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Energie & Management > Klimaschutz - Österreichs Emissionen sinken kaum
Quelle: Fotolia / bluedesign
Klimaschutz

Österreichs Emissionen sinken kaum

Das Erreichen der österreichischen Klimaschutzziele bleibt unsicher, zeigt ein Bericht. Im Jahr 2022 sanken die Emissionen nicht zuletzt wegen des Wetters und der Energiepreise.
Die Treibhausgasemissionen in Österreich beliefen sich 2022 auf rund 72,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent - 5,0 Millionen Tonnen oder 6,4 Prozent weniger als 2021. Das zeigt eine vorläufige Berechnung des österreichischen Umweltbundesamts (UBA), die Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Günther Lichtblau, im UBA für das Thema Klimawandel zuständig, am 17. August in Wien präsentierten.

Nach wie vor nicht sichergestellt ist laut dem sogenannten Nowcast-Bericht des UBA indessen „eine nachhaltige Reduktion zur Einhaltung der Klimaschutzziele auf Basis langfristig wirksamer Klimaschutzmaßnahmen 2030 und 2040.“ Zwar lagen die Emissionen außerhalb der im Emissionshandel berücksichtigten Bereiche, also vor allem im Verkehr und bei der Raumwärme, bei insgesamt 45,9 Millionen Tonnen und damit um rund 1,5 Millionen Tonnen unter dem für 2022 geltenden Höchstwert. Doch dafür waren dem UBA zufolge „die warme Witterung und die hohen Energiepreise, bedingt durch den Ukrainekrieg“, zumindest „mitentscheidend“. Daher seien „rasch zusätzliche, konkrete und ambitionierte Maßnahmen erforderlich“, um die Klimaschutzziele zu erreichen.

E-Fuels als Nischenthema

Auf die Frage der Redaktion nach der Entwicklung der Emissionen im ersten Halbjahr 2023 konstatierte Lichtblau, er könne noch keine konkreten Zahlen nennen. Allerdings seien die Absatzmengen für Heizgas „bemerkenswert“ zurückgegangen. Auch der Verkauf an Heizöl habe sich verringert. Nur als „Nischenthema“ erachtet Lichtblau die heftig diskutierten synthetischen Kraftstoffe (E-Fuels). Es werde schwierig, auch nur die nötigen Mengen für den Luftverkehr bereitzustellen, teilte er der Redaktion mit. Eine „politische Entscheidung“ sei ferner, ob Österreich das Verbot der kommerziellen CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) aufhebt. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) sprach sich mehrfach für die Aufhebung aus.

Warmes Wetter, hohe Preise

2022 waren die Emissionen in Verkehr und Raumwärme um etwa 5,9 Prozent oder 2,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent niedriger als 2021. Begründet wird dies im Nowcast-Bericht mit dem wärmeren Wetter sowie den höheren Preisen für Treibstoffe. Die Zahl der Heizgradtage war 2022 um 13 Prozent niedriger als 2021. Aufgrund dessen sank der Heizölverbrauch um 19 Prozent, der Erdgasverbrauch in Gebäuden um 14 Prozent. In der Folge lagen die Treibhausgas-Emissionen im Sektor Gebäude um rund 16 Prozent oder 1,4 Millionen Tonnen unter denen des Jahres 2021.

Die höheren Spritpreise dämpften den Tanktourismus nach Österreich - und das wirkt sich direkt auf dessen CO2-Bilanz aus. Vor allem die Dieselpreise lagen in der Vergangenheit in Österreich meist unter denen im benachbarten Ausland. Daher tankten internationale Fuhrunternehmen und Privatleute in Grenznähe vorzugsweise in Österreich. Die Emissionen wurden aber Österreich zugerechnet. Dies entfiel 2022 weitgehend, weil die Dieselpreise in Österreich jene im Ausland zeitweise überstiegen. So ergab sich im Verkehr ein Emissionsrückgang um 4,5 Prozent oder 1,0 Millionen Tonnen.

In den Sektoren unter dem EU-Ausstoßrechtehandel, also vor allem Energiewirtschaft und energieintensive Industrie, sanken die Emissionen von 2021 auf 2022 um 7,2 Prozent oder 2,1 Millionen Tonnen. Laut dem Nowcast-Bericht ist dies vor allem auf geringere Stahlproduktion und Rohölverarbeitung sowie auf „einen generellen Rückgang in der sonstigen produzierenden Industrie“ zurückzuführen.

Energieministerin unter Kritik

Gewessler zeigte sich mit der Entwicklung höchst zufrieden. In sämtlichen Sektoren seien die Emissionen zurückgegangen. Dabei hätten auch die klimapolitischen Maßnahmen gewirkt. Freilich gebe es keinen Grund, sich zurückzulehnen: „Und wir setzen ja auch weitere Maßnahmen.“ Unter anderem verhandle die Regierung aus Grünen und ÖVP mit der oppositionellen SPÖ neuerdings wieder das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG) zum Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen.

Auch an einer Novelle des Klimaschutzgesetzes werde gearbeitet. Das bisherige Gesetz ist seit Ende 2020 wirkungslos, weil die dort festgeschriebenen Sektorziele ausgelaufen sind. Überdies laufe noch bis Ende August die Konsultation zum Nationalen Klima- und Energieplan (NEKP), den Österreich spätestens im Juni 2024 der EU-Kommission liefern muss.

Kritik kam von der SPÖ. Ihre stellvertretende Klubchefin Julia Herr bezeichnete Gewesslers Behauptung, Österreich sei hinsichtlich der Emissionen 2022 „auf Zielpfad“ gewesen, als Schönfärberei. Nach wie vor bleibe die Ministerin „strukturelle Maßnahmen“ in der Klimapolitik schuldig.

Der Nowcast-Bericht ist auf der Website des österreichischen Umweltbundesamts verfügbar.
 

Donnerstag, 17.08.2023, 14:23 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Klimaschutz - Österreichs Emissionen sinken kaum
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Österreichs Emissionen sinken kaum
Das Erreichen der österreichischen Klimaschutzziele bleibt unsicher, zeigt ein Bericht. Im Jahr 2022 sanken die Emissionen nicht zuletzt wegen des Wetters und der Energiepreise.
Die Treibhausgasemissionen in Österreich beliefen sich 2022 auf rund 72,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent - 5,0 Millionen Tonnen oder 6,4 Prozent weniger als 2021. Das zeigt eine vorläufige Berechnung des österreichischen Umweltbundesamts (UBA), die Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Günther Lichtblau, im UBA für das Thema Klimawandel zuständig, am 17. August in Wien präsentierten.

Nach wie vor nicht sichergestellt ist laut dem sogenannten Nowcast-Bericht des UBA indessen „eine nachhaltige Reduktion zur Einhaltung der Klimaschutzziele auf Basis langfristig wirksamer Klimaschutzmaßnahmen 2030 und 2040.“ Zwar lagen die Emissionen außerhalb der im Emissionshandel berücksichtigten Bereiche, also vor allem im Verkehr und bei der Raumwärme, bei insgesamt 45,9 Millionen Tonnen und damit um rund 1,5 Millionen Tonnen unter dem für 2022 geltenden Höchstwert. Doch dafür waren dem UBA zufolge „die warme Witterung und die hohen Energiepreise, bedingt durch den Ukrainekrieg“, zumindest „mitentscheidend“. Daher seien „rasch zusätzliche, konkrete und ambitionierte Maßnahmen erforderlich“, um die Klimaschutzziele zu erreichen.

E-Fuels als Nischenthema

Auf die Frage der Redaktion nach der Entwicklung der Emissionen im ersten Halbjahr 2023 konstatierte Lichtblau, er könne noch keine konkreten Zahlen nennen. Allerdings seien die Absatzmengen für Heizgas „bemerkenswert“ zurückgegangen. Auch der Verkauf an Heizöl habe sich verringert. Nur als „Nischenthema“ erachtet Lichtblau die heftig diskutierten synthetischen Kraftstoffe (E-Fuels). Es werde schwierig, auch nur die nötigen Mengen für den Luftverkehr bereitzustellen, teilte er der Redaktion mit. Eine „politische Entscheidung“ sei ferner, ob Österreich das Verbot der kommerziellen CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) aufhebt. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) sprach sich mehrfach für die Aufhebung aus.

Warmes Wetter, hohe Preise

2022 waren die Emissionen in Verkehr und Raumwärme um etwa 5,9 Prozent oder 2,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent niedriger als 2021. Begründet wird dies im Nowcast-Bericht mit dem wärmeren Wetter sowie den höheren Preisen für Treibstoffe. Die Zahl der Heizgradtage war 2022 um 13 Prozent niedriger als 2021. Aufgrund dessen sank der Heizölverbrauch um 19 Prozent, der Erdgasverbrauch in Gebäuden um 14 Prozent. In der Folge lagen die Treibhausgas-Emissionen im Sektor Gebäude um rund 16 Prozent oder 1,4 Millionen Tonnen unter denen des Jahres 2021.

Die höheren Spritpreise dämpften den Tanktourismus nach Österreich - und das wirkt sich direkt auf dessen CO2-Bilanz aus. Vor allem die Dieselpreise lagen in der Vergangenheit in Österreich meist unter denen im benachbarten Ausland. Daher tankten internationale Fuhrunternehmen und Privatleute in Grenznähe vorzugsweise in Österreich. Die Emissionen wurden aber Österreich zugerechnet. Dies entfiel 2022 weitgehend, weil die Dieselpreise in Österreich jene im Ausland zeitweise überstiegen. So ergab sich im Verkehr ein Emissionsrückgang um 4,5 Prozent oder 1,0 Millionen Tonnen.

In den Sektoren unter dem EU-Ausstoßrechtehandel, also vor allem Energiewirtschaft und energieintensive Industrie, sanken die Emissionen von 2021 auf 2022 um 7,2 Prozent oder 2,1 Millionen Tonnen. Laut dem Nowcast-Bericht ist dies vor allem auf geringere Stahlproduktion und Rohölverarbeitung sowie auf „einen generellen Rückgang in der sonstigen produzierenden Industrie“ zurückzuführen.

Energieministerin unter Kritik

Gewessler zeigte sich mit der Entwicklung höchst zufrieden. In sämtlichen Sektoren seien die Emissionen zurückgegangen. Dabei hätten auch die klimapolitischen Maßnahmen gewirkt. Freilich gebe es keinen Grund, sich zurückzulehnen: „Und wir setzen ja auch weitere Maßnahmen.“ Unter anderem verhandle die Regierung aus Grünen und ÖVP mit der oppositionellen SPÖ neuerdings wieder das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG) zum Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen.

Auch an einer Novelle des Klimaschutzgesetzes werde gearbeitet. Das bisherige Gesetz ist seit Ende 2020 wirkungslos, weil die dort festgeschriebenen Sektorziele ausgelaufen sind. Überdies laufe noch bis Ende August die Konsultation zum Nationalen Klima- und Energieplan (NEKP), den Österreich spätestens im Juni 2024 der EU-Kommission liefern muss.

Kritik kam von der SPÖ. Ihre stellvertretende Klubchefin Julia Herr bezeichnete Gewesslers Behauptung, Österreich sei hinsichtlich der Emissionen 2022 „auf Zielpfad“ gewesen, als Schönfärberei. Nach wie vor bleibe die Ministerin „strukturelle Maßnahmen“ in der Klimapolitik schuldig.

Der Nowcast-Bericht ist auf der Website des österreichischen Umweltbundesamts verfügbar.
 

Donnerstag, 17.08.2023, 14:23 Uhr
Klaus Fischer

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