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Energie & Management > Holz - Österreichs Pelletsverband sieht
Quelle: Pixabay / moses
Holz

Österreichs Pelletsverband sieht "definitiv keine Preisabsprachen"

Nach Abweisung von Einsprüchen ermittelt Österreichs Bundeswettbewerbsbehörde weiter. Die Branche hofft auf Abschluss. Sie wirbt mit gesunkenen Preisen und niedrigen Emissionen.
Nach einer Unterbrechung ermittelt die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) neuerlich gegen die österreichische Pelltesbranche, der sie mögliche illegale Preisabsprachen zu Last legt. Das bestätigte der Geschäftsführer des Verbands Propellets Austria, Christian Rakos, am 21. März in Wien. Rakos zufolge wies der Oberste Gerichtshof (OHG) die Einsprüche von Mitgliedsunternehmen gegen Hausdurchsuchungen ab. Er begrüßt nach eigenen Angaben die nunmehrige Fortsetzung der Ermittlungen: „Wir sind daran interessiert, dass diese bald abgeschlossen werden.“ Rakos zufolge gab es „definitiv keine Preisabsprachen.“ Im fraglichen Zeitraum, also im Wesentlichen im Sommer und Frühherbst 2022, seien die Preise in Österreich stets niedriger gewesen als im Ausland. In Italien etwa wurden laut Rakos bis zu 1.000 Euro pro Tonne verlangt, in Frankreich rund 900 Euro, in Deutschland knapp 800 Euro, in Österreich dagegen maximal 634 Euro.

Für den massiven Preisanstieg von Frühjahr bis Herbst 2022 waren laut Rakos zwei Gründe maßgeblich. Erstens lagerten etliche Kunden aufgrund der Unsicherheiten auf den Energiemärkten erheblich größere Mengen an Pellets zu einem deutlich früheren Zeitpunkt als üblich ein. Zweitens entfielen wegen der Sanktionen der EU gegen Russland und Belarus Möglichkeiten, Pellets bei Zwischenhändlern in Deutschland und der Tschechischen Republik einzukaufen. Ein Nachfrageüberhang traf somit auf einen Angebotsengpass – mit den bekannten Folgen. Überdies wäre Rakos zufolge bei Preisabsprachen zu erwarten, dass die Lieferanten weitgehend angeglichene Preise verrechnen. Tatsächlich waren die Preisunterschiede seiner Darstellung nach „noch nie so hoch wie im Sommer und Herbst 2022.“ Im Durchschnitt lagen die Preisdifferenzen zwischen dem teuersten und dem billigsten Anbieter bei etwa 60 Euro. „Was wäre das für eine Absprache gewesen? Da müssten wir ja Trottel sein“, scherzte Rakos gegenüber der Redaktion.

Mittlerweile sind die Pelletspreise laut Rakos ohnehin wieder deutlich gesunken. Zuletzt lagen sie bei 366 Euro pro Tonne. Gegenüber dem Stand vom Oktober 2022 bedeute dies einen Rückgang um rund 42,3 Prozent. Bei der Wärmeerzeugung kämen die Endverbraucher bei Nutzung von Pellets derzeit auf rund 7,47 Ct/kWh. Dem gegenüber schlage 1 kWh Wärme aus Heizöl mit 12,23 Cent zu Buche, bei Erdgas seien es 16,49 Cent, bei Strom sogar rund 34,0 Cent.

Fragliche Klimaneutralität

Im Vorteil sieht Rakos den von ihm vertretenen Brennstoff auch hinsichtlich der CO2-Bilanz. Insgesamt fielen bei der Erzeugung von 4.800 kWh Wärme mit lose gelieferten Pellets aus österreichischer Produktion rund 28 Kilogramm CO2 an, bei in Säcken verfüllter Ware seien es 31 Kilogramm, bei lose bereitgestellter Importware 71 Kilogramm. Heizöl dagegen schlage mit 1.469 Kilogramm CO2 zu Buche, also mit bis zu 98 Prozent mehr. Rakos berief sich dabei auf eine Studie, die das Institut für Bioenergie (BEA) in Wien im Auftrag vor Propellets Austria erstellte. In der Studie wird das Heizen mit Pellets als klimaneutral erachtet, weil der Rohstoff Holz nachwächst und damit wiederum CO2 bindet. Laut Rakos wachsen in Österreich täglich im Jahresdurchschnitt rund 80.000 Kubikmeter Holz nach. Diese Menge könne daher ohne zusätzlichen CO2-Eintrag in die Atmosphäre verheizt werden.

Jedoch wird die „Klimaneutralität“ der energetischen Nutzung von Holz nicht zuletzt seitens der EU-Kommission bezweifelt. Rakos räumte auf Nachfrage ein, dass bei der Erzeugung von 1 kWh Wärme mittels Pellets rund 349 Gramm CO2 entstehen, bei ihrer Erzeugung mittels Heizöl aber nur etwa 250 Gramm. Begründen lässt sich dies laut Rakos mit dem höheren Wasserstoffgehalt von Heizöl. Doch dergleichen Rechnungen sind ihm zufolge nicht sinnvoll: Beim für Pellets genutzten Holz handle es sich um Nebenprodukte der Sägeindustrie, für die es keine andere Verwendung gebe. Und verrotteten diese, werde selbstverständlich auch CO2 frei, aber ohne jeglichen Nutzen.

Neue Werke im Kommen

Die Pelletsbranche geht jedenfalls von einer steigenden Nachfrage nach ihren Produkten aus, konstatierte Rakos. Deshalb errichte sie heuer und 2024 um etwa 250 Millionen Euro insgesamt elf neue Pelletswerke mit einer Kapazität von rund 643.000 Tonnen pro Jahr. Insgesamt könnten in Österreich somit ab kommendem Jahr bis zu 2,4 Millionen Tonnen Pellets erzeugt werden. Das genüge, um selbst einen deutlichen Mehrbedarf zu decken. Wünschenswert sei freilich mehr Unterstützung durch die Politik, ergänzte Rakos.

Dienstag, 21.03.2023, 15:23 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Holz - Österreichs Pelletsverband sieht
Quelle: Pixabay / moses
Holz
Österreichs Pelletsverband sieht "definitiv keine Preisabsprachen"
Nach Abweisung von Einsprüchen ermittelt Österreichs Bundeswettbewerbsbehörde weiter. Die Branche hofft auf Abschluss. Sie wirbt mit gesunkenen Preisen und niedrigen Emissionen.
Nach einer Unterbrechung ermittelt die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) neuerlich gegen die österreichische Pelltesbranche, der sie mögliche illegale Preisabsprachen zu Last legt. Das bestätigte der Geschäftsführer des Verbands Propellets Austria, Christian Rakos, am 21. März in Wien. Rakos zufolge wies der Oberste Gerichtshof (OHG) die Einsprüche von Mitgliedsunternehmen gegen Hausdurchsuchungen ab. Er begrüßt nach eigenen Angaben die nunmehrige Fortsetzung der Ermittlungen: „Wir sind daran interessiert, dass diese bald abgeschlossen werden.“ Rakos zufolge gab es „definitiv keine Preisabsprachen.“ Im fraglichen Zeitraum, also im Wesentlichen im Sommer und Frühherbst 2022, seien die Preise in Österreich stets niedriger gewesen als im Ausland. In Italien etwa wurden laut Rakos bis zu 1.000 Euro pro Tonne verlangt, in Frankreich rund 900 Euro, in Deutschland knapp 800 Euro, in Österreich dagegen maximal 634 Euro.

Für den massiven Preisanstieg von Frühjahr bis Herbst 2022 waren laut Rakos zwei Gründe maßgeblich. Erstens lagerten etliche Kunden aufgrund der Unsicherheiten auf den Energiemärkten erheblich größere Mengen an Pellets zu einem deutlich früheren Zeitpunkt als üblich ein. Zweitens entfielen wegen der Sanktionen der EU gegen Russland und Belarus Möglichkeiten, Pellets bei Zwischenhändlern in Deutschland und der Tschechischen Republik einzukaufen. Ein Nachfrageüberhang traf somit auf einen Angebotsengpass – mit den bekannten Folgen. Überdies wäre Rakos zufolge bei Preisabsprachen zu erwarten, dass die Lieferanten weitgehend angeglichene Preise verrechnen. Tatsächlich waren die Preisunterschiede seiner Darstellung nach „noch nie so hoch wie im Sommer und Herbst 2022.“ Im Durchschnitt lagen die Preisdifferenzen zwischen dem teuersten und dem billigsten Anbieter bei etwa 60 Euro. „Was wäre das für eine Absprache gewesen? Da müssten wir ja Trottel sein“, scherzte Rakos gegenüber der Redaktion.

Mittlerweile sind die Pelletspreise laut Rakos ohnehin wieder deutlich gesunken. Zuletzt lagen sie bei 366 Euro pro Tonne. Gegenüber dem Stand vom Oktober 2022 bedeute dies einen Rückgang um rund 42,3 Prozent. Bei der Wärmeerzeugung kämen die Endverbraucher bei Nutzung von Pellets derzeit auf rund 7,47 Ct/kWh. Dem gegenüber schlage 1 kWh Wärme aus Heizöl mit 12,23 Cent zu Buche, bei Erdgas seien es 16,49 Cent, bei Strom sogar rund 34,0 Cent.

Fragliche Klimaneutralität

Im Vorteil sieht Rakos den von ihm vertretenen Brennstoff auch hinsichtlich der CO2-Bilanz. Insgesamt fielen bei der Erzeugung von 4.800 kWh Wärme mit lose gelieferten Pellets aus österreichischer Produktion rund 28 Kilogramm CO2 an, bei in Säcken verfüllter Ware seien es 31 Kilogramm, bei lose bereitgestellter Importware 71 Kilogramm. Heizöl dagegen schlage mit 1.469 Kilogramm CO2 zu Buche, also mit bis zu 98 Prozent mehr. Rakos berief sich dabei auf eine Studie, die das Institut für Bioenergie (BEA) in Wien im Auftrag vor Propellets Austria erstellte. In der Studie wird das Heizen mit Pellets als klimaneutral erachtet, weil der Rohstoff Holz nachwächst und damit wiederum CO2 bindet. Laut Rakos wachsen in Österreich täglich im Jahresdurchschnitt rund 80.000 Kubikmeter Holz nach. Diese Menge könne daher ohne zusätzlichen CO2-Eintrag in die Atmosphäre verheizt werden.

Jedoch wird die „Klimaneutralität“ der energetischen Nutzung von Holz nicht zuletzt seitens der EU-Kommission bezweifelt. Rakos räumte auf Nachfrage ein, dass bei der Erzeugung von 1 kWh Wärme mittels Pellets rund 349 Gramm CO2 entstehen, bei ihrer Erzeugung mittels Heizöl aber nur etwa 250 Gramm. Begründen lässt sich dies laut Rakos mit dem höheren Wasserstoffgehalt von Heizöl. Doch dergleichen Rechnungen sind ihm zufolge nicht sinnvoll: Beim für Pellets genutzten Holz handle es sich um Nebenprodukte der Sägeindustrie, für die es keine andere Verwendung gebe. Und verrotteten diese, werde selbstverständlich auch CO2 frei, aber ohne jeglichen Nutzen.

Neue Werke im Kommen

Die Pelletsbranche geht jedenfalls von einer steigenden Nachfrage nach ihren Produkten aus, konstatierte Rakos. Deshalb errichte sie heuer und 2024 um etwa 250 Millionen Euro insgesamt elf neue Pelletswerke mit einer Kapazität von rund 643.000 Tonnen pro Jahr. Insgesamt könnten in Österreich somit ab kommendem Jahr bis zu 2,4 Millionen Tonnen Pellets erzeugt werden. Das genüge, um selbst einen deutlichen Mehrbedarf zu decken. Wünschenswert sei freilich mehr Unterstützung durch die Politik, ergänzte Rakos.

Dienstag, 21.03.2023, 15:23 Uhr
Klaus Fischer

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