv“ bedeuten kann, konnte man aus einem Impulsvortrag von Felix Rodenjohann heraushören. Die Akzeptanz für das Ziel, die Umwelt zu schützen und die Erde als bewohnbaren Planeten zu erhalten, sei sicherlich vorhanden. Und wer sich als Energiekunde bezahlbare Preise und Versorgungssicherheit wünsche, werde bestimmt nicht Klimaschäden, Umweltgefahren, Kriege und sonstige Katastrophen gutheißen.

„Also ist die eigentliche Aufgabe, die Akzeptanz, die schon da ist, wieder zu erwecken, weil sie nur von falschen Botschaften überschrieben wurden, etwa dass Klimaschutz das Leben schlechter macht“, sagte Rodenjohann. Aber Klimaschutz mache das Leben nicht schlechter, sondern „geiler“. Das müsse man zeigen.

​​Vorbehalte könne man ausräume

Vorbehalte könne man ausräumen, ist er sich sicher. Und auch der „krasseste Verbrenner-Petrol-Head“ wird nach seiner Meinung angesichts der Fahreigenschaften von Elektroautos die E-Mobilität „doch ganz cool finden“. Man müsse die Leute nur einfach mal in ein solches Fahrzeug setzen und sie die Beschleunigung erleben lassen.

Der Gründer von Ansvar 2030 – es ist sowohl das schwedische als auch das norwegische Wort für Verantwortung – hält es für möglich, alle Bürgerinnen und Bürger einer Stadt zu Klimahelden zu machen – nicht nur diejenigen, die eine PV-Anlage auf ihr Dach montieren können und genügend Geld und Platz am Einfamilienhaus für eine Ladestation haben, sondern auch die Mieter in Mehrfamilienhäusern, egal ob dort sechs oder sechzig Parteien unter einem Dach leben. Es komme darauf an, dass die gesamte Stadt einbezogen sei, etwa mit einem umfassenden Sanierungsplan.

Natürlich brauche man ein Navigationsgerät, um auf das Ziel zuzusteuern. „Wir nutzen ein Navigationssystem der Energiewende von Enersis“, sagt Rodenjohann und meint damit den „digitalen Zwilling“ des IT-Unternehmens, mit dem Ansvar zusammenarbeitet.

Mit ihrer IT-Lösung sind Enersis-Gründer Thomas Koller und seine Mitarbeiter angetreten, emissionsrelevante Daten zu sammeln, um dann Maßnahmen zur Dekarbonisierung einer Kommune über alle Sektoren und Infrastrukturen hinweg planen, simulieren und letztlich auch umsetzen zu können. Das Unternehmen hat unter anderem einen digitalen Zwilling für das Land Schleswig-Holstein entwickelt und ein „Klima-Navi“ für die Eon-Tochter Hansewerk erstellt.

App Store an Lösungsbausteinen für die Dekarbonisierung

Und wenn dann alle wissen, wie der Plan aussieht und wohin der Weg führen soll, braucht es noch die Unternehmen, die nicht an den fossilen hängen, sondern die Dekarbonisierung als Geschäftsmodell begreifen und auch zeigen, wie man in und mit einem emissionsfreien Energiesystem Geld verdienen kann.

Rodenjohann ist sich sicher, dass der Gedanke an die Wirtschaftlichkeit der Dekarbonisierung keine Utopie ist. „Zins und Tilgung, die man für die neuen Technologien aufwendet, sind am Ende niedriger als die Import- und Betriebskosten bei fossiler Energieerzeugung“, betont er. Spätestens, wenn man diese Rechnung präsentiere, könne man auch diejenigen Gruppen abholen, „die aus ideologischen Gründen Klimaschutz ablehnen, weil sie immer noch glauben, Klimaschutz schade der Wirtschaft.“

Bei der Umsetzung könnten Stadtwerke und Kommunen dann, wenn es nach Matthias Hoffmann geht, auf einen „App Store“ an Lösungen zurückgreifen. Der Gründer der Innovationsberatung „Grubengold“ hält es für notwendig, Anwendungen als Lösungsbausteine zu schaffen, die einfach und schnell implementiert werden können, wie beim Download aus einem App Store. „Das klingt nach einem Software-Projekt, ist aber vor allem ein organisatorisches Transformationsthema“, stellt Hoffmann klar. Der Ansatz, an dem Grubengold arbeitet, trägt den Namen „DecarbOS“ und steht auf vier Säulen.

Zum einen müssen die Stadtwerke eine gemeinsame Grundlage, eine Dekarbonisierungstrategie, haben, die jeweils nach einer ähnlichen Logik strukturiert ist. Zum anderen benötigen sie vorbereitete, getestete, ganzheitliche Lösungsbausteine, die auch mit überschaubarem Ressourceneinsatz zum Ziel führen. Es gehe also nicht nur um eine PV-Anlage, sondern um ein komplettes Produkt für den lokalen Markt, für das es auch eine Refinanzierungskampagne gibt.

Bei der einfachen und schnellen Implementierung sollen Standards, etwa für Erfüllung rechtlicher Vorgaben, und Best-Practice-Beispiele helfen. Schließlich sollen die Stadtwerke untereinander sich austauschen und von den Erfahrungen der anderen Unternehmen lernen und den App Store weiterentwickeln. „Das ist unsere Vision“, so Hoffmann. Mit einer Reihe von kommunalen Unternehmen werde dieser Ansatz aktuell diskutiert.
 

Montag, 31.01.2022, 17:01 Uhr
Fritz Wilhelm

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