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Energie & Management > Windkraft Onshore - Sachsen-Anhalt lässt Karlsruher Urteil zu Windkraft im Wald kalt
Quelle: Shutterstock / Blue Planet Studio
Windkraft Onshore

Sachsen-Anhalt lässt Karlsruher Urteil zu Windkraft im Wald kalt

Der Wald ist im Wandel. Dürren und Schädlinge tragen dazu bei, aber auch die Erneuerbaren-Industrie. Elf Prozent der deutschen Anlagenleistung an Land befinden sich in Forsten.
Wenn der Kanzler den Kopf in den Nacken legt und sich eine Windenergieanlage anschaut, dann tut er das im Wald. Sein Besuch im rheinischen Simmerath zumindest führte Olaf Scholz (SPD) im August an der Seite von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) in einen von Fichten umgebenen Windpark (wir berichteten). Das Vorzeigebeispiel eines schnell und widerspruchslos verwirklichten Waldwindparks jedenfalls beeindruckte den Kanzler. Deutschland hat mehr Potenzial für solche Projekte.

Der Wald spielt für den Ausbau der Windenergie eine gewichtige Rolle. Meist liegen die Standorte der Turbinen in abseits der Bebauung gelegenen Gebieten, dazu sind von Schädlingen oder Klimaeinflüssen heimgesuchte Forste (Kalamitätsflächen) erste Wahl – getreu dem Motto, in geschädigten Zonen macht die Windkraft weniger kaputt. Elf Prozent der Leistung von Anlagen auf dem deutschen Festland waren Ende 2022 im Wald installiert, mit absolut 6.546 MW bei 2.345 Turbinen.

Es könnten mehr sein, wie wir in unserer Beilage „Stark im Wind“ der September-Printausgabe von Energie & Management beschreiben. Allerdings ist der Wald nicht überall so geöffnet für Windkraft wie in Simmerath.
 

Die Bestenliste der Bundesländer mit den meisten Windenergianlagen im Wald führte – nach einer Erhebung der Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind) – Ende vergangenen Jahres Rheinland-Pfalz mit 507 Anlagen an, danach folgen Hessen (485) und Brandenburg (481).

Das untere Ende der Rangliste bekleiden neben den Stadtstaaten solche Länder wie Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, die zum Teil nicht sehr waldreich sind und dafür im Offenland Windenergie zubauen. Dann wiederum zeigen Bundesländer wie Thüringen und Sachen-Anhalt ihre grundsätzliche Ablehnung gegenüber Windkraft auch mit einem Ausbau-Tabu im Wald.

Thüringen mit seinen sieben Uralt-Anlagen (7 MW Gesamtleistung) in Wäldern ist allerdings zum Handeln gezwungen. Denn das Bundesverfassungsgericht kassierte im September 2022 den Paragrafen des Landeswaldgesetzes ein, der Windkraft im Wald ausschließt. Nun sind Regelungen nötig, die 30 Prozent der Landesfläche bedeckenden Wälder angemessen zu erschließen.

Es bleibt abzuwarten, ob Sachsen-Anhalt das Karlsruher Urteil in irgendeiner Weise proaktiv auf die eigenen Gesetze anwendet. Denn auch das dortige Landeswaldgesetz (LWaldG) verfügt (noch) über den verfassungswidrigen Passus, der den Wald für Windenergie ausklammert. Eine Sprecherin des Landeswirtschaftsministerium teilte auf Anfrage von E&M mit: „Die Landesregierung prüft derzeit Möglichkeiten zur Anpassung des LWaldG.“

Derweil geht es andernorts auch engagierter. In Nordrhein-Westfalen sind nach Angaben des Landesbetriebs Wald und Holz 15 Prozent des Waldbestands geschädigt. Das sind 135.000 Hektar oder die Hälfte der Fläche des Saarlandes. Der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE NRW) und der Waldbauernverband rufen vor diesem Hintergrund Forstbesitzer auf, mögliche Flächen für eine Entwicklung zu identifizieren und zu melden (wir berichteten). Bei etwa einem halben Hektar Fläche, den eine Windturbine dauerhaft belegt, ergibt sich theoretisch ein riesiges Potenzial für Windkraft im Wald. Allerdings sind immer auch geeignete Gebiete für das ersatzweise Aufforsten zu finden.
 

"Stark im Wind"

Das E&M-Special "Stark im Wind" zur Messe Husum Wind im September behandelt auf 28 Din-A4-Seiten politische, wirtschaftliche und technische Fragen der Windenergie, on- und offshore. Sie möchten mehr über Windkraft im Wald erfahren? Dann bestellen Sie jetzt ein zweiwöchiges Probe-Abo und bekommen den ganzen Artikel am 1. September automatisch als PDF dazu. Übrigens: Das kostenlose Probeabo endet automatisch.
 

Dienstag, 29.08.2023, 17:38 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Windkraft Onshore - Sachsen-Anhalt lässt Karlsruher Urteil zu Windkraft im Wald kalt
Quelle: Shutterstock / Blue Planet Studio
Windkraft Onshore
Sachsen-Anhalt lässt Karlsruher Urteil zu Windkraft im Wald kalt
Der Wald ist im Wandel. Dürren und Schädlinge tragen dazu bei, aber auch die Erneuerbaren-Industrie. Elf Prozent der deutschen Anlagenleistung an Land befinden sich in Forsten.
Wenn der Kanzler den Kopf in den Nacken legt und sich eine Windenergieanlage anschaut, dann tut er das im Wald. Sein Besuch im rheinischen Simmerath zumindest führte Olaf Scholz (SPD) im August an der Seite von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) in einen von Fichten umgebenen Windpark (wir berichteten). Das Vorzeigebeispiel eines schnell und widerspruchslos verwirklichten Waldwindparks jedenfalls beeindruckte den Kanzler. Deutschland hat mehr Potenzial für solche Projekte.

Der Wald spielt für den Ausbau der Windenergie eine gewichtige Rolle. Meist liegen die Standorte der Turbinen in abseits der Bebauung gelegenen Gebieten, dazu sind von Schädlingen oder Klimaeinflüssen heimgesuchte Forste (Kalamitätsflächen) erste Wahl – getreu dem Motto, in geschädigten Zonen macht die Windkraft weniger kaputt. Elf Prozent der Leistung von Anlagen auf dem deutschen Festland waren Ende 2022 im Wald installiert, mit absolut 6.546 MW bei 2.345 Turbinen.

Es könnten mehr sein, wie wir in unserer Beilage „Stark im Wind“ der September-Printausgabe von Energie & Management beschreiben. Allerdings ist der Wald nicht überall so geöffnet für Windkraft wie in Simmerath.
 

Die Bestenliste der Bundesländer mit den meisten Windenergianlagen im Wald führte – nach einer Erhebung der Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind) – Ende vergangenen Jahres Rheinland-Pfalz mit 507 Anlagen an, danach folgen Hessen (485) und Brandenburg (481).

Das untere Ende der Rangliste bekleiden neben den Stadtstaaten solche Länder wie Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, die zum Teil nicht sehr waldreich sind und dafür im Offenland Windenergie zubauen. Dann wiederum zeigen Bundesländer wie Thüringen und Sachen-Anhalt ihre grundsätzliche Ablehnung gegenüber Windkraft auch mit einem Ausbau-Tabu im Wald.

Thüringen mit seinen sieben Uralt-Anlagen (7 MW Gesamtleistung) in Wäldern ist allerdings zum Handeln gezwungen. Denn das Bundesverfassungsgericht kassierte im September 2022 den Paragrafen des Landeswaldgesetzes ein, der Windkraft im Wald ausschließt. Nun sind Regelungen nötig, die 30 Prozent der Landesfläche bedeckenden Wälder angemessen zu erschließen.

Es bleibt abzuwarten, ob Sachsen-Anhalt das Karlsruher Urteil in irgendeiner Weise proaktiv auf die eigenen Gesetze anwendet. Denn auch das dortige Landeswaldgesetz (LWaldG) verfügt (noch) über den verfassungswidrigen Passus, der den Wald für Windenergie ausklammert. Eine Sprecherin des Landeswirtschaftsministerium teilte auf Anfrage von E&M mit: „Die Landesregierung prüft derzeit Möglichkeiten zur Anpassung des LWaldG.“

Derweil geht es andernorts auch engagierter. In Nordrhein-Westfalen sind nach Angaben des Landesbetriebs Wald und Holz 15 Prozent des Waldbestands geschädigt. Das sind 135.000 Hektar oder die Hälfte der Fläche des Saarlandes. Der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE NRW) und der Waldbauernverband rufen vor diesem Hintergrund Forstbesitzer auf, mögliche Flächen für eine Entwicklung zu identifizieren und zu melden (wir berichteten). Bei etwa einem halben Hektar Fläche, den eine Windturbine dauerhaft belegt, ergibt sich theoretisch ein riesiges Potenzial für Windkraft im Wald. Allerdings sind immer auch geeignete Gebiete für das ersatzweise Aufforsten zu finden.
 

"Stark im Wind"

Das E&M-Special "Stark im Wind" zur Messe Husum Wind im September behandelt auf 28 Din-A4-Seiten politische, wirtschaftliche und technische Fragen der Windenergie, on- und offshore. Sie möchten mehr über Windkraft im Wald erfahren? Dann bestellen Sie jetzt ein zweiwöchiges Probe-Abo und bekommen den ganzen Artikel am 1. September automatisch als PDF dazu. Übrigens: Das kostenlose Probeabo endet automatisch.
 

Dienstag, 29.08.2023, 17:38 Uhr
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