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Energie & Management > Gas - Speicherfüllstand steigt wieder
Erdgasspeicher im ostfriesischen Etzel. Quelle: Storag
Gas

Speicherfüllstand steigt wieder

Dank des vergleichsweise milden Wetters wird wieder Erdgas eingespeichert. Der Füllstand in allen deutschen Speichern betrug am 26. Dezember 87,9 Prozent der maximalen Menge.
Schon vier Tage in Folge konnte laut dem europäischen Speicherverband GIE wieder mehr Erdgas eingespeichert werden. Verantwortlich seien die milderen Temperaturen und der geringere Gasverbrauch der Wirtschaft wegen der Feiertage. Wegen des Dauerfrosts Mitte Dezember sanken die Füllstände zwischen dem 12. und 15. Dezember viermal in Folge um jeweils mehr als einen Prozentpunkt. Eine weitere Kältewelle sei laut Wetterprognosen vorerst nicht in Sicht. Daher geht der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) derzeit davon aus, dass die Gasversorgung bis zum 30. April 2023 gesichert ist.

Seit dem Lieferstopp von Pipelinegas durch Russland Ende August versucht Deutschland, andere Quellen zu erschließen. So liefern Norwegen und die Niederlande mehr Erdgas über Leitungen. Zudem gingen im Dezember die ersten zwei von fünf neuen Terminals für die Einfuhr verflüssigten Erdgases in Betrieb, in Wilhelmshaven und Lubmin. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, erklärte den geringeren Gasverbrauch auch mit einer Zunahme der Energiegewinnung aus Windkraft. Dies habe dazu geführt, dass weniger Gas zur Stromerzeugung gebraucht worden sei, schrieb er am 27. Dezember auf Twitter. Dennoch bleibe der Aufruf an Haushalte und Wirtschaft bestehen, Gas sparsam zu verwenden.

Industrie spart durch Ersatz und Produktionseinschränkungen

Siegfried Russwurm, Präsident des BDI, sieht die Gefahr einer Gasmangellage in Deutschland noch nicht gebannt. „Niemand kann ausschließen, dass wir vor einem harten Winter stehen“, sagte der Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Deshalb sei es weiter unerlässlich, dass Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger, aber auch die öffentliche Hand Energie sparen, wo immer möglich. Zuletzt war der deutsche Gasverbrauch um 20 Prozent zurückgegangen, nicht zuletzt wegen der hohen Preise für Erdgas.

Die Industrie habe Gas eingespart, zum einen durch Effizienzanstrengungen und den Ersatz von Gas etwa durch Öl. Produktionsrückgänge sparten zwar Gas, seien aber das Letzte, was das Industrieland Deutschland als Perspektive braucht, mahnte Russwurm. Auch für den Winter 2023/2024 müssten die Gasspeicher wieder gefüllt werden, dann aber ohne die russischen Gaslieferungen von 20 Prozent des deutschen Bedarfs, die im ersten Halbjahr 2022 noch gekommen waren. „Für eine sichere Energieversorgung müssen wir international weitere Partner finden, die bereit sind, uns ausreichend Gas zu liefern“, erinnert Russwurm. Außerdem müsse der Ausbau erneuerbarer Energieanlagen beschleunigt werden, sagte er abschließend.
 
Reichweitenprognose der Gasvorräte für den Winter 2022/2023 gemäß aktuellem Verbrauch.
Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken
Quelle: DVGW

Geringere Nachfrage führt zu Gaspreis von 80 Euro/MWh

Wegen der verminderten Nachfrage sank auch der Preis für europäisches Erdgas. Am Morgen des 27. Dezember wurde der Terminkontrakt TTF für niederländisches Gas zeitweise bei 80 Euro/MWh gehandelt. So günstig war europäisches Gas zuletzt im Juni 2022. Im weiteren Handelsverlauf wurde der Kontrakt bei 81,70 Euro/MWh gehandelt. Seit Mitte Dezember zeigt die Tendenz beim Gaspreis generell nach unten.

Das Rekordhoch hatte die Notierung im Sommer 2022 bei 345 Euro/MWh erreicht. Damals hatte der Lieferstopp von Gas aus Russland einen rasanten Höhenflug ausgelöst. Hinzu kam der verstärkte Einkauf von Gasmengen im Auftrag Deutschlands, um die Speicher für den Winter zu füllen. Im jahr 2020 lagen die TTF-Notierungen für Erdgas allerdings unter der Marke von 20 Euro/MWh. Dieses Niveau wird wohl nicht wieder zu erreichen sein, ohne große Mengen an Pipelinegas aus Russland. Allerdings sind drei Stränge der Leitungen Nordstream 1 und 2 am 26. September bei Anschlägen zerstört worden.

Interaktive Grafiken zu den Füllständen der Gasspeicher stehen auf der Webseite des DVGW bereit.

Dienstag, 27.12.2022, 13:17 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Gas - Speicherfüllstand steigt wieder
Erdgasspeicher im ostfriesischen Etzel. Quelle: Storag
Gas
Speicherfüllstand steigt wieder
Dank des vergleichsweise milden Wetters wird wieder Erdgas eingespeichert. Der Füllstand in allen deutschen Speichern betrug am 26. Dezember 87,9 Prozent der maximalen Menge.
Schon vier Tage in Folge konnte laut dem europäischen Speicherverband GIE wieder mehr Erdgas eingespeichert werden. Verantwortlich seien die milderen Temperaturen und der geringere Gasverbrauch der Wirtschaft wegen der Feiertage. Wegen des Dauerfrosts Mitte Dezember sanken die Füllstände zwischen dem 12. und 15. Dezember viermal in Folge um jeweils mehr als einen Prozentpunkt. Eine weitere Kältewelle sei laut Wetterprognosen vorerst nicht in Sicht. Daher geht der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) derzeit davon aus, dass die Gasversorgung bis zum 30. April 2023 gesichert ist.

Seit dem Lieferstopp von Pipelinegas durch Russland Ende August versucht Deutschland, andere Quellen zu erschließen. So liefern Norwegen und die Niederlande mehr Erdgas über Leitungen. Zudem gingen im Dezember die ersten zwei von fünf neuen Terminals für die Einfuhr verflüssigten Erdgases in Betrieb, in Wilhelmshaven und Lubmin. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, erklärte den geringeren Gasverbrauch auch mit einer Zunahme der Energiegewinnung aus Windkraft. Dies habe dazu geführt, dass weniger Gas zur Stromerzeugung gebraucht worden sei, schrieb er am 27. Dezember auf Twitter. Dennoch bleibe der Aufruf an Haushalte und Wirtschaft bestehen, Gas sparsam zu verwenden.

Industrie spart durch Ersatz und Produktionseinschränkungen

Siegfried Russwurm, Präsident des BDI, sieht die Gefahr einer Gasmangellage in Deutschland noch nicht gebannt. „Niemand kann ausschließen, dass wir vor einem harten Winter stehen“, sagte der Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Deshalb sei es weiter unerlässlich, dass Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger, aber auch die öffentliche Hand Energie sparen, wo immer möglich. Zuletzt war der deutsche Gasverbrauch um 20 Prozent zurückgegangen, nicht zuletzt wegen der hohen Preise für Erdgas.

Die Industrie habe Gas eingespart, zum einen durch Effizienzanstrengungen und den Ersatz von Gas etwa durch Öl. Produktionsrückgänge sparten zwar Gas, seien aber das Letzte, was das Industrieland Deutschland als Perspektive braucht, mahnte Russwurm. Auch für den Winter 2023/2024 müssten die Gasspeicher wieder gefüllt werden, dann aber ohne die russischen Gaslieferungen von 20 Prozent des deutschen Bedarfs, die im ersten Halbjahr 2022 noch gekommen waren. „Für eine sichere Energieversorgung müssen wir international weitere Partner finden, die bereit sind, uns ausreichend Gas zu liefern“, erinnert Russwurm. Außerdem müsse der Ausbau erneuerbarer Energieanlagen beschleunigt werden, sagte er abschließend.
 
Reichweitenprognose der Gasvorräte für den Winter 2022/2023 gemäß aktuellem Verbrauch.
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Quelle: DVGW

Geringere Nachfrage führt zu Gaspreis von 80 Euro/MWh

Wegen der verminderten Nachfrage sank auch der Preis für europäisches Erdgas. Am Morgen des 27. Dezember wurde der Terminkontrakt TTF für niederländisches Gas zeitweise bei 80 Euro/MWh gehandelt. So günstig war europäisches Gas zuletzt im Juni 2022. Im weiteren Handelsverlauf wurde der Kontrakt bei 81,70 Euro/MWh gehandelt. Seit Mitte Dezember zeigt die Tendenz beim Gaspreis generell nach unten.

Das Rekordhoch hatte die Notierung im Sommer 2022 bei 345 Euro/MWh erreicht. Damals hatte der Lieferstopp von Gas aus Russland einen rasanten Höhenflug ausgelöst. Hinzu kam der verstärkte Einkauf von Gasmengen im Auftrag Deutschlands, um die Speicher für den Winter zu füllen. Im jahr 2020 lagen die TTF-Notierungen für Erdgas allerdings unter der Marke von 20 Euro/MWh. Dieses Niveau wird wohl nicht wieder zu erreichen sein, ohne große Mengen an Pipelinegas aus Russland. Allerdings sind drei Stränge der Leitungen Nordstream 1 und 2 am 26. September bei Anschlägen zerstört worden.

Interaktive Grafiken zu den Füllständen der Gasspeicher stehen auf der Webseite des DVGW bereit.

Dienstag, 27.12.2022, 13:17 Uhr
Susanne Harmsen

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