Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) will den Ausbau des Ladenetzes für Elektromobile vorantreiben. Versorgungs- und Mobilitätslücken seien zu vermeiden, sagte er am 19. Oktober.
Für den laut Zulassungszahlen bereits beginnenden Hochlauf der E-Mobilität brauche es einen vorauslaufenden Aufbau von Ladestationen. „Wir haben keine Zeit zu verlieren“, sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) bei der Vorstellung eines Maßnahmenpakets, das die heute 70.000 Ladepunkte bis 2030 etwa verzehnfachen soll. Die E-Mobilität werde nur Akzeptanz finden, wenn das Laden so einfach wie das Tanken sei, meinte Wissing vor Journalisten in Berlin. Das Laden sollte in den Alltag passen und Elektromobilität „als Verbesserung, als Fortschritt erlebt werden“.
Das Kabinett beschloss am 19. Oktober einen „Masterplan II“, der ein flächendeckendes und nutzerfreundliches Ladenetz ausrollen soll. Dafür sollen Hemmnisse wie fehlende Flächen und Eigenstromregelungen abgebaut werden. Der Bund investiere bis 2030 etwa 6,3
Mrd. Euro, die Wirtschaft sowie Länder und Kommunen leisteten zusätzliche Beiträge und seien in den Plan einbezogen. Die schwierigste Aufgabe sei laut Wissing die Integration der E-Mobile ins Stromnetz. So verbrauchten die heute schon fahrenden Elektroautos ca. 0,5
% des deutschen Stromaufkommens, bis 2030 könnten es aber 8
% sein.
Digitale Planung und VernetzungJohannes Pallasch, Leiter der Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur, betonte die Digitalisierung im Projekt, sowohl für die Vernetzung als auch Informationen über die nächste freie Lademöglichkeit und die Kosten für die Autofahrenden. Bis 2025 werde ein „initiales Netz“ ausgerollt, das ganz nach Bedarf später verdichtet würde, sagte Pallasch.
Die Studie „Ladeinfrastruktur nach 2025/2030“ seiner Leitstelle beziffert den Bedarf im Jahr 2030 auf 440.000 bis 843.000 Ladepunkte. Die Zahl sei abhängig davon, wie viel private Infrastruktur entsteht und wie stark die Auslastung der öffentlichen Infrastruktur dann ist. Auch das Ladeverhalten der Nutzenden spielt eine Rolle, ob sie langsam am Arbeitsplatz oder zu Hause laden oder schnell an öffentlichen Punkten.
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Bei der Vorstellung des Masterplans II: v.li.: Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) und Johannes Pallasch (Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur) Quelle: BPK |
Ladenetz auch für E-LkwFlächen des Bundes sollen für Ladepunkte vor allem entlang der Autobahnen zur Verfügung gestellt und ausgeschrieben werden. Das betreffe auch ein Langstrecken-Lkw-Netz, wie es europäische Verpflichtung sei. „Es geht nicht ums reines Zählen von Ladepunkten, sondern auch um die Leistung und die Anpassung an den realen Bedarf, was durch die digitale Planung für die Platzierung und Quantität erreicht werden soll“, erläuterte Pallasch. Das Lkw-Ladenetz „wird ein dickes Brett“ sagte er, weil schon heute die Lkw-Standplätze mehr als ausgelastet seien.
Stefan Gelbhaar, Sprecher für Verkehrspolitik der Grünen-Bundestagsfraktion sagte: „Die Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs ist ein wesentlicher Baustein, um die CO2-Emissionen im Verkehrsbereich zu senken.“ Der Umstieg auf Elektromobilität funktioniere nur, wenn es ein flächendeckendes Ladenetz gibt. Das geplante fortlaufende Monitoring des Masterplans Ladeinfrastruktur sei deshalb folgerichtig und wichtig.
Verbände fordern weniger BürokratieFür den
BDEW sagte Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae: „Der Masterplan Ladeinfrastruktur verpasst nach einem Dreivierteljahr Arbeit mit seinen 68 Einzelmaßnahmen die Chance, gezielt die Bremsklötze zu beseitigen.“ Der Bund solle seine Flächen endlich für Ladeinfrastruktur zugänglich machen. „Gleichzeitig brauchen wir mehr Tempo bei den Genehmigungen und deutlich weniger Bürokratie bei den Förderprogrammen“, forderte Andreae. „Der Masterplan ist deshalb leider eine teure Schaufensterpolitik“, sagte sie in Bezug auf die vielfältigen vorgesehenen behördlichen Prüfaufträge.
„Der Erfolg der Strategie hängt nun maßgeblich davon ab, ob und wie die Stakeholder in die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen eingebunden werden“, kommentierte
VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing. Er betonte die Bedeutung kommunaler Unternehmen bei der Mobilitätswende, die rund die Hälfte der öffentlich zugänglichen Ladepunkte in Deutschland betreiben. „Vor allem dünn besiedelte Regionen im Norden und Nordosten Deutschlands zeigen noch Ausbaulücken“, erinnerte Liebing. Er kritisierte eine geplante Nachrüstpflicht mit Kartenlesegeräten für bereits bestehende Ladesäulen.
Der Bundesverband E-Mobilität (
BEM) warb für einen verkehrsübergreifenden Ausbau der Ladeinfrastruktur. Die Ladebedürfnisse von Leichtfahrzeugen, Bussen, Bahnen, Schiffen oder Fluggeräten sollten mit berücksichtigt werden, erinnerte Verbandspräsident Kurt Sigl. Wolfgang Weber, Vorsitzender der
ZVEI-Geschäftsführung, will mehr „intelligentes Laden mit niedrigerer Ladeleistung zu Zeiten, in denen die Leistung verfügbar ist und das Fahrzeug ohnehin einige Stunden steht“. Dies diene der Netzstabilität, sagte der Vertreter des Verbandes der Elektro- und Digitalindustrie.
Mittwoch, 19.10.2022, 15:32 Uhr
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